Volltext Seite (XML)
Hl Glaube schon hier Ersatz zu finden hoffte für die vielen Leiden, durch die sie ihr finstere- Geschick ge führt. » Dienstboten-Angelegenheit. Die öffentliche Aufmerksamkeit wurde in letzterer Zeit mehrfach auf den moralischen Zustand unserer Dienstboten hingelenkt, und man hat in dieser Be ziehung besonders in unserem Dresden nicht immer die erfreulichsten Bemerkungen gemacht. Ich bin der Ueberzeugung, daß man mit eben so viel Recht über das Betragen mancher Herrschaft klagen kann und daß von diesen überhaupt am mehrsten für die Ver edelung der Dienenden durch Wbrt und Thar, sowie durch gutes Beispiel, gethan werden könne; hingegen ist nicht zu leugnen, daß besonders dem weiblichen Theile der Dienstboten in einer großen Stadt nur allzuviel Gelegenheit gegeben wird, von dem rechten Pfade ab zuweichen. Die Anfänge sind klein und kgum be merkbar; aber mit der Zeit schließt das vollendete La ster die Gefallenen in seine Arme. Als eine der wichtigsten Ursachen dieses beklagenS- werthen Zustandes ist besonders das Aufliegen der dienstlosen Mädchen bei Mittelspersonen, welche sich damit beschäftigen, dieselben gegen Vergütung zu beher bergen und zu beköstigen, anzusehen; hier fehlt noch im mer die nöthige polizeiliche Controls; ja sie scheint nicht nur sehr erschwert', sondern fällt fast unmöglich, so lange es solche Schlupfwinkel gibt. Der aus sti mm Dienste entlassene Dienstbote unterläßt nämlich meistentheils, sich bei der Behörde zu melden, weit er schon weiß, daß er eine Aufenthaltskarte nur auf eine bestimmte möglichst kurze Zeit erhält. Nicht nur daß die Dienstmädchen auch bei einer erträglichen Herr schaft weit leichter den Dienst aussagen, wenn sie wissen, po sie ausgenommen werden, sondern in die sen Zwischenräumen wird gar öfters auch in dem zeither ordentlichen und soliden Mädchen der Grund zu einem leichtsinnigen Lebenswandel gelegt. Die Lange weile, die Mutter von so vielem Bösen, verfehlt auch hier ihre nachtheilige Wirkung nicht ; gewöhnlich wer den in solchen Aufenthaltsorten Bekanntschaften mit männlichen Personen angeknüpft und unterhalten, man sicht sich in seinen Vergnügungen weder durch Zeit, noch durch Aufsicht beschränkt und gewöhnt sich dabei an eine Lebensweise, welche bei keiner soliden Dienst herrschaft geduldet werden kann. Unterdessen ist das etwa ersparte Lohn aufgezehrt; doch die Witthsleute borgen, und so lebt man noch einige Zeit dem 6olee Lr mente, bis es schwer wird, umzukehren, und man am Ende vorzieht, sich den künftigen Lebensunterhalt auf eine leichtere und angenehmere Weise zu verdie nen, als dieß in einem ordentlichen Dienste geschehen kann. Tritt ein solches Mädchen ja wieder bei ei ner Herrschaft ein, so bleibt sie Denjenigen» welche sie beherbergten, immer verbindlich, und nur. zu ost wird das Eigenthum der Herrschaft (Lebensmittel, Holz, Kohlen rc.) dazu benutzt, um die Ersteren zu entschä digen. Nimmt man an, daß gegenwärtig gegen 800 mit Aufenthaltskarten versehene Dienstboten ln Dres den sich befinden und rechnet man diejenigen hinzu, welche sich nicht bei der Polizei angemeldet haben, so wächst die Zahl des dienstlosen Gesinde- zu einer nicht unbedeutenden Höhe an, und eS läßt sich nicht ohne Grund vermuthen, daß sich unter dieser Masse eine nicht geringe Anzahl befinde, denen an einem beständigen Dienste wenig oder gar nicht- gelegen und welche die Dieustscheine und Aufenthaltskarten nur , zum Deckmantel ihres leichtfertigen Wandels benutzen. -. Unter diesen Umständen verdient die Errichtung einer Gesindeherberge, wie man sie bereit- in Wien, Hamburg, Frankfurt a. M. und mehren gro ßen Städten seit Jahren findet, unsere volle Beacht ung, und da, wie man vernimmt, ein derartige-Un ternehmen auch bei uns beabsichtigt wird, so ist,dem- selbeü von Seiten der höchsten Behörden die »mög lichste Förderung und Unterstützung zu wünschen. In einer solchen, unter polizeilicher Controle stehenden An stalt werden die Dienstboten während ihrer Dienst- losigkeit gegen eine durch Taxe geregelte möglichst bil lige Entschädigung verpflegt und wo möglich auch zweckmäßig beschäftigt; der eidlich - verpflichtete Vor steher oder Herbergsvater sorgt zugleich, und zwar mög lichst bald, für rin Unterkommen, während die Herr schaften dort die beßte Gelegenheit finvdn, sich ord nungliebende Dienstboten zu verschaffen. Der Haupt-. . vortheil, welcher aber durch eine solche Einrichtung ermöglicht wird, ist die erleichterte Ueberwachung des dienstlosen Gesindes von Seiten der Polizeibehörde; jene Schlupfwinkel werden sich vermindern oder ganz aufhören, und die treuen, ordnungliebenden Dienstboten, deren es, Gott sei Dank, noch immer viele gibt, werden weniger Noth haben, ein gutes Unterkommen zu finden, wenn eine nicht unbedeutende Anzahl leicht sinniger Concurrenten zum Thore hinausgebracht wore den ist. Der Gegenstand ist zu wichtig, als daß er sich in vorstehenden Zeilen genügend erörtern ließe, und ich begnüge mich damit, hie Aufmerksamkeit de- Pu- blicumS auf denselben hiermit hinzulenken, während ich mir Vorbehalte, auf das eben erwähnte Project zu sei ner Zeit wieder zurückzukommen und dieses höchst zweck mäßige und wünschenswerthe Unternehmen ausführli cher zu beleuchten und zu besprechen. — t—. Buntes aus Dresden.. Die Sächsische Rentenversicherungs-Anstalt, deren Gründung schon seit längerer Zeit von einem Kreise geachteter Männer unter Leitung Sr. Excellenz des Herrn StaatSministerS von Lindenau vorbereitet wurde, ist nun als in's Leben getreten zu bettachten, da die - allerhöchste Confirmation der Statuten erfolgt und die Ausgabe dersrlbm bereit- begonnen hat. Die Ein richtung dieses Instituts ist so praktisch und enthält im Vergleiche mit anderen ausländischen derartigen Anstalten so viele reelle Vorzüge, daß sich eine recht zahlreiche Theilnahme de- Publicum- mit voller Ge-