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Chemnitzer Auzeig er rr«d Gtadtbote. Rr. 84. Dienstag, 14. April 1885. Leit« 2 «inwirken; der Platz zog viele Händler an und zeichnete sich vor anderen indischen Städten durch gerade Linien und Reinlichkeit in den Straßen aus. Das Kantonnement steht aus dem Platze der alten Stadt, bei jedem Baue werden neue Trümmer einer einst großartigen Anlage blosgelegt. Politische Rrmdfchau. Deutsches Reich. Hinsichtlich der Frühjahr-Reisen des Kaisers sind die Dispositionen noch nicht festgestellt. Von einem Frühjahrs.Aufenthalte in Wiesbaden scheint abgesehen zu werden, da das Befinden des Kaisers ein derartiges ist, daß ein Wechsel des Klimas nicht als eine Nothwendigkeit erscheint. Weiter bestimmend für den Entschluß, in diesem Frühjahre Berlin bis zum Antritt der Eommerreiseu nicht zu verlassen, dürfte Wohl auch die Absicht der Kaiserin sein, ihre Frühjahrskur in Baden-Baden später als ge wöhnlich zu unternehmen. Im Mai wird der Kaiser bei mehreren Truppentheilen des Garde-Korps Besichtigungen abhalten. Auch hat der Kaiser den Wunsch ausgesprochen, im Herbst, ehe er sich zu den Kaiser-Manövern nach Karlsruhe und Stuttgart begiebt, einigen der größeren Truppenübungen des 3. Armee Korps in der Nähe von Wittstock beizuwohnen. — Berlin. Der braunschweigische Ministerrefident am hiesigen Hofe und Bevollmächtigter zum Bundesrath, vr. jur. Fr. August v. Liebe, ist in der Nacht von Donnerstag auf Freitag dahier plötzlich ohne voraufgegangene Krankheit am Nervenschlage gestorben. — In der Presse wird immer wieder eine Erörterung der Frage deS Baues eines neuen Dienstgebäudes für dar HauS der Abgeord neten in Berlin demnächst in Aussicht gestellt. Hieran ist kein Wort wahr, in Abgeordnetenkreisen betrachtet man nach der vorjährigen Debatte, die bekanntlich zu einer Ablehnung der sämmtlichen darauf bezüglichen Anträge führte, die ganze Angelegenheit einsteilen als erledigt. Jedenfalls ist von einem Neubau vorerst völlig abgesehen. — AuS Petersburg wird gemeldet, daß die Wahl eines Nach folgers des Grafen Orloss definitiv entschieden: Graf Paul Schu< waloff ist zum russischen Botschafter in Berlin ernannt worden. Seit 1849 Offizier, machte Schuwaloff den letzten türkischen Krieg als Stabschef der Garde mit und erhielt den Georgsorden dritter Klaffe; gegenwärtig ist er Generalleutnant und gilt als höchst Deutschfreundlich und friedliebend. — Der «Hamb. Korresp.* berichtet: Privatnachrichten zufolge brachten vier an der Küstengrcnze deS Sultanats Zanzibar ausge fetzte Boote der Korvette „Gneiseuau* das Somaliland unter deutschen Schutz. (Die Nachricht bedarf der Bestätigung.) — Eine Expedition nach Usagara soll am 21. April Berlin verlassen. Sie hat den Zweck, einen ersten kleinen Kolonistentransport nach Usagara zu bringen. An der Expedition können sich ausschließlich gesunde und energische junge Männer betheiligen, welche außer ihrem Land und den Ausrüstungskosten über ein Betriebskapital von min destens 5000 bis 6000 Mark verfügen. Es haben sich bereits Hunderte von Auswanderungslustigen gemeldet; die Zahl der Mitzuentsendenden soll indeß fünfzehn nicht überschreiten. Bei dem überaus großen Andrang muß noch einmal auf die Gefahr des Unternehmens auf merksam gemacht