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Rr. 7». - 5. Achr,«,, Mittwoch, 1. April 188S, lMdole. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und Umgegend besonders für die Karotte: Altchemnitz, Altendorf, Bernsdorf, Borna, Ebersdorf, Furth, Gablenz, Slösa, Helbersdorf, -Wer-dßrf, Kappel, Neustadt, Schömm. L UntertzaltnngSBlätter, LU"LL-U Anzeiger-Bilderbuch. Abormemeutsbestellim^en, vietteljährl. 150 Pf. (Zutr. 40 Pf.), mouatl. 50 Pf. (Zutr. 1b Pf.), Rehme« an die Berlagsexpedittou und Ausgabestelle« in Chemnitz und obige« Vororlen. Außerhalb dieser Orte Km« der Anzeiger »nr bei den Postanstalteu — PostzeitungS-PreiSliste für 1885 Nr. 1114 — bestellt «erden. I» Oesterreich-Ungarn ist der Chemnitzer Anzeiger zum Abonuementspreise von vierteljährlich 1 Gulden 54 Kr., monatlich 52 Kr. (exkl. Agiozuschlag) durch die Postanstalteu zu beziehen. 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Das Grenzland ward gewonnen; Hell strahlen Deutschland- Sonnen« Was nur durch Blut und Eisen Er könnt' zusammenschweißeu, Dort seine Krönung fand. Als neu da- Reich erstand. Wir find ein Ganze- wieder — Auch Oestreichs deutsche Brüder Hat er zu guter Stunde Geeint mit uns zum Bunde. Und selbst im droh'nde» Westen Auch dort lenkt er's zum Besten. Versöhnt sogar der Feind, Europa wird geeint! Durch ihn — in fernen Landen — Befitzthum ist erstanden Dem Reich zu Macht und Stärke — So krönt er seine Werke. WaS ferner er ersonnen, Er hal s auch kühn begonnen: Der Kranken Roth zu mindern Und Unfall zu verhindern. D daß fich dreifach kröne Sein Werk, daß fich versöhne, Was jetzo «och gespalten — Um treu zum Reich zu halten! Dem Helden laßt un- danke»! Im Völkersturm — ohn' Wanken— Hat er — für - Reich begeistert — Das Schwerste auch bemeistert» Siegfried sei er geheißen. So wolle« wir ihn preise». Es gab sein Heldenthum Uns Sieg und Frieden-ruhu^ O deutsche- Volk, erfreue De- Manne- Dich in Treue» Der — muthig in Gefahr — Einst Deutschland- Retter war. Att* Jubelfeier unseres Reichskanzlers. Das deutsche Volk ist ein dankbares Volk. Schwer genug ist cs, selbst für die hochgestelltesten Persönlichkeiten, sich die Gunst des deutschen Volkes, der breiten Volksschichten, zu erwerben und nur Männer, die wirklich bedeutende Thaten aufweisen können, Thaten, die den Fortschritt, das Glück, die Ruhe und den Frieden der Ge- sammtheit zu fördern und zu erhalten geeignet waren, können sich dieser Volksgunst, die noch höheren Werth hat, als Diplomatengunst, rühmen. Wenn aber erst einmal die Herzen - des deutschen Voltes einem Manne entgegeuschlagen, von dem es fest überzeugt ist, daß er das Beste des deutschen Volkes erstrebt und errungen hat, wenn das Volk erst einmal aus vollem Herzen einem solchen Manne zuge- jubelt hat, dann giebt es keine Macht, die im Stande wäre, das treue deutsche Herz diesem Manne abwendig zu machen. Und dann erblüht auch im Volke die Blume der Dankbarkeit, einer echten, un gekünstelten Dankbarkeit, die sich in hellstem Lichte an den Ehren tagen des Mannes zeigt, dem das Volk zujubelt, weil es weiß, daß es auch an solchem Festtage von ihm verstanden wird, der da tief und unerschütterlich im Volke wurzelt. Eine so kernige, eiserne, deutsche Kraftsgestalt wie Fürst Bismarck, ein so ganzer Mann in des Wortes bester Bedeutung, eine so