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und schiffte sich nach Amerika ein. Dieses Land scheint überhaupt dazu bestimmt, neben manchen redlichen Auswanderern alles Ungeziefer Europa's, Spitzbuben, Schufte, betrügerische Bankrotteurs und wie das Gesindel weiter heißt, aufzunehmen; nun, wir haben nichts dagegen; wenn wir sie nur los sind! Türkei. Mitten aus allen diplomatischen Verwickelungen und Verwirrungen taucht auf ein Mai ein erfreuliches Lebenszeichen in dem kränkelnden osmanischen Staatskörper auf, dem wir nur gesündere Safte wünschten, damit der selbe, von neuerLebenswärme durchströmt und be lebt, desto kräftiger aus seiner trägen Schlaffheit sich erheben könne. Der Sultan hat den Osmanen eineConstitution gegeben! Das klingt fabelhast, aber es ist wahr. Unter dem 3. Novbr. hat Abdul-Medschid einen kaiserlichen Be fehl (Hatti-Scherif) erlassen, worin die freisinnig sten und gerechtesten Grundsätze, nach welchen fortan regiert werden soll, niedergelegt sind. Der Kaiser hat diesen Vertrag, welcher die gegensei tigen Rechte und Pflichten der Nation und des Herrschers feststellt, feierlich, im Angesichte der Großen des Reichs, der fremden Diplomaten und der Geistlichkeit aller Glaubensparteien, beschwo ren, und dessen feierliche Aufrechthaltung gelobt. Im Sinne dieses Grundgesetzes »sollen sogleich die nöthigen Gesetze in der Justiz und in der Verwaltung ausgearbeitet und sanctionirt werden. Die Faulheit und der Eigennutz der türkischen Beamten erleidet durch diese Verfügung einen empfindlichen Stoß, und es ist der Regierung herz lich zu wünschen, daß sie in ihrely redlichen Be streben, Licht und Aufklärung zu verbreiten, durch tüchtige Mitarbeiter kräftig unterstützt und be fördert werde. (Wir werden diesen merkwür digen Hatti-Scherif wo möglich in der nächsten Nummer vollständig mittheilen.) I — I—1» - .E,..., Vermischtes. Hr. Christoph, französischer Cabinetscourier, hat neulich den Weg von Petersburg bis Paris in 10 Tagen zurückgelegt. Man halt dieß für die größte bis jetzt geleistete Schnelligkeit. Der Werth des im vorigen Jahre aus Deutsch land Nach England eingeführten Getreides beträgt nach officiellen Berechnungen 4 Mill. Pf. Sterling oder 26,352,083 Lhlr. 8 Gr. Courant. Aegypten ist in diesem Augenblicke so überfüllt von englischen Waaren, und das baare Geld so selten, daß die ägyptischen Frauen, unfähig, der Versuchung, die prächtigen Putzstoffe zu kaufen, zu widerstehen, ihren Schmuck und ihre Juwelen losschlagen, um sür den Erlös mit englischen Ma- nusacturwaaren sich zu versehen. Die Einfuhr in Syrien übersteigt die Ausfuhr bereits um 8 Mill. Franken. Die Hundswuth ist in Surinam (West indien) ganz und gar nicht bekannt, obgleich die Hunde in ungeheurer Anzahl frei herumlaufen. In der Gegend von Wilna ist ein Bauer, 137 Jahre alt, gestorben; er war ein passionirter Jäger. Unter seiner zahlreichen Nachkommenschaft befindet sich ein hundertjähriges Töchterlein. Die deutschen Messerschmiedewaaren und Ei senarbeiten drohen, wie die Engländer jetzt selbst gestehen, den britischen Waarön höchst gefährlich zu werden. Sie kommen denselben ebensowohl an Güte als an Wohlfeilheit ziemlich gleich. ' Man bemerkt in Posen, daß, seit die Fürbitte für den ferngehaltenen Erzbischof in das öffentliche Kirchengebet, das sonntäglichen den katholischen Kirchen von den Kanzeln verlesen wird, ausgenom men ist, das vorgeschriebene Gebet für den König und dessen Haus ausgelassen werde. Der liebe Gott wird zwar deshalb den König von Preußen auch fernerhin nicht verlassen; allein heißt das nicht Del in's Feuer gießen, statt den Geist der Versöhnung und des Friedens zu nähren? — Der Thierbändiger van Amburgh wird, wie man fürchtet, in Folge des Bisses, den er kürzlich von einer Löwin erhalten, sein gefährliches Gewerbe aufgeben müssen. Die Wunde ist bösartig gewor den, und man fürchtet den Krebs. Einnahme der Leipzig-Dresdener Ei senbahn-Compagnie. Vom 17. bis 23. Novbr. 1839: l. für 4244 Personen 3019 Thlr. 19 Gr. II. für Fracht, exd. Pöst- und Salzfracht 2006 Lhlr. 6 Gr. Summa 5026 Lhlr. 1 Gr. — Stand der Aktien am 25. Novbr. 95^. Abderhaman-Bei. Die nachfolgende Schilderung eines ägypti schen Gouverneurs ist der Augsb. Allgem. Zeitg. entnommen und zeigt uns nur zu deutlich, in welcher unglücklichen Lage sich die dortigen Ackerbauerbe sinden und wie wenig die so laut gepriesenen Ci- vilisationsbestrebungen Mehmed-Ali's mit dem Be nehmen seiner Beamten in Einklang zu bringen sind. Abderhaman, von Geburt ein Kopte, kam, wie der größte Theil'der Individuen dieses Volkes, in ein Bureau der Verwaltung, ward später als Schreiber in den Divan des Pascha versetzt und machte sich, in der Hoffnung auf eine bessere Car-