werden, sowie darauf, daß das Direktorium der deutsch-ostasrikanischen Gesellschaft, so sehr eS Alles thun wird, das Unternehmen zu unterstützen, irgend welche Haftbarkeit für den Erfolg derselben nicht übernimmt. Der Auswanderer muß sich darauf gefaßt machen, mindestens ein halber Jahr lang auf eigene Rechnung von Vorräthen zu leben, die zum größeren Theile aus Zanzibar hinauf zuschaffen find. Im ersten halben Jahre wird er vielleicht so viel an Mais und Bataten bauen und so viel an Vieh beschaffen können, daß zum guten Theil sein Unterhalt für das zweite Halbjahr gedeckt ist. Erst später wird er daran denken können, Kolonialprodukte zu bauen, welche eigentliche Rentabilität günstigenfalls erst nach fünf Jahren versprechen. — Die Freikonservative Fraktion des Abgeordnetenhauses tritt heut« Montag Abend in Berlin zur Berathung des Lehrerpenfions- gesetzeS zusammen. — BerlinerBörse. Die Sonnabend-Börse unterlag wiederholten und bedeutenden Schwankungen. Der Beginn zeigte eine recht ge drückte Haltung, welche mit den telegraphisch gemeldeten Auslassungen der englischen und russischen Blätter motivirt wurde. Während die Kourse an der Nachbörse von Freitag noch eine wesentliche Besserung er fahren hatten, setzten sie infolgedessen heute noch unter dem gestrigen offiziellen Schlußftaudpuukt ein. Eine ziemlich beträchtliche Ver änderung trat jedoch ein, als von London bessere Notirungen für Russe« gemeldet wurden, cs bedurfte nur weniger Minuten, um die anfänglichen Abschwächnngen zu beseitigen und die Tendenz zu einer relativ festen zu machen. Als ein dabei wesentlich bestimmendes Moment ist zu konstatiren. daß heute zum ersten Male seit dem Ausbruch der Katastrophe sich auch eine nicht unwesentliche Kauflust für russische Werthe in Kapitalistenkreiscn geltend machte. Nach ver schiedene» kleinen Schwankungen schloß die Börse fest. Oesterreich-Ungarn. Noch im Laufe dieses Monats wird der österreichische Reichsrath aufgelöst und die Neuwahlen für Ende Mai oder Anfang Juni ausgeschrieben werden. Slawischer Terroris mus und Hochdruck der Regierung arbeiten sich bei denselben zweifel los in die Hände, um den Deutschen möglichst viele Mandate zu entreißen. Namentlich wird die Grvßgrundbesitzergruppe wieder ein Objekt ministerieller Wahlexperlmente sein. Die Linke ist aus einen Verlust von 1'/,—2 Dutzend Mandaten gefaßt und wird somit nur in einer Stärke von 120—130 Mitgliedern in das Parlamentshaus zurückkebren. Aber was an Quantität abgeht, dürste an Qualität, an streng deutsch-nationalem Geiste ersetzt werden. Der offene und rücksichtslose Mannesmuth, mit dem ein Knotz auftrat, kann im nächsten Reichsrath ein zehn- bis zwanzigfach verstärktes Echo finden, welches die wachsende Entschlossenheit, den nationalen Existenzkampf siegreich zu enden, bekunden wird. Wir weisen auf das erfreuliche Symptom hin, daß Knotz gegen 1200 Sympathie- und Vertrauens- kundgebungcn von den Gemeindevertretungen deutscher Städte und Orte bis zu nationalen Vereinen in und außer Böhmen erhalten hat. Das deutet keine verzagte Stimmung an. Frankreich. Noch Meldungen Pariser Blätter hat die französische Regierung die Formation zweier Armeedivisionen in Tonkin unter dem Oberbefehl des Generals Courcy beschlossen. Eine dritte Division