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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 01.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188504017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18850401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18850401
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-04
- Tag 1885-04-01
-
Monat
1885-04
-
Jahr
1885
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 01.04.1885
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Chemnitzer der vorgekommenen Ruhestörungen provisorisch der Belagerungszu stand erklärt ist, hat der Militärbefehlshaber und Garvisonälteste Oberst Koeppen die vollziehende Gewalt übernommen." Ueber die Borgänge, welche zu dieser Maßregel genöthigt haben, schreibt man auS Bieleseld, vom 28. März, Folgende-: „Arbeiteninruhen in größerem Maßstabe haben hier seit einigen Tagen stattgesundeu. An- , fang- diese- Monats stellten die meisten Arbeiter der Nähmaschinen fabrik von Koch u. Ko. die Arbeit ein, weil seitens der Geschäfts inhaber ungeordnet war, daß die Arbeiter sich die kleinen Werkzeuge, wie Feilen, selbst halten sollten, wofür entsprechende Entschädigung versprochen wurde. Die größere Mehrzahl der Arbeiter ging aus diesen, in den meisten Fabriken ringrsührten Brauch nicht ein und stellte die Arbeit ein. Seit der Zeit fanden Unruhen in der Nähe der Fabrik statt, die noch in Arbeit befindlichen Leute wurden attakirt, von den Streikenden geprügelt, so daß die Polizei schließlich die arbeitenden Fabrikarbeiter von der Arbeit nach Hause bringen mußte. Am Freitag Mittag hatten sich auf Verabredung wohl gegen 1000 Personen in der Bahnhossstraße, wo die Fabrik, und in der Zimmer- straße, ün der die Herberge zur Heimath liegt, wo einige neu ein getretene Arbeiter wohnen, eingefuoden, skandalirten und warfen dem Herbergswirth die Fenster ein. Nach Beginn der Arbeitszeit in den übrigen Fabriken verlief sich die Menge mit der Losung, Abends Wieder in den beiden Straßen zu erscheinen. Da die Polizei zu schwach war, den Unruhen zu begegnen, wurden 2 Kompagnien In fanterie requirirt, welche die Straßen sperrten und Zusammenrottungen verhinderten. Einige Skandalsüchtige wurden verhaftet und abgeführt und zog sich das Militär gegen ^9 Uhr zurück. Kaum hatte die Militärmacht die betr. Straßen verlaßen, als sich, wie auf Kommando, die Arbeitermafsen aus den anderen Straßen in dichten Mengen nach der Bahuhofstraße wälzten, vor dem Wohnhause von Koch u. Ko. Stellung «ahmen und unter Johlen und Heulen die Fenster des Hauses ein warfen. Nunmehr wurde nochmals militärische Hilfe nachgesucht; die Kompagnieen rückten an und säuberten die Straßen, wobei zahl reiche Verhaftungen und Verletzungen der Arbeiter vorkameu. Leider ist ein Neugieriger durch einen Bajonvetstich lebensgefährlich verletzt Die Nacht verlief verhältuißmäßig ruhig, auch der Sonnabend bis zum Abend. Mittags traf der Regierungspräsident v. Pilgrim aus Minden ein und wurde alsbald durch Trommelschlag bekannt gegeben, daß provisorisch der kleine Belagerungszustand über Bielefeld und de» Vorort Gadderbaum verhängt sei." Oesterreich-Ungarn. Das Kronprinzenpaar ist von seiner Reise nach Athen und Cettinje Sonnabend Abend wieder nach Wien s zurückgekehrt. Aus den in den Zeitungen veröffentlichten Berichten ' über den Verlauf des Ausfluges ging mit erfreulichster Klarheit her vor, daß die Reisenden durchweg die angenehmsten Eindrücke sowohl empfangen als HInterlass-n haben, sodaß die nunmehr beendete Visite nicht nnr für die betheiligten Fürstlichkeiten, sondern auch für ihre Völker den Quell dauernd wohlthueuder Erinnerung bilden