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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 11.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188504119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18850411
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18850411
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-04
- Tag 1885-04-11
-
Monat
1885-04
-
Jahr
1885
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 11.04.1885
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WlWWWWWWWW» «he«»itzer Auzeiger »«d Ttadtbole. N». 8». Sonnabend, 11. April 1888. Seit, 2 Ml! ließ sich später aber freiwillig zum Heere asientiren. Vor ungefähr fünf Jahren verlauste Franz Schabet, der Vater, sein Eigenthum und wanderte mit feinem Sohne Eduard nach Amerika auS, während seine Gattin in Wranau zurückblieb und das Kaufmannsgeschäft weiter betrieb. Kurz nach ihrer Auswanderung kehrten aber Vater und Sohn, nachdem ihr ganzes Geld aufgebraucht worden war, aus Amerika zurück, worauf Franz Schabet dann im Geschäfte seiner Frau mithalf, während der Sohn freiwillig Soldat wurde. Am Ostersonn tag Abends entstand nun zwischen den Eheleuten Schabek ein Streit, in welchen sich deren Sohn Eduard einmengte. Franz Schabek be leidigte sein Weib thätlich. Eduard nahm für seine Mutter Partei, worauf er auS der Wohnung gewiesen wurde. Eduard Schabek be drohte hierauf seinen Vater mit Mord und als dieser die Thür ver sperrte, begab sich der Sohn auf die Gasse und feuerte auS einem Terzerol einen Schuß auf seinen Vater ab. Die Kugel durchbohrte dar Fenster und tödtete den Vater. Nach vollbrachter Thal drang der Vatermörder in das Wohnzimmer rin, bemächtigte sich des vor handenen BaargeldeS und ergriff die Flucht. Der Mörder hat sich der Polizei dann selbst gestellt. — Die Polizei in Pest hat den Mörder der beiden Mädchen Veronika Plohek und Rosa Budai in der Person eines jungen Mannes auS guter Familie, Emerich Valutics, verhaftet. Er hat ein um fassendes Geständniß abgelegt. Nachdem er zuerst sich den Anschein zu geben trachtete, daß er lediglich aus Rache gehandelt, hat er jetzt zugöben müssen, daß die gemeinste Habsucht sein Motiv gewesen. Veronika Plohek war ein bildschönes Mädchen, aber eine Verlorene. BaluticS war einer ihrer Verehrer. Er selbst gerieth in Noth, erfuhr, daß das Mädchen durch die Post 50 Gulden erhalten, beschloß, sie KU ermorden und zu berauben und tödtete schließlich auch das acht jährige anwesende Kind, um den Zeugen der That zu beseitigen. Die Einzelheiten des Mordes sind so entsetzlicher Art, daß auf ihre Wiedergabe verzichtet werden muß. Der Mörder erklärt, keinerlei Gewissensbisse zu haben. Schweiz. Der Bundesrath hat sich dieser Tage, wie aus Bern gemeldet wird, mit der Beschwerde des Anarchisten Pfau gegen die von der Regierung von Baselstadt wider ihn verfügte Aus weisung aus diesem Kanton beschäftigt. Die Beschwerde wurde als unbegründet zurückgewiesen. Der Bundesrath hielt die Baseler Re gierung zu dieser Maßregel vollständig berechtigt. In den Anar chisten . Untersuchungen sind neue belastende Momente zu Tage ge treten, in deren Folge in Zürich und Winterthur einige weitere Verhaftungen — im Ganzen fünf — vorgenommen worden sind. Kra»kreich. Die französischen Kammern haben sich, nachdem auch der Senat dem Ministerium Briffon den als Beweis des Ber trauenS beanspruchten 