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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 04.03.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188503045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18850304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18850304
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-03
- Tag 1885-03-04
-
Monat
1885-03
-
Jahr
1885
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 04.03.1885
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!,, l i»> 7——-- «WM MWWMW ^ ? Lhemultzer Wlvzeiger ««d Stadtbote. Nr. SS. Mittwoch, 4. März 1885. Seit« 2. I L' U Nationalliberalen und Reich-Partei zur Bewilligung. Zum Schluffe Werden noch einige Forderungen lokaler Bedeutung genehmigt. Abg Richter kündigt an, daß bei der nächsten Berathung de» Zolltarife» seine Partei Anträge bezüglich der Handhabung des Zollsperrgesetze» einbringeu werde. — Bezüglich der braunschweigischen Erbfolgefrage hat dieser Tage «ine Unterredung zwischen dem Prinzen Wilhelm und dem Fürsten BiSmarck stattgefunden. Urber da» Resultat der Unterredung ist bi» jetzt nichts an die Oesfentlichkeit gedrungen. Wie nun mit- getheilt wird, war da« Ergebnis der Konferenz lediglich ein negative». Fürst BiSmarck soll erklärt haben, daß er jedem Ausgleich mit dem Herzog von Lumberlaud entschieden abgeneigt sei und daß e» seiner Ueberzeuguog nach ein großer politischer Fehler sein würde, Wille «an den »elfischen Fürsten ans den braunschweigischen Thron er heben. Die von dem Reichskanzler für diese Ansicht dargelegten Gründe sollen auf den Prinzen Wilhelm einen tiefen Eindruck ge macht haben. — E» gehen Gerüchte, daß Graf Hatzfeldt den Posten «in:» Staatssekretär» de» Aeußern aufgeben und sich ganz aus dem poli tischen Leben zurückzuzieheu beabsichtige, und zwar wird die Ver rauchung laut, daß neben anhaltender Kränklichkeit auch Familien- Augelegeuhriten und finanzielle Erwägungen den RücktriltSwnusch de» Grafen beeinflussen. — Die „Landeszeitung für Elsaß Lothringen* sagt im Hinblick auf den bevorstehenden Abschluß der Arbeiten der Kongo-Koufereuz: «Da» deutsche Volk hat allen Grund stolz zu sein auch auf diese Friedeu-that. Da» Schwert hatte dabei nicht vorgearbeitet, die Ber liner Konferenz hatte nicht die Ergebnisse eine» blutigen Kriege» zu regiskiren, nicht die unbarmherzige Ernte der Schlachten einzuheimsen. Kein Kanonenschuß ging ihr voran». Sie hat vorhandene Keime ernster Konflikte vernichtet, sie hat Deutschland und Frankreich einander genähert und dem deutschen Bolle selbst dir Bahn frei gemacht zum Eintritt in den große« Wettbewerb der Nationen. Bon allen großen weltgeschichtlichen Urkunden» welche den Namen de» Fürsten BiSmarck an ihrer Spitze tragen, ist vielleicht keine, unter die er seinen Namen mit größerer Befriedigung setzen konnte. Ohne da» Opfer auch nur eines Soldaten, auch nur eine» Thaler», verbürgt sie moralisch wie materiell einen unendliche« Gewinn für das Vaterland." — Am Sonnabend fand in Berlin der BiSmarck-Kommer» de» Bereins deutscher Studenten statt. Kurz nach seinem Beginn trat Hofprediger Stöcker, von der Versammlung der christlich sozialen Partei kommend, in den Saal. Der jugendliche Feuergeist der Studenten kargt nicht mit Ehrenbezeugungen für Männer, die sie verehren. Eine stürmische Bewegung durchbrauste den weiten Saal. Alle