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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 09.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188501092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18850109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18850109
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-01
- Tag 1885-01-09
-
Monat
1885-01
-
Jahr
1885
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 09.01.1885
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Nr. 6 - 5. Jahrgang. I»/ uni» HIMbole. ^ Freitag, S. Januar 1885. Unparteiisches Tageblatt für Chemnitz und Umgegend besonders sLr die »«orte: Mcheomitz, Altentocs, BmiSdors. Borna, Ebersdors, Fmth, «oblaq, «lifo, HelberSdors, -Udersdorf, Stoppel, «ensto««, SchSnan Die Abonnenten «halte« mit hem Anzeiger allwöchentlich L Unterhaltungs-Blätter, HUK'LLK: Anzeiger.Bilderbuch. «bonn-m-ntsbestelluuaeu, vierteljährl. IVO Pf. (Zntr. 40 Pf.), monatl. VO Pf. (Zutr. 1k Pf.). »eh»rn an di« B«lag»expeditiou und Ausgabestellen in Themnitz «nd obige» Voran««. Außerhalb dies« Orte tan» de» Anzeig« nur bei de» Postanstalten — Poftzeitungs-Preisliste für 188V Rr. 1114 — bestellt »«de«. I« Oesterreich-Ungarn ist der Chemnitz« Anzeig« z«m AbounementSpreise von vierteljLhrlich 1 Gulden 41 Kr., monatlich 47 Kr. («xü. Agiozuschlag) durch die Postanstalten zu beziehen. (Ispaltige) KorpuSzeile oder deren Raum 1v Pfmnige. — fenuig«. — Jnfertion-vreis r die schmale , ^^ ^, — Unter Eingesandt pro Zeile 30 Pfennige. — Auf große Annoncen und Wiederholungen Rabatt. — Annoncen-Annahme für die nächste Nummer bi- Mittag. — Ausgabe jeden Wochentag Nachmittag, stlnnoncenbeftellunaen von anSwärts wolle man de» Jnfertlou-betrag stet» beifüge« (kleinere Betrüg« in Briefmarken) je 8 Silben der gewöhnliche» KorPuSfchrift bilden eine Zeile und koste« 1v Pfennig. LerlagS-Lxpedition: Vlexarrder Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße 48 (ehemalige- Bezirksgericht, gegenüber dem Kastne). Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über da» NachlaßvermSgen de» verstorbenen Strumpffaktor» Heinrich Llemen» Lohs« in Altchemnttz, gewesenen Inhaber» der Firma Llemen» Lohse daselbst, ist zur Abnahme der Schlußrechnung de» B«rwalter», zur Erhebung von Einwendungen gegen da» Schlußverzeichniß der bei der Bertheilung zn berücksichtigenden Forderungen und zur Beschluß fassung der «lüubiger über die nicht verwertbaren Vermögen-stück« der Schlußtermin auf den 2. Februar 1885, Vormittag» 10 Uhr vor dem Königliche» Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Lhemni-, den 7. Januar 1885. Schulze, Berichtsschreiber de» Königlichen Amtsgericht». Morgen Freitag, den 9. Januar Vormittag» 9 Uhr sollen im Auktions saal« de« Justijgebüude» hier gepfändete Möbel, Kleider, Wäsche, 21 Zentner Mehl, 2 Pferde, 2 Ziegen, 1 Kuh, 2 Beldichcänke, Ladenutensilien, t Last wagen, 1 Lastschlitten, 1 Faktorwagen, l Faktorschlitten, t Ambo», 1 Bieg maschine, 1 Exzenterpresse, 1 Drehbank, Nähmaschinen', ) Pianino» Eiche» sournie»e, Nußbaumbretter, Regulateure, goldene und silberne Taschenuhren, Spiegel, 1 «opirvresse, 1 Webstuhl, Thürdrücker. schwarze Seide, Garn«. Wollwaaren, Buckskin, Balltücher, Schmucksachen, Vorhänge u. B. m.» hiermts aber und spätesten» Vormittags halb l2 Uhr 1S89 M. und 110S M. 9S M zu Gebhardt'» hier, bez. Pfüller'» zu Meinesdorf Konkurse sgehörige sAuße^ stände öffentlich versteigert werden. Aktuar Berger, Ger.