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Exped. u. Lrdattiea rrc-ben-Skenftadt ll. Meitzner Vass« Die Zeitung erscheint Tiensta-, Daunerfta, und eauuabenb früh. Abouneme«t»- Prei»: dierteljähri.Mk.1^0 Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ins Hau« cchedt die Post noch «tue Ge bühr von 2S Pfg. Sächsische DachMV Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften DreSden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstreniämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmarm Wüller in Dresden. Inserate »erben bi» Montag, Mitt»och u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1spalt.Zeilel5Pfg. Unter Eingesandt: SO Pfg. Inserate«- Annahmestelle«: Die Arnoldische Buchhandlung. Invalidendant. HaasenstcinLVogler, Rudolf Mosse, v L. Daube « C». in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin. Frankfurt a/M. u. s. w. Donnerstag, dm 7. April 1887. 49. Jahrgang. An das inserirende Publikum! Bei Aufgabe von kleineren Inseraten ersuchen wir die geehrten Besteller von hier nod auswärts, dm Betrag dafür (pro 1-spaltige Zeile ---12 Silbm 15 Pf.) gefälligst gleich zu entrichten oder in Briefmarken einsenden zu wollen. — Die Inserate müssen am Tage vor Erscheinen des Blattes bis 12 Uhr mittags in unserer Expedition sein. Die Verlags - Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Nunmehr fühlt sich auch die „Nordd. Allg. Ztg." veranlaßt, für den deutschen Militär attache in Pari-, der bekanntlich feiten- eine- TheileS der dortigen Presse der Spionage verdächtigt wird, eine Lanze zu brechen. Lie Thatsache — schreibt daS officiöse Blatt — daß vor einiger Zeit ein Unterbeamter auS dem französischen KriegSminifterium auf irgend welchen Ver dacht hin entlassen worden ist. berührt an sich daS Ausland und insbesondere Deutschland in keiner Weise. Aber der Vorfall gewinnt eine gewisse Bedeutung durch den Nebenumstand, daß als angeblicher Empfänger pflichtwidriger Mittheilungen jenes Beamten der deutsche Militärattache von gewissen Blättern bezeichnet wird. Ein derartiges Verfahren ist unerhört; ja selbst in Zeiten, wo die Spannung zwischen beiden Staaten einen Grad er reichte, der schließlich zum Kriegsausbrüche führte, hat man so etwa- nicht erlebt. Und wie geht eS in dem Lager zu, auS welchem so frivole Beschuldigungen gegen einen Vertreter der deutschen Nation geschleudert werden? Am 25. December v. I. lief nachstehende Notiz durch alle Pariser Zeitungen: „Der Kriegsminister läßt in der „Ageace Libre" die folgende, unter den gegenwär tigen Umständen besonder- bemerken-werthe Note ab drucken: AuS den Mittheilungen von Personen, die in Be ziehung zu gewissen Militärattaches stehen, geht hervor, daß diese Officiere die französische und namentlich die militärische Presse in Frankreich studiren, um ihre Kenntnisse betreffs unserer HeereSeiurichtungen zu er weitern. Nachstehendes Beispiel bestätigt dieS. DaS Kon- cept (la miaute) deS Berichte- deS deutschen Hauptmannes v. Schwarzhvff über die Flottenmanöver bei Toulon läßt erkennen, daß dieses Schriftstück theilweise auf Grund der Mittheilungen gewisser französischer Blätter abgefaßt ward." Auf welche Weise ist nun wohl der französische Krieg-Minister, der diese Note mittheilt, zur Einsicht in daS Koncept deS Berichtes des HauptmannS v. Schwarzhoff gelangt? Bi-Her galt eS für interna ¬ tionalen Anstand, da- Kundschafterwesen nicht bi- zu operativen Eingriffen in fremde Schreibtische auSzu- dehnen und wenn dergleichen Mißgriffe trotzdem verkamen, wurden sie auf der einen Seite verschwiegen, auf der anderen ignorirt. Der französische Krieg-Minister ist der erste, welcher einen solchen unberechtigten Eingriff in fremde- Eigenthum in einer officiösen Note offen ein gesteht. Trotz dieser und ähnlicher Vorkommnisse hat Deutschland aber bislang immer noch den diplomatischen Anstand gewahrt. Mit welchen Mitteln seitens der Fran zosen di« Spionage unS gegenüber betrieben wird. daS haben wir durch die vier LandeSverrathSproceffe erfahren, welche vor dem Reick-gerichte in Leipzig gegen französische Spione und ihre Werkzeuge geführt worden sind und obwohl die Angeklagten sämmtlich für schuldig befunden wurden, hat man doch denjenigen Kundschaftern, welche dem französischen OfficierSstande angehörten, stetS die Freiheit wiedergegeben ES ist übrigens bemerkens wert, daß die ungebührliche Behandlung