edle, selbstbewußte und doch bescheidene Persönlichkeit verträgt auch am heutigen Tage keine liebedienerischen Lobhudeleien, keine Hyperbeln der Bewunderung. .An den Thaten sollt Ihr ihn erkennen!" Wenn jemals, so hat das Wort auf den Fürsten Reichskanzler gepaßt. Es genügt deshalb, wenn wir an dieser Stelle nur eine kurze zusammen fassende Charakteristik der Thätigkeit des Reichskanzlers geben, die er in seiner 50jährigen Dienstzeit dem deutschen Reiche gewidmet Hot. Der .stockpreußische Junker", der .Ultrakonservative", wie Bismarck von vielen Seiten und selbst von Männern ehemals genannt wurde, die mit Recht einigen Anspruch auf politische Bedeutung machten, er hat das Schicksal der meisten wirklich bedeutenden Männer gehabt: er ist in seinen Bestrebungen anfangs nicht verstanden und es sind ihm Hindernisse aller Art auf den Weg gelegt worden, den zu gehen er für den einzig richtigen und zum Wohle Deutschlands ersprießlichen hielt. Nur eine so eiserne Natur wie die des Reichs kanzlers war im Stande, unentwegt allen Anfeindungen gegenüber, seinen Anschauungen und seinem Streben Geltung zu verschaffen, nur die Energie eines Bismarck war geeignet, umwogt von einem feind lichen Parteigetriebe, fort und fort das eine große Ziel im Auge zu behalten und auszuharren auf einsamem Posten bis zur Erreichung dieses Zieles. Und dieses Ziel, es war allerdings auch Werth, ein Menschenleben voll Muth und Kraft daran zu setzen, denn es lautete ja: Die Einigung Deutschlands. Freilich, als der Erfolg das Streben des großen Diplomaten krönte, als das große Werk trotz innerer und äußerer Hindernisie vollbracht war, da verwandelte sich wohl das Mißtrauen in Vertrauen, da wurde wohl der vielgehaßte und vielgeschmähte Mann umjubelt und diese allgemeine Anerkennung durfte ihm Ersatz bieten für die früheren Angriffe und das Miß verstehen seine» Streben-. Die Einigung Deutschland» war e», die Bismarck im Auge hatte, schon damals im Auge hatte, als er als preußischer Bundes tagsgesandter in Frankfurt dem Uebergewichte Oesterreichs entgegentrat. Aber der Weg, auf dem diese Einigung erzielt werden konnte, er war für ihn himmelweit verschieden von dem breitgetretenen Pfade, auf dem fast alle Politiker der vierziger Jahre die deutsche Kaiserkrone zu finden hofften. .Nicht auf Schützen- und Sängerfesten kann die deutsche Einigkeit crsungen werden» sondern nur durch Blut und Eisen kann sie erkämpft werden!" Diese prophetischen Worte, sie wurden damals nicht verstanden und demzufolge auch nicht die Maßregeln, die Bismarck, im Verein mit dem Könige Wilhelm, zur Erreichung des hohen Zieles für nothwendig hielt. Mit eiserner Energie und gegen den Willen der Volksvertretung mußte der preußische Minister präsident Bismarck die große Heeres - Reorganisation durchführen, die als der Grundstein des wetterfesten Gebäudes .Deutschland" anzusehen. Gegen den Willen der Volksvertretung führte er den Krieg gegen Dänemark, durch welchen die Elbherzogthümer wieder deutsch wurden und unter dem Unwillen fast des gesammten Volkes begann er den Krieg von 1866. Es ist wohl nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, daß es im ganzen deutschen Reiche damals keinen Einzige», außer Kaiser Wilhelm und den dem preußischen Ministerpräsidenten am nächsten stehenden Personen gab, der die weitsichtigen