Anwesenden erhoben sich, alle bezeugten laut und anhaltend ihre Sympathie. Die Ehargirten zogen die Degen und empfingen den -BolkSmanu von der Kanzel mit jubelndem Gruß. Die Musik fiel mit einem Tusch ein und ein begeistertes dreifache» Hoch auf Stöcker erscholl au» allen Kehlen. Stöcker betrat, mit erneutem Jubel be grüßt, die Tribüne. „Ich komme eben au» einer Volk»Versammlung (Beifall) und will Ihnen neben dem Kaiser und Kanzler ein Wort vom Volke sagen (Beifall). Ich theile da» deutsche Volk in zwei Theile: die 48er und die 70er. (Beifall.) Erster« find «in ab- sterbend«», letztere ein aufsteigendes Geschlecht. (Stürmischer Beifall.) Die 48er find di« Menschen der Negation: die 70er sind positiv durch und durch; jene raisonuireu, diese haben lieb. Meine verehrte Versammlung und meine lieben jungen Freunde! Wa» heute diese Versammlung und unser« Seelen bewegt, da» ist die Frucht de» Schlachtfeld«» von 1870/71. (Beifall.) Wa» aber «ach den Kriegen kam, war de» Schlachtfelder nicht würdig. Die Unzufriedenheit wurde.-.geweckt, stieg, au» ihr kamen die sozialen Gefahren. Auch die Jugend soll sich um die sozialen Dinge kümmern. Da» ist eine Politik des Herzens, die Jedem erlaubt ist. Unserem Volke fehlt zu« Glück «in« neue LiebeSkraft, die au» dem Glauben, aus dem Christenthum kommt. Neben den nationalen und sozialen Gedanken brauchen wir eiu« sittlich religiöse Emeuerung unsere» Volkes. Be geistern Sie sich für dies« heilige Flamme! Kämpfen Sie weiter! Arbeiten Sie treu! Wenn dann die Zukunft kommt, in der Sie Lehrer, Aerzte, Richter, Prediger find, wenn Ihre Gedanken au» gereist und fest geworden, dann wird erst die Epoche der siebziger Jahre ihre Früchte tragen für'» deutsche Vaterland (stürmischer Bei fall) und so schlage ich Ihnen vor, ein begeistertes Hoch auszubringen ans da» im rechten Sinne junge Deutschland!!! Dreimal durch donnerte der Hochruf den Saal; dann löste die Begeisterung sich in enthusiastischem Beifall auf. — Berliner Börse. Die Spekulation ist von den Divi denden der Kreditanstalt offenbar befriedigt Der Verkehr war ziem lich belebt und die Kourse wurden vielfach besser. Den meisten Ver kehr hatten Banken, die nach mancherlei Schwankungen mit Avancen schloffen. Für Eisenbahnen bestand nur geringes Jatereffe. Die Kourse waren durchschnittlich behauptet. Spekulative Bergwerke fast still. Bon fremden Renten Ungarn, Russen und Türken gut gefragt. Im Kaffaverkehre Kourse fest. Industrie« belebt. Maschiuenaktien bevorzugt. Deutsche Fond» abgeschwächt, österreichische Goldpriori- täteu gut gefragt. — Die Frankfurter Polizei ist noch immer mit allem Eifer be müht, Mitschuldige de» LieSke aufzuspüren, der nach wie vor als der eigentliche Mörder de» Polizeiraths Rumpfs gilt. Aus der Schweiz waren dieser Tage Meldungen von Verhaftungen nach Frank furt gelangt, und sofort hat sich der Frankfurter Staatsanwalt Herr vr. Lautz aufgemacht und persönlich bei den Schweizer Behörden seine Erkundigungen eingezogen. Schweiz. Der Berner „Bund* bespricht in einem ausführ lichen Artikel die eidgenössische Strafuntersuchung gegen die Anarchisten. Wie das Blatt erfährt, bewegt sich der bezügliche Beschluß des BundeSrathS in der allgemeinen Fassung, daß eine eidgenössische Untersuchung eingeleitet werde gegen das verbrecherische Treiben der Anarchisten auf Schweizer Boden. Die Veranlassung zu