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"" - V- ' - -- -- l . ^ , ... - , .^1- Nr. IS - 5. Achrga,,. i! Smaabeiid, 24. Jam« ISA. laStbote. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und Umgegend besonders für die «»rette: Atcheomitz, Attmders, BeroSdors, Bema EberSdorf. Furch, Sadlaq, «lisa, Helter-dorf, Hilbersdorf,«appel, NmftM, Schöam Die Abonnenten erhalt« mit He« Anzeiger allwöchentlich L Unterhaltungs-Blätter, sowie da» 8seitige, reich» illustrirt« humoristische ie», vierteljährl. IVO Pf. (Zntr. 40 Bf.), mouatl. VO Pf. (Zutr. 1k Pf.), «eh«e» an die BerlagSexpeditio» und Ausgabestelle» iuEhemuitz und obig« Voran«. Außerhalb dieser Orte lann der Anzeiger nur bei den Postanstalteu — PostzeitnugS-PreiSliste fürs 1885 Nr. 1114 — bestellt werde». 3» Oesterreich-Ungem ist der Lhemnitzer Anzeiger zum Abouuementspreise von vierteljährlich 1 Gulden 41 Kr., monatlich 47 Kr. (exkl. Agiozuschlag) durch die Postanstalteu zu beziehen. Anzeiger-Bilderbuch. Jnf-rtio«»pret«r die schmale (Ispaltige) KorpuSzeile oder deren Raum 18 Pfennige. — — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pfennige. — Auf große Annoncen und Wiederholung« Rabatt. — Annoncen »Annahme für die nächste Nummer bi» Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag. Annoneenbestellungen von auswärts wolle »au d« JusertiouSbetrag stet» beifüg« (kleiner« Beträge in Briefmark«) je 8 Silben der gewöhnlichen Korpusschrift bilde» eiue Zeile und kost« 1k Pfennige. «erlags-Expedition: Vl-xa«d-r Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemalige- Bezirksgericht, gegenüber dem Kasiua). Bekanntmachung. Nachdem die Bedürfnisse der politischen, der Schul- und Kirchengemeinden! für da» lausende Jahr durch die Beschlüsse der bezüglichen Vemelndever- tretungen sestgestelt und auch die Einschätzungen der Beitragspflichtigen beendet worden sind, haben wir nunmehr über die diesjährige Steuerveran- lag«,, Bestimmung getroffen. Danach soll der einfache Steuersatz der Tabellen > und L des Aulagen- «gulativS »,« 23. November 1876 für Kommunanlagen 6,, Mal, „ Schulanlagm 4,. , . Kirchcnanlagen in der Parochle St. Jakobi 0,, Mal, . . „St. Johannis 1,. „ „ ,, St. Petri S„ „ „ . . St. Pauli 0,, „ „ „ »St. Nikolai 0,» „ E. . -- -- -- Schloß I,, „ »ur Erhebung gelangen. Diejenigen, welche bei de« Anschlüsse der Schulgemeinde St. Nikolai an »ie städtische Schulgemeinde steuerpflichtige Mitglieder der elfteren gewesen uud seitdem nicht »uS derselben verzogen sind, «erden zufolge 8 4 der Anschluß- Vertrags vom 15. Juli 1882 nur nach der Hälfte, als, für das laufende Jahr mit 2,. Simpla, zu den Schulanlagen vernommen. 1880 nach derieuigen Wohnung, welche er zu« Beginne der Katafteraulstell- ung inncgehabt hat. Später hierher Verzogene steuern zu derjenigen Kirchen- gemeiude, in welcher sie bei ihrem Anzuge Wohnung genommen haben. DaS Steuerkataster und di« Abgabentabelle liegen von jetzt ab für die Atgabenpflichtigen in unserer Anlagenexpedition, innere JohanniSftraß« 1 (Adler-Apotheke), 1 Treppe, zur Einsicht aus und es kann jeder Abgaben- pflichtig« daselbst bis zum 3l. Januar d. IS. von seiner Abschätzung Kennt niß nehmen. Für die Entrichtung der Anlagen sind wie schon zeither 4 ZahlungSter- mine festgesetzt und hierzu der 16. Februar, 1b. April, 1. Juli und 1. Sep tember d. IS bestimmt worden. Leleg»a««e -e» Themrritze* Anzeiger-. Vom 22. Januar. Berlin. Der Kaiser ist Vormittag» aufgestauden und verweilt in seinem Arbeitszimmer. Berlin. S. M. Brigg „Rover", 6 Geschütze, Kommandant Korv -Kapit. TvchiuS, ist am 20. Januar o. in St. Vincent (Kap Verde) eingetroffen. Paris. In dem heutigen Kabinetsrathe theilte der Kriegs- Minister die