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Tkped. L Redaktl« Ore»deu»NcuftaK1 U. Meidner Stasi« 4. Die Zeitung erscheint Dteuttag, Dsoucrfta« und eonnabend s^üh- Ab»nue»en1»- Preis: Äetteljährl.Mk.lM Zu beziehen durch die kaiserlichen Post, uchaltcn und durch Unsere Boten. Hei sreier Lieferung tnS HauS erhebt die Post noch ein« Ge bühr von 25 Psg. Sächsische DochMlH. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschaften Dresden-Altstadt und DreSden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Inserate werden bi- Montag, M, mv och u. Freiing Mittag angenommen und kosten: dieiipalt.Zeile lbPsg. Unter Eingesandt: 30 Psg. Inseraten- Annahmestelleur Die Arnoldisch« Buchhandlung. Jnvalidendmu, Haasenstein Vogler^ Rudolf Moffe, G L. Daube ck Te^ in Dre-dcn, Leipzig. Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau« Müller in Dresden. 49. Jahrgang. Donnerstag, den 17. Ieöruar 1887 da Frankreichs Ruhm wieder erstehen und da- Land sich seiner verlorenen Provinzen wieder bemächtigen wird — je freudiger werden wir diesen Moment begrüßen!" Und dasselbe Blatt schrieb ferner am 18. December über die „Vorbereitungen zum Kriege": „Graf Moltke hat gesagt, Deutschland werde Elsaß-Lothringen niemals wieder herauSgeben. DaS haben wir auch gar nicht er wartet; aber da wir beabsichtigen, die beiden Provinzen zurückzunehmen, zumal dieselben nicht- sehnlicher wünschen, als wieder französisch zu werden, so strht eS nun unwider ruflich (!) fest, daß der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland unvermeidlich geworden ist, ein Krieg, der heute oder morgen zum Ausbruche kommen wird." Verschiedene Blätter — so wird von hochofficiöser Seite geschrieben — verbreiten daS Gerücht, eS werde noch vor den Wahlen eine kaiserliche Proklamation an die Wähler erfolgen. Se. Majestät der Kaiser hat sich nun aber über seine Wünsche bezüglich deS SeptennateS bei Gelegenheit deS Empfanges der Deputation d«6 preußi schen Herrenhauses so deutlich ausgesprochen, daß auch eine Proklamation an die Wähler über die Stellung deS Monarchen zu dieser Frage neues Licht nicht verbreiten könnte. Mit Rücksicht hierauf wird, wie wir erfahren, eine Proklamation des Kaisers an das Volk nicht er lassen werden. Die Wahler im Lande dürften trotzdem wissen, was ihr Kaiser von ihnen erwartet. Den in München erscheinenden, Neuesten Nachrichten" wird von angeblich kompetenter Seite auS Rom mit- getheilt, daß die Veröffrntlickung der bekannten Jako binischen Note auf direkten Befehl deS PapsteS erfolgt ist. Sollte daS Centrum in der Opposition gegen die Militärvoriage verharren, so stehe ein neuer entscheidender Schritt des PapsteS bevor, durch welchen die Ultra montanen kategorisch gezwungen werden würden, daS Eeptennat zu bewilligen. In dem Kreise Landeshut hielt jüngst der von den Nationalliberalen alS Rerchstagskandidat aufgestellte Professor Gneist eine sehr beachtenSwerthe Wahlrede, der wir Folgendes entnedmen: AlS im Beginne deS 30jährigen Krieges der Kurfürst von den Ständen der Mark Brandenburg zwei Tonnen GvldeS verlangte, um ein Heer zum Schutze deS Landes auSzurüsten, erklärten die Stände, diese Geldmittel für „unerschwinglich." Heute ist an die Stelle der weiland märkischen Stände die Majorität des deuischen Reichstages getreten. Seit Monaten stehen sich Rußland und Oesterreich, Frank reich und Deutschland in schwerer Kriegsrüftung gegen über und der Zündstoff liegt in Paris, in Bulgarien, Aegypten uud Asien so aufgehäuft, daß ein einziger Funke den allgemeinen Kriegsbrand entzünden muß. Alle leitenden Staatsmänner Europa s erkennen die schwere Gefahr der Lage an; unsere Gegner aber bleiben dabei, da« Kr„g-^m- s-i und I-sie» fi» «VN s^n.öüschen Zeitungen und Korrespondenten b^ von französisch Frankreich nichts zu befürchten baÄn"' Unser ehrwürdiger Kaiser, unser ReickSkanzltt, NN r l"°"° Dnngendst. die schwer errungene freie Verfassung i" nehmen. Die Opposition meint ferner, daß der RnchStag jeden Mann und jeden Groschen" b-w'lligt habe; verfckweigt aber, daß dieser Beschluß angesichts der ausdrücklichen Erklärung der Welfen, Polen und Socialdemokraten ge faßt worden ist, sie würden, sollt- eS zur dr.tten Lesung der Vorlage kommen, dieselbe rundweg ablehnen. Ich bin der Ueberzevgung, daß di- Reicksreg.