der Ange legenheit des deutschen Militärattache- sich nur in ge wissen französischen Blättern findet und zwar in solchen, die man als bevorzugte Organe des KriegSministerS bezeichnet, wie „L'Evenement", „La France", „La France militaire" u. s. w. Die Organe der anderen Minister vertreten den ernstlichen Wunsch der Erhaltung deS Frieden- zwischen beiden Ländern. Der Kaiser ist völlig genesen und wird nunmehr nach dem Eintritte der wärmere« Witterung auch seine Spazierfahrten wieder aufnehmen können. Eine beson dere Theilnahme wendet der Monarch den bevorstehenden Beratungen der au- höheren Militärs zusammengesetzten Kommission zu, welche mit der Aufstellung einer neuen Felddienstordnung betraut ist. Am Montag empfing der Monarch die Mitglieder der Kommission, worunter sich die Generale v. Haeseler, v. Treskow und v. Verdy befinden, in feierlicher Audienz. Wie nachträglich bekannt wird, hat der Prinz regent von Baiern anläßlich pe- 90. Geburt-tageS deS Kaisers an denselben ein Handschreiben gerichtet, worin eS u. A. heißt: „Ew. Majestät blicken auf neunzig Jahre eines Lebens zurück, daS so reich ist an ruhmvollen Erinnerungen und so groß an mäch tigen Thaten, wie es kaum je einem Herrscher beschieden war. Ich fühle mich glücklich, während der Zeit ernster Entscheidungen Eurer kaiserlichen und königlichen Ma jestät als treuer Waffen- und Bundesgesährte zur Seite gestanden zu haben. Möge der allmächtige Gott daS Oberhaupt deS deutschen Reiches auch fortan schützen und schirmen und demselben noch auf lange Jahre die volle Frische der Kraft erhalten zum Wohle deS großen Bundes, an dessen Spitze Eure kaiserliche und königliche Majestät im Vereine mit Deutschlands Fürsten stehen." Die Heiserkeit, von welcher der deutsche Kronprinz seit einiger Zeit befallen ist, erweist sich als so hart näckig, daß die behandelnden Berzte eine Kur in EwS für angezeigt erachten. Unmittelbar nach dem Osterfeste gedenken deshalb die kronprinzlichen Herrschaften mit den Prinzessinnen Viktoria, Sophie und Margarethe sich nach dem genannten Badeorte zu begeben und dort etwa vier Wochen zu verweilen. Dienstag Mittag 12 Uhr fand in der Kapelle d,S kronprinzlichen PalarS zu Berlin die Konfirmation der beiden jüngsten Töchter deS Kronprinzen, der Prinzessinnen Sophie und Margarethe, durch den Oberhof- und Oom- prediger vr Kögel statt. Dem feierlichen Akte wohnten bei die Kaiserin, die gesammte kronprivzlicbe Familie, der Prinz und die Prinzessin Friedrich von Hohenzollern, Prinz Alfred von England, der Oberst-Kämmerer Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode, die StaatSminister l)r. Friedberg und v. Bötticher und der großbritannische Botschafter Sir Edward Malet. Dem DundeSrathe ist nunmehr die von unS bereit mehrfach erwähnte Innungs-Vorlage zugegangen. Dw Tendenz deS Gesetzentwurfes wird in der demselben bei gegebenen Begründung folgendermaaßen gekennzeichnet: Die den Innungen durch vorliegendes Gesetz zugewiese nen Aufgaben, insbesondere die Förderung eines gedeih lichen Verhältnisses zwischen Meistern und Gesellen, die Fürsorge für daS HerbergSwesen und für die Nach weisung von Arbeit, sowie die Regelung deS L«hr- lingSwesenS, sind sür daS gesammte Handwerk von wettgreifeuder Bedeutung. Die Möglichkeit eineS ent sprechenden Einflusses über den KreiS ihrer Mitglieder hinaus gewährte aber daS Gesetz den Innungen bi-her nur auf dem Gebiete des Lehrlingswesens. Eine Erwei terung dieses Einflusses erscheint daher im Hinblicke auf die den Innungen obliegenden Pflichten wünschenSwerth und entspricht überdies den Grundsätzen der Billigkeit. Berliner Blätter erhalten von dem ultramontaven Abgeordneten Grafen von Frankenberg nachstehende beachtenSirerthe Zuschrift: Die ultramontane Presse allenthalben, hauptsächlich aber die „Schlesische Volks zeitung", ist auf daS Eifrigste bemüht, Galimberti'S Mission in Berlin bei dem Volke in Mißkredit zu bringen Der Friede zwischen dem deutschen Kaiser und dem Papste scheint dem Blatte der ärgste Gräuel zu sein, den seine Phantasie sich vorspiegeln kann. ES schreibt: „Wenn der neue kirchenpolitische Gesetzentwurf zur An nahme gelangt, fo ist der Kulturkampf keineswegs zu Ende, sondern er beginnt erst recht! Vielleicht werden noch Tage kommen, wo wir, gleich den Soldaten im Lager sumpfe, uns nach dem frischen, offenen Kampfe zurück- sehnen Retten wir, allen Gefahren zum Trotze, die katholische Kirche unseres Landes vor der drohenden Feuilleton. MrS. Gainsborough s Diamanten. Au- dem Englischen von Jenny PiorkowSka. (2.