in der Armeekommission abzugebenden Erklärungen mit Der Minister steht danach in der Frage der Rekrutenaushebung in Len Hauptpunkten auf dem Boden des vorliegenden Gesetzentwurfs. Er wünscht die Festsetzung der vierjährigen Dienstdauer, vorbehälllich des einjährigen Nachlasses in der Praxi». Der KriegSminister glaubt, daß die Budgetverhältnisse es nvthwendig machen. Die Wiederherstellung des zweiten Theils des Kontingents hält er für unzulässig, sowie vorläufige Dispensationen vom Freiwilligen-Dienst; er will aber eine vorläufige und vorzeitige Entlastung nach der Prüfung und dem einjährigen Fahnendicnst. London. Die „TimeS" glaubt, das Ergebniß des gestrigen KabinetSrath» sei ein solche», daß nicht den Gegen»,rschläzen Frank reichs mit einer neuen kräftigen Politik werde begegnet werden; es habe vielmehr den Anschein, daß Gladstone eine Rückkehr seiner Politik eines englisch französischen Abkommens beabsichtige. Die „Times" spricht sich lebhaft gegen eine solche nicht energische Politik Englands aus und meint, es handle sich hier um eine Frage, in der Parlament und Volk sprechen werden. London. Der „Pall Mall Gazette" zufolge beschloß der eng lische KabinetSrath die Vorschläge Frankreichs in der egyptischen Frage als auf der BerhandlungSbasis beruhend, zu akzeptiren, unter der Bedingung, daß' keine mehrseitige Kontrole stattfinde. Anstatt der ZinSreduktion soll eine Besteuerung der KouponS eintreten. Deutschland und Rußland erhalten die Vertretung in der Schulden laste; die Befugnisse der letzteren dürfen nicht erweitert werden. England erbietet sich die Garantie einer Anleihe von 9 Millionen zu übernehmen. Melbourne. Die englische Flagge ist auf den Luifiaden, den Woodlack Huongolf und Entrecasteaux-Jnseln gehißt worden. (Weitere Telegramme stehe dritte Seite ) Die deutsche Zollpolitik. Immer entschiedener und rücksichtsloser tritt auf dem europäischen Kontingent die Tendenz zu Tage, die wirthschaftlichen Interessen zur Grundlage und Richtschnur der inneren und internationalen Staats politik zu machen. Der Umschwung, den diese Tendenz auf dem ge- fammtcn Gebiete des wirthschaftlichen Lebens hervorgerufen hat, ist ein geradezu elementarer. Die mächtige Partei de- wirthschaftlichen „Jeder helfe sich selber" ist im Lause des Jahrzehnts erheblich zusam mengeschmolzen und heute ist die Parole „Schutz der heimischen Ar beit und Produktion" zum unbestrittenen Lehrssstz geworden, dem kein Staat sich ungestraft zu entziehen vermag. Wie viel auch die wirth- fchaftlichcn Verhältnisse, die mächtige Entwicklung der landwirthschaft- lichen und industriellen Arbeit, die Ausdehnung und Vervollkommenung der Verkehrsmittel und die in Folge dessen immer lebhafter. sich ge staltende Konkurrenz zu diesem Umschwünge beigetragen haben mögen, so ist es doch unzweifelhaft, daß Fürst Bismarck ein gewaltiger För derer des Schutzzollsystems in ganz Eurepa geworden ist. Seine, »eine Rücksichten kennende Energie, seine von dem einmal als richtig erkannten Gedanken rasch zur praktischen Ausführung drängende Jni- tiative ist e» gewesen, welche es mit sich gebracht hat, daß nunmehr aus de« europäischen Festlande der Schutzzoll zur fast ausnahms losen Anerkennung und praktischen Anwendung gekommen ist. — Der Es werden zwar «nlagenzettel auSgesendet, «S ist aber gemäß 8 42 des Aulagenregulativs die Berbindlichkeit der Anlagenv süchtigen zur Zahlung von dem Empfange eines solchen Zettels nicht «dhängig. Der Anfang der I4tägigen Frist, innerhalb welcher Reklamationen wider die Einschätzung anzubringen sind, wird demnächst noch besonders bekannt gemacht werden. Chemnitz, am 22. Januar 1885. Der Rath der Stadt Lhemnitz. Vetters, Bürgermeister. Sühnel. Bekanntmachung. Die