diesem Be schlüsse gaben eine Reihe von Vorgängen, welche auf Vorbereitungs- Verhandlungen zu strafwürdigen Ausschreitungen Hinweisen oder wenigstens die Thatsache beurkunden, daß Pläne geschmiedet wurden zu verbrecherischen Unternehmungen, deren Verwirklichung die sana tische, wahnwitzige Aufreizung der anarchistischen Blätter, insbesondere der „Freiheit*, des „Revoltö* rc. herbeiführen sollte. So liegen sichere Anzeichen vor, daß ein bis inS Einzelne ausgearbeiteter Plan besteht, das BundesrathhauS mit Dynamit in die Lust zu sprengen. Frankreich. Etwa 6000 türkische Truppen, die in Kreta zur Einschiffung sich bereit halten, sind nicht für Tripolis oestimmt, um ev. der italienischen Regierung zuvorzukommen, sondern für Egypten, fall» Mir jetzt als wahrscheinlich gilt, die Unterhandlung Fehmi Paschas in London Erfolg haben und die Türkei am Feldzuge im Sudan Theil nehmen wird. Belgien. Der Streik der belgischen Kohlenarbeiter nimmt weit bedenklichere Ausdehnung an, als e» Anfangs schien. Die nicht- streikenden Arbeiter werden ernstlich bedroht, und der Gouverneur der Provinz Hennegau berief dieser Tage sämmtliche Bürgermeister und Leiter der Kohlenwerke in der Provinz zu einer Versammlung, um zu berathen, wie die bedrohten Arbeiter zu schützen seien. Militär und Gendarmerie wurden nach den Kohlendistritten gesandt. England. Da» Ministerium Gladstone lebt noch. Aber fragt mich nur nicht, wie, darf dasselbe wohl mit Recht ausrusen. Eine Regierung, welche ihr« Laufbahn im Parlamente mit einer Majorität von mehr al» Hundert begann, erhielt gestern in einer Lebensfrage blo» eine Mehrheit von vierzehn Stimmen. Und selbst diese gering- iügige Anzahl nur in Folge der ganz ungewöhnlichen Schwäche der Oppofitiousreden, infolge der Taktlosigkeit der Konservativen, am Dienstag mit den Parnellisten zu liebäugeln, und zufolge der Mit wirkung einer Anzahl von fanatischen „Frieden um jeden Piei»*- Politikern, welche weder Hand noch Fuß rühren würden, selbst wenn der Mahdi mit seinem Stab« vor den Thoren von London oder Portsmouth stände. Gladstone kann wohl behaupten, daß er technisch noch eine Majorität de» Uuterhause» besitze, und daher nicht zurück- zutreteu brauche. Allein die Mehrheit von vierzehn ist thatsächlich eine Minderheit; denn wenn man die Anzahl oer zu Gunsten der Regiemng stimmenden Mitglieder der Regierung abzieht, welche Sitze im Unterhause haben, dann verwandelt sich die Majorität in eine Minorität von mindesten» achtzehn. Der Wind in London ist übrigen» schnell herumgegangen Am Sonnabend noch Sturm in allen Blättern: Gladstone müsse unter dem Druck der Niederlage vom Platz weichen. Sonntags erscheinen keine englischen Zeitungen und heute sprechen sich laut telegraphischer Mittheilung die Londoner Morgenblätter meist zustimmend zu dem Entschluß der Regierung au», im Amt« zu bleiben, bemerken aber, daß die Lage der Regierung eine gefahrvolle bleibe, da bei der unvermeidlichen Forderung einer Kreditbewilligung für die Fortsetzung de» Sudanfeldzuge» eine Bereiuigung der Konservativen uud Radikalen zu erwarten stehe. Der „Daily Telegraph* spricht die Erwartung au», die Regierung werde während der ihr gegönnten Gnadenfrist ernstlich erwägen, ob nicht durch gegenseitige Zugeständ nisse eine Beseitigung der zwischen Deutschland uud England hervor getretenen Differenzen herbeigeiührt werden