soll im Süden Frankreichs zum Abmarsch bereit ge halten werden, sofern dies nothwendig sein sollte. Die Regierung hofft indeß, daß die loyale Ausführung des Friedensvertrages mit China diesen Abmarsch nicht nothwendig machen werde. — In Frankreich giebt es eine Steuer auf das Tragen aus ländischer Orden, die um so praktischer ist, als sie nur die liebe Eitelkeit trifft. Von Entrichtung derselben sind nur die Militär- Personen im aktiven Dienst bis ausschließlich zum Hauptmann bezw. Schiffsleutnant aufwärts ausgenommen. Die Abgabe beträgt laut Verfügung vom 14. April 1884 für einen im Knopfloch zu tragenden Orden 100, für einen Halsordcn 150, für einen Orden mit Stern 2(0, für ein Großkrcuz oder eine en e-edarpo zu tragende Dekoration 300 Frcs. Bänder, welche mit dem Bande der Ehren legion verwechselt werten körnten, dürfen nie ohne die zugehörigen Dekorationen getragen werden; sie sind in der betreffenden Verfügung namentlich aufgcsührt. — Wir schwärmen gewiß nicht für Steuern in irgend einer Form, würden aber ganz damit einverstanden sein, wenn auch in Deutschland eine gleiche Eitelkeitssteucr eingcsührt würde. Wer ohne ein Bändchen im Knopfloch nicht existiren zu können vermeint, mag hierfür auch tüchtig zahlen! England. Ein Vertreter der „Pallmall Gazette* hatte bei der Spannung, mit welcher man der Antwort des Generals Komaroff entgegensieht, den der russischen Botschaft beigegebenen Ingenieur Lessar um eine bezügliche Auskunft gebeten; nach dieser Auskunft würde die Antwort des Generals Komaroff frühestens in 12 Tagen eintreffen können. Der „Glvbe* meint, die bis zum Einlangen von General Komaroffs Antwort verlaufene Zeit sei für Rußland eine weitere Frist, die Vorbereitungen zu einem Einfall in Afghanistan zur Reife zu bringen und empfiehlt, den Vizekönig Lord Dufferin anzuweisen, daß er ein Armeekorps nach Quettah sende, da die Zeit für blose Rüstungen vorüber sei. Die Antwort General Komaroffs werde vermuthlich eine nicht befriedigende sein, die Regierung müsse deshalb die Zwischenzeit zur schnellen Konzentrirung einer großen Armee in Beludschistan benutzen. — Die „Pallmall Gazette* hält die Aussichten für nicht so trübe, wie es scheine, hofft die Erhaltung des Friedens und bezeichnet u. A. als eine Sicherheit dafür den starken Druck, den die vereinigten finanziellen Interessen Europas zu Gunsten des Friedens ausüben würden. Die hauptsächlichste Sicherheit für Erhaltung des Friedens aber liege darin, daß der Emir von Afghanistan einem Durchmarsch englischer Truppen durch Afghanistan wiederstrebe. Nustlaud. Seit langer Zeit schon erzählen die russischen Blätter davon, daß eine russische Fabrikgesetzgebung geplant werde. Es wurde auch vor Kurzem eine „Fabrikgesetzkommission* gebildet, die bereits mehrere Sitzungen abgehalten hat. Was in denselben be- rathen worden ist, ist noch nicht bekannt geworden — viel wird es wahrscheinlich nicht gewesen sein, denn die russischen Kommissionen schlafen mehr als sie arbeiten. Mit den Reformen in Rußland ist es überhaupt eine eigene Sache. Am 18. d. M. werden cs rund gezählte zwanzig Jahre, daß das von Kaiser Alexander ll. bestätigte Statut über das Preßwesen in Gesetzeskraft treten sollte, und heute noch wartet man auf die Publizirung desselben. Inzwischen