-rung d-n Waffenschutz und die Existenz des LandeS einer solchen Majorität im Reichstage nicht avvertrauen kann und meine politischen Freunde haben schon sen einem Viertel- jahrhunderte die Ueberzevgung vertreten, daß die Friedens stärke der Armee nicht zu Anfang jeder Wahlperiode neu sestgestellt werden darf, daß diese Frage v -lmebr auf längere Zeit hinaus geregelt werden muß. Wir können nicht anders alS der jederzeit ausgesprochenen Ueber- zeugung treu bleiben, daß eine VerfassungSbesiimmung, welche dem Parlamente allein die endgiltige Bestimmung der Heeresstärke überlassen will, der Volksvertretung eine Macktsiellung «inräuwt, welche die Regierung zu einem Scheindasein herabsetzt. Gänzlich unbegründet aber ist sicherlich die von den Demsckfreisirnigen ausgesprochene Befürchtung, daß die Verfassung in Gefahr sei. Wir, die wir nach besten Kräften bemüht waren, sie zu Stande zu bringen, werden wahrhaftig die letzten sein, an das die Hand anzulegen, waS zum guten Theile unser Werk ist. Gewiß geziemt jedoch diese Verdächtigung am Wenigsten der Partei, die biS zum letzten Augenblicke gegen daS Zustandekommen der Reichsverfassung ge stimmt hat. Nicht wir haben unsere Grundsätze ge ändert, speciell ich nicht persönlich, dessen Ansichten in Deutschland und auch wohl über kessen Grenzen hinaus ziemlich bekannt sind. Wer selbst auf einer schiefen Ebene herabgleitet, wie die Deutschsreisinnigen, leidet oft an der irrigen Vorstellung, als ob es die Umstehenden seien, welche die „rutschende Bewegung" machen. Wir haben bereits kürzlich darauf hingewiesen, daß die Eocialdemokraten in allen Ländern mit außer ordentlichem Interesse den Wahlkampf in Deutschland verfolgen und ihre Parteigenossen daselbst mit Wort und That unterstützen. Nunmehr liegen neue Beweise Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der „TempS" mißbilligt die kriegerische Sprache, welche gewisse deutsche Blätter augen blicklich führen, indem er u.B. schreibt: „Welche Entrüstung würde eS in Berlin Hervorrufen, wenn unsere Zeitungen eS sich einfallen lassen sollten, einen so gehässigen Ton gegen Deutschland anzuschlagen, wie er zur Zett seitens der officiösea deutschen Presse betreffs Frankreichs beliebt wird." Dem gegenüber bemerkt nun die „National- Ztg.": Wir möchten unsererseits an den „TempS" die Frage richten, ob in Deutschland, ähnlich wie in Frank reich, eine Liga besteht, deren ausgesprochener Zweck die Verhetzung der beiden Staaten ist? Haben etwa deutsche Agitatoren die Welt durchzogen, um zum Kriege gegen Frankreich aufzureizen? Durck Zeitungen, Broschüren und Bücher wird in Paris unaufhörlich der Haß gegen Deutschland geschürt. DirS sind so noto rische Thatsachen, daß selbst der „Tempö" eS nicht wagen dürste, dieselben in Abrede zu stellen. Nun läßt sich allerdings ebenso wenig leugnen, daß in Frankreich, sobald sich dl- Dinge kritisch zuspitzen und die unver meidlichen Folgen des ewigen SpielenS mit dem i KriegSgedanken drohend zu Tage treten, die leitende Presse mststenS eine versöhnliche Haltung anzunehmen pflegt. Aber biS jetzt hat die Erfahrung gelehrt, daß, sobald eine gewisse Beruhigung der Gemülher eintritt, das alte Spiel mit dem KriegSgedanken in Frankreich wieder ausgenommen wird. Unter diesen Umständen ist «S kaum zu verlangen, daß man in Deutschland den FriedenSbelheuerungen der französischen Presse noch Glauben schenkt. — Im Anschlusse hieran bemerkt die „Nordd. Allg. Ztg.": Auch die „France" bringt unter der Ueberschrift: „Der Friede" einen Leitartikel, in dem die Franzosen als die harmloseste, friedliebendste Nation dargestellt werden. Der Artikel schließt mit den Worten: Ganz Europa müsse wissen, daß Frankreich den Krieg heute nicht wolle, gestern nicht gewollt habe und morgen nicht wollen werde und daß, falls derselbe dennoch aus brechen sollte, die Verantwortlichkeit da*ür einzig und allein Deutschland trage. ES gehört die ganze Dreistig keit eineö französischen RevancheblatteS dazu, um eS zu wagen, derartige Unwahrheiten ihren Lesern aufzutischen. D«e „France", also dasselbe Blatt, welches heute die FriedenSlrebe der Franzosen betheuert, brachte vor wenigen Monaten einen Artikel, „Der Krieg" überschrieben, der mit den Worten schloß: „Boulanger