könnte. CheMNitz, den S- März 188). —s Wenn auch noch nicht sämmtliche für die Bismarck- Spende ausgegebenen Sammelbücher eingeliefert find, so gewährt doch die große Anzahl der bi» dahin mit Beiträgen eingegangeuen Bücher bereit» einen Ueberblick über da» zu erwartende Resultat. Da von den noch nicht zur Ablieferung gelangten Büchern noch ca. 900 Geber mit 1500 —2000 M voraussichtlich eingehen werden, dürfte sich da» Resultat wohl auf 10,000 Geber mit 20 000 Mark stellen. Wir behalten uns vor, über das definitive Ecgebniß ausführ lich zu berichten, sobald die Sammlung geschlossen und eine detaillirtere Uebersicht gegeben werden kann. k— Der Verein „Deutschland* hält nach kürzerer Ruhe pause morgen. Mittwoch, Abends 8 Uhr, im „Hotel de Taxe* wieder einer DiSkussionsabeud ab, wobei ein Bortrag über da» viel- versprechende uud den Bestrebungen de» Bereins sich außerordentlich glücklich anpafleude Thema: „Die Kunst der freien Rede* gehalten werden wird. — Der Gesangverein des hiesigen OctSoerbandes hielt gestern Abend im Saale von „Stadt Mannheim* sein erstes Stiftungsfest ab. Der Ball verlief in einfacher, würdiger Weise und wird den zahlreichen Theilnehmern noch lange als ein genuß reiche» Fest in Erinnerung bleiben. — In Leipzig, wo derselbe im Ertrakonzert de» Gewand- Hause- gesungen, erntete Herr Loren zo Riese großartigen Beifall, lieber 20.0 BilleiS sollen abgesetzt worden sein Da» „Leipz. Tagebl.* schreibt: „Nicht minderen Erfolg errang der andere Dresdner Gast, Herr Kammersänger Riese. Er besitzt eine prachtvolle, in allen Lagen leicht und mühelos ansprechende Stimme mit echtem Helden teuorklange und verjügt dazu über eine treffliche Schule, so daß technische Schwierigkeiten für ihn nicht existireu. —w. Mosel!« hat neue Engagement» abgeschlossen und können wir zu den neuen Akquisitionen nur gratuliren. Vor Allem glänzt da Fräulein Margarethe Völker. Wir haben schon manche Produktion auf dem Drahtseile gesehen, waS aber die junge Dam« in dieser Beziehung bietet, verdient mit Recht die Zensur: bewundernSwerth. Höchst interessant find auch die Albinos, die Sisters Morris und die Familie Web b (drei Damen und ein Herr) Da» Walzer-Trio (Miß Constancr, Barbara und Rosa) giebt Gelegenheit zur Bewunderung von Darbietungen in der höheren Tanzkunst, wie auch die Taub eukönigin mit ihren gefiederten Zöglingen da» Interesse immer wachzuhalten weiß. Fräulein Carina, noch in gutem Andenken von ihrem letzten Auftreten her, elektrisirt da- gesammte Auditorium in gleichem Maße. Also Loosung und Feldgeschrei im Kriege des Amüsements: Mosella! —r. Zu einer fröhlichen Fahrt nach der „Bahrmühle*, bis wo hin ein Tagesbillet 45 Pfg. kostet, stiegen zwei Herren ein. Im letzten Augenblick, als der Zug sich fortzubewegen begann und der Schaffner koupirte, glaubte nun der eine derselben, sein Begleiter habe das Billet für ihn mit gelöst, welche Annahme sich leider als irrig herausstellte. Der Schaffner sagte, daß er nun 35 Pfg. zu bezahlen und auch noch 1 M. Strafe zu entrichten hätte, er sollte sich indessen an den Oberschaffner wenden. Als der Zug hielt, ersuchte der Billet lose in freundlichen Worten den Oberschaffaer. ob des Mißverständ nisses von der Strafe abzusehen. Der Beamte aber gebot rasch nad umstandrlo», die Siche zu berichten. Statt demnach «in Tagesbillet von 45 Pfg. für Bahrmühle bezahlte