arbeiten die Zensurbehörden ruhig weiter. In den letzten Tagen konnte noch die Oberpreßverwaltung, die in diesem Jahre ihr fünfundzwanzig- jähriges Jubiläum feiert, einen Redakteur auf die Anklagebank bringen, weil er es gewagt hat, eine bibliographische Notiz in sein Blatt aufzunehmen, ohne sie erst vorher der Zensurbehörde einzu reichen I — Der Petersburger „Reichsanzeiger" veröffentlicht folgenden aus Daschzkepi vom 20. März datirteu Bericht des Generals Komaroff an den Kriegsminister: „Am l3. d. M. näherte sich unsere Truppen- abtheilung von Daschkepi unserem Ufer de» Kuschkflusses. Nahe bei der Brücke fand ich eine von den Afghanen besetzte Verschanzung. Um einem Zusammenstöße vorzubeugen, ließ ich meine Truppen eine von der Position der Afghanen 5 Werft entfernte Stellung einnehmen. Am 14. begannen die Besprechungen mit dem englischen Kapitän Gate. Als die Afghanen die Ueberzeugung gewonnen, daß wir nicht die Absicht hatten, sie anzugreifen, begannen sie von Tag zu Tag mehr sich unserem Lager zu nähern. Am 15. entsendeten sie gegen eine Kompagnie unserer Truppen, die mit der Deckung einer Re- kognoszirung beauftragt war, 3 Kompagnien sowie ein Geschütz und eine Abtheilung Kavallerie. Ihre Kühnheit und ihr Uebermuth steigerten sich zusehends. Am 16. besetzten sie eine Höhe, welche die linke Seite unseres Lagers beherrschte. Sie begannen daselbst Ver schanzungen aufzuwerfen und stellten einen Kavallerieposten im Rücken unserer Linie, sowie ein Piquet auf Gewehrschußweite von unserer Furth auf. Am 17. richtete ich an den Befehlshaber der afghanischen Truppen-Abtheilung die energische Ausforderung, daß er das linke Ufer des Kuschkflusses und das rechte User des Murghab bis zu dessen Einmündung in den Kuschkfluß bis zum Abend zu räumen habe. Ich erhielt die Antwort, daß der afgahvische Truppenbe fehlshaber nach dem Nathe der Engländer es ablehnen müsse, sich hinter den Kuschkfluß zurückzuziehen. Ich sendete demselben darauf ein zweites in freundschaftlichen Formen gehaltenes Privatschreiben unter Wiederholung meiner Aufforderung. Am 20. marschirte ich, um meinen Reklamationen Nachdruck zu geben, mit meiner Truppen- abtheilung gegen die Stellung der Afghanen, ich rechnete aus einen friedlichen Ausgang, aber das Feuer der afghanischen Artillerie und ein Angriff der Kavallerie nöthigten mich, das von ihnen angebotene Gefecht aufzunehmen, dessen Ergebnisse bekannt sind. — Das „Journal de St. Peter; bourg* sagt unter Hinweis auf die vorstehende Depesche des General Komaroff, von einem Angriffe der Russen könne darnach doch nicht mehr die Rede sein. klebrigen- habe auch die zweite Depesche LumsdenS darüber keinen Zweifel mehr gelassen; durch diese Depesche sei der englische Kapitän Gate auf das entschiedenste dementirt und General Komaroff in jeder Be- ziehung gerechtfertigt worden und cs ist dies nicht blos durch den englischen Kommissar allein geschehen, sondern auch durch Gladstone, der mit rühmenswerthem Eifer sich bemüht habe, die unfreundlichen Worte zu berichtigen, die er im Anfang an die Adresse Rußlands ge richtet habe. CheMNitz, den 13. April 1885. —* Im Meldeamt des hiesigen Polizeiamtes sind während des verflossenen Monats 77 Familien mit zusammen 229 Köpfen und 1565 meistens selbständige