wird. Frankreich. Die Operationen an der Grenze des eigentlichen China mit Tonkin sind durch den Fehlschlag von Dongdang doch trustlicher erregt, als es zuerst den Anschein besaß. Neuere Bulletins vom Kriegsschauplätze kündigen die Räumung Langsons an; Negrier selbst ist schwer verwundet, der Feind ist im Vorrücken begriffen und General BriLre de l'Jsle hat sich für die Defensive entschieden, zu gleich aber in Paris um Entsendung weiterer Verstärkungen nachge sucht. Diesem Ersuchen soll denn auch im vollsten Umfange entsprochen werden. Die öffentliche Meinung Frankreichs besteht mit Nachdruck darauf, die Kammer hat den Truppen eine einstimmige Sympathie kundgebung gewidmet; der Ministerralh faßte gestern die uöthig ge wordenen Entschließungen; eS sind ziemlich ausgedehnte militärische Rüstungen und Geldbewilligungen in'S Auge gefaßt worden; auch der Umstand, daß General Negrier zum Divisionär ernannt ist, dürfte für die iu den französischen Regierungskrisen obwaltenden Neigungen charakteristisch erscheinen. Jedenfalls sind durch die jüngste Wendung des französisch-chinesischen Konflikts die Friedensverhandlungsgerüchte für kiugereZeit zumSchweigen gebracht worden.—InfolgedesKammervotums vom Montag gegen die Vorschläge Ferry's demissionirte das Kabinet. Ctlglmid. Die deutsch-englische Südsee-Kommisfion, welche i« London zur Ausgleichung der verschiedenen sich widerstrebenden An sprüche tagt, hat sich grundsätzlich über die Entschädigunge« deutscher Landbesitzer iu Fidschi geeinigt, sowie über die Abgrenzungen des Besitzstandes in Neu Guinea. Bei den Land.Entschädigungcn aus Fidschi werden die Verzugszinsen gestrichen und die Abmessung auf Reu-Guinea scheint nach der Köln. Ztg. so günstig für uns aus gefallen zu sein, daß wir dem Flächenmaß nach vielleicht die ton angebende Macht der Riesen-Jnsel werden dürsten. Denn wir besitzen 419,940 Quadrat-Kilometer und überlreffen daher an Ausdehnung nicht nur die Holländer (390,860), sondern anscheinend auch die Engländer um volle 4000 Quadrat-Kilometer, doch ist dabei die den Engländern verbleibende südöstliche Landzunge nicht eingerechnet. Bei der Abgrenzung wurde ähnlich Verfahren, wie bei den nordamerikanischen Territorien, deren Grenzen uns durch ihre Geradlinigkeit in Ver wunderung setzen. Demgemäß läuft unsere Westgrenze, von der Humboldt-Bai aus, dem t41. Längengrade entlang bis zum fünften Breitengrade. Dort schließt sich die Südgrenze iu einem stumpfen Winkel an bis zum Schneidepunkte des 147. Längengrades und des 8. Breitengrades, und von dort dem letztem entlang bis zur Nord- Ostküste in der Gegend der Herkules-Bai. Rutzland. Der St. Petersburger Berichterstatter der „Pol. Gtadttheater. Montag, den 30. März. Gastspiel des kgl. sächs. Hofschauspielcrs Max Grube aus Dresden: „Narciß", Trauerspiel in 5 Akten von A-E. Brach vogel. Auch diese Schöpfung unseres gestierten Gastes bekundete den Künstler, der sich tief und ernstlich mit seiner Aufgabe beschäftigt und dem in hohem Maße di« Gabe verliehen ist, seine Rolle nicht nur durchzudenken und durch- zusühlen, sondern sie auch bis in die innersten Lebensbezüge dramatisch lebendig zu machen- Barnay'S Narciß, den wir am 13. November vorigen Jahres hier erlebt, war energischer, kraftvoller und reicher an bewunderungswürdigen realistischen Einzelheiten; es war «ine Vollreife Frucht von dem Baume höchster und herrlichster Sünstlerschaft- Grube's Leistung wirkte weniger herb und eindringlich. Der ganze Charakter erschien gedämpfter und ließ mehr die innere Besühlsweichheit durchbrechen, ohne jedoch dadurch unmännlich zu werden. Die Darstellung de» Unglücklichen seiten des Herrn Grube