-Bollz. b. d. Königl. Amtsgericht Lhemnitz. Telegramme -es Themnitzer Vuzeiger». Bom 7. Januar. Pari». Ein« Depesche de» General» Briöre de l'JSle bestä tigt den bereits in einer Depesche der „Agence HavaS* gemeldeten Sieg de» General» Nügrier. — Den Abendblättern zufolge hat der Kriegsminister Leval in einem heute Vormittag stattgehabten Mi- nisterrathe den Plan für die Organisation de» Expeditionskorps für Lonkin dargelegt. Nach demselben sollen in der nächsten Woche 6000 Mann Verstärkungen von Algier abgrhen; ein zweite» Korp» von 8000 Manu soll im Februar folgen, um di« Operationen vor Ein tritt der Regenzeit zu beendigen. — General Nögrier hofft, bei Ver folgung der Chinesen, Langson Ende der Woche zu «reichen. — Der „TempS" dementirt die Nachricht, daß der Botschafter in Madrid, Baron de» Michel-, und der Botschaster in Konstantinopel» Marquis de Noaille», ihre 'l osten vertauschen würden und theilt mit, der Marquis de Noaille» werde Botschaster in Konstantinopel bleiben. London. Der Bischof von London ist heute plötzlich gestorben. Madrid Gestern Abend wurde in Malaga eine leichte Erd- «rschütterung verspürt, während in Granada ein starker Erdstoß statt fand, durch welchen da» Präfekturgebäude beschädigt wurde. Ebenso Wurden in Motril und Loja Erderschütterungen wahrgenommen. (Weitere Telegramme siehe dritte Seite.) Kranzöflfche Zustände. Al» in Frankreich nach dem Sturze de» Kaiserreich» dirMv publik hergestellt wurde und Thier» sich ihr anschloß, glaubte Nie mand an den langen Bestand dieser Regierungsform bei einem der großen Völker Europa'». Man erinnerte sich der kurzen Dauer der ersten und zweiten Republik, auf welche beide Mal das Kaiserr-ich folgte. Man sprach davon, daß seit achtzig Jahren sich t« diesem Lande keine RegierongSform für die Dauer erhalten konnte, und jede Generation mehr als eine Revolution durchzumachen hatte. Die Herrschaft Napoleon» I. dauerte achtzehn Jahre, darauf folgte die Restauration; aber schon nach sünszehu Jahren machte die Juli-Revo lntion ihr ein Ende. Di« Regierung Louis Philipp- dauerte wieder achtzehn Jahre, darauf folgte die kurzlebige zweite Republik und bald darauf da» zweite Kaiserreich. Aber auch Napoleon 11l. konnte seine Herrschaft nicht über einundzwanzig Jahre au-dehnen, e» folgte wieder die Republik. Natürlich prognostizirte man auch dieser kein lange» Leben. Man glaubte da» monarchistische Europa werde sich mit ihrer Konsolidirung nicht befreunden, au» Besorgniß, das gefährliche Beispiel würde auf die lateinischen Nachbarstaat« eine revolutionäre Wirkung üben. In Frankreich selbst waren genug monarchische Ele mente vorhanden, besonder» in den höchsten Kreisen der Gesellschaft, Welche bereit waren, die Monarchie wieder herzustellen, war ja die erste Nationalversammlung, welche in Bordeaux tagte, in ihrer Mehr heit monarchistisch gesinnt. Die große Schwierigkeit einer Restauration bestand nur darin, daß die monarchistischen Parteien in Hinsicht der Person, welche den Thron besteigen sollte, in drei Theile gespalten