einzelne Personen als hier angezogen zur Anmeldung und 80 Familien mit zusammen 279 Köpfen und 1147 wiederum größtcntheils selbständige einzelne Per sonen als von hier sortgezogen zur Abmeldung gekommen. Demnach übersteigt die Abzugszahl diejenige des Anzuges um 3 Familien mit 50 Köpfen, während bezügl. der einzelnen Personen 418 mehr an- als abgezogen sind. Unter den vorerwähnten angezogenen einzelnen Personen befinden sich übrigens als nicht von hier gebürtig 77 Kaufleute, Techniker, Musiker u. s. w., 748 Gewerbsgehilfen und Fabrikarbeiter, 175 Arbeiterinnen und 244 Dienstboten; unter den fortgezogcnen Personen dagegen 162 Kaufleute, Techniker, Musiker u. s. w., 355 Gewerbsgehilfen und Fabrikarbeiter, 149 Arbeiterinnen und 178 Dienstboten. Außerdem betrug die Zahl der aus hiesigen Gasthäusern als dort übernachtet angemeldetcn Fremden 10962. Weiter sind im Monat März er. 403 Gcburts- und 322 Sterbefälle angezcigt worden, mithin 81 mehr geboren als gestorben. —* Von der hiesigen Schutzmannschaft sind im Monat März 299 Personen festgenommen und außerdem 573 Personen zur Anzeige gebracht worden. Von den festgenommenen Personen sind 73 an andere Behörden abgeliefcrt, die übrigen vom Polizeiamt in Haft behalten, bezw. bestraft oder entlassen worden. Festgenommen, bezw. angezeigt wurden u. A. wegen fahrlässiger Brandstiftung 9, Tödtung 3, Körperverletzung 2, Diebstahls 54, Betrugs 13, Unter schlagung 3, Hehlerei 2, Amtsehrenverletzung 3, Gefangenbesreiung 1, Sachbeschädigung 4, Bettelns und Landstreichens 103, verbotswidriger Rückkehr 3, Obdachlosigkeit 69, Einschleichens 21, Trunkenheit 27, ruhestörendcn Lärms und Verübung groben Unfugs 112, Verstoßes gegen die Fahrordnung 111, gegen das Meldcrcgulativ 3, gegen das Dicnstmannregulativ 2, gegen das Droschkenregulativ 8, gegen das Schlcchlhofregulativ 2. wegen Slraßenvcrunrcinigung 10, Konkubinats 32, unterlassener Anbringung von Schutzvorrichtungen 5, verbots widrigen Pserdefüllern auf den Straßen 3, Laufcnlassens der Hunde ohne Maulkorb auf den Straßen 17, Sonntagsentheiligung 53, Verkehrsstörung auf den Trottoirs und Fußwegen 15, Betretens der Anlagen 11, Stehcnlaflens der Wagen zur Nachtzeit auf den Straßen 4, auf Grund steckbrieflicher Verfolgung und öffentlicher Vorladung 13, wegen Verstoßes gegen die Gewerbeordnung 24, Düngerfahrens zur Unzeit 2, allgemeine Verkehrsstörung 13, allgemeine Angelegen heiten 57, Verstoße- gegen die Marktordnung 2 und wegen llmher- treiben- und Kampirens 14 Personen. Strafverfügungen wurden vom Polizeiamt 5>7 erlassen. Selbstmorde kamen 3 vor; Unglücks fälle mit tödtlichem AuSgang ereigneten sich nicht, kleinere Unglücks- sälle und leichte Verletzungen von Personen in Fabriken, auf Bauten und dergl. kamen hingegen 63 zur Anzeige. In das städtische Arresthaus wurden im Ganze« 314 Personen eingelicfert, darunter 26 weiblichen Geschlechts. — Wie wir nachträglich und ergänzend noch berichten wollen, empfing Herr Schulrath Eichenberg bei seinem Weggänge aus dem Schulbezirk „Chemnitz 1 und Flöha*, weitere Zeichen dankbarer Verehrung. Die Lehrerschaft Zschopau'- spendete in prächtigem Rahmen Ansichten von Zschopau und Umgebung; aus der ChemnitzerLehrerschaft empfing er als Gedenkgruß einegelreue Nachbildung von „Luthers