150 Millionenkredit für Toukin bewilligt hat, bis zum 4. Mai vertagt. Vorher jedoch schritt die Deputirtenkammer noch zur Wahl eines neuen Vorsitzenden an Briffons Stelle, zu welchem, nach mehrere» unentschiedenen Mahlgängen, mit wenig Stimmen Majorität Herr Floquet berufen wurde. Herr Freycinet kam in der Senatssitzung vom Mittwoch ebenfalls auf die ostafiati- scheu Angelegenheiten zu sprechen und erklärte, daß er nach Peking telegraphirt habe, aber den Frieden erst nach Eintreffen der chinesischen Antwort als abgeschloffen betrachten könne. Dem „Temps" zufolge Würden die Feindseligkeiten am 10. April eingestellt und die dem Delta am nächsten liegenden Punkte von den Chinesen am 20. April, die übrigen schrittweise geräumt werden. Belgien. Als das königliche Paar mit Gesolge sich zu dem anläßlich des fünfzigjährigen Geburtstages des Königs abzuhaltenden Trdrum in die lttrche zu Brüssel begab, stürzte sich ein Mann auf den Wagen der Königin und zerbrach eine Scheibe desselben. Der Mann wurde festgenommen; man glaubt, daß es sich um einen Wahnsinnigen handelt. England Seit einem Jahrhundert kämpft Europa gegen die barbarischen Völker in Asien, Australien und Afrika, um ihnen die Zivilisation unter den verschiedensten Formen beizubringe« und ihre Länder zu annektiren oder doch zu protegiren. Der gewaltige Korse Napoleon Bonaparte, den der indische Feldzug Alexander's des Großen zu seinem tollkühnen Unternehmen gegen Egypten angereizt haben mag, hat diese Epoche des Kampfes der europäischen Mächte gegen die barbarische Welt eingeleitet. Bon dem Augenblicke an, da 40,060 Mann Franzosen im Schatten der Pyramiden die prächtigste Kavallerie der Welt, die von Gold und Edelsteinen strotzenden Mame luken, vernichtet haben, begriffen die barbarischen Nationen, daß ihnen die unumschränkte Herrschaft vom Orient nicht wehr gehöre. Der moderne Cäsar starb zwar einsam und verlaßen auf St. Helena, aber die Waffen der europäischen Mächte sind seitdem in .einemfort bestrebt, den Orient zu unterjochen. England, Frankreich und Ruß land sind die Chorführer in diesem furchtbaren Ringen der Kultur mit der Unbildung. Um den Besitz des einen oder des anderen üppigen Landes im Orient find wiederholt in Europa blutige Fehden geführt worden, und die Eroberungsgier der beiden mächtigsten „Pro tektoren" Asiens, Englands uud Rußlands, ist wieder einmal nahe daran, die Kriegsfurien zu entfesseln und einen Weltbrand anzufachen. An der afghanischen Grenze sind die ersten Schüsse gefallen. Wenn England Lust und Kraft hat, so wäre der Anlaß zu einer Kriegs erklärung nunmehr gegeben, denn zwischen den russischen Truppen und den afghanischen Schützlingen der Engländer hat ein regelrechtes Gefecht stattgefunden, bei welchem die Ruffen Sieger blieben. — Den Befehlshabern der russischen Truppen an der Grenze Afghanistans scheint die Ruhe zu langweilig geworden zu sein und sie haben daher die befestigten Stellungen der Afghanen bei Peodschdch angegriffen — infolge „provozirender feindlicher Aktionen der Af ghanen", wie General Komaroff beschönigend meldet. Es wäre in teressant, etwa- Genaueres über die „Provokationen" der Afghanen zu erfahren, dann wird man vielleicht erkennen, daß dieselben auch anders bezeichnet werden können. Erstaunlich ist nur, daß mau in England erst neun Tage nach dem Kampfe etwas von demselben er fährt. Oder haben die englischen