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iilhßsche NalheAG 49. Jahrgang Donnerstag, den 29. September 1887 werden bi- Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1spa!cZeileI5Pfg. Unter Eingesandt: 30 Pfg. schlugen. Nachdem die Verwundung der beiden Obengenannten erfolgt, habe die Jagdgesellschaft eiligst daS französische Gebiet wiederzugewinnen gesucht, un mittelbar an der Grenze seien dann die beiden Ver wundeten zusammengebrochen. Der Piqueur ist auf dem Transporte nach Haon - sur - plaine gestorben, die Verwundung deS OfsicierS soll verhältnißmäßig nur leicht sein. GS konnte nicht fehlen, daß dieser Vorfall von der chauvinistischen Presse unserer Nachbarn nach Kräften auSgedeutet wurde. Glücklicherweise ist die Haltung der französischen Regierung wie die der angesehenen Blätter ganz im Gegensätze hierzu ruhig geblieben; man hat in diesen Kreisen nicht einen Augen blick gezweifelt, daß die deutsche Regierung gegebenen Falles eine befriedigende Genugthuung geben werde. Dem gesunden Verstände nach ist auch nicht einzusehen, weshalb ein Vorfall, der sich auf jeder Reviergrenze in Deutschland wie in Frankreich in derselben Weise wiederholen kann, plötzlich zu einer Haupt- und Staats aktion emporwachsen soll, weil die Reviergrenze in diesem Falle mit der politischen Grenze zweier mächtigen Reiche zusammenfällt. AuS allen neueren Meldungen, soviel Vermuthungen sie auch enthalten mögen, scheint deutlich hervorzugehen, daß es sich weniger um nationale, alS um jagdnachbarliche Gegensätze handelt. Damit ist nicht ausgeschlossen, daß den Schuldigen eine doppelt schwere Verantwortung trifft, da er die unglückliche Spannung, die zwischen den beiden Grenznachbarn besteht, außer Acht gelassen und Ursache zu ernsten Verwickelungen gegeben hat. Dem Vorschläge deS „TempS", nur be sonders erfahrene und ruhige Männer mit dem Grenz dienste zu betrauen, ist jedenfalls beizupflichten, ange sichts deS Unheiles, daS eine Uebereilung in diesen Gegenden heraufbeschwören kann. Ueber den Vorfall selbst sei noch folgende neueste Darstellung wiedergegeben: Jäger Kaufmann vom achten Jägerbataillon, ein gelernter Forstmann, war mit noch einem Kameraden der Oberförsterei zu Schivneck zugetheilt worden, um Verwendung bei Unterdrückung der überhand nehmenden Wild dieberei in den Vogesenabhängen nach Et. Div zu finden. Auf einem Patrouillengange am 24. September bemerkten die beiden Jäger, wie der „Köln. VclkSztg." aus Zabern gemeldet wird, «ine französische Jagdgesell schaft, welche die Grenze überschritt. Die beiden Jäger gingen auseinander, um den Leuten den Weg zu ver legen. Auf dreimaliges Haltrufen, welches erfolglos blieb — im Gegentheile stürzte die auS etwa zwölf Personen bestehende Jagdgesellschaft auf Kaufmann loS —, schoß derselbe in einer Entfernung von ca. 100 Metern zum ersten Male und traf. AlS er weiter die Uebermacht fürchten mußte, schoß er nock zwei Mal Politische Weltschau. Deutsches Reich. Ein bedauerlicher Zwischenfall hat an der deutsch-französischen Grenze stattgefunden: eine französische Jagdgesellschaft ist durch Schüsse von deutscher Leite angegriffen und ein Theilnehmer getödtet worden. Ueber den Vorfall liegen zunächst noch widerstreitende Be richte von deutscher und französischer Seite vor. Nach französischer Angabe stellt sich der Vorgang so dar, daß ein zur Jagd nack kiaon-sur-plaine eingelakener Dragoner leutnant v. Wangen auf französischem Gebiete in den Schenkel verwundet, ein Piqueur, Brignon, eben falls aus französischem Gebiete getödtet worden ist. Die Echüsse sind von deutscher Seite gefallen. Nach der Darstellung der „LandeS-Zeitung für Elsaß-Lothringen" wie der der . Köln. Ztg " haben dagegen v. Wangen und Brignon die Grenze überschritten gehabt und sind von dem Jäger Kaufmann vom Saverner Bataillon erfolglos dreimal angerufen worden. Auf Grund amt licher Ermittelungen bestätigt die erster« Zeitung, daß die Schüsse deS Soldaten Kaufmann auf deutschem Boden abgegeben wurden und auf deutschem Boden ein- Abonnements-Einladung. Auf daS mit dem I. Oktober beginnend« Vierte Quartal der „Sächsischen Dorfzeitung", „Htenn und vierzigster Jahrgang", aehmen alle kaiserlichen Postämter, Postexpeditionen und kandpostboten