Septemberbibel vom Jahre 15 22* in kostbarem stilvollen Einbande. — Gestern Sonntag beging der in der Chemnitzer Werk zeugmaschinenfabrik in Arbeit stehende Hobler Herr Arnold sein 25jähriges Arbeitsjubiläum. Aus diesem Anlaß wurde der stets als fleißiger und gewissenhafter Arbeiter sich zeigende Jubilar durch zahlreiche Geschenke bedacht, der beste Beweis, daß er es ver standen sich allseitige Achtung zu erwerben. — Am Sonntage war unsere „Kunsthütte* äußerst gut be sucht, namentlich waren sehr viele Fremde zu bemerken und wurde besonders von den Letzteren das Gebotine höchlich belobt und dir Räume wurden mit wirklichem Interesse durchgangen. Namentlich fanden auch die im Parterre aufgestellten Sammlungen den unge- theilten Beifall der Anwesinden, woraus zur Genüge ersehen war, daß das alte Chemnitz, unsere Stcdt im alten Gewände, noch viele Verehrer hat. — In der Fachschule der hiesigen Schneiderinnung beginnt in dieser Woche der Unterricht. Derselbe (und zwar der Fort bildung-ichulunterricht) findet Sonntags von 1—3 Uhr und der Fach unterricht Montag Abends von V.L bis '/.^8 Uhr statt und die Anmeld ungen hierzu sind eine halbe Stunde zuvor im Arbeitervereinshause, Zschopauerstraße 10, zu bewirken. —tr. Wie wir bereits in einer der letzten Nrn. unseres Blattes mitgetheilt haben, findet morgen, Dienstag, den 14. April Abends 8 Uhr in den Sälen der „Linde" das diesjährige Stiftungsfest des selbständigen Verbandsder deutschen Reichsfechtschule statt. Wir machen darauf heute noch einmal ganz besonders auf merksam, umsomehr, als das Programm des Festes (s. Inserat) die sichere Gewähr dafür leistet, daß die Festtheilnehmer sich bestens amü- siren werden. Die Vergnügen des selbständigen Verbandes der deut schen Reichssechtschule haben sich stets einer regen Thei'nahme seitens des Publikums erfreut und gewiß werden die Freunde und Gönner der Reichssechtschule auch diesmal nicht ermangeln, sich recht zahlreich einzustellen, gilt das Fest doch einem höchst idealen und guten Zweck, welcher in den nächsten Wochen durch die Eröffnung des ersten deutschen Reichswaisenhauses in Lahr praktisch in Erfüllung geht. Wer es Weiß, wie traurig es oft um die Vater- und mutterlosen Waisen bestellt ist, der wird die große Bedeutung des Projektes zu« Gründung deutscher Reichswaisenhäuser voll und ganz zu würdigen wissen und der sürden deutschen Nationalcharakterwahrhaft ehrenden Sache gern sein Scherflein beitragen. Wir wissen cS recht wohl, daß in gegenwärtiger Zeit mehr als in einer früheren die Mildthätigkeit in Anspruch genommen wird, allein es ist diese Nothwendigkeit entsprungen dem rapiden Aufschwünge, welchen unser Vaterland in den letzten 15 Jahren genommen hat. Vieles war da noch zu bessern und neu zu errichten, was durch «ine zwangsweise Erhebung von Beiträgen seitens des Staates nicht hätte geschaffen werden können und so ver hält sich dies auch mit der Gründung deutscher Reichswaisenhäuser, ein Projekt, das gleichsam einen unvergänglichen Denkstein an die Zeit bildet, zu welcher Deutschlands Größe und Macht auf's Nene entstand. Deshalb muß Jedem, der sein Vaterland liebt, daran ge legen sein, dieses Projekt sobald wie möglich verwirklicht zu sehen und daß der selbständige Verband der deutschen Reichssechtschule zu