trug wie Alles, war wir bis jetzt von ihm gesehen, das Gepräge einer völlig eigen artigen, aus tiefem Nachdenken und selbständigem Schassen beruhenden Aus fassung; auch diesmal war cs der Künstler, der nur seinereignen künstlerischen Intuition folgend, in seinem Geschöpf ausging und alle hergebrachten Virtuosen mätzchen und alle berechneten Finessen verschmähte. Die überzeugende Lebens wahrheit blieb ihm stets die Hauptsache, wie in den pessimistischen Welt- betrachtungen, so im höchsten Ausdruck der Leidenschaft und im Ausbruch des verzehrenden Wahnsinns. Wie erschütternd war die Erzählung der Leidens geschichte im zweiten, wie tief ergreifend der a» wechselnden Empfindungen reiche Monolog im vierten Akt! Wie stolz und frei erhob der Unglückliche das Haupt, als er sich seiner Mission bewußt geworden war! Wie ein Zug neuen Glückes und beruhigender Versöhnung mit seinem bittern Geschick leuchtete es da durch sein ganzes Wesen. Er schien größer geworden mit seiner Ausgabe, um schließlich nach der jähen und jubelnden Freude des Wiedersehens zu einer desto entsetzlicheren und schmerzvolleren Erkenntniß der Wahrheit zu erwachen und gleich darauf in der Nacht des Wahnsinns unter zugehen. Da offenbarte sich überall die ursprüngliche Kraft des berufenen tragischen Künstlers, der sich Niemand entziehen kann; und so war denn auch der Erfolg ein ganz gewaltiger. Wie die Leistung, so wuchs auch der Bei fall von Akt zu Akt, um sich schließlich nach de» furchtbaren Schonern der Schlußszene zu gipfeln in mehrfachem Hervorruf. AlS Marquise von Pompadour zeichnete sich auch diesmal wieder Frau Schindler-Heuser durch eine machtvolle Leistung auS, die besonders am Schluß «inen glänzenden Höhepunkt erreichte. Im Uebrigen ging die erste Herstellung bei Gelegenheit des Barnay'schcn Gastspiel» weit glatter und Anzeiger und Gtadtbote. -tr. 7S. Mittwoch, 1. April 188b. Seit« 2. Korr." will nicht in Abrede stellen, daß die russische Regierung gegen wärtig in Zentralasien gewisse militärische Vorbereitungen trifft; diese seien aber durch Erwägungen der elementarsten, durch die gegenwärtige Lage gebotenen Vorsicht allzu gerechtfertigt, als daß man diese Akte als feindselige Demonstrationen bezeichnen dürfte. Uebrigens beweise auch die Stärke der in Zentralasien zusammengezogenen russischen Truppen die friedlichen Dispositionen Rußlands; denn wenn auch diese Streitkäfte hinreichcn, um afghanischen Bewegungen mit Erfolg enigegenzutreten, so müßte man, um einen Kampf mit England auf- zunchmen, beträchtliche Verstärkungen nach Zentralasien entsenden. Das russische Volk wünsche jedoch in keiner Weise einen solchen Kampf und sehe die Gefahr eines Krieges als nahezu beschworen an. Mittler weile in London angelangte St. Petersburger Nachrichten dürften den Engländern die Befolgung deS wohlgemeinten Rathes der „Kölnischen Ztg." bedeutend erleichtern, denn es heißt darin, daß die Hoffnungen auf eine friedliche Lösung der afghanischen Frage jetzt größer seien, als noch vor Kurzem möglich geschienen habe. Die russische Antwort auf Granvilles Depesche sei unterwegs und laute dem Vernehmen nach versöhnlich. Unter so bewandten Umständen erscheinen denn die von den letzten Tagen dalirten englischen Rüstungsdepescheu fast schon antiquirt. Chemnitz, den 31. März 1885. —6. Im Laufe des gestrigen Tags berief der Vorstand des selbständigen Verbands der deutschen Reichsfechtschule mittelst direkter Einladung seine am Platze befindlichen Fechtmeister zu einer außerordentlichen Versammlung für Abends 8 Uhr ein. Der Zweck dieser Versamm.ung, welche im Saale des Victoria- Hotels abgehalten wurde, war eine Vorfeier des Geburtstags