Waren, und jeder Versuch, die Legitimisten, Orleanisten und Impe rialisten mit einander zu versöhnen, gescheitert ist. Trotzdem glaubte «au in Europa nicht an einen langen Bestand der französischen Re publik. Fürst Bismarck aber, der anders zu denken Pflegt, als d e Dutzendmenschen, fand, daß die republikanische Form in Frankreich «ine Bürgschaft des Friedens sei, welchen eine monarchistische Restau ration ernstlich bedrohen würde. Wer immer den Thron Frankreich besteigen sollte, würde einen Revanchekrieg um so leichter anfangen, «iS er die Nothwendigkeit fühlen müßte, den Thron fester zu be gründen und ihn mit dem Glanze des KriegsruhmeS zu umgeben. Der Kanzler rrtheilte daher seine Instruktionen an den Gesandten in Pari», daß da» deutsche Reich kein Interesse daran habe, die Be strebungen der monarchistischen Parteien zu unterstützkn. Dies konnte Graf Arnim, der in der konservativen Schule ausgewachsen war, frei lich nicht verstehen; sein preußisches monarchistisches Gefühl emvörte sich dagegen, daß er die Republik nicht nur ertragen, sonder« unter stützen soflte. Er machte daher auf eigene Faust im Gegensätze zu den Ansichten BiSmarck's Politik und wurde natürlich durch den eisernen Kanzler entfernt. In Frankreich selbst nahmen die Versuche, die Monorchie her- zustellen, ein klägliches End?. Mac Mahon und seine Genossen wur den durch die Wahlen deSavouirt, dazu trat noch der Umstand, daß keiner der Prätendenten im Stande war, sich persönliche Popularität zn verschaffen. Nachdem der kaiserliche Prinz im Zulukriege gefallen war, wurden die Imperialisten durch die häuslichen Zwistigkeiten dcS Prinzen Napoleon und seine» Sohnes Viktor entmuthlgt, während Zelt mit weiterem Zuwarten zu verlieren, sie dürsten nach der Macht, die sie schon so lange entbehren mußten und fürchten» das Volk, werde sich doch an die Republik gewöhnen. Sie wissen, daß die neue Präsidentenwahl schon bald vor sich gehen soll, und beginnen daher, sich schon jetzt zur Kampagne zu rüsten. So sehr auch die Prinzen de» Hause- Orleans sich in Acht nehmen, irgend einen Schritt zu thun, der sie in die Verbannung führen und ihr kolossale- Vermögen mit Konfiskation bedrohen müßte, tauchen in allen größeren Städten Freunde de» Hauses auf, welche die gedrückte Lage der In-! dustrie, den Rückgang der Preise der Agrikulturprodukte und die ganze Noth der Zeiten geschickt benutzen, um die Republik zu diskrr . ditiren Bi» jetzt haben sie noch keine Erfolge «ufzuweisen, denn die öffentliche Meinung hat sich seit vierzehn Jahren bedeutend ge-, ändert. Damals waren e» die Bürgerklassen in den Städten, welche republikanisch fühlten, die Reichen, die Hochgebildeten und da» Landvolk blieben monarchistisch; jetzt aber ist e» gerade die Land-' bevölkernng, welche sich mit der Republik befreundet hat, die Orle anisten haben nur in den Städten, einige Hoffnung auf Erfolg. Für! die nächste Zukunft kann man daher auf eine große monarchistische Agitation in Frankreich gefaßt sein, und darum will auch Ferry das Listenskrutinium, diesen alten verunglückten Plan Gambetta'S ein führen, durch welche» die kleinlichen perfönlichen Prinzipienreiter an der Kammer ausblriben und eine kompakte Majorität an die Stelle der verschiedenen Gruppen treten