Pläne und auf sicherster Grundlage ruhmden Berechnungen Bismarck's verstand und würdigte. Um so gewaltiger ist das Verdienst des auf einsamer Höhe stehendes Mannes, daß er das Nothwendige begann und glücklich durchführte. Und als nun endlich im Volke und bei der Volksvertretung sich die bessere Ueberzeugung Bahn brach, als man endlich die gewaltige Größe Bismarcks erkannte, da führte er das begonnene Werk zum ruhmreichen Ende und auf den Schlachtfeldern Frankreichs ward das deutsche Kaiserreich wieder errichtet. Der Diplomat Bismarck, der durch seine Staatskunst Deutsch land zum ersten Reiche der Welt zu erheben verstand, er wandelte nicht die konventionellen Pfade der diplomatischen Schule. Bismarck ist ein offener, ehrlicher Charakter, der die Hinterthürchen und OVer züge der Diplomatie verschmähte, der oft mit einer geradezu ver blüffenden Offenheit vorging und gerade mit dieser Offenheit groß artige Erfolge erreichte. Diese diplomatische Kunst Bismarck's, sie wird im Buche der Geschichte ihre volle Würdigung finden, hier kann nur Einzelnes in großen Zügen angedeutet werden. Es ist geradezu als ein Meisterstück der Staatskunst zu betrachten, wie Bismarck im Zeitraum von 15 Jahre« Oesterreich gegenüber auftrat, wie er vom ersten Augenblicke an, da er Preußen als Bundestagsgesandter ver trat, die Gleichberechtigung seines Staates neben dem Kaiserreiche vertrat, wie er dasselbe Oesterreich, mit dem der spätere Konflikt bereits in Sicht war, zur Theilnahme des Krieges gegen Dänemark zu bewegen wußte, wie er endlich die Macht Oesterreichs im deutschen Bunde, jene uuheilvolle Macht, deren Beseitigung die Vorbedingung für die Einigkeit Deutschlands war, brach, und nun nach dem Kriege von 1866 das Werl durch die Errichtung des norddeutschen Bundes krönte. In nicht minder glänzendem Lichte aber zeigte sich die Diplomatie Bismarck's vor dem Ausbruch des deutsch französischen Krieges. Durch einen einzigen kühnen und glücklichen Schachzug, durch die Veröffentlichung der schmählichen Anerbietungen Napoleons, welche die Vergrößerung Frankreichs auf Kosten der süddeutschen Staaten bezweckten, bewog er die süddeutschen Staaten, sich gegen den französischen Imperator zu erheben und Schulter an Schulter mit Preußen gegen Frankreich vorzugehen. „Furchtlos und treu" steht der Kanzler vor dem deutschen Volke. Furchtlos gegenüber dem Feinde, treu zu Kaiser und Reich! Alles, wa» der große Mann für Deutschland und sein Volk gethan hat, er hat es gethan, getreu dem AuSspruche des großen Königs Friedrich, der .erste Diener des Staates" zu sein, er hat e» gethan im Be- wußtsein dieser Pflichttreue, jener Pflichttreue, die ihn ebenso wie seinen kaiserlichen Herrn in so hohem Maße auszeichnet. Im Be- wußtsein dieser Pflichterfüllung hat er oft in den allertrübsten Tage«, da selbst sein Riesengeist zu erlahmen drohte, ausgeharrt auf dem Posten, auf den ihn sein König gestellt. Darum wünschen auch wir mit allen Gauen Deutschlands: „Möge unser'Reichskanzler Fürst Bismarck noch recht lange, furchtlos und treu wie bisher, wirken an der Spitze des deutschen Kaiserreiches zum Wohle des gesammten deutschen Vaterlandes!" Sr-le-*amme -es Tvemrri-e» Ukrrzeige*«. Vom 30. März. Wien. Die Reichsrathswahlen werden gegen Ende Juni stattfinde«. Paris. General Briöre de l'JSle meldet vom 29. März