Chemnitz seine besten Kräfte daran gesetzt hat, dem gesteckten Ziele immer näher zu kommen, das wird ihm Jeder zugestehen, welcher sich für die gute Sache interessirt. — Militärkonzert. Ein dicht gefüllter Saal, ein reichhaltiges Programm und eine durchans musterhafte Ausführung desselben, diese drei Eigenschaften bilden allsonntäglich das Kennzeichen, die Signatur der Konzerte im großen Saale der „Linde* unter Direktion des Herrn Musikdirektors Pohle. Das gestrige vom Auditorium mit reichem Beifall aufgenommene Konzert brachte u. A.: Die Ouvertüre zur Oper: „Der Vampyr* von Lindpaintncr. Genannte Oper, deren schauervoller Textinhalt auch den Komponisten Marschner zu einer solchen gleichen Namens anregte, wird in Rücksicht auf die Nerven der Theaterbesucher nur selten über die Bühne gegangen sei», und dennoch enthalt sie Schönheiten, die ohne das Beiwerk der Bühnen handlung im Konzertsaal am besten zum Ausdruck kommen. „Auf den Bergen*, Fantasie für Trompete von Pohle, wurde von Hrn. Bachmann sehr gut vorgctragen und fand rauschenden Beifall. Zum ersten Mal hörte man ferner „Ouvor-turo rowanlici»«" von R. Richter. Das III. Konzert für Flöte über das Lied: „Es hat nicht sollen sein" von W. Popp ward von Herrn Hauschild musterhaft vorgetragen und die meisterlich präzis ausgeführte „Große Fantasie aus der Oper „Lohengrin* von R. Wagner* mit begeistertem Beifall ausgenommen. Ein gleich großer Applaus ward schließlich den „kriegsraketcn, patriotisches Polpourri von Conradi" zu Theil. — Großes Aufsehen, vornehmlich seitens der Chemnitzer Jugend, erregte gestern Abend kurz nach 6 Uhr das Auftreten einer ziemlich extravagant gekleideten Dame, die ihren Weg die Poststraße entlang, Johanuisplatz, Königstraße nahm. War schon die Haltung derselben eine derartige, daß sie Aufsehen erregte, so mußte ihre Kleidung auch in Städten wie Berlin auffallen. Man war beinahe versucht anzu nehmen, die Studentin Vera Samiroff aus Moser's „Salontyrolcr" habe die Bühne verlassen, um nach Schluß der Theatersaison außer halb der Bühnenräume noch eine Vorstellung zu geben. Die Dame, der die allerdings bedauerlich anwachseude Begleitung ihrer Bewun derer augenscheinlich unsagbar peinlich war, dürfte nicht die besten Eindrücke von Chemnitz mit hinwcggenommen haben. — Im Laufe dieses Jahres ist von den Mitgliedern des Sächsischen Landtages ein Drittel neuzuwählen. Es scheiden aus 18 Konservative, 4 Nationalliberale, 7 Dcutschfreisinnige und 2 Sozialdemokraten, in Summa 37 Abgeordnete. Nach ihrer jetzigen Zusammensetzung besteht die zweite Kammer des Sächsischen Landtages aus 50 Konservativen, 19 Deutschfreisinnigen, 7 National- liberalen und 4 Sozialdemokraten. — Wahrhaft großartig ist die Entfaltung der bimetallistischen Bewegung (Verlangen nach Doppel-Münz Währung) bei uns in Sachsen. Bis jetzt sind bereits 1006 Petitionen von Vereinen mit 70 000 Mitgliedern gegen die Goldwährung unterzeichnet. Jnsgesamwt hat der „Deutsche Verein für internationale Doppelwährung* bisher 185 Petitionen von ausschließlich landwirthschaftlichen Vereinen über reicht. — Dresden. Die Generalversammlung des Konservativen Land esvereins für das Königreich Sachsen, welche am Donnerstag im königlichen Belvedöre auf der Brühl'schen Terrasse stattfand, war