Sr. Durchlaucht des Reichskanzlers Fürst Bismarck und das Arrangement dieser Feier wurde von den Erschienenen, von welchen nur Wenige den Zweck der so unerwartet schnell einberufeuen Ver sammlung vorher kannten, mit lebhafter Freude begrüßt. Es ver schaffte sich denn auch sofort eine gehobene Feststimmung Geliung, nachdem der Vorsitzende, Herr Verbandsfechtmeister Theodor Heinitz mit schwungvollen Worten auf die Verdienste des deutschen Reichs kanzlers hingewiesen und es als eine bürgerliche Ehrenpflicht bezeichnet hatte, das Geburtstagsjubiläum desjenigen Mannes feierlich zu be gehen, dem Deutschland seinen Ruhm und seine Ehre verdankt. Hieraus ergriff Herr Obcrfechtmeister Redakteur Nennewitz das Wort, um iu einem Toaste den Jubilar zu feiern. Der Redner wies darauf hin, daß es die gegenwärtige Generativ« mit Stolz er füllen müsse, einer Zeit anzugehören, deren Ereignisse für das deutsche Vaterland von hochwichtiger Bedeutung seien, einer Zeit, die einen unverwischbaren Glanzpunkt in der deutschen Geschichte bilde. Abge sehen von den deutschen Freiheitskriegen, sei im gegenwärtigen Jahr hundert der Zeitraum 1870—8b der für unsere Ration bedeutsamste Abschnitt, denn dem Siege über Deutschlands Erbfeind verdanke das selbe seine Einigkeit und Größe, seine Selbständigkeit und Macht und durch den inneren Ausbau habe Deutschland sozialpolilisch undwirth- schaftlich den höchsten Rovg eines KulturstaatS erreicht, welcher be rufen sei, anderen Staaten als leuchtendes Beispiel zu dien.'«. Und alles dies sei in der Hauptsache das Werk desjenigen Mannes, in dessen Händen jetzt das Staatsruder ruht und welcher am Vorabend seines 70. Geburtstages steht. Für ihn selbst wüffe der Einkilt in den neuen Lebensabschnitt von größter Bedeutung sein, denn wer Großes geschaffen, könne auf die verflossene Lebenszeit nicht zurück blicken, ohne sich mit ernsten Gedanken über die Zukunst zu beschäftigen. Glücklicherweise aber sei die Hand unseres Reichskanzlers noch stark genug, trübe Wolken, die etwa am Politische» Horizont austauchen sollten, zu verscheuchen, sein Wille und seine Macht seien weiter reichend und was uns in nächster Zukunft auch bevorstehe, wir könnten mit Vertrauen auf den Leuker unseres Staatsschiffs blicken. Der innigste Wunsch der deutschen Nation müsse sein, daß unser Reichs kanzler noch lange bei bester Sesuudheit u»s erhalten bleiben möge und daß dies geschehe, daraus bringe Redner ein dreifaches Hoch. Von der zahlreichen Versammlung wurde iu das ausgebrachte Hoch enthusiastisch eingestimmt; ja die Begeisterung wollte unter der fröh lichen Schaar deutscher Reichsfechtschüler gar kein Ende nehmen, was Wunder, daß sofort aus der Mitte der Versammlung zwei Anträge eingingen, deren einer die Absenkung einer telegraphischen Glückwunsch- adreffe an den Fürsten Bismarck, der andere aber die Ernennung des hochzeseicrten Jubilars zum Ehrengroßfechtmeister der deutschen Reichsfechtschule, selbständigen Verbands Chemnitz, zum Gegenstand halte. Beide Anträge wurden einstimmig unterstützt und angenommen und nunmehr wurde ein Telegramm verfaßt, welches lautete: Sr. Durchlaucht Fürst Bismarck, Berlin. Der selbständige Verband der deutschen Reichsfechlschule zu Chemnitz, ver sammelt zu einer Vorfeier des Geburtstage» Ew. Durchlaucht, gestattet sich hierdurch, dem allverehrten Kanzler des deutschen Reichs, deni Schöpser der deutschen Einheit und Größe zum bevorstehenden 70. Geburtstage ehrfurchtsvoll die herzinnigsten Glückwünsche darzubringcn. Zugleich bitten wir Ew. Durchlaucht, die Ernennung zum üi^Ehren-Großfecht m elfter der deutschen Reichsfechtschule, selbständiger Verband