der Manu zwei Tourbillets L 35 gleich .0 Pfg. und 1 Mark Strafe, demnach 1 M. 70 Pfg. für hin und zurück, weil er geglaubt, sein Freund hätte sein Billet mit gelöst. Eine Wamung für Biele. — Dresden. Wie wir gestern schon kurz mittheilen konnten, hat am Sonntag Nachmittag, wahrscheinlich in der 4 Stunde, der hier, Striesenerftrabe 24, 1. Etage, wohnhafte, 26 Jahre alt« Tischler Hösel, wie sich aus verschiedenen Merkmalen erkennen ließ, seine in demselben Alter stehende Ehefrau und dann sich selbst er schossen. Die Leute sind seit dem 3. März 1873 verheirathet, lebten in guten Verhältnissen und besitzen einen jetzt 11 Monate alten Knaben. Letzterer war krank und vorgestern deshalb ein Arzt bestellt worden. Al» derselbe Abend» gegen 7 Uhr in der bezeichnetea Wohnung eintraf und auf wiederholtes Klingeln nicht geöffnet ward, ließ er die Thür ausiperren. Man fand den Hösel im Vorsaal, die Frau in der Küche todt; diese in knieender Stellung am Bett, Hösel lang ausgestreckt mit zwei Schüssen im Kopf, neben ihm ein Revolver. Aus stenographischen, in der Tasche seines Rockes Vorgefundenen Aufzeichnungen läßt sich ersehen, daß Hösel von dem Wahne befangen gewesen ist, seine Frau wolle ihr Kind vergiften Der Genannte wird als ein Mensch bezeichnet, welcher überspannte Ideen gehabt hat; au» der gefundenen Nieder schrift läßt sich auch eine gewisse Unzurechnungsfähigkeit erkennen. Da» Kind lag weinend in einer der Stuben im Wagen. Es wurde von einer im Hause wohnhaften Familie ausgenommen Wir können den vorstehenden amtlichen Miitheilungeu noch hinzufügen, daß der Unglückliche ein Sohn des Herrn Tischlermeisters Hösel auf der Kaulbachstraße war. Ec besuchte die Gewerbeschule und wird als gebildeter Mann geschildert. Zu Hause hatte er keine Werkstatt, sondern arbeitete bei seinem Vater; Frau Hösel war die einzige Tochter des Gutsbesitzers JurUch aus Dobberitz. Bon ihren Eltern lebt nur noch die Mutter, während ein Bruder das Gat verwaltet. Wie bereits erwähnt, befand sich da» Hösel'sche Eheoaar in gut situirter Lage und Beide harten noch überdies die Aussicht, einst große Erbschaften anzutretrn. Die Leichen der Verblichenen wurden gestern gegen 4 Uhr Morgen» nach der Leichenhalle des Tolkewitz» Fried Hofes geschafft, nachdem die Vertreter der Polizei und der Staats anwaltschast erschienen, den Thatbestand ausgenommen und die Aerzte De. Fiedler und Richter den To) konstalirt hatten. — In Ursprung bei Stollberg fiel am Freitag der im S. Lebensjahre stehende Sohn de» Maurer» Moritz Mehnert in die Jauchengrube und ertrank. — In Frankenberg beging am Freitag der besoldete Stadt- rath Stephan hier sein 25jährige» Jubiläum al» städtischer Beamter. — Freiberg, 23. Februar. In Oberlangrnau brannte vor- gestern da» sogenannte Lotzmann'sche Gut de» Rittergutsbesitzer» v. Oehlschlägel bi» auf di« Umfassungsmauern nieder. DaS Feuer kam im Schuppengebäude zum Ausbruch, ergriff dann Scheune und Wohnhaus, welche Baulichkeiten rettungtlo» ein Raub der Flammen wurden. 