Abends 10 Uhr: General Negrier ist in Dongsou; man rechnet auf seine baldige Genesung. Oberst Herbinger mit seiner Kolonne ist in Thamnoi; er konnte seine bisherige Stellung ohne Schwierigkeiten räumen und wurde anf dem Rückzuge vom Feinde nicht beunruhigt. Herbinger wird Thamnoi und Dongson besetzt halten und dem Feinde den Vormarsch auf diesen beiden Marschrouten sperre«. Dongson ist mit Lebensmitteln und Munition reichlichst versehen; auch die Bor- räthe in Chu reichen für jedes Bedürfnis aus. Vom Rotheu Fluss« her find neuere Nachrichten nicht eingegangen. Paris. Die Morgenblätter sprechen fich meistens für Bewahr ung der Energie und Kaltblütigkeit, sowie für Vergessen des Partei haders aus, um der bedrängten Tonkinarmee Hülfe zu senden. Die verschiedenen Fraktionen der Kammer haben Plenarsitzungen zur Besprech ung einberufen. General Negrier wurde z«m Divifionsgeneral befördert. London. Die Admiralität miethete fünf große Postdampfer, die in armirte Kreuzer und Transpottschiffe umgewandelt werden sollen. London. Nach einem Telegramm der „Times" aus Rawul Pindi haben die Militärbehörden alle Pläne zur Abfindung von 50,000 Mann nach Pischin (Süd-Afghanistan) fertig gestellt. — General Wolseley hat aus London Befehl erhalten, nach Kairo zurück zukehren. Gerüchtweise verlautet, daß er sich von dort nach Suakin begeben werde. (Weitere Telegramme siehe am Schluß des redaktionellen Theiles.) Motttische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser hat am Sonnabend Nach mittag in Begleitung der Großherzogin von Baden zum ersten Male nach seiner Unpäßlichkeit wieder eine Spazierfahrt unternommen, welche ihm ganz vorzüglich bekommen ist. Am Sonntag verabschiedet« sich von dem Kaiserpaar das schwedische Kronprinzenpaar vor der Rückkehr in die Heimath. — Die laufende Woche gehört dem Reichskanzler, dessen morgender Ehrentag fast ausschließlich das allgemeine Interesse be schäftigt. Im ganzen Reiche werden umfassende Vorkehrungen zur Bismarckfeier getroffen, und überall, wo in diesen Tagen deutsche Männer festlich versammelt sind, von den Alpen bis zu de» friesische» Inseln, vom Rhein und den Vogesen bis ferne zu den schäumenden Wellen der Ostsee, überall tönt von den Lippen des Reichskanzler- Name. Stadt und Land haben sich zur Festfeier gerüstet und schon hat man hier und da Vorfeiern veranstaltet zu Ehren de» eisernen Kanzlers. Jede Post bringt neue Nachricht von Kundgebungen, und alle diese, wir können sie unmöglich registriren, so umfangreich find sie, alle diese sind durchglüht vom warmen Pulsschlag nationaler Begeisterung. — Die Berliner Börse stand natürlich unter dem Einfluß der franz. Niederlage und der dadurch hervorgebrachten Flaue in Patts. Es fand zwar kein bedeutendes Angebot statt, doch gingen die Kourse auf allen Gebieten nicht unbeträchtlich herunter. Der Schluß brachte einige Befestigung. Spekulative Banken waren bei lebhaftem Geschäft nicht unerheblich schwächer, namentlich zu Anfang. Gegen Schluß wurde die Haltung fester und ein Theil der anfänglichen Verluste wieder eingeholt. Deutsche leitende Banken kaum verändert östcrr. schwach, spekulative Bergwerke geschästslo», von fremden Renten Ruff ii recht fest. — Aus Bielefeld meldet „W. T. B." vom Sonntaz Abeu.,: „Nachdem auf Anlrag deS Regierungspräsidenten von Pilgrim wegen