Minister nur ihren Landsleuten die Osterfrende nicht verderben wollen? Viel Vergnügen wird jeden falls der Schlachtbericht des Generals Komaroff den Engländern nicht bereiten. Wird durch denselben doch die Illusion, als ob die afghanischen Truppen selbst in befestigten Stellungen den Ruffen Widerstand leisten können, grausam zerstört, und wie unangenehm für englische Ohren klingt die Behauptung, daß englische Offiziere um russischen Schuh gebeten haben. Gegen wen? gegen die eigenen Bundesgenossen, die Afghanen? oder gegen die russischen Soldaten? Was den Schauplatz des Kampfes aubetrifft, so dürfte derselbe westlich von Pendschdeh und südlich von Aktepe, also am Kuschk, oberhalb des Zusammenflusses de- Kuschk und Murghab liegen. Die Besetzung Pendschdeh's seitens der Ruffen ist wohl schon erfolgt oder wird bald erfolgen und dann hätten die Ruffen alle diejenigen Punkte, welche sie in ihre neue Grenze einzuschließen wünschen, besetzt. Serbien. Mitte dieses Monats wird in Nisch die serbische Skupichtina die diesjährige Session eröffnen. König Milan wird sich am 14. d. in Begleitung der Minister nach Nisch begeben. Die Regierungsvertreter in der Skupschtina find bereits ernannt worden. Abessinien Wie man dem „Achbar" aus Maffauah meldet, befürchte man dort, daß eS in Abessinien, falls König Johannes in seiner bisherigen feindseligen Haltung gegen Italien verharrt, zu einem furchtbaren Bürgerkriege kommen, der dann die Intervention einer europäischen Macht, voraussichtlich der italienischen, erfordern werde. König Menelik von Schoa, dessen Freundschaft für Italien eine alte und auch bewährte ist, dringt nämlich bei seinem Souverän, dem Negus, darauf, daß dieser der italienischen Garnison auf Maffauah gestatte, wenigsten- für drei Monate im Jahre, bis die große Hitze vorüber ist, im Hochgebirge Abessiniens Standquartiere zu beziehen und daselbst auch die nöthigen Wohngebäude mit einem Lazarethe und einem Munitionsdepot zu erbauen. Diese Gebäude sollen dann immer nach der Rückkehr der Italiener nach Maffauah von abessinischen Truppen bewacht werden. Der NeguS erklärte jedoch, daß er den Italienern nie und nimmermehr gestatten werde, in Abessinien Grund und Boden zu erwerben und daselbst Baulich keiten aufzusühren, da dies zu großen politischen Verwickelungen führen könnte. Zugleich forderte der Negus den König Menelik auf, jede diplomatische Verbindung mit den Italienern einzustellen, da er ihn sonst entthronen würde. Die Spannung zwischen den beiden Fürsten hat den höchsten Grad erreicht und beginnen nun Beide gegenseitig zu rüsten. CheMNitz, den 10. April 1885. — Dem derzeitigen Abtheilungssührer der 1. Kompagnie der Freiwilligen Feuerwehr Herrn Eduard Kellner wurde in der letzten Monatsversammlung ein von der Kompagnie demselben gewidmeter werthvolles Geschenk durch den Hauptmann, Herrn Theodor Wagner überreicht, das der Genannte, der aus eine ununterbrochene zwanzig jährige Dienstzeit mit Ehren zurückblicken kann, unter herzlichen DaukeSworten entgcgennahm. — Am dritten diesjährigen Osterfeiertage fand im hiesigen WeberinnungShause die — seit 200 Jahren — übliche Speisung der hundert ältesten Webermeister statt. Dieser alther gebrachten Sitte wurde auch diesmal in der gewohnten Weise Ge nüge geleistet und die Auserkorenen begingen in vergnügter Stimmung den alten Ehrentag, dem guten und reichlichen Mahle