gegen Vorausbezahlung von 1 Mark 50 Pf. Wellungen an; auch kann daS Blatt, wenn es verlangt mrd, den geehrten auswärtigen Abonnenten durch die detreffenden Postanftalten gegen Botenlohn von nur 25 Pf. pro Quartal jeden Dienstag, Donnerstag und Sonn abend pllnktlich ins HauS gesandt werden. Diejenigen Pränumeranten in Dresden und Umgegend, »eiche ihre Bestellungen direkt bei uns (Neustadt, kl. Meißner- gasse 4), oder bei den von uns angestellten Boten machen, erhalten die Zeitung jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend ohne irgend eine Preiserhöhung zugeschickl. Dringend ersuchen wir aber, die Abonnements-Bestel lungen gefälligst sofort machen zu wollen, indem wir bei späteren Aufträgen für die Nachlieferungen der bereits erschienenen Nummern nicht einstehen können. - Inserate finden bei der bedeutenden Auflage der „Sächsischen Dorfzeitung" durch dieselbe sowohl in Dresden und dessen Umgegend, als auch im ganzen Lande die aus gedehnteste Verbreitung. Die VerlagS-Vxpedition. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmarmschasten Dresden-Altstadt und DreSden-Neustadt, für die Drtschasten des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau» Müller in Dresden Inseraten- Annahmestelleur Die Arnolbisch« Buchhandluna, Jnvalidendam, HaajensteinLBogler; Rudolf Mosse, G. L. Daube « Eo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. v. war -r d.r «'S"" "»'»'S'" ü°IMschn> Richtung, welche die österrnch-uvganscht Monarch»- m Beobachtung ihrer alten Traditionen noch mnehielt. Fürst BtSmarck wußte aber d,e damaligen Umstände zu benutzen und in kurzem, blutigem, für die österreichische Tapferkeit ehrenvollem Kampf- si-gte « n°r deu che Macht, welche die Vere.mgung der Mtttel. Kle n. staaten unter preußischer Führung bezweckte Kaum war der Kampf entschieden, alS der norddeutsch. Bund und Oesterreich-Ungarn langsam jenem unwiderstehlichem Gesetz« zu gehorchen begannen, daS sie einander sich näbern hieß Im Kriege m.t Frankreich bestand da- Werk Preußens seine Probe und eS wurde daS Reich gegründet daS jetzt so mächtig dasteht. Dieses Reich und Oesterreich-Ungarn fühlten sich aufeinander ange wiesen; aller Stoff zu Zwietracht war entfernt, der Groll hatte sich gelegt, die Allianz beider Staaten bereitste sich in freundlichen Einverständnissen vor. Nach dem Berliner Kongresse trat dieseö Büvtaiß wie von selbst in'S Leben, unwiderstehlich herbeigeführt durch die Verhältnisse; heute ,st eS m die Herzen der Völker ein geschrieben, durch alljährliche Zusammenkünfte der Mo narchen und der Minister bekräftigt und bildet die Grundlage aller politischen Berechnungen. Vergeben- wäre eS, nachforschen zu wollen, welcher der beiden Verbündeten mehr durch die Allianz gewinnt; beide Staaten bedürfen derselben und für beide ist sie von gleichem Werthe. Dank ihr sind die beiden Reiche zu einem entscheidenden Faktor der Friedenspolitik geworden und können ihren vereinten Einfluß zur Wahrung der Friedensintereffen Europas aufwenden. Auf Grund diese- Bündnisses ist jeder Theil sicher, daß im entscheidenden Augenblicke seine LebenSinteressen auch vom anderen Theile als seine eigenen angesehen werden. Damit ist das Vertrauen, die Kraft, d,e Autorität jedeS der beiden Theile auf daS Aeußerste gesteigert, waö für daS ganze übrige Europa «ine Garantie ruhiger Entwickelung bedeutet. Der Kaiser reiste am 25. September abend- von Berlin nach Baden-Baden ab, wo derselbe am folgenden Tage früh >/«10 Uhr eintraf. Zum Empfange deS Kaisers auf dem Bahnhofe hatte sich auch d«r hptd. u. Redaktion treSten« Neustadt kl. Meißner Gasse 4. Lie Zeitung erscheint Tienftag, f-nnerftag und Sonnabend früh. AhonnemeutS« Preis: deNtljährl.Mk.1,50. Zu beziehen durch Pie kaiserlichen Post« «stalnn ^md durch unsere Boten. Sri freier Lieferung k» HauS erhebt die ßosl noch eme Ge» Hühr von 25 Psg. Feuilleton. Sarah Bernhard'S Schützling oder Ein blinder Passagier. Novelle von I. H a r i s b e r g. (9. Fortsetzung und Schluß.) Der Pfarrer richtete einige ermahnende und stra fende Worte an den Unglücklichen, welcher bereits seine vorige Stellung wieder eingenommen; darauf führte die Frau die zwei Herren in daS kleine Nebenstübchen, wo selbst dem Professor die ihm gemachten, die