^ortsetzung.) .Mit einer leichten Verbeugung wandte sie sich ab; aber sie war offenbar so angstvoll, daß ich mich entschloß, noch einen zweiten Versuch zu wagen, ihr Ver trauen zu gewinnen. Ich hatte nicht viel Zeit zu ver lieren, eS hatte bereit- zum ersten Male geläutet. »Ich geh« nach Schandau", sprach ich; „wenn Sie wollen, schicke ich Sie in eiaer Droschke in Ihr Hotel zurück und wenn ich nach Schandau komme, will ich Ihren Vater ausfindig machen und ihm erzähle«, welchen Fehler er gemacht hat. Hier ist meine Karte." Sie warf einen Blick auf dieselbe und sofort änderte sich ihr Benehmen. Auf ihrem Gesichte leuchtete ein halb unterdrücktes Lächeln auf. Ich fühlte, daß wir endlich auf den rechten Fuß mit einander kamen, ob wohl ich damals nicht begriff, wie eS eigentlich ge. kommen war. , „Ich muß Ihnen ein Geständniß machen, Mr. GainSborvugh", sagte sie mit einem reizend vertrauens vollen Blick auf mich. „Mein Papa ist so vergeßlich. Wir »ollen nicht nach Dresden zurückkehreu, sondern von Schandau gleich weiter nach Prag fahren und er hat all' unser Gepäck mitgenommen und — und er hat mir nicht einmal Geld genug, um mir mein Fahrbillet davon kaufen zu können, zurückgelassen! DaS heißt, ich hatte ja genug, habe eS aber bei meinen Einkäufen voll ständig aufgebraucht." DaS erklärte die ganze Sache mit einem Male. „Wie thöricht von mir, daran nicht sofort zu denken!" rief ich auS. „Jetzt haben wir gerade noch Zeit, diesen Zug zu benutzen." Während ich sprach, drängte ich sie, mir zu folgen, kaufte unsere FahrbilletS und. ohne einen Wechsel ihrer seits abzuwarten, half ich ihr in ein Koupö erster Klaffe einsteigen. Den nächsten Moment setzte der Zug sich in Bewegung. Meine schöne Begleiterin, athemloS, lächelnd und doch anscheinend etwas ängstlich, sank in die Kiffen zurück und fühlte nach dem Fächer an ihrem Gürtel. Ich wollte ihr volle Zeit lassen, ihre Ruhe wieder zu finden und sich überzeugt zu fühlen, daß ich keinen ehr losen Vortheil von unserer Lage zu ziehen gedachte; de-halb nahm ich, da sie die Fenster nach ihrem Wunsche arrangirt hatte, in der anderen Wagenecke Platz und starrte volle fünf Minuten in'S Freie. Mehr konnte man nicht von mir verlangen; dann sehnte ich mich danach, meine Lage zu verändern. Ich warf einen verstohlenen Blick nach meiner schönen Amerikanerin hin Auch sie war in die Aussicht auf ihrer Seite vertieft. Wie sie so da saß. war ihre Stellung die Vollendung weiblicher Anmuth. Unter ihrem Hut sah da- schwarze Haar in losen Flechten hervor und reizende kleine Locken fielen ihr bi- in den Nacken herab. Plötzlich mitten in meiner bewundernden Betrachtung wandte sie sich nach mir um und unsere Blicke begegneten sich. Einen Moment thaten wir unS Zwang an, dann lachten wir Beide und der Zwang «ar verschwunden, ohne wiederzukehrev. „Ich wollte Vie fragen", hob ich an, „ob Sie nicht lieber auf dieser Seite fitzen wollen? Der Blick hier auf den Fluß ist lohnender, alS drüben auf die Felswände." „Momentan habe ich Ihnen zu gehorchen, mein Herr; Sie haben mir diesen Platz hier angewiesen und wenn Sie mir jetzt sagen, daß ich mich avder-wohm setzen soll, werde ich ebenfalls gehorchen." Bei diesen Worten sprang fie aus; durch da- Rütteln deS Wagen- verlor sie da- Gleichgewicht, ich streckte ihr meine Hand zur Stütze hin und so schwank» sie herüber und nahm mir gegenüber Platz „Sind Sie nun zufrieden?" fragte sie muthwillig, indem sie ihre Hand im Echvoß faltete und mir einen Blick herübersandte. „Gewiß, wenn Sie eS sind, bin ich eS auch. Sind Sie diesen Weg schon einmal gefahren?" „Wenn Sie meinen, allein mit einem Herrn, den ich eben erst kennen lernte — nein." „O. ich meinte nur —" „Ich weiß — ich wollt« gar nicht scherzen. Ja, ich glaub«, ich habe diese Tour schon einmal gemacht, al- ich noch ein sehr kleine- Mädchen war, bevor ich in'S Kloster kam." „In'S Kloster?" Sie lachte »unter. „Nun, Sie dürfen nicht glaube«, daß ich eine Nonne wurde! Ich wurde nur in einem Kloster bei Paris erzogen, wie so virle junge Damen. Volle 7 Jahre war ich dort — war da- nicht lange? — Ich habe eS erst seit Kurzem wieder verlassen." . „ES muß langweilig in dem Pension«» gewesen sein?" fragte ich nach einer kurzen Paus,.