Volltext Seite (XML)
äch fische D ocheilunA. 49. Jahrgang Sonnabend, den 15. Hktoker 1887 Inserate werden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und tosten: dlelspaltLeilelLPfg. Unter Eingesandt: SOPfg. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, Inseraten- Annatz«efte»en: Die Arnoldische Buchhandluna, Invaliden dank, haasenstkinLBoglcr, Rudolf Mosse, ». L. Daube L So. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. f. w. leates Mbum die Worte: .In diesem Asyle de- Patriotismus in welchem man für den europatschen Mm ^beitet, läßt diese Zellen zur Erinnerung zu rück Francesco Crispi." Der Korrespondent Z .«.krber über eine längere Unterredung berichtete, die er mildem ttaN-mIch-" Mimftnpr-Iidknlm g-h°bl h-bm woMe E-h- Nr NS »ns"" h°' d>°-mo- niiis^e Dresse in unverantwortlicher Weise mysttficirt. Da?Organ der italienischen Regierung, die »R.forma", buchtet nemlich: Allerdings hat ein Journalist m Frankfurt Herrn Crispi einen Besuch abgestattet, jedoch geschah dies in dem Augenblicke, als der Minister im Begriffe stand, seine Re.se fottzusetzen, infolge dessen ^e M ite nur von sehr kurzer Dauer sein konnte. Auch können wir versichern, daß weniger um eine Unterredung, als um ein Selbstgespräch des Publicisten gehandelt hat, welcher verschiedenen Ideen Herrn Cnspr gegenüber Ausdruck gab, die er nachher m seinem Be richte dem Konseilpräsidenten in den Mund gelegt zu Haven scheint. Die Abreise deS Kalsers aus Baden-Baden dürste trotz des dort herrschenden regnerischen Wetters erst am 19. d. M. ersolgen. Während das Befinden de- Monarchen als ein vortreffliches geschildert wird, soll der Gesundheitszustand der Kaiserin leider zu ernst lichen Besorgnissen Anlaß geben. Dagegen berichtet man aus Baveno, daß sich das Befinden deS deutschen Kronprinzen von Tag zu Tag bessert. Der Aufenthalt in Italien scheint dem hohen Herrn nach jeder Richtuna hin sehr gut ru bekommen: seine Zimmer liegen nach Süden und die ganze Villa wird durch warme Luft geheizt. Wegen des schlechten Wetters konnte der Kronprinz am letzten Sonntag nicht au-gehen; sonst unternimmt er täglich zweimal Spaziergänge, die ihm äußerst wohlthun. Der Rechtsanwalt Friedrich Maßmann in Rostock, welcher am 11. Oktober d. I. sein 90. Lebensjahr vollendete, wurde an diesem Tage durch folgendes im kaiserlichen Auftrage an ihn ergangenes Glückwunsch- Telegramm geehrt und erfreut: »Se. Majestät lasten Ihnen an Ihrem heutigen Geburtstage die vollste Anerkennung für Ihr erfolgreiche- Bestreben, dem Kaiser im Lebensalter Konkurrenz zu machen, aus- sprechen und wünschen, daß Gott diesen Eifer durch zufriedenstellende Rüstigkeit an Geist und Körper noch lange befördern möge.* Der Advokat Maßmann ver weilte seit einigen Jahren regelmäßig gleichzeitig mit dem Kaiser in Gastein. Der letztere redete ihn dort wiederholt in huldvoller Weise an und sprach ihm seine Freude aus, in ihm einen so rüstigen Alters genossen zu besitzen. Elptd. u. Redaktion -rtsskn-Rcustadi kl. Meißner Gasse 4. Lie Zeitung erscheint rtcuftaa, Hsunerfta« und -»«nabens früh. Abonnement«' Preis: I^rtcljährl. Mk. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- im Ganzen korrekter Artikel (eine seltene Erscheinung in österreichischen Zeitungen), überschrieben: »Frankreich und Rußland-, veranlaßt mich zu einer Erwiederung. Sie werden jedenfalls bereits bemerkt haben, mit wie kurzen Worten die russische Regierung ihre amtlichen Mittheilungen, Nachrichten u. s. w. zur öffentlichen Kenntniß bringt. Man liebt in Petersburg eben nicht jenes langweilige Geschwätz, in dem andere Regie rungen sich zu ergehen Pflegen. Wenn aber irgend einmal etwas von halbofficiellen, officiellen oder gar fürstlichen Personen behauptet wird, dann, können Sie mir glauben, steckt etwa- dahinter. Bei der strengen, unerbittlichen Etikette, die im russischen Kaiserhause herrscht, hätte ein Großfürst niemals gewagt, auch nur ein Wort gegen Deutschland zu sagen, wenn er nicht ausdrücklich dazu seitens deS Czaren ermächtigt worden wäre. Natürlich erfolgen hinterher die üblichen De mentis; die täuschen aber Niemanden. Der vom Groß fürsten ausgebrachte Toast sagt die Wahrheit : mit der deutschen Freundschaft ist's in Rußland vorbei und der Krieg unvermeidlich.