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iichWff Vorßeilunz 49. Jahrgang Sonnabend, den 9. April' 1887 In Dieser Ertrag der schreibt daS Reiche 2000 Großbetriebe, 1000 mittlere Betnebe und 2000 kleine Betriebe, von denen die ersteren jährlich mehr als 12,000 M., die zweiten zwischen 6000 bis 12,000 M. und die letzteren unter 6000 M. Steuer zahlen. Anläßlich der Thatsache, daß in den letzten Tagen der Großherzcg von Hessen zum Besuche am Hofe in Neustrelitz weilte, wird von verschiedenen Blättern da- Gerücht verbreitet, der Fürst beabsichtige, sich mit der »erde« bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt.Zeile IbPfg. Unter Eingesandt: SO Pfg. Wegen der Feiertage erscheint die nächste Nummer der „Sächsischen Dorfzeitung" Donnerstag, den 14. April. hat, werden nichtsdestoweniger von Berlin aus die Ge- müther immer wieder von Neuem beunruhigt. Wir erinnern nur an den famosen Artikel der „Post". Man kann sich somit der Empfindung nicht erwehren, als ob die kriegerische Politik in Berlin die Oberhand ge wonnen habe. Allein die Gründe, welche für die Auf rechterhaltung deS Friedens sprechen, können nicht durch eine Laune deS Fürsten Bismarck oder daS Drängen der Militärpakt« in Deutschland umgestoßen werden, denn daS gesammte Europa würde den Beginn eines neuen deutsch-französischen Krieges, der ganz Europa in Flammen setzen dürfte, moralisch verdammen. Weder Rußland, daS jeden Augenblick sein Bestreben beweist, Konflikte zu vermeiden, noch England, welches nur em Interesse an der Aufrechterhaltung des europäischen Gleichgewichtes haben kann, wünschen kriegerische Ver wickelungen und daS dürfte die beste Garantie deS Frie dens sein. Die haßerfüllten Auslassungen einiger deut schen Zeitungen werden Frankreich nicht ernstlich beun ruhigen, so lange jene Friedensgarantie seitens deS ge- sammten Europa s besteht." Der Kaiser gedenkt den diesjährigen Herbstübungen deS 2. Armeekorps beizuwohnen und wird zu diesem Zwecke den schon jetzt getroffenen Dispositionen gemäß vom 12.—17 September in Stettin Wohnung nehmen. Der bisherige deutsche Botschafter am italienischen Hofe, v Keudell, ist auf seinen Antrag von diesem Posten abberufen und unter Ernennung zum Wirklichen Geh. Rathe mit dem Prädikate Ercellenz, vorbehältlich anderweitiger Verwendung, in den einstweiligen Ruhe stand versetzt worden. — Der ehemalige Staatssekretär in Elsaß-Lothringen, v. Hofmann, welcher bekanntlich seinen Abschied genommen hat, ward durch Verleihung deS GroßkreuzeS deS Rothen Adler-Ordenö, sowie durch Uebersendung eines kaiserlichen Kabinettsschreibens, wel ches den Verdiensten des Genannten um die Ver waltung der Reichslande die gerechte Anerkennung zu Theil werden läßt, ausgezeichnet. DaS Ober-Derwaltungsgericht in Berlin hat jüngst eine betreffs Auslegung deS KrankenversicherungS- gesetzeS wichtige Entscheidung getroffen. Ein Arbeiter hatte im Gefängnisse einen Selbstmord begangen und wurde auf Kosten des ArmenverbandeS beerdigt. Die Krankenkasse verweigerte nun die Wiedererstattung der Begräbnißkosten, wurde aber durch den Spruch deS oben genannten Gerichtshofes hierzu verurihnlt. Derselbe führt in dem Erkenntnisse aus, daß H 26 deS in Rede stehenden Gesetzes den Krankenkassen nur die Befugniß gebe, durch statutarische Bestimmung die Gewährung von Krankengeldern an Mitglieder auszuschließen, welche sich die Krankheit vorsätzlich, durch Betheiligung bei Schlägereien, durch Trunksucht oder durch ge- Ezped. «. Redaktion T>re»ben-Un»ftaNt kl. Meißner «afie 4. Die Zeitung erscheint Dienstag, Danuersta, und e,nnabe«b auS. „Es war eine Täuschung Blatt — „wenn man in Paris erwartete, daß gleich zeitig mit der Bewilligung des SeptennateS die Angriffe der deutschen Presse auf Frankreich schweigen würden. Obwohl dieser Staat in der letzten Zeit seine durchaus friedliche Gesinnung aller Orten bewiese» und sich aus schließlich mit seinen inneren Angelegenheiten beschäftigt Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Die „National-Ztg." schildert die augenblickliche politische Lage Europa'S, sofern die orien talische Frage in Betracht