Chemnitz, huldvoll annehmen zu wollen. Der Verbaxdsfechtmeister: Theodor Heinitz. Vorstehendes Telegramm wurde sofort abgesandt. — Im Kaufmännischen Verein wird aufAukag des Vor standes und laut Beschluß in der letzten Wochenversammlung für das Sommerhalbjahr ein Stenographie-Kursus nach Babelsberger- schöner von statten. Diesmal fehlte zuweilen die volle Sicherheit: wir er innern nur an den Choiscul des Herrn Schady, besonders m der Szene bei der Königin. Jene Vorstellung war mehr von einer weihevollen Gesammt- stimmunq getragen, die selbstverständlich auch dem Gaste zu gute kam. Hoffentlich sind die beide» folgende» Gastspiele des trefflichen Künstlers aus Dresden besser besucht, als diese Narciß-Borstellung. Wahrlich, der Gast verdient es, und die Direktion hat allen Grund, für ihre Bemühungen um einen so bedeutungsvollen Abschluß einer guten Schauspielsaison ein reicheres und willigeres Entgegenkommen seiten des Publikums beanspruchen zu dürfen. vr. Lipps. VernnskdteS. — Der Wiener Schauspieler Sonnenthal hat, wie der „Times" aus New-Uork gemeldet wird, sein dortiges Engagement am24.v Mt», erfolgreich beendigt und trat am 25. an Bord des Dampfers „Ems" die Rückreise nach Europa an Sonnenthal trat 18 Mal in Amerika auf und erhielt eine Gage von Toll. 17,000, während die Bruttoeinnahmen die Summe von Doll. 40,000 überstiegen. Sein Engagement war das erfolgreichste, das je ein deutschsprcchender Schauspieler in Amerika hatte. — In Opernaus führ ungen: Mcyerbecr's „Prophet". Der Wein- Händler L, der sich gern aus den feinen Musikkenner hinauSspielt und sein Urtheil den Anderen aufzudrängen sucht, erklärt mit großem Nachdruck die drei Wiedertäufer für die interessantesten Erscheinungen der ganzen Oper. „Das nenne ich einen begeisterten Kollegen!" bemerkte boshaft ein Nachbar.— Auber's „Stumme »on Portici". „Pava, warum singt denn die Dame nicht?" — „Weil sie stumm ist." — „Und da hat sie sich für die Oper aus- bilden kaffen?" — Ein Dichter, der mit seinen lyrischen Gclegenheitsergüfsen nicht zurückhaltend ist, sandle vor einiger Zeit einem befreundeten Berliner Buch händler aus Meran Trauben. Nach einigen Wochen kam er selber nach Berlin. Er suchte den buchhändlcrischen Freund aus und traf auch dessen — etwas naive — Gattin an. „Nu», haben Sie meine Trauben bekommen?" frug der Dichter. — „Ja, danke sehr!" antwortete der Buchhändler. — „Und mein Ge dicht lag doch Labei?" fuhr der Lyriker fort. — „Das macht nichts, wir haben sie trotzdem gegessen!" versicherte die Buchhändlersgaltin mit dem treuherzigsten Gesichtsansdruck. — Es ist von einem sehr vermögenden Dillettonten die Rede, der durch seine einflußreichen Verbindungen rc. die Aufführung einer elenden Oper an einer hervorragenden Bühne durchgesetzt. „Wie alt mag der Kpmponist sein?" fragt Jemand. — „Nach seiner letzten Oper hätte ich ihm sünsuudzwanzig gegeben!" erwiedert Direktor Hellmerberger. schem System ins Leben gerufen, an welchem alle Mikglieder de- Vereins, die die nöthige Ausdauer und den ernsten Willen in sich fühlen, theilzunehme» berechtigt find. Die Bestreitung de» Lehr- Honorars und der Kosten für Lokal u. s. w. erfolgt aus der Ver- einskasse. Gewiß werden Viele diese günstige Gelegenheit benutzen, die Stenographie von Grund aus zu erlernen und sich einzuprägeo, da ja die Kurzschrift eS ist, die iu immer weiteren Kreisen Ver breitung findet und sich auch im Kaufmaunsstande immer mehr als eine unabweisbare Nothwendigkeit darstellt. Bezüglich der Anmeldung hierzu machen wir auf die Bekanntmachung des Vorstandes in heutiger Nummer unseres Blattes aufmerksam. li—. Der „Verein Deutschland" hält morgen, Mittwoch, einen