5 Familien, die einen großen Theil ihrer Habe verloren, sind durch das Feuer obdachlos geworden. Di« Entstehungsursache ist bi» jetzt noch unbekannt, doch wird Brandstiftung vermuthet. — Der wegen Verdacht» der Br mdstiftung in Wegefarth verhaftete Dienstknecht Müller, genannt Kalbrkops, wurde wieder in Freitheit gesetzt, nachdem sein Alibi glaubwürdig nachgewiesen worden war. — Au» Grimma war vor einigen Tagen ein Husar sawmt seinem Dienstpferd desertirt. Mann und Roß sind jedoch bereit» eingefangen. Der Husar wurde in -schätz von einem Wachtmeister festgenommen, da» Pferd fing man zubor in LangerSdorf bei Oschatz ein. — Zur Gewerbeausstellung in Nossen find bi» jetzt angemeldet 70 Branchen mit 109 Ausstellern, von welchen 11 au» den Dörfern der Umgegend und 17 Nachbarstädten kommen Der Werth der zur Feuerversicherung angemeldeten Ausstellungsgegenstände beziffert sich bi» jetzt auf zirka 52,000 Mark. — In SchweikerShain bei Waldheim fand am Sonnabend Mittag die Beisetzung des verstorbenen königl. sächsischen Gesandte» v. Nostitz-Wallwitz patt. Derselben wohnten der Kriegsminister vi Fabrice und Finanzminister v Könneritz bei; ferner Geheimer Rath v. Witzdorf, Oberstallmeister v. Ehrenstein, General v. Schöaberg, di« Herren Amtshauptleute vr. Schmidt, Schäffer u. a. m. Au» Berlin hatten sich eingefunden StaalSminister v Bötticher an der Spitze einer Deputation des BundeSrathe», der bairische Gesandte am Berliner Hofe, Graf Lerchenfeld und andere Diplomaten. Nach neueren Mit- «Heilungen ist es hauptsächlich ein Magenleidcn gewesen, welche» den Gesandten bewog, sich in Erlangen einer Kur zu unterziehen. — Meißen, 27. Februar. Ja der königl. Porzellan-Manu faktur ist neuerdings ein Kunstwerk fertig gestellt worden, da» zur Ausschmückung des Schlosse» Herrenchiemsee vom König von Baiern in Auftrag gegeben worden war; e» ist eiu Kronleuchter von nahezu drei Meter Höhe und acht Meter unterem Umfange. An der mitt leren, durchbrochenen, luftigen Säule, mit Figuren geziert, fitzen oberr sechs Palmetten, darunter sechs vierarm!ge, zu unterst zwölf sieben« armige Girandolen. Die Girandolen sind reich mit Blumen besetzt, namentlich die unteren mit prächtigen Rosen geziert. Palmetten und Girandolen tragen noch je ein reiche» Bouquet, deren jede» mit peiulichster Sorgfalt gearbeitet und geschmackvoll angeordnet ist In der Aus schmückung de» ganzen Kunstwerkes herrscht die bunteste Mannig faltigkeit; jeder Arm zeigt sein« besonderen Blumen und Blumen gewinde. Dieser Kronleuchter für 108 Kerzen hat einen Werth von ea. 20,000 Mark. Eine Reihe weiterer KunstgegenstSode, sämmtlich für Herrenchiemsee bestimmt, find noch in Arbeit und dürsten di« Künstler der Manufaktur noch längere Zeit beschäftigen; z. B. ei» großer von Blumen umrahmter und theilweise von Blumenguirlanden überhaugener Spiegel, ein Waschtisch, innen und außen figürlich ver ziert rc. Hoffentlich werden auch die weiteren fertig gestellten Kunst werke dem Publikum in derselben Weise zugänglich gemacht, al» der oben beschriebene Leuchter. — Frohburg. Ein Strolch, sog. Handwerksbursche, angeblich Müllergesellr Namens Täschner, hat am Sonnabend Abend im Stöckigte bei Frohburg einen mit Hund und Wagen heimkehrende» Handelsmann an ge fallen. Nach hartem Zweikampfe ist der Räuber mit Hilfe eines dazugekommenen anderen Händlers überwältigt, ge bunden und auf dem Wagen ins Amtsgericht tranSportirt worden. — Plagwitz. Der wegen des Verdachts der Ermordung seiner Frau verhaftet gewesene Schlosser Pfau hier befindet sich wieder auf freiem Fuße. Doch dauert di« Untersuchung fort. Es gewinnt mehr und mehr den Anschein, daß die Frau, welche wegen begangener Diebereien Strafe zu befürchten hatte, sich