Erlebnisse und die unglückliche Lage seiner Verwandten betreffenden Mittheilungen vollständig ergänzt wurden. Er ersuchte dann die gebeugte Frau, deren Herz durch seine freund liche Theilnahme an ihrem Unglücke und Zusage der Hilfe ein Hoffnungsstrahl wieder zu beleben ao- sivg, ihrem Manne, wenn er nüchtern geworden, zu er klären, daß er ihm unter der Bedingung, wenn er d«m seine letzten Lebenskräfte zerstörenden Laster entsage, wieder zu einer anständigen Eristenz verhelfen werde. Beim Abschiede überreichte er ihr für den augen blicklichen Bedarf einige Banknoten, die sie mit rühren den DankeSworten und einer Thrän« im Buge onnahm. Luch Elsa dankte ihm mit gerührtem Herzen und küßte seine Hand. Der Pfarrer aber lud ihn ein, in seinem Hause für die Zeit seines Besuchs Aufenthalts in Hvhen- schwand Quartier nehmen zu wollen. Am folgenden Morgen schon in aller Frühe meldete Elsa dem Pfarrer, welcher mit seinem Gaste in einer lebhaften Konversation im Wohnzimmer sich unterhielt, ihren Vater zum Besuche an. Der Seelsorger erhob i sich von seinem Stuhle, begleitete daS Mädchen auf den Korridor und führte darauf den nun ganz niedergebeugten s Mann, dessen Gesicht aschfahl, von großen Falten durch- > furcht war, herein. Sein Verwandter ging ihm ent- ? gegen und reichte ihm die Hand. „DaS war ein schwerer Gang für mich, Ihr dürft ! mir'- glauben, meine Herren", Hub er an, nachdem er ! auf die Einladung deS Pfarrers Platz genommen. „Ich ! bin gekommen, um vor Allem demüthigst um Verzeihung zu bitten und dann zu geloben, von dieser Stunde an daS Laster, dem ich fröhnte, zu meiden. Keine Straf predigt, keine mich scheltenden Worte, keine zwanzig i Pferde hätten mich in'S Pfarrhaus zu bewegen vermocht. - Die Erfahrung aber, daß noch Liebe und Dankbarkeit auf der Welt eristirt, hat mein Herz tief bewegt und zu diesem Entschlusse gebracht." „Es wird mir daS die höchste Freude bereiten, Herr Tomy", erwrederte in freundlichem Tone der Professor, „wenn ich mein Versprechen, daS ich Ihrer Frau ge macht und Ihnen jetzt vor dem Herrn Pfarrer hier j wiederhole, halten kann. Sie sollen wieder ein anstän- ! digeS Auskommen haben. Ihr GlaS Wein, wie Sie eS früher gewöhnt waren, ist bei der Bedingung auSge- schloffen. Indessen durch den Geist und Körper tödten- ' den Branntwein seine Nerven aufrrgen, daS thun nur gemeine, verworfene Menschen. ES ist meine Pflicht, Ihnen zu helfen, deshalb bin ich auch, als ich Ihr trau riges Schicksal kannte, von Amerika herübergekommen, i Wenn Sie bei dieser angenommenen Lebensweise, die Ihren Körper in kurzer Zeit vollständig zerstören würde, ' bleiben wollten, so könnte ich die Hilfe nur auf Ihre Frau und Tochter auSdehnen." Um ihn zur Ausführung seine- gefaßten Entschlusse- anzueifern, holte sein Verwandter auS seinem Zimmer ein gleiche- Objekt, wie der Pfarrer eine- zum Präsent erhalten hatte und überreichte ihm dasselbe Unter höchster Freude, fast gingen ihm die Augen über, versprach er mit bewegter Stimme, sich dieser Liebe und Güte würdig zu zeigen. Und er hielt sein Versprechen. Der Professor er leichterte ihm den Anfang der Ausführung seines gefaßten Vorsatzes. Er leistete ihm fast ganze Tage lang Gesell schaft, machte mit ihm kleinere Ausflüge, auf denen sie hie und da, wenn daS Wetter besonder- schön war, Elsa, welche er von Tag zu Tag höher, alS ein wahre- Ideal edler Weiblichkeit, schätzen lernte und für welche er die innigste Zuneigung empfand, die von ihr, da- bezeugte ihm ihre Aufmerksamkeit gegen ihn, erwiedert wurde, so- w»e der Pfarrer begleiteten. ES war am zweiten Sonntage nach der Ankunft deS Professor- in Hvhenschwand, in den Nachmittags« stunden, - der Pfarrer war in die Kirche di- Kinder lehre abhalten gegangen — al- Elsa da- kleine, schön ewgerahmte, „Rezia, Oberon, den König der Elfen, am MeereSstrande erwartend«, darstellende Tableau, welche- sie vor zehn Jabren von ihrem Vetter zum Präsent er halten, in da- Wohnzimmer brachte, um ihm zu zeigen, wie sorgfältig sie dasselbe aufbewahrt habe. Die selt- samst.n Gedanken und Gefühle bemächtigten sich seiner, be,m Anblick d„s,s Gemäldes, auch beglückte ihn di« zart- Aufmerksamkeit, di« si. ihm damit bewieS. .Du bist -m brave», liebe- Kind, Elsa", drückt»