kommt, in folgender charakteristi scher Weise: AlS beim Herannahen des neunzigsten Ge burtstages unseres Kaisers die bis dahin so hochgehenden Wogen der äußeren Politik sich zu glätten begannen, fehlte eS nicht an Stimmen, die der Besorgniß Aus druck gaben, daß zwar für die bevorstehenden festlichen Tage infolge der Uebereinkunft sämmtlicher europäischen Staaten eine Art Goltesfriede herrschen werde; desto kritischer und unheimlicher würde sich aber bald darauf die politische Lage gestalten, namentlich „wenn erst der Schnee auf dem Balkan geschmolzen sei". Im Gegen sätze hierzu sprachen wir damals die Hoffnung aus, daß wir am Beginne einer dauerhaften Aera der Beruhigung ständen und der Verlauf der Dinge hat unS bislang vollkommen Recht gegeben. Freilich wollen wir damit nicht gesagt haben, daß irgend ein Staatsmann in Europa im Stande sei, die Garantie der Erhaltung des Friedens auch nur auf Wochen hinaus zu übernehmen; unvorhergesehene Ereignisse können alle Wahrscheinlich- keilSberechnungen über den Haufen werfen. DaS ist aber eine Chance, welche die Gegenwart mit der Ver gangenheit, soweit wir zurückzudenken vermögen, gemein hat. Akute Verwickelungen liegen jedoch zur Zeit nicht vor; zwar scheint weder Rußland geneigt, auS seiner Re serve Bulgarien gegenüber herauözutreten, noch dürfte man in Sofia gewillt sein, den Wünschen deS Czaren entgegenzukommen — aber die Mächte sind jedenfalls bemüht, eine gewisse Mäßigung in der Behandlung der bulgarischen Frage zu beobachten. Von Seiten Rußlands wird mit so großem Nachdrucke versichert, eS werde sich nicht in orientalische Händel einlaffen, daß kein Anlaß vor liegt, an der Wahrhaftigkeit dieser Versicherung zu zweifeln. — Nicht ganz so zuversichtlich spricht sich der „Pair", daS anerkannte Organ deS Präsidenten Grevy, betreffs Erhal tung deö Friedens zwischen Deutschland und Frankreich ;ahlen England Holland Rußland Schweden Frankreich Belgien Deutschland Auscraten- Nuuahmeftclle«: Die Arnoldiiche Buchhandluna, Invaliden dam, HaasensteinLBoglcr, Rudolf Mosse, G L. Daube L Eo. di Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentümter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmanu Müller in Dresden. Abounnuntt»- Pret». diertrljührl. Mt. IFO Zu beziehen durch die kaiserlichen Post-» austaUen und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung tu» Haus erhebt die L,st »och eme Le- Ühr von 25 Pfg. BranntweinSsteuer steht zu dem rie sigen Umfange deS Brennereibetriebes in Deutschland in keinem Verhältnisse. Eristiren doch zur Zeit im sM-chMch. «uSi.w^.WW d« "si» -»st«-'«" k-d-n hab', nicht gestatt" j» Mr. 4« mittbnlten. hat d«r prusch'. Ln.AL st"n""--f M bis 70 M. pro »"d" °ll gtt"chM'g man >.°°ch. »°n d-r °o- bn.»'»Mm j-dE-",S^ 110 Millionen M. g,schätz- »IS Entschädigung an dl, " ?.b,i» Buch ist in dem genannten «-i-d-°>wurf, angchllch -in. Kontingent,rang der P,°duktt°° °°rg. .h'^ Vorschläge stad nun gelegentlich der Besprechung-^ n-ttch- in letzter Zn- »wischen dem zurste» B-Sma-ck und den Führern v-rschi-»-°-r Si-t»S,-gSsr-ktt°n,a über obtge Frage st-Ug.funden b-ben. btt den Rattonal- libnalen aus energischen Widerspruch gestoßen. .udem diese erklärten, weder eine so hohe Entschädigung der Spiritusbrenner, noch eine KontingenNrung der Pro duktion billigen zu können. Sie schlugen vielmehr einen um so höheren procentualen Verkaufssteuersatz vor, je mehr der betreffende Brenner producire. Trotz der somit noch bestehenden Meinungsverschiedenheiten ,st doch mit Sicherheit anzunehmen, daß man sich in Bälde über einen diesbezüglichen Gesetzentwurf einigen w,rd, zumal ja eine Erhöhung der BranntwemSsteuer durchaus gerechtfertigt erscheint. Wie sehr der Steuerertrag in Deutschland auf diesem Gebiete hinter dem der anderen Staaten zurückbleibt, geht auS der nachstehenden statisti schen Zusammenstellung recht deutlich hervor: 100 dl an Siener Ertrag der Steuer 386 M. 422,000,000 M 180 - — " -—-. 