selbst tödtete. — Adorf. In dem benachbarten Roßbach schlachtete kürzlich ein Oekonom eine perlsüchtige Kuh, welche auf behördliche Anordnung eingegraben wurde. Später bemerkte man, daß die Grube, wo der Kadaver lag, geöffnet und die Kuh gestohlen war. Die Nachforschungen nach den Dieben führten nach dem sächsischen Weberdorfe Papst leithen, und e» stellte sich heraus, daß mehrere arme Familien da» Fleisch gekocht und verzehrt hatten. (Roth hilft über Ekel hinweg, wie man hieraus ersieht.) — Schneeberg Die zwölf Jahre alt« Luzuste Espig au» Niederschlema hat sich am 16. Februar von ihrer Mutter ent fernt und ist trotz aller Nachforschungen bi» heute nicht aufzufinden gewesen. Die Mutter lebt in leicht begreiflicher Aufregung und Angst über da» Schicksal ihres Kindes. Bekleidet war da» Mädchen mit grauem Kleid, grauer Jacke, grau und roth geringelten Strümpfen und Lederichuhen. — Die S adt Plauen, welche bereit- in den letzten Jahre» mehrere Anleihen im Gesammtbetrage von 500,000 Mk. ausgenommen, sieht sich genöthigt, jetzt wieder eine solch- von 1 Mill. Mk. zu machen. Letztere fließt aus dem Reichs-Jnvaliden-Fond. Die vor aussichtlich in den nächsten Jahren durch Anleihe zu deckenden städtischen Bedürfnisse find auf 1,552,758 Mk veranschlagt. E» werden u. A. zur Ausführung vorgeschlagen: die veschleußung bez. Ueberdeckung der Milme» und der Syra (4000) Mk.). die Her stellung der Thalbahnhofstraßen und Brücken bez. die Llsterverlegung in d-r Oirren Aue ( 00,000 Mk). die Verbreiterung der großen Elsterbrücke (20 OVO Mk ), die Errichtung eine» neuen Schlacht- und BiehhofeS (450,000 Mk.>, die Errichtung eine» neuen Stadtkranken hauses (300,000 Mk.), ein Anbau an das Schulgebäude am Neuu- dorfer Thorplatz (60,000 Mk ), die Vergrößerung der 1. und 2. Bürgerschule (40,000 Mk ), die Anbauten an die 2. und 3. Bezirk»- schule (90000 Mk ), die Erweiterung der Wasserleitungen (90 000 Mko, die Beschaffung weiterer Räumlichkeiten für die Stadtverwaltung (61/000 Mk), Ankauf und Anpflanzung von Grundstücken zu« Schutze der Wafferleitungsgebiete (20.0o0 Mk.). die Erweiterung de» Stadtbades, Errichtung von Schwimmhalle und Volksbad (Beitrag: 20,000 Mk.). die Verlegung de» Waisenhauses und Verbindung eines Rettungshauses mit demselben (Beitrag der Stadt 20,000 Mk.). Der Schuldbestand war am Schluss« de» Jahres 1884 3,645.682 Mk. und zw r aus die in den Jahren 1854, 1865 .1874, 1876, 1882, 1883 und 1884 aufgenommenen 7 Anleihen von in Summa 3 972 000 Mk Diesem Schuldbestand stand Ende de» Jahre» 1881 nach den Angaben de» Herrn Oberbürgermeister Kuntze ein reiner Vermögensbestaid von 4 621,106 Mk. gegenüber. — Hof, 26. Febr. In unserer Stadt hat eS binnen 3 Wochen 5 Mal gebrannt, und es läßt sich wohl annehmen, daß irgend eine Bubenhand dabei thätig war. Der Magistrat hat zur Erlangung de» Brandstifters eine Belohnung von 500 Mark ausgesetzt. — Abermals ein Mord. AuS Hof wird berichtet, daß der Müller Thoma aus Markt-Redwitz (Baiern) am Freitag seine Frau erschlug Der Müllerbursch: wollte der jammernden Frau zu Hilfe eilen, wurde aber von dem wachenden Manne gleichfalls gewürgt und geschlagen. Der Mörder war früher schon einmal wegen Brandstiftung in Untersuchungshaft, wurde aber damals ent lassen, weil nachgewiesen werden konnte, daß er zu der Zeit, al» er
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