und den gebotenen Getränken die erforderliche Aufmerksamkeit erweisend. Das heitere Beisammensein der hundert Alten währte von 2 Uhr Nach mittag- bis gegen 7 Uhr Abends und war diesmal für den Herrn Oberbürgermeister, der sonst das Fest stets mit seiner Gegen wart zu beehren pflegt, Herr Stadtralh Stadler erschienen, der in warmen Worten sich über die Erhaltung der löblichen Sitte und über den einträchtigen Sinn der JnnungSglieder verbreitete. Möge es den alten wackeren Meistern, welche diesmal dem Schmause bei gewohnt, vergönnt sein, noch manches Mal den Ehrentag mitzufeiern. — Aus Anlaß der Uebernahme des Protektorats der Feuer wehren des Sächsischen Landesfeuerwehrverbanves durch Se. Majestät König Albert, veranstalten die freiwilligen Feuerwehren der Sladt Chemnitz, am Erinnerungstag von Düppel, Montag, den 13. April a. o., Abends 8 Uhr, einen Festkommers im großen Saale der Linde. Das Festkonzert übernimmt das Stadtmusikchor unter Leitung des Herrn Direktor Fritz Scheel. —i. Der gestern Abend vom Wohlthätigkeitsverein Sächsische Fechtschule (Verband Chemnitz» veranstaltete 3. Familienabend batte den großen, sehr geschmackvoll dekorirten Saal der Linde bis auf den letzten Platz gefüllt und der Vorstand deS hiesigen Verbandes hatte in anzuerkennender Weise durch ein außerordrntlich reichhaltiges, sorgfältig gewähltes Programm dafür Sorge getragen, daß den zahlreich Anwesenden nach jeder Richtung hin gediegene Unterhaltung und Abwechslung geboten wurde. Eine als tüchtige Sängerin bekannte hiesige Dame, sowie das Solo quartett des „Liederkranz" leisteten in gesanglicher Hinsicht Tüch tiges und wurde ihnen mehrfach verdienter Beifall zu Theil. Der Athletenklub „Saxonia" wurde für die von ihm gestellten gymnastisch-plastischen Marmortableaux und der Vorstand dieses Verein-, Herr Paul Spiegel, für seine staunenerregenden equilibristischen Leistungen durch lebhaften Applaus ausgezeichnet. Ein „Nokturno", Terzett von Bielefeld und ein Quartett von Fittig „Gruß au Tyrol" errang dem Zitherklub „Max Albert" die Anerkennung der Anwesenden. Auch die Militärkapelle unter Leitung ihres Dirigenten Herrn Pohle, sowie hauptsächlich ein Mitglied derselben, Herr Konzert meister Simon, welcher sich durch sein Violin-Konzert von Benot als tüchtiger Geiger einführte, bot sowohl in Auswahl wie auch in Ausführung der Musikpiccen Vorzügliches, so daß auch nach dieser Hinsicht die Besucher des Familienabends ihre vollste Befriedigung kundzugeben vermochten. Nach dem Konzert, welches bis kurz nach 12 Uhr währte, hielt ein Ball die Theilnehmer noch bis in die frühen Morgenstunden zusammen. — Der gestrige Jamilienabend dürste wiederum den Beweis geliefert haben, daß sich auch die Säch sische Fechtschule der Sympathie unter unserer Eiuwohnerschast wie überhaupt in ganz Sachsen erfreut; sind ja, wie uns von geschätzter Seite mitgetheilt wird, derselben allein im Monat März ca. 3000 Personen als Mitglieder beigetreten, so daß die „Sächsische Fecht schule" gegenwärtig einen Mitgliederbestand von 23 000 Personen ausweist. Für Unterstützungen im März wurden 710 Mark an 30 Parteien verausgabt, darunter ein Posten von 185 Mk. für bei dem Brande in Oberlangenau bei Freiberg geschädigten 9 Familien; gewiß eine ganz respektable Summe in einem einzigen Monat. — Eine hier jedenfalls noch neue Art von Wettrennen werden wir in den Tagen des