Diskussionsabend ab. Das Referat hierzu hat der derzeitige zweite Obmann, Herr Lehrer Reußner, übernommen. Derselbe spricht über das anziehende Thema: „Deklamationen." Die Versammlung findet im „Hotel de Taxe" statt. Gäste, durch Mitglieder eingeführt, sind willkommen. Die Mitgliedschaft kann übrigens auch im Verein-lokal erworben werden. — Nicht allzuoft geschieht es, daß die Chemnitzer Parodie- Kapelle, die in ihrer Art wohl wenig Konkurrenz haben dürfte, einen ihrer so allgemein beliebten Unterhaltungsabende abhält, wenn eS aber geschieht, dann ist auch die Auswahl deS Programms ebenso finnig-humoristisch als die Ausführung desselben musterhaft und von ernstestem Streben, das erreichbar Beste zu bieten, zeugend. Dies bewies aufs Neue das gestern Montag Abend im Saale des „Elysium" zum Besten des Unterstützungs-Vereins armer Kranker staltfindende „Konzert international". Das Programm, vielleicht mit Rück sicht auf die eben begonnene Charwoche etwas weniger burlesk ge wählt als früher, bot Präzis ausgeführte Märsche und Potpourris der „Leibgarde Sr. Maj. des Königs Priso Bell von Kamerun", unge mein frisch vorgetragene Lieder für Alt, sowie für Tenor, Kauplet, Duett und schließlich „das Mammuththier," eine wahre Be gebenheit aus dem amerikanischen Urwalde, dargestellt in 8 Stück 9 Quadratmeter großen Bildern. — Künftigen Sonntag, den 1. Osterfeiertag, veranstaltet der „Verband deutscher Gewerkvereine zu Chemnitz" einen Unterhaltuugsabendim Saale des Handwerkervereinshauses. Das Programm, aus dem ernste und heitere Vorträge mit Solo- und Chorgesängen mannigfach abwechseln, verspricht einen äußerst genuß reichen Abend und bedarf es hoffentlich nur dieses Hinweise-, die gastlichen Räume zu füllen. —* In der sächsischen Maschinenfabrik verunglückte ein Maschinenwärter, welcher während des Ganges einer Wanddampf maschine Stopfbüchsen putzte, in der Weise, daß ihm die rechte Hand plötzlich von dem am Kolben befindlichen Kreuzkopf aus die Zyliuder- siopfbüchse gedrückt und ihm dabei Daumen, Mittel- und Goldfinger zerquetscht wurden, gleichzeitig wurde er aber auch von dem Keil, welcher den Kreuzkopf an dem Kolben festhält, an den Kopf ge schlagen und ihm Stirn und Nase nicht unerheblich verletzt. Der Verunglückte wurde sofort nach dem Stadtkrankenhause lransportirt, woselbst die drei verletzten Finger ampulirt werden mußten. —* Am Sonnabend Abend 7 Uhr war in einer an der A n n a- bergerstraße gelegenen Spinnerei ein Brand entstanden. Das Feuer wurde durch einstündige Thätigkeit der Feuerwehr, sowie der Fabrikarbeiter wieder gelöscht. —* Einer ander unteren Hainstraße wohnhaften Händ lerin waren IL Stück Käse auS ihrer Niederlage gestohlen worden. Als Dieb wurde ein im selben Hause wohnhafter Handarbeiter ermittelt. Derselbe war geständig, den Diebstahl verübt und die Käse verkauft zu haben. —* Einem Hotelkellner waren aus verschlossenem in der Gast stube stehendem Pulle 42 Mark gestohlen worden. Verdacht lenkte sich auf den zweiten Hausdiener des Hotels, welcher frühzeitig die Orfen anzuheizen hatte und dabei hinreichend Zeit und Gelegenheit zur Ausführung des Diebstahls gehabt hatte Der Verdächtige war nach längerem Leugnen auch geständig, den Diebstahl ausgeführt zu haben. Das gestohlene Geld hatte er größtentheilS scho« verausgabt. Derselbe steht weiter im Verdacht, dem ersten Haus diener vor einiger Zeit ein Paar Stiefeletten gestohlen zu haben. — Alldeutschland rüstet sich, seines Kanzlers Ehren- t a g festlich zu begehen und Ortschaften wie Korporationen wetteifern in dem Bestreben, durch Darbringung von Geschenken, Diplomen rc. den Fürsten zu ehren und zu erfreuen. Ans unserem