ist der Kämpe, dem wir vertrauen, der Soldat, von dem wir erwarten, daß er daö Sehnen Frankreichs stille. — Wann ? — Vielleicht morgen; jedenfalls aber bei der ersten günstigen Gelegenheit! — Er ist kampfbereit und ebenso sind wir eS und je früher die Entscheidungsstunde schlägt, dre Stunde, Feuilleton. Geliebt und verloren. Roman auS der Gegenwart von Gustav Lössel. (Schluß.) Zwölftes Kapitel. AlS Arthur von Feldern jenen seltsamen Fund in seinem Schreibtische gemacht hatte, kündigte er sogleich Doktor RobertuS für den nächsten Tag seinen Besuch an, da er ihm eine wichtige Entdeckung mitzutheilen hätte. RobertuS empfing anderen TagS Arthur mit größter Verwunderung. „Eine wichtige Entdeckung haben Sie mir mitzu- theilen?" rief er ihm entgegen. „Ich bm begierig, zu erfahren —" „Sie sollen sogleich aufgeklärt werden", erwiederte Arthur. „Zuerst gestatten Sie mir -ine Frage. Kennen Sie Ihren Freund, Graf Bünya, schon lange?" „Gewiß; er ist mein Studienfreund auS Bonn." „Soweit mir bekannt", fuhr Arthur fort, „ist der Graf nur einmal verheiralhet gewesen. Ist Ihnen, Herr Doktor, etwas bekannt von einer früheren Ehe deö Grafen unter einem anderen Namen und von einem Kinde, einem Mädchen, auS dieser Che?" „Wie kommen Sie zu dieser Frage, Herr Baron, entgegnete RobertuS mit dem AuSdrucke höchster Ver wunderung. „Weil ich, wenn diese Antwort auf meine Frage bejahend lautet, jene Tochter deS Grafen, die für ihn bisher verschollen war, entdeckt habe", sagte Arthur, „hier habe ich unantastbare Beweise dafür." RobertuS gab sich einen Ruck, wie um vorwärts zu springen, sank aber sogleich in seinen Sessel zurück. „Wer und wo ist meines Freunde- Tochter?" brachte er stammelnd hervor. „Wo sie ist", entgegnete Arthur, „daS vermag ich leider nicht zu sagen, da ihre bisherige Heimstätte ver lassen und verödet ist. Wer sie ist? Valeska Materna!" „ValeSkaMaterna", hauchteRobertuS matt. „Gelobt sei Gott! Die Stimme der Natur hat nicht getrogen." Um eine Erklärung dieser Wort« gefragt, erzählte er, daß er ValeSka selbst in daS HauS des Grafen ge bracht habe; er sprach von seiner eigenen und deS Grafen gleich empfundenen Zuneigung zu dem schönen räthsel- haften Wesen, daS der geliebten verstorbenen ersten Ge mahl n deS Grafen so sehr geglichen habe. „Und wissen Eie denn nicht, was man sonst hier im Allgemeinen von dem schönen räthselhaften Wesen sagte?" fragte Arthur. „Gewiß nur GuteS", bemerkte RobertuS ernst. „Im Gegentheil, nur BöseS", entgegnete Arthur. Und nun erzählte er von den verschiedenen Gerückten, die über die Bewohnerinnen d«S öden HauseS im Um lauf waren und konnte sich schließlich nicht enthalten, auch feine Vermuthung hinsichtlich der Ermordung Douay'S auSzusprechen. Wenn auch RobertuS anfangs erstaunt zohörte, so konnte er sich bei den lktzten Worten Arthur'S eine- LächelnS nicht enthalten. „Hoffentlich sind alle anderen Muthmaaßungen über ValeSka ebenso hinfällig, wie Ihre letztere", sagte er. „Wie so?" fragte Arthur verwundert. „DaS heutige Morgenblatt bringt die Notiz, daß jene fensationelle, bisher noch unenthüllte Mordaffaire endlich aufgeklärt sei. Ein alter vielfach bestrafter Ver brecher, der auch gegenwärtig eine Freiheitsstrafe ver büßte, hat auf dem Sterbebette im Gefängnisse die That eingestanden. In welchem Verhältnisse jene schwarz gekleidete Dame zu Douay gestanden, »st nicht bekannt; eS steht jedoch zweifellos fest, daß dieselbe nicht den Mord begangen hat, da der Raubmörder schon in der Wohnung versteckt auf sein Opfer lauerte, als Douay m»t der Dame seine Wohnung betrat. Die That selbst ist unmittelbar, nachdem die Dame die Wohnung ver lassen, volliührt worden." »Dann allerdings, bester Doktor, war ich auf falsthem Wege", sagte Arthur bewegt „und nun bin «ch auch überzeugt, daß alle anderen Vermuthunqen über ValeSka Materna auf Unwahrheit beruhen. Es bleibt unS fetzt nur noch übrig, unsere Entdeckungen zu ver- werthen und dre» Menschen glücklich zu machen.' Menschenfragte RobertuS erstaunt. „Wer könnte außer Graf Bünya und ValeSka noch sonst Interesse daran haben?" Va "sk?"' seines Freund,« „Rim gm-, -rwi-derre RobertuS, s, will ich denn ' me,ne schön. Mission b.ginn.n und nach «»"»d, suchen i»,wi,ch.n Baron Otto auf und führen ihn ebenfalls dahin."