Bundesschießens zu Gesicht be kommen: ein Wettrennen der Radreiter, ein Wettreiten der Velozipe disten oder ein Wettfahren der Bicyclisten, inszenirt vom hiesigen Bicycleklub, welches auf dem 17,000 (ijm umfassenden Festplatze vor sich gehen wird. — Wie eS heißt, soll die neue Schieß Halle, die bereits fertig gestellt ist, für immer stehen bleiben, nachdem sie ihre Einweihung durch das Fest des 9. mitteldeutschen Bundesschießens empfangen hat. —* Einem an der Rudolfstraße wohnenden Handarbeiter war vor einigen Tagen aus seiner Wohnung ein Thaler gestohlen worden. Sein Verdacht lenkte sich auf einen bei ihm wohnenden Maurerlehrling. Er erstattete deshalb Anzeige und war der Auge schuldigte auf Vorhalt auch des Diebstahls geständig. —* Während vorvergangener Nacht bemerkte ein die äußere Stollbergerstraße begehender Schutzmann mehrere Zaunlatten auf dem Fußweg liegend, die offenbar von dem angrenzenden Lattenzaun muthwilligerweise losgerissen worden waren. Bald darauf hörte er ein Knistern und Brechen, das darauf schließen ließ, daß soeben noch mehr solcher Latten abgebrochen wurden. Der Schutz mann eilte nun sofort an die Stelle, von der das Geräusch aus ging uud traf hier zwei Männer an, die behaupteten, hier nur ein Bedürfniß befriedigt zu haben. Der Beamte führte sie jedoch nach der Wache, woselbst sie endlich geständig waren, die Latten in muth- williger Weise losgebrochen zu haben. Die Exzedcnten waren ein Diener und ein Kutscher, beide hier im Dienst. —* Vor einiger Zeit war von einer in einer benachbarten Ortschaft wohnhaften Frau hier angezeigt worden, daß ihr ein gehäkelter Geldsäckchen mit 57 Mark Inhalt aus ihrem Tragkorb in hiesiger Stadt gestohlen worden sei. Wie uns jetzt gemeldet worden ist, ist dieses Säckchen mit Geld damals nicht gestohlen worden, die Eigenthümerin hatte es vielmehr aus Versehen in einen mit im Korbe befindlichen und mit Syrup gefüllten Topf geworfen und war es später, nachdem der Topf geleert, aufgesunden worden. — Der Arbeiterbauverein in Kopenhagen, für dessen Bestrebungen man sich auch in unserer Stadt erwärmt hat, macht in der Hauptstadt Dänemarks höchst bemerkenSwerthe Fortschritte, aus welche hinzuweisen, wir, namentlich für unser Chemnitz, nicht Unter lasten wollen, indem in unserer Stadt dieselben zwingenden Verhält nisse, zur Gründung von Arbeiterbaugenossenschaftcn, bestehen wie in Kopenhagen. Wir entnehmen daher einen längeren Artikel der „Sozial-Korrespondenz" betreffs des Jahresberichtes de- obenerwähnten Vereins besonders folgende Zahlen: Die Zahl der Mitgliederantheile betrug am 1. Januar 1884 12 643; hinzu kommen im Laufe des Vorjahres nicht weniger als 1958, wogegen die Zahl der AuSge- schiedenen inSgesammt 1048 betrug. Der Abschluß am jüngsten Jahresausgange wies also 13 553 Mitgliederantheile auf. Nach Ablauf der zehnjährigen Mitgliedszeit bezw. später traten 734 aus — eine Zahl, die durch das Darniederliegen mancher Arbeitszweige auch in der dänischen Hauptstadt verstärk«, wohl nicht ganz unbe- deutend erscheint, aber durch den neuen Zuwachs überreichlich aus gewogen wird. Die eingezahlten Mitgliederbeiträge betrugen 265 393 Mark. Das gesammte Kapitalvermögen stellte sich am Jahresschlüsse auf 1705 702 M. Der Reservefonds erreicht heute 139115 M. und setzt sich u. A. zusammen aus dem Verwaltungsfonds mit 45547 M., dem eigentlichen Reservefonds mit 59411 M. und