würde. Er glaubt, seiner Sache gewiß sein zu können. Gelingt eS ihm, so wird Niemand ihm und Frankreich dazu herzlicher GLck wünschen, al» unser Reichskanzler Md'mit ihm da- deutsch» Volk. Die moderne Vrveit. Als JameS Watt die Dampfmaschine, Fusion da» Dampfschiff, Stephenson die Lokomotiv - Eisenbahn und Morse den Telegraphen erfanden, hatten sie keine Ahnung davon, daß diese Erfindungen das Leben der Menschheit vollkommen verändern und einen neuen Ab- schnitt in der Geschichte der Zivilisation einleiten warten. Erst durch diese Erfindungen konnte die Fabrikation sich derart entwickeln, daß sie das Wunder unseres Jahrhundert» au§ macht und die Massen produktion möglich machte, durch welche der Preis der ersten Lebens- bcdürfnisse bedeutend herabging und ein allgemeiner Aufschwung der Industrie sich in der ganzen Zivilisation kundgicbt. Dazu kam ge rade zur rechten Zeit die Entdeckung der Goldfelder in Kalifornien und Australien, durch welche da» Gvld, dieser Werlhmeffer aller Arbeit, in hinlänglicher Menge auf den Markt geworfen wurde, um den Bedürfnissen de» Handels zu genügen. Die Menschheit hat sich seit einem Jahrhundert mehr als ver doppelt, aber der Arbeiter kann sich dennoch für seinen Tagelohn mehr Artikel de» ersten Bedürfnisse» und mehr Genüsse des Leben» verschaffen, als dies vor hundert Jahren der Fall war Der Weizen, der Zucker, der Thre und Kaffee, das Eisen, die Kohle, da» Petro leum, die Erzeugnisse der Textilindustrie, welche zur Bekleidung dienen, sind alle im Preise gewaltig gesunken. Die Theorie drS be rühmten Narionalökonomen Malthus, daß die Produktion mit der Vermehrung de» Menschengeschlechts nicht gleichen Schritt halten könnte, wurde durch die Ereignisse glänzend widerlegt. Aber auf die Massenproduktion folgte beinahe in allen Zweigen der Industrie die Uederprvduklion, eine latente Krise trat ein, welche noch dadurch deventlicher wird, daß die Silberminen in den Verein. Staaten von Nordamerika große Massen des weißen Edelmetalls prvduziren, wodurch dar alte Verhältniß des Preises zwischen dem Gold und dem Silber sich gänzlich veränderte, so daß man den Bimetallismus kaum mehr erhalten zu können glaubte und durch die Demoralisirung des Silbers noch größere Massen desselben auf den Markt gelangten, wodurch die Mißverhältnisse noch mehr verwirrt wurden. Hauptsächlich war e» aber die Ueberproduktion des Weizen» in Amerika und in Indien, durch welche die Landwirthschaft in ganz Europa erschüttert und sich für ihre Zukunft bedroht fühlt. Wenn wir auch nicht leugnen können, daß den Grundbesitz, welcher für da» sicherste Eigenthum galt, eine Werthverminderung betroffen hat, so müssen wir doch gestehen, daß die Lage des Arbei ters und des kleinen Grundbesitzers sich gebessert hat. Der kleine Mann kann von dem Ertrage seiner Arbeit sich besser nähren und zustellen, ein klägliche» End?. Mac Mahon und feine Genossen wur- kleiden und durch die wohlfeile Lokomotive sich leichter dahin begeben, den durch die Wahlen deSavouirt, dazu trat noch der Umstand, daß wo seine Arbeit besseren Lohn findet. Wenn er mäßig lebt, hat sich sein Zustand überall gebessrrt, sein Gesichtskreis hat sich erweitert, aber andererstils ist er für sozialistische Träume empfänglicher ge