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156 rivre, zum Muselmann. Seine ganz besondere» dem Munde ließ Abderhaman einen Barbier kom- Gabe- den armen Bauern gerade noch einmal so I men, der sich dazu hergab, der Henker des unglückli« viel abzudrücken, als die Regierung selbst verlangte, I chen Verurtheilten zu seyn, und ihm die Zahne, machte ihn bemerklich; er ward zum Bei erhoben l einen nach dem andern, langsam auszog oder und ihm die Provinz Scharkie zur Verwaltung I abbrach. übergeben. Hier entwickelte er sein eminentes Ta-1 Wahrend die Muselmänner gewöhnlich ihre lent als Menschenschinder auf eine Weise, wie I Vergnügungen des Abends im Harem finden, sin- kaum die Annalen her verruchtesten türkischen Un-1 det er das seinige nur darin, die schon zum Tode geheuer aufweisen können. Die Provinz Schar-1 Verdammten gegen Abend vor sich kommen und kie war noch die einzige Unterägyptens, in der I sie solange peitschen zu lassen, bis sie ihren Geist man zuweilen den Bedrückungen der Gouverneurs I aufgeben. Und bei diesen scheußlichen Executio- Widerstand entgegenzusetzen wagte. Sahen die I nen sitzt er ruhig in der Eck^ seines Divans, raucht Bewohner derselben, daß man ihnen Alles neh-1 einen Narghile und bekümmert sich auch nicht im men und nur ein miserables Leben voll Stockprü-1 Geringsten um das herzzerreißende Geschrei des Ge- gel lassen wollte, dann griffen sie zu ihren Knüp-1 marterten. Zuweilen fällt es ihm ein, gegen ein Dorf, peln (Nebut auf Arabisch) und vertheidigten sich, I das nicht im Stand ist, die verlangten Summen bis die türkische irregulaire Cavalerie herbeieilte I zu zahlen, zu Felde zu ziehen. Gewöhnlich richtet und sie nach einem blutigen Gemetzel in ihre Hüt-1 er diese Excursionen so ein, daß er zwei Stun- ten zum Frohndienste zurücktrieb. Ueber diese Pro-1 den vor Sonnenaufgang an Ort und Stelle ist, vinz ward Abderhaman gesetzt mit der ausdrückli- ! dann wird das Dorf umzingelt und Feuer angk- chen Erlaubniß, über Leben und Eigenthum sei-1 legt. Die Geängsteten springen vom Lager auf ner Untergebenen zu schalten und zu walten, wie I und flüchten sich hinaus; da stehen aber seine ihm beliebte. Er hatte nur eine Verpflichtung: I Henker und treiben die Verzweifelnden mit Flin- so oft und so viel Geld einzuschicken , als man I tenschüffen und Säbelhieben iw die Flammen zu verlangte, und-jährlich eine gewisse Anzahl Rekru- I rück, so daß es öfters vorgekommen, daß ein gan ten zu stellen. In Mansura schlug er seinen Sitz I zes Dorf mit Weibern, Kindern, Greisen, aus de- oder vielmehr seine Marterhöhle auf. Es ist un-1 nen die Bevölkerung der ägyptischen Dörfer ge- möglich, sich einen Begriff von den Grausamkei-1 wohnlich nur besteht, verbrannte. Der Vorplatz ten zu machen, die dieser Mann dort beging; alle I seines Hauses in Mansura ist mit einer Reihe zu- früheren bekannten Ungeheuer, selbst den in Ae-1 gespitzter Pfahle bepflanzt; fragt man, was diese gypten sprüchwörtlich bekannten Defterdar-Moham-1 bedeuten, so antwortet ein daneben sitzender, seine med-Bei, ließ er weit hinter sich zurück; er über- > Pfeife mit großer Ruhe rauchender Türke: „Dar bot Alles, was sich die zerrüttetste Phantasie nur I auf werden die Hunde von Fellahs (Ackerbauer) irgend Furchtbares vorstellen kann. Eine nicht I gespießt." Geschieht das oft? „Wir haben zu bezahlte Schuld von einigen wenigen Piastern, ein I thun, an Arbeit fehlt's nicht." unbedeutender Fehler, ein Versehen, das in Deutsch-! Man glaube nicht, daß wir übertreiben, es ist land kaum einen Vorwurf nach sich gezogen hätte, I buchstäblich so. Wir könnten Scenen der schau ward ein Verbrechen, das nur mit dem Tode be-1 dererregendsten Art erzählen, fänden wir ein be straft werden konnte. Und welche Todesart! War I sonderes Vergnügen, bei den Gemälden solcher er bei guter Laune, so ließ er die Unglücklichen l Scheußlichkeiten zu verweilen. Und dieses Scheu hängen, gewöhnlich aber spießen und lebendig schin- I sal treibt sein Unwesen bereits drei Jahre in die- den; er ließ sie zwischen zwei Breter legen und I ser unglücklichen Provinz, viele Hunderte sind von zersägen, häufig band er sie vor die Kanonen und I seinen Henkershänden umgebracht worden, und noch ließ sie in die Luft schießen, daß ihre blutigen Ge-1 ist nicht abzusehen, wann die Erlösungsstunde für die deine sich weit in den Nil zerstreuten, wie das vor ! unglücklichen Fellahs schlagen wird. Kennt Meh- drei Monaten der Fall war, wo während mehrer! med-Ali diese Grausamkelten oder kennt er sie Tage Niemand aus dem Flusse zu trinken wagte. I nicht? Es ist schweb hierauf zu antworten, doch Einstmals rief er seinen Arzt, .einen Europäer, I möchten wir das Letztere glauben, da er selbst nie- und sagte ihm, auf einen armen, in Lumpen ge-1 mals grausam war und erst dann zu den äußer-, hüllten zitternden Bauer zeigend: „Sieh, dieser I sten Mitteln griff, wenn seine Existenz bedroht Elende soll zehn Piaster*) zahlen und giebt vor, I ward. Die Consuln, die sich in so viele Dinge er habe kein Geld, gehe hin und reiße ihm alle! mischen, die sie nichts angehen, warum treten sie Zähne aus." , „Ich bin kein Zahnbrecher," erwi-! nicht in solchem Fall auf und verlangen im Rä derte der Arzt, „ich gebe dir hiermit meine Dimis-1 men - der Menschlichkeit die Einstellung so zum sion, denn kein menschliches Auge kann deine furcht-1 Himmel schreiender Grausamkeiten? Sie würden baren Grausamkeiten mit ansehen." Mit lachen-1 sich damit einen größeren Dank erwerben, als wenn I sie Falschmünzer oder Juweliers, die falsche Dia- doch von so wenigem Silbergehalte, daß sie nur einen Werth I gerechtermaßen verdienten, oder ausgemachte Bank- von 2 gr. 4 pf. C.»M. haben. I rotteurs und Bettuger beschützen und dem Arme - i' D. Red. I der Gerechtigkeit entziehen. - -