* Gleichzeitig beehrte der Fürst Woronzoff die in Berlin erscheinende officiöse »Post* mit folgendem sich durch lakonische Kürze auS- zeichnenden Telegramme: »Es lebe Frankreich!* Hier zu bemerkt das genannte Organ ironisch: »Indem wir Sr. Durchlaucht unseren Dank für die Aufmerksamkeit sagen, die er gerade uns widmet, entsprechen wir seinem Vertrauen dadurch, daß wir dem Ergüsse seine- Enthusiasmus für Frankreich, welchen wahrscheinlich die famose Affaire Caffarel frisch angeregt hat, die möglichste Verbreitung geben * Bon der jüngsten Ministerzusammenkunst in FriedrichSruh wissen die italienischen Blätter noch aller hand Anekdoten und Geschichten zu erzählen. So soll der Reichskanzler Herrn Crispi, als derselbe abreiste, gebeten haben, etwa- in ein Album zu schreiben. Crispi erfüllte diesen Wunsch und schrieb: »Ich be grüße in dem Fürsten Bismarck den Apostel des Frie dens." Der Reichskanzler dankte verbindlichst für diese Artigkeit und versicherte, die Erhaltung deS Frie dens betrachte er als die Hauptaufgabe seiner Thätig- leit. Die Fürstin Bismarck soll übrigens Herrn Crispi gegenüber ebenso liebenswürdig gewesen sein, wie ihr Gemahl. Bei einem Spaziergange durch einen Wald, den die Drei zusammen bei ziemlich frischem Wetter unternahmen, bemerkte die Fürstin, daß Crispi zu leicht gekleidet war und nöthigte ihn, den OsffcierS - Paletot ihre- Mannes, welchen ein Diener nachtrug, über zuziehen. Es soll dies derselbe Paletot gewesen sein, welchen Fürst Bismarck während deS französischen Feldzuges getragen hat. (!) Auf den Wunsch der Fürstin schrieb Crispi sodann in ein zweites ihm vorge« Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Anläßlich de- in Pari- entdeckten Ordensschwindels wird von hochofficiüser Seite au» Berlin geschrieben: »Das sich in diesem Augenblicke in der sranzösischen Hauptstadt abspielende gesellschaftliche Drama ist ein charak teristischer Beitrag zur Kennzeichnung der politischen und socialen Zustände der Republik. LS zeigt zu nächst, wohin die Zersetzung deS Parteiwesens führt; eS zeigt ferner, wie verderblich und gefährlich eS ist, politischen Einflüssen innerhalb deS festen organischen Gefüges, dessen jede- große Heer bedarf, eine gewisse Berechtigung zuzuerkennen und, anstatt die persönliche Tüchtigkeit und die militärische Qualifikation zur Richt schnur bei der Beuriheilung eines OssicierS zu machen, »ach der politischen Gesinnung desselben zu fragen. Die Saat, welche die früheren Kriegsminister Thibau- din und Boulanger auSstreuten, trägt nunmehr ihre Früchte. Indem jene Herren die Politik in die Reihen de- Heere- einführten, öffneten sie der Partei, lichkeit und der Korruption die Wege und verursachten so die Demoralisation deS Officierkorps. Um die all gemeine Aufmerksamkeit von den Folgen, die ein solche- System nach sich ziehen mußte, adzulenken, bedurfte eS äußerst drastischer Mittel. Als solche wendete nament lich General Boulanger die Jagd nach Spionen und da- Drängen zur Revanche an und erzielte damit bei der leichten Erregbarkeit des Temperamente- seiner Landsleute einen nicht zu unterschätzenden Erfolg. Der ielbe General, der die Geheimhaltung der Organisation des HeereS al- eine der wesentlichsten Aufgaben seiner Amtsführung ansah, setzte sich über die Frage, welche Bürgschaften der Charakter der Personen feiner nächsten Umgebung für die strenge und pünktliche Erfüllung ihrer Pflichten gewährte, leicht hinweg und übersah, daß, während er die Bureaus seine- Ministerium- hermetisch nach Außen verschloß, die Räuber an der Ehre der Armee in seiner unmittelbaren Nähe hausten. Die stille Hoffnung auf den Revanchekrieg übertönte in der Brust Boulanger'- alle anderen Empfindungen und hielt alle anderen Regungen nieder. Es ist em lehrreiche- Blatt Geschichte, da- mit dem Processe Caffarel schließt." Die Lorbeeren deS russischen Großfürsten Niko- lau- Michajlowitsch, jene- Deutschenfressers, der seit einigen Tagen so viel von sich reden macht (siehe auch unseren heutigen Aufsatz), scheinen den Fürsten Woronzoff, ebenfalls einen Russen, nicht ruhen »u lassen. Derselbe übersandte nemlich vor einigen Tagen der officiellen Wiener »Presse" eine Korrespon denzkarte, auf der u. A. zu lesen stand: »Ihr heutiger, »palten und durch l*** die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentümter