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155 Hausthür empfängt und hineinbegleitet, bald aber wieder erscheint, um neue Gaste zu erwarten. Diese kommen auch bald an, doch sind es leider nur zwei slavonische Topfstricker in ihrer rußigen und zu gleich so malerischen Tracht. Kaum bemerkt sie der Gensd'armes, als er sich mißtrauisch nach ih nen umkehrt und sie mustert, ohne sie jedoch an ihrem Eintritt in das Gasthaus zu hindern. Im Hintergründe weiden Schafe auf der Anhöhe, ein Hirt blaßt die Schalmei, wahrend der andere da nach tanzt, und zwei Ziegenböcke die Kraft ihrer Hörner wiederholt an einander versuchen. Wei ter hinaus graset eine Magd mit der Sichel, und abwechselnd ziehen heimkehrende Feldarbeiter und Vieh vorüber, nach einem naheliegenden Bauerhofe. Am kunstreichsten ist die sechste Vorstellung. Sie führt uns eine waldige, von Bergen und Fel sen eingeschlossene Gegend vor, deren höchsten Punkt im Hintergründe ein fürstliches Jagdschloß krönt. Den Vordergrund bildet ein Schreßstand mit einem Zelte zur Linken für die Schützen und einer Scheibe sammt dem Scheibenwärterhäus- chen zur Rechten. Ueber denselben hinaus ge wahrt man links an einem Felsenvorsprunge ei nen Jäger in Thätigkeit, sein Gewehr zu laden, neben ihm seine jagdbegierigen Hunde, hier und da im Gebüsch aber Wild aller Arten, und un ter andern zwei Hirsche, deren einer sich ruhig äs't, während der andere, unruhig von Zeit zu Zeit umschauend, schon die Witterung eines un weit hinter einem Strauche kauernden Jägers und seines auf dem Anstande stehenden Hundes zu haben scheint. Der Jäger ist jedoch offenbar m großer Verlegenheit, wie die Besorgniß zeigt, mit der er sich von Zeit zu Zeit aufrichtet und nach den beiden Hirschen blickt, ob sie ihm wohl noch schußrecht sind, während er an seinem Ge wehre etwas wieder in den gehörigen Stand zu setzen bemüht ist. Ein von einem Hunde aufge spürter und vor seinem Verfolger m den nahen Wald flüchtender Hase lenkt plötzlich die Auf merksamkeit auf einen andern Punkt, wo gleich darauf ein wilder Eber durch das Gebüsch bricht und, verfolgt von der eiligen Meute und dem rei tenden Gefolge einer Parforcejagd, in der Wal dung wieder verschwindet. Jetzt tritt ein Jäger, rechts aus dem Walde kommend, an einer Fel senecke auf den Anstand und bald darnach ein stattlicher Hirsch von der andern Seite aus dem hohen Gebüsch, ruhig vorwärts schreitend und sich äsend an dem Ufer eines Wasserfalles. Der Jäger, der sich bei'm Anblicke des Hirsches hinter den Felsen zurückgezogen hat, kommt spähend wie der zum Vorschein und zieht sich bei der Annä herung desselben abermals zurück, um ihn schu^- recht kommen zu lassen; doch der Hirsch erhalt dadurch Witterung, er wird unruhig, hebt den Kopf empor und blickt scheu um sich. Endlich scheint er beruhigt und ist im Begriffe, sich am Wasserfalle zu tränken, als ein anderer Jager plötz lich zur Linken hervor und hinter eine Fichte tritt, das