dem UnterstützungSfondS mit 32 907 M. Die Verwaltung hat, Alles in Allem, 15806 M. in Anspruch genommen, bei dem erheblichen Umfange der Geschäftsführung eine höchst bescheidene Summe. Die Gesundheitsverhältnisse in den Vereinshäusern, worüber seit 1878 genaue Aufzeichnungen gemacht werden, erweisen sich nach wie vor als ganz vortrefflich, und namentlich in dieser Beziehung giebt der Vorstand des Vereins nach einem Vergleiche einer Parthie aus den sonstigen Arbeitervierteln der dänischen Hauptstadt mit dem Quartiere des Vereins eine Statistik, nachdem er zuvor darüber bemerkt, daß in einer jetzt abgebrochenen Straße in den letzten Jahren jeder zweite Bewohner ärztliche Hilfe suchen, jeder vierte krankheitshalber in'» Krankenhaus mußte und jeder sechzehnte jährlich mit Tod abging. Von den kleinen Kindern ist nicht die Hälfte über das erste Jahr hinausgekommen. In den Häusern deS Vereins, welche auf städtischem Grunde liegen, sind die SterblichkeitSverhältniffe während der lctztrn Jahre im Durchschnitt 16,4 Pro Mille gewesen, während in ganz Kopenhagen 23.^ pro Mille starben. Auch für 188S ist abermals eine Summe (337 M.) ausgesetzt, bestimmt zur Prämiirang der am besten gepflegten kleinen Blumengärten vor den Häusern. Inmitten der Hauptanlage beabsichtigt der Vorstand nunmehr ein größeres Gebäude für eine Volksbibliothek mit Lesezimmern und einem Vortragssaale herzustellen. Die Kosten werden sich auf ca. 112,500 M. belaufen, die man durch besondere Einnahmen aufznbringen hofft. In den Wintermonateu sollen hier verschiedene Reihen ausgewählter populärer Vorträge gehalten werden. Warum sollte nicht etwas Aehnliches in unseren größeren deutschen Siädten, namentlich in den industriellen Mittelpunkten, geschehen können? — Leipzig. Mit der Dresdner Bahn kamen am 7. April Abends der Kronprinz und die Kronprinzessin Rudolf von Oesterreich mittels Separatzugs von Wien hier an, und fuhren ebenfalls mittel» Separatzuges 10 Uhr 50 Minuten von hier über Magdeburg nach Brüssel. — Von den Entwürfen, welche für ein zu errichtende- Gesellschaftshaus der Gesellschaft „Harmonie" eingegangen, ist mit dem ersten Preise (2000 Mark) der Entwurf des Herrn Architekt Arwed Roßbach, mit dem zweiten Preise (100 > Mark) der Entwurf der Architekten Herren Pfeiffer und Händel aus gezeichnet worden. Das Preisgericht bestand aus den Herren Baurath Professor C. LipsiuS in Dresden, Baudirektor Hugo Licht hier, und der Bau-Kommission. — Döbeln. Am 7. April tagte hier die diesjährige General- Versammlung des sächsischen Landesvereins für Naturheil kunde, bestehend aus 42 Vereineu mit 4000 Mitgliedern. Vertreten waren 35 Vereine mit ca. 3500 Mitgliedern. Der erste Punkt der Tagesordnung betraf die Statutenänderung. Der Kardinalpunkt der selben lag in § 8 der Statuten, welcher besagt: „Zweigvereine oder einzelne Personen, die einem anderen Verband angehören, können nicht Mitglieder des „Zentral-Verbandes" — wie Sachsens Verband nun heißen soll — sein". Hierüber entstand eine lange andauernde und lebhafte Debatte. Der Paragraph wurde angenommen. — Der „VolkSarzt" wurde zum Vereinsorgan erhoben. — Im Weiteren be schäftigte man sich noch mit der Berathung und Beschlußfassung von besonderen Zugeständnissen an den Protektor de- LaudesvereinS, Kommerzienrath v. Zimmermann in Berlin. — Mülsen St. Jakob, 8. April. Am Sonnabend bestellte der im 48. Lebensjahre