Dre Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau« Wüller in Dresden. Feuilleton. Die Pflegekinder des Kommercienraths. Novelle von Carl Hartmann-Plön. <8. Fortsetzung.) ES war ein berrlicher Herbsttag, die Sonne schien warm vom Himmel herunter. Brauer hatte die Kalesche berunterschlagen lassen, damit die Leute ihn mit seinem hübschen Pflegesohne sehen konnten. Heinrich blickte stumm vor sich nieder, seine Gedanken weilten entschieden anderSwo. »Du siehst ja so ernst aus, mein Sohn*, sagte der kommercienralh, »e- thut Dir gewiß leid, daß da- lustige Soldatenleben schon zu Ende ist." Der Angeredele fuhr aus seinen Träumen empor, er hatte die Worte gar nicht verstanden und fragte: ,WaS meinst Du, Onkel?* »Ich meine, daß Du aewiß gern noch etwas länger bei den Manövern geblieben wärest und die bübsche Uniform getragen hättest. Ich kann eS mir denken, welch' eine herrliche Zeit Du verlebt hast. Allein schon dieser brillante Umgang, Du hast ja vornehme Bekannt schaften gemacht." »Ich hatte gerade genug davon und sehnte mich in die Heimath zurück.* ,Da» wundert mich eigentlich. Nun, man kann hier za auch eineu besseren Umgang pflegen und vor- »ehme Bekanntschaften hast Du ja bereits gemacht. Du glaubst gar nicht, mein Junge, wie Dein letzter Brief »ich entzückt hat, worin Du mir schreibst, daß wir von nun an ein anderes Leben führen wollen, un serem Reichthume angemessener. DaS ist ja schon lange mein Wunsch gewesen und ich gestehe offen, unser jetziger Umgang — es ist noch derselbe, den wir hatten, al- wir noch in der Vorstadt wohnten und den meine Frau nicht aufgeben wollte — gefällt mir gar nicht. Man mag eS Ueberhebung nennen — ich habe nun einmal die Schwäche, am liebsten mit vornehmen Leuten zu verkehren, ja, sie können mir im Grunde nicht vornehm genug werden. Sage einmal, Heinrich, glaubst Du nicht, daß ich mich sehr gut in aristokratischen Kreisen bewegen könnte und mich ganz gut unter ihnen aus- nehmen würde?" »Gewiß, Onkel." . »Mich freut, daß Du daS zugiebst. Nun wollen wir denn auch sehen, daß wir in diese Kreise eintreten. Warum sollten wir eS nicht ebenso gut können, wie mein Kollege Meier? Mit diesem plebegischen Namen bat er sogar Eingang gefunden. Wir wollen der Ge- sellschaft schon zeigen, daß auch wir Feste und Diners zu arrangiren verstehen, eS soll großartig werden!" »Wenn man nicht von Adel ist und doch mit dem selben verkehren will, muß man suchen, eS in jeder Be ziehung ihm gleich zu thun und wenn möglich, ihn noch zu überstrahlen!" »Ganz meine Meinung, ich sehe mit Vergnügen, daß wir unS endlich in diefem Punkte verstehen lernen. Aber Ein-, mein Junge, ist nothwendig." »Nun?* »Du mußt Dich verheirathen; wenn wir ein HauS machen wollen, darf die Hausfrau nicht fehlen." »Ich sehe diese Nothweudigkeit ein." »Weißt Du, was mich etwa- überrascht? Du hast noch gar nicht nach Katharina gefragt." »ES geht ihr doch gut?" »Warum sollte eS ihr nicht gut gehen? Ich hätte gedacht, eS wäre Deine erste Frage gewesen. Meine selige Frau, Tante Sophie und ich haben bisher an genommen, daß Katharina Deine Hausfrau werden würde." «Habt Ihr das im Ernste geglaubt?" »Nun ja, der Gedanke liegt doch sehr nahe. Ihr habt Euch doch stet- sehr lieb gehabt." »Ich liebe sie auch noch, ganz gewiß, Onkel, aber eS ist mir nie in den Sinn gekommen, daß sie meine Frau werden könnte." »Sie ist doch ein hübsche- Mädchen, hat viel ge lernt und feine, sehr feine Manieren. Sie, wie keine Andere, würde eS verstehen, die Hausfrau in einem reichen Hause zu repräsentiren." »Sie hat vortreffliche Eigenschaften, da- gebe ich ru und bekenne offen, daß ich mich vor einem Jahre schon einmal ernstlich gefragt habe, ob ich sie wohl mehr al-«ne Schwester lieben könne, aber mein Her- hat mit Nein darauf g-nntwortet. Sie hat in ihrem Wesen etwa-, was mit Worten nicht zu bezeichnen ist» etwas UnerklärbareS, wa- mich gerade nicht zurückstößt, was aber doch wohl die Ursache ist, daß au- einer ge schwisterlichen Liebe keine die ganze Seele deS Mensche« ausfüllende geworden ist." »Da- finde ich durchaus nicht, Heinrich! Ich für mein Theil habe Derartiges noch nie an ihr entdeckt. Ich begreife e- gor nicht, wie ein junger Mann au Der vorübergehen kann, ohne sich iu sie zu verlieben.