worden. Da» Städteleben entwickelt sich bei uns immer mehr und mehr, andererseits selbst der Tod de» Grafen Chambord nicht" im Stande ^ und mit ihm die allgemeine Zivilisation, obschon durch die Fabriken war, hie Legitimisten und Orleanisten vollkommen mit einander zu das kleine Handwerk erdrückt wird; cs kann sich nur erhalten, wenn verschmelzen. Die bürgerlichen Tugenden und besonder» die Sparsam- es zum Kunsthandwerk wird; die bloße Routii e ist für die modern« keit de» Grafen von Paris sind auch sonst kaum die geeigneten Mittel, um einem Prätendenten den Thron zu erwerben. Auf diese Art gelang e» der Republik, sich jetzt schon im vier Zeit nicht mehr hinreichend. Da» Leben ist eben komplizirter ge worden, die einfache, rohe Arbeit, die kein Kapital und keine Intelli genz erfordert, kann die Konkurrenz der subtropischen und jener zehnten Jahre zu erhalten; das Ministerium Ferry hat sich befestigt Länder nicht anshalten, welche noch jungfräulichen Boden besitzen und findet in den Kammern eine Mehrheit selbst für seine ostasiatische Nur eine höhere Intelligenz und eine größere In ustrie kann die Politik. Allein die Monarchisten finden es gar so langweilig, ihre Zukunft Deutschlands sichern; wenn es sich darauf beschränkt, Haupt sächlich ein Agrikultarstaat zu sein und zu bleibe«, so würde e» v»n der Konkurrenz Rußland», Nordamerika» und Indien» sicher «drückt werden. Völkische Ruudscha«. Deutsches Reich. Der Kaiser hatte heute eine längere Konferenz mit Bismarck. — Der BundeSraih beriech di« Anträge wegen Feststellung de» Rechnungsjahre» für die Unfallversicherung und wegen Au»drhn««g der Unfallversicherung aus Bauarbeiter, Tüncher, Verputzer rc. — Der Bundesrath beschloß, dem Gesetzentwurf über die Ab änderung des Artikels 31 der Reich-Verfassung (Diäte«) sein« Zn- stimmung nicht zu ertheilen, dagegen dem Gesetzentwurf« üb« die Abänderung de» Gesetzes über die Krankenversicherung der Arbeit« zuzustimmcn Die Eingaben wegen Erhöhung der Eingangszölle für landwirthschaftliche Erzeugnisse wurden zur Kenntniß genommen. — In der Berliner Börse trat gestern ein ziemliche» DeckmeglP- bedürsniß hervor, welche» bessere Kourse zur Folge hatte. Der Verkehr hielt sich indeß in engen Grenzen. — lieber da» Duell des Stuck, mutt,. Holzapfel und Oehlke wird amtlich erklärt, daß dasselbe eine persönliche Veranlassung hatte und mit den unter den Studirenden obwaltenden politischen «nd sozialen Gegensätzen höchsten» mittelbar in Verbindung stehe. — Der vor einigen Tagen au» dem Gebiete der preußische» Monarchie ausgewiesene hiesige Korrespondent de» Dlritto, vr. Bene- detto Cirmini versichert in einer den meisten Berliner Blättern zu- gegangenen Zuschrift, daß die deutsch-feindlichen Artikel de» »Diritto* nicht aus seiner Feder stammten. Er, ein Freund und Verehr« der deutschen Nation, sei lediglich der Verfasser gewisser harmlos« Briefe, welche unter der Unterschrift „Menenio* in dem gedachten italienisch« Blatte erschienen seien. Wir glauben in der Annahme nicht fehl zugreifen, bemerkt die „N. A. Z * hierzu, daß diese angeblich äußerst unschuldigen , in Wahrheit aber von Gift und Galle gegen Deutsch land strvtzenden, von den gröbsten Injurien gegen hochgestellte Staat»« bicner anzefüllten literarischen