170 r 567,000,000 - 82 r — —— 60 r 65,000,000 - 45 r — 17 r 48,000,000 - Feuilleton 1 Selbstbeherrschung und Selbstachtung fuhr der Zug in dem Augenblicke in die Station Krippen, dem entgegen gesetzten Ufer von Schandau, ein. Der Kondukteur öffnete die Thür, wir stiegen auS und die erste Person, die wir sahen, war Mr. Birchmore und hinter ihm stand ein kleiner, häßlicher, mürrisch aussehender Mensch, dem Anscheine nach ein Diener, mit einem Feldstuhle, einem Sonnenschirm und einem Korbe voll Obst am Arm,. MrS. Gainsboroughs Diamanten. AuS dem Englischen von Jenny Piorkowska. (3. Fortsetzung.) . Nun, vielleicht gedenken Sie sich bald zu ver- heirathen?" fragte ich. „Nein, daS ist eS gerade; ich bin überzeugt, daß ich mich niemals verheirathen werde!" Diese Worte wurden in leiserem, ernsterem Tone -esprochen und wieder glaubte ich flüchtige Spuren Mr geheimen Schwermuth zu bemerken, aber ihr Ge sicht hellte sich auf, als ich sagte: „Nun, jedenfalls wird er nichts dagegen haben, wenn ich Ihnen meine Diamanten zeige, ja, selbst wenn ich sie Ihnen einmal anlege!" „Nur für eine Minute — darf ich ? ES wäre herrlich? Papa sagt, daß einige darunter so schön seien, wie er sie nie vorher gesehen hätte" „Für länger als eine Minute, Miß Birchmore, wenn Sie wollen — ich meine, wenn er —" WaS wollte ich denn eigentlich sagen? Wollte ich ihr mein Herz, meine Hand und meine Diamanten an- tragen nach einstündiger Bekanntschaft im Eisenbahn wagen? Und vergaß ich denn, daß die Diamanten überhaupt gar nicht mir, sondern meiner verehrten Mutter gehörten, die mich wahrscheinlich lieber vom letzten Schilling entblößt gesehen, al- mir die Diamanten zur Verfügung gestellt hätte? Zum Glück für meine IV. Mr. Birchmore druckte mir herzlich die Hand, doch glaubte ich gewisse Zeichen des Unbehagens und der Verlegenheit an ihm zu entdecken. Meinetwegen schien er sich zu freuen, mich zu sehen und doch schien meine Anwesenheit ihm peinlich zu sein. Hatte er irgend welchen Grund, mir verbergen zu wollen, daß er eine Tochter besaß? Jetzt erst fiel mir ein, daß Miß Birchmore in ihrer Unterhaltung mit mir mit keinem Worte ihrer Mutter erwähnt hatte. Vielleicht war dieselbe todt — vielleicht schon gestorben, als ihre Tochter noch klein war. Vielleicht währte ihr Schweigen noch auS einem anderen, wenig leicht zu gestehenden Grunde her — daS war mir eine sehr unbefriedigende Ver- muthung — die wahre Aufklärung diese- Geheimnisse- brauchte ja nicht traurig zu sein, aber ich meinte doch, daß sie anderer Art sein müsse — eS mußte hier etwa- Seltsamere-, etwas Ungewohntere- vorliegrn. „DaS ist ein unerwartetes Vergnügen", sagte ich, um nor etwas zu sagen, al- wir die Stufen nach der Elbe hinabstiegen, um unS an da- andere Ufer bringen zu lassen. „Die Welt ist nicht so groß, wie die Menschen wohl meinen", erwiederte Mr. Birchmore, „find Sie lange in Dresden gewesen?" „Ungefähr eine Woche, ich habe mich in der Um gegend umgesehen und da wurde mir gesagt, ich dürfe die sächsische Schweiz nicht unbesichtigt lassen. Erst wollte ich den Dampfer benutzen." Hier fiel mir plötzlich ein, baß, wenn Mr. Birchmore die Fahrt zu Wasser zurückgelegt hatte, wie seine Tochter mir sagte, seine Anwesenheit in Schandau vor unS ganz unerklärlich gewesen wäre. „Wie sind Sie so rasch hierher gekommen?" rief ich auS, „der Dampfer trifft vor drei Stunden nicht hier ein." Er sah mich verblüfft an und auch Miß Birchmore schien mir eher verwirrt zu sein, als meine Verwunde rung zu theilen. Es entstand eine Pause von wenigen Augenblicken, dann sagte sie in leisem, hastigem Tone: „Ja, auZ irgend einem Mißverständnisse wurde mir mttgethetlt, Du habest statt de- EisenbahnzugeS den Dampfer benutzt." ° " -MH, jetzt verstehe ich", entgegnete er mit kurzem Lachen, „Sie müssen mich fast für einen Hexenmeister ansehen, der sich mittel- irgend eine- telegraphischen Pnnc,p- mit fliegender Eile vorwärts bringt. Leider habe »ch keine Ansprüche ans eine so »»natürliche Kraft. Ich »erde durch meine Erklärung in Ihrer Achtung sinken, aber nichtsdestoweniger sollen Sie sie haben." „Rem, nein! Lassen Sie unserer Phantasie freien Spielraum , rief ich lachend. Ich hatte da- Gefühl, al- se» meine Frage «ine unglückliche gewesen. SS lag nn gewisser Zwang in Mr. Birchmore'- ganzem Wesen,