stehende Hausbesitzer Schönberg aus Thurm aushilfsweise beim Gutsbesitzer Graichen in Stangendorf das Feld und war mit Eggen beschäftigt. Durch irgend einen unerklärlichen Umstand schlug das sonst ruhige Pferd aus und traf hierbei Schönberg so unglücklich in die Hüften, daß er innerlich schwer verletzt wurde und schon den andern Tag, am Sonntag Vormittag, unter großen Schmerzen seinen Geist aufgab. — Lichten st ein, 9. April. Gestern früh wurde zwischen der Ladenthür des Herrn S. Boas am Markte eine verschnürte Blechbüchse, die am oberen Theile mit Docht versehen war, und die außerdem die Bezeichnung „Dynamit" trug, aufgefunden. Wir glauben zwar keineswegs, daß wirklich Dynamit in der betr. Büchse enthalten ist, doch dürfte dieser „böse Spaß", welcher eine tiefere Drohung durchblicken läßt, demjenigen, der sich solchen erlaubte, gewiß nicht gut bekommen. — Königswalde, den 8. April. Eine ehrende Auszeichnung wurde am zweiten Osterfeiertage dem Gutsbesitzer Christian Gotthilf Pollmer zu Theil, welcher seit 54 Jahren der hiesigen Kantorei gesellschaft als treuverdientcs Mitglied angehört. DaS evang -lutherische Laudeskonsistorium hat dem Genannten in Anerkennung seiner lang jährigen Verdienste um den kirchlichen Festgesang in seiner Gemeinde eine Belobigungsurkunde ausgestellt, uud wurde ihm dieselbe vor ver sammelter Gemeinde durch den Ortspfarrer ausgehändigt. — Annaberg, 9. April. Die in letzter Zeit in den Kreisen unserer Gewerbetreibenden vielfach erwogene Herbergsfrage ist in einer gestern Nachmittag abgehaltenen Konferenz von Vertretern ver schiedener Innungen und Gewerbe mit dem Vorstande des Verein- gegen Hausbettelei in ein neues und, wie man Wohl hoffen darf, günstiges Fahrwasser gekommen. Es wurde zunächst festgestellt, daß von dem zum Theil außerordentlich schwachen Innungen aus ihren meist geringen Kaffenbeständen prozentual recht erhebliche Beiträge zum Herbergsfond gezeichnet worden sind. So haben die Bäcker 150 Mark, die Buchbinder.120 Mark, die Glaser 30 Mark, die Klempner 40 Mark, die Kürschner 20 Mark, die Maler 30 Mark, die Sattler 31 Mark, die Schneider 100 Mark, die Tischler 25 Mark, die Weber 20 Mark Beitrag zugesichert, während andere Innungen erst in den nächsten Tagen hierüber in Berathung treten wollen. Es gelangte dabei aber die als in den Kreisen der Gewerbetreibenden ziemlich allgemein herrschende Ansicht zum Ausdruck, daß es sich nicht empfehle, die geschafften Mittel zur Erweiterung einer Privat- Herberge zu verwenden, sondern daß die Errichtung einer selbst ständigen Vereinshcrberge in's Auge gefaßt werden möge. Man glaubt, daß hierzu die nöthigen Mittel sehr bald Zusammenkommen würden, und wünscht eine Anstalt, in welcher die Reisenden Unter kommen erlangen, ohne Veranlassung zu Seldausgaben zu erhalten, ein Verfahren, das sich in den „Herbergen zur Heimath" bewährt hat. Man war darüber einig, daß der Vorstand des Verein- gegen HauSbettelei nach Zustimmung der Generalversammlung die Ver waltung des Fonds übernehme, die Gelder desselben in der Sparkasse dcponire, für die Herbergsaugelegruheit selbst aber unter Zuziehung von Jnnungsvertretern ein Komitee einsetze, das die Vermehrung de» Herbergssonds und Beschaffung einer selbstständigen Herberge mit einem fest angestellten Hausvater zur Aufgabe habe. — Eine größere
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