Abwesenheit-Vormundschaft über den Schmied Hugo Alexander Made auS Oberneuschönberg ist wieder aufgehoben worden. Chemnitz, am 17. Januar 1885. Königliches Amtsgericht, «bth. L. vraupner- Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht» wurde heute auf Kostüm 2783 die am 1. Januar 1885 errichtete Firma Sebr. Flieg« in Chemnitz (Kastanienstraße Nr. 4V) eingetragen u»d zugleich verlautbart, daß der Kaufmann Herr Julius Ott» Fliege und der Ingenieur Herr Wilhelm Adolf Eduard Fliege daselbst, Besitzer eine- Strickmaschinm- fabrikationsgeschäfteS, Inhaber der Firma sind. Lhemnitz, am 21. Januar 1885. Königlicher Amtsgericht, Abtheiluug L. Nohr- Tr. Bekanntmachung. Die Anfertigung uud Lieferung der im Laufe diese- Jahres erforderlichen Formulare soll durch Submission vergeben werden. Hierauf Reslektirende wollen ihre Angebote bis zu« 7. Februar d. I. bei der Unterzeichneten Verwaltung einreichen, woselbst auch Probeformulare zur Einsicht offen liegen. Lhemnitz, den 22. Januar 1885. Die Stadtbauverwaltung. Hechler, Stadtdaurath. T. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten A«ttsgertcht» wurde heute auf Folium 2734 die am lS. Januar 1885 errichtete Firma Deutsches Schmelztiegelwerk Lhemnitz Schöps « Ballenberger in Lbemnitz (Uferstraße Nr. 1) eingetragen «nd zugleich verlautbart, daß die Fabrikanten Herr Lorenz Schöps und Herr Leonhard Ballenberger daselbst Inhaber dar Firma sind Chemnitz, am 2l. Januar t885. t Königliches Amtsgericht, Abtheilung L. Nohr- Tr. Bekanntmachung. Aus dem Nachlasse des am 23. Januar 1851 hlerselbst verstorbenen Stadtältesten Herrn Ernst Moritz Müller ist letztwilliger Verfügung gemäß dem Stadtkrankenhaus« ein Legat in Höhe von 846S Mark zugeflvffen, wovon die Zinsen zum Besten unbemittelter Chemnitzer Einwohner gebildeten Stande-, vorzugsweise aus der Verwandtschaft des Stifter-, in Ermangelung solcher aber fttr andere unbemittelte Kranke aus hiesiger Stadt »erwendet «erden sollen. An Diejenigen, welche hiernach Anspruch auf dies« Zinsen zum Zwecke der Heilung erheben zu könne» vermeinen, ergeht daher hierdurch die Auf forderung, sich entweder bei dem unterzeichnet«» Vorstände »der bei de« Rath der Stadt Lhemnitz zu melden. Chemnitz, am 22. Januar 1S»5. Der Barstand des Krankenhauses. Emil Jahn. S. Im Handelsregister für den Landbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht» wurde heute auf Folium 84 l die a« l. August 1884 errichtete Firma Lohse L Reuther in Schönau eingetragen und zugleich »erlautbart, daß die Fabrikanten Herr Friedrich Otto Lohse und Herr Friedrich Ott» Reuther daselbst, Besitzer eine- StrtckmaschinengeschästS, Inhaber der Firma sind. Lhemnitz, am 21. Januar 1885. Königliche- Amtsgericht, Adtheilung S. ^ Reichskanzler ist nunmehr auf dem von ihm «ingeschlageneu Wege einen Schritt weiter gegangen. WaS er kürzlich in der Unterredung über die Kolonialpolitik angekündigt, hat er rascher, als «an ver- muthete, verwirklicht, indem er dem BundeSrathe eine Vorlage unter breitete, welche die Erhöhung der wichtigsten Getreidezölle, sowie einer Reihe von Jndustriezöllen zum Gegenstände hat und welche er vor aussichtlich sowohl im BundeSrathe als auch im Reichstage mit der ihm zu Gebote stehenden Energie vertheidigen und wahrscheinlich auch durchsetzen wird Man muß gestehen, daß der vom Reichskanzler zur Einbringung seiner Vorlage gewählte Moment ein für die Verwirk lichung seines BoruehmenS nicht ungünstiger ist. Wenn man die allgemeine Lage der Landwirthschaft in'S Auge faßt, so muß manzu geben, daß sie einen harten Kampf um ihr Leben kämpft. Hat schon die großartige Entwicklung, welche die Industrie durch die Fortschritte