Erzeugnisse, zu deren Autorschaft Hr. Cirmini sich ausdrücklich bekennt, in der That die Veranlassung z« seiner Entfernung au» dem Lande gegeben haben, dessen Gastfremid« schast er in gröbster Weise mißbraucht hat. Wenn derjenige Theil der Presse, welcher, offenbar ohne Kenntniß von dem Inhalt b« betreffenden Artikel, ohne Weitere» zum Bertheidiger de» vr. Tirmeni sich aufwirft, sich der geringen Mühe unterziehen Wollte, nur einige dieser Artikel etwas näher unter di« Loupe zu nehmen, aber wir bitten, mit deutschem Auge, so wird er vermuthlich bedauern, sich in der abfälligen Kritik dieser Maßregel nicht eine etwas größere Zu rückhaltung auferlrgt zu haben. — Die Zahl der am 1. Januar c. in Preußen vorhandene« Gerichts-Assessoren beträgt 958. Am 1. Januar 1884 waren 828, am 1. Januar 1883 714, 1882 612, 1881 494. 1880 386, 1879 32>. 1878 283, 1877 261 und 1876 252 vorhanden. In den letzten 5 Jahren ist die Zahl also ziemlich stetig gestiegen und wird binnen Kurzem 1000 erreichen. Augenblicklich sind fast dreimal so viel Assessoren wie vor 6 Jahren, und beinahe noch einmal so viel wie vor vier Jahren, vorhanden. 8 von den zur Zeit noch im Justizdienst befindlichen Assessoren find über 5 Jahre in dies« Stellung; 22 haben im Jahre 1880 ihr Examen gemacht, find als» über 4 Jahre Assessoren, 67 im Jahre 1881, 181 im Jahr« 1882 rc. Als Amtsrichter angestellt find erst 75 Assessoren aus dem Jahre V82 und 1883. Bon den im vorigen Jahre ernannten Assessoren ist noch keiner zur Anstellung gelaugt. Aussichten auf eine Besserung dieser im Vergleich zu der Zeit vor 10 Jahren sehr prekären Ber- hältnisie find kaum vorhanden. — Der landwirthschaflliche Verein »Belvedere* zu Weimar, der zahlreiche Landwirthe der Gegend, «amentlich auch Bauern um faßt, versendet in diesen Tagen eine Petition zur Unterzeichnung, in der die Erhöhung der Getreidezöll« auf 3 M. pro Doppelzentner erbeten wird. — Neulich wollte der sozialdemokratische Abgeordnete Bock au» Gotha in Weimar eine öffentliche Versammlung abhalte». Die Behörden haben dieselbe untersagt. Oesterreich-Ungar». Montag Abends ist der ehemalige Ministerpräsident und gegenwärtige Präsident des obersten Rechnungs hofes, Fürst Adolph Auersperg, im Alter von 64 Jahren Plötzlich gestorben. Die Toderkunde, anfänglich nur einem kleinen Kreise bekannt, wirkte mit traurigster Ueberraschung, da der Fürst bi» in die letzten Jahre noch kräftig einherschritt und einen ungemein rüstigen Eindruck machte. Der Tod seiner Frau, die er im Sommer vorigen Jahre» verlor und an welcher er zärtlich gehangen, hatte den Fürsten tief erschüttert und Wohl auch körperlich lebhaft affizirt. Seitdem er »er« wittwet war, lebte Fürst Adolph Auersperg sehr zurückgezogen und^- verweilte häufig auf seinem Schlosse Goldegg bei St. Pölten. Auch in den jüngsten Tagen wohnte der Fürst daselbst mit seiner Familie. — Aus Pest wird gemeldet, Graf Andrassy habe auf die füh rende Rolle innerhalb der Opposition der Magnaten gegen die Ober« hauSreform verzichtet, da er den Anschein einer grundsätzlichen Oppo« sition gegen die Regierung vermeiden wolle. — In Gmunden traf kürzlich die erste Serie kostbarer Möbel, die der Herzog von Tum- —;
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