Chemnitz ist, wie bereits gestern erwähnt, die Glückwunschadresse — ebenso geschmackvoll wie prächtig an den Jubilar Ehrenbürger — abgegangen. Auch die Residenzstadt Dresden wird dem Fürsten eine Glückwunschadresse zugehen lassen und Leipzig wird seinem Ehrenbürger eine Ehrengabe in Form eines Diplom- senden, ebenso wird auch die Leipziger Studentenschaft dem Kanzler eine Adresse überreichen. — Aus Anlaß seines Ehrentages sind dem Fürsten ferner von unserem König Albert die Insignien de- sächsischen Hausordens der Rautenirone, dessen Ritter der Jubilar seit 1868 ist, in Brillanten verliehen worden. — Das Ossizierkorps des in Halberstadt und Quedlinburg garnisonirenden Magdeburgischen Kürassierregiments Nr. 7, bei dem bekanntlich Fürst Bismarck General der Kavallerie äin 8uits ist, verehrt dem Fürste» Reichskanzler einen kostbaren Ehrendegen. Das gesammte Offizier korps wird sich in Begleitung des berühmten Trompeterkorps nach — Unter den mannigfaltigen, gelehrten und ungelehrten Urtheilssprüchen, welche in Wien über Jokai's Drama „Der Goldmensch" gefällt wurden, be findet sich ein Wort eines bekannten Theater-Habituös, welches seiner Originalität halber hier seinen Platz finden möge. „Endlich einmal ein Stück," . . . ries der habitu« im unversälschtesien Wienerischen nach der Premiere, „das von Wem ist, und nicht ... von ^em andern!" — Geistvolle Mensche» verlieren ihren Esprit und ihren Humor nicht einmal in der Krankenstube. Als Börne in Paris hoffnungslos darniederlag, sagte ihm einmal der ihn behandelnde Arzt: „Ich finde, Sie husten heute mit mehr Anstrengung", woraus Börne erwiederte: „Las wundert mich, ich habe mich ja die ganze Nacht darin geübt." — Ein anderes Mal beant wortete er bekanntlich die Frage des Doktors: „Was haben Sie für einen Geschmack?" trotz aller Schmerzen mit den launigen Worten: „Gar keinen, wie die deutsche Literatur!" An diesen bitteren Humor der Krankenstube er innert uns ini Augenblick an eine Bemerkung des soeben verstorbene» Dichters und namhafte» Politikers Julius von der Traun (A. I. Schindler). Als der Arzt den 67 Jahre alten Herrn kürzlich mit den Worten bcruhligte: „Ich versichere Sie, alle Ihre Organe sind gesund", ries der Patient scherzhaft: „Das ist wohl möglich, daß alle meine Organe gesund sind, aber ich bin krank." — Ein beschränkter Bureankrat, der künstlerischen Dingen fern steht und gewohnt ist, jeden Beamten regelrecht nach einer bestimmten Dienstzeit ver rücke» zu sehen, sagte kürzlich zu einem Wiener Hofschauspieler: „Wie kommt es, daß ich Ihren Kollegen A. nun schon seit zwanzig Jahren Bedienten spielen sehe? Ist er bei den Beförderungen nicht ungerecht übergangen worden?" — „Im Burgtheater anvancirt man langsam, Exzellenz!" erwie derte der Künstler spöttisch im Geist« des Fragestellers. — Daß unser Reichskanzler der löblichen Sitte des Frühschoppen- auch ur diesmaligen Feier seines Geburtstages nicht untreu zu werden gedenkt, eweist die Bestellung, die er bei der Münchner Zacherlbrauerei gemacht hat, nämlich- 500 Liter Salvatorbier. Ein herzliches „Prosn!" dem Fürsten und seinen Gästen beim Genüsse des ohne Zweifel ausgezeichneten Tropfens! — In einem amerikanischen Gerichtshöfe ereignete sich folgende Szene: Der Gefangene tritt ein. Richter: Sind Sie schon vorbestraft worden, An geklagter? — Angeklagter: Ja, ich bin schon vorbestraft worden. Ich habe drei Schwiegermütter und wohne in eine» Hause, in dem sich dreizehn PianoS in Thätigkeit befinden. — Richter (wischt heimlich eine ThrLne): DaS ist hart — Sie sind schon genug bestraft worden — Gefangener, Sie sind frei!
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