der technischen Wissenschaft, durch die mächtige Beihilfe der Kapitals vereinigung genommen hat, die Lage der Landwirthschaft erschwert, so hat der schwierige Zustand, an welchem einige der bedeutendsten Zweige der landwirthschastlichen Schöpfungen seit längerer Zeit leiden, die Aufmerksamkeit in erhöhtem Maße auf diesen so wichtigen Faktor des staatlichen Wirihschaftsleben« gelenkt. Zudem hat die Absicht der Re gierung und des Parlaments in Frankreich, die AgrarMe zu erhöhen, bei uu« einige Gereiztheit hervorgerufen und so den Plänen de» Reichs- kanzlerS wesentlichen Vorschub geleistet. Fürst Bismarck wird also zweifellos im Reichstage eine starke Partei finden, welche seiner neuesten Vorlage ihre Unterstützung leihen dürste. Der Ruf der Landwirth schaft nach staatlichem Schutz ihrer Produltion und der Berwerthung ihrer Produkte ist gewiß ein begreiflicher. Etwa» Andere» aber ist die Fraze, ob die geplanten Erhöhungen der Agrarzölle lediglich dem wirthschaftlichen Zwecke dienen. Die deutlichste Antwort auf diese Frage giebt wohl Frankreich, wo kein Hehl daran» gemacht wird, daß die Erhöhung der Vieh- und Getreidezölle den Zweck hat, der Regierung anläßlich der bevorstehenden allgemeinen Wahlen die Masse der landwirthschastlichen Bevölkerung zu gewinnen. Freilich hat sie bisher nichts Andere» erzielt als die allgemeine Unzufriedenheit. Nicht nur im Lager der Freihändler, auch in landwirthschastlichen Kreisen regt sich eine immer lebhafter sich gestaltende Agitation gegen die Ab sicht der Regierung. WaS die Novelle de» Fürsten Bismarck zum Zolltarife betrifft' so zeigt ihr Inhalt, daß sie viel umfangreicher ist, als man ursprüng lich voraussetzte. Sie enthält eine Reihe von Erhöhungen bei den Jndustriezöllen, die Folie der Novelle aber bildet die sehr erhebliche, Hinaufsetzung der Getreidezölle. So weit eS sich um die Jndustrie- zölle handelt, so ist die Erhöhung derselben fast ausnahmslos gegen! England und Frankreich gerichtet. Anders verhält es sich mit den Getreidezöllen. Nach den uns vorliegenden statistischen Ausweisen, über die Einfuhr in der Zeit »om 1. Januar bis Ende November li-84 ergiebt sich, daß die Gesammteinfuhr betrug: In Weizen 120,4, Millionen Mark, in Roggen 136,8 Millionen Mark, in Gerste 63 ^ Millionen Mark, in Mais 21,6 Millionen Mark, in Hafer 45,2! Millionen Mark, in Mehl 13 Millionen Mark, zusammen rund 400 Millionen Mark. Hiervon entfielen auf Rußland: In Weizen S0,4, > in Roggen 92.8, in Gerste 14,4, in Mais 0,4, in Hafer 35 Millionen Mark, zusammen daher 283 Millionen Mark. Diese Ziffern ergeben, daß Rußland mit mehr als der Hälfte an der deutschen Getreide- Einfuhr theilnahm. Durch die Erhöhung der deutschen Agrarzölle wird also von den europäischen Staaten in erster Linie und am em pfindlichsten Rußland in Mitleidenschaft gezogen. Fürst Bismarck ist der Ansicht, daß di« deutsche Landwirthschaft der hohen Getreidezölle nicht entrathen könne; er ist der Ansicht, mit diesen allein der deutschen Landwirthschaft jene Entwickelung sichern zu könne», welche sie fähig macht, ihre Produkte entsprechender zu verwerthen, welche sie in die Lage setzen wird, den ganzen Bedarf de» deutsche« Reiche» an Brodfrüchte» zu decken. Ob indessen in dieser Zollerhöhung allein das Mittel gegeben ist, welche» die schlimme Lage der Landwirth« zu beseitigen im Staude ist, wird erst die Zukunft endgültig entscheid«. Politische Rundschau. Deutsches-Reich. Reichstag. Auf der TageSordn»«g steht die erste Berathung des Postsparkassengesetzes. Abg. Ackermann bekämpft die Vorlage. Bei derselbe« käme zunächst eiue Verfassungs änderung in Bettacht, da die Sparkasse nicht unter das dem Reiche unterstellte Postwesen oder unter da» Bankwesen fiele. Die Spar» kaffen seien Vermögen-Verwaltungen, auf welche sich di« Kompetenz des Reiches nicht erstrecke. Die hohe Blüthe seine» Sparlassenwes«» verdanke Deutschland den Kommunen. Der Einwurf, daß die Kom- munalsparkasseu den heutigen Anforderungen nicht genügt«, sei unbe rechtigt, wie insbesondere die Sparkassenverhältnisse im Königreich Sachsen bewiesen. Ueberttagbarkeit der Einlagen bestehe theilweis schon, aber es werde davon kein Gebrauch gemacht. Der Hinweis auf die Postsparkassen in anderen Ländern lasse unberücksichtigt, daß dort ganz andere Verhältnisse herrschten und dort fehlte eS eben an Sparkassen. Die Verwaltung der Kommunalsparkaffeu in Sachs« sei billiger als die Verwaltungskosteu, die für die Postsparkasse« i» Aussicht genommen seien. Durch die Postsparkasse» würden die Kommunalsparkassen, namentlich die kleinen, die in letzter Zeit erfreulich zugenommen, schwer geschädigt. Am meisten aber würde der Hypo- thekarlredit geschädigt, da die Sparkasseneinlagen jetzt namentlich den kleinen lokalen Hypothekarkredit zu Gute kommen. Der von der Vor lage in Aussicht genommene Ausweg weise die kleinen Leute auf Umwege. In Kriegszeiten seien die Postsparkassen mehr gefährdet, als die Gemeindesparkassen. Die Erster« identifizire der Feind mit fiskalischem Besitz, vor den Letzteren habe er mehr Respekt. Die Ge meinden verwendeten die Sparkassenüberschüsse zu gemeinnützig« Zwecken. Was wolle das Reich damit machen? Da» Gesetz spreche nur von einem Reservefond, aber die Ansammlung eines solchen habe doch auch ihre Grenzen. Es gäbe allerdings Gegenden in Deutschland, wo das Sparkassenwesen noch wenig entwickelt sei, aber was berechtige denn dazu, zu Gunsten einzelner Gegenden bestehende, bewährte Einrichtungen zu schä digen? ES sei nicht wohlgethan, eine Menge kleine Kapitalien zu zenttali» siren, statt sie in den Händen zahlreicher Gemeinden zu belass«. Wolle man aber trotz alledem Postsparkassen für das ganze Reich, so bedürfe da» Gesetz weitgehender Abänderungen zu Gunsten der bestehenden Kassen. So z. B. Herabsetzung des Zinsfüße» von 3 Proz. auf 2'/z Proz., sowie Herabsetzung des MaximalbetragS der Einlage von 800 Mark auf 500 Mark, bezüglich 300 Mark. Abg. Kalle (nationalliberal) tritt für die Vorlage ein, die mit der sozial« Reform im Zusammenhang stehe. In England habe sich die Ein richtung trefflich bewährt. Die Geschichte unserer Sparkassen sei eiue Ehrengeschichte für unser Volk, aber es sei auf diesem Gebiete noch viel zu schaffen. Staatssekretär Stephan: Durch die Vorlage werde die Spargelegenheit sofort verfünffacht. Die Postsparkassen würd« den übrigen Sparkassen keine Konkurenz machen, da Letztere doch als Privileg höhere Zinsen und höhere Marimaleinlage hätten. Abg. Schenk (freisinnig) spricht zwar für die Vorlage, doch wird seine Befürwortung durch Bedenken überwogen. Abg. Günther Sachse« äußerte die lebhaftesten Bedenken. Die Postsparkaffe sei nicht be rechtigt, den bestehenden Kassen Konkurrenz zu machen (Beifall). E» sei ein Widerspruch in dem Moment, wo man das Großkapital be kämpfe, selbst mit der Koalirung von Kapitalien in der Hand de» Staates vorzugehen. Die Post würde geuöthigt sein, mit den Spar einlagen große Finanzoperationen zu machen und dazu die Börse z»' benutzen. Die Postsparkassen hätten sich keineswegs so glänzend be«- währt, wie man vielfach darstelle und die von den Komnnalsparkaff« nachgesagten Mängel träfen nur im Einzelnen zu. Abg. Helldorf ist für die Vorlage. Abg. Windthorst dagegen. Die Vorlage sei der erste Schritt zur Unifikation des Reiche» und zur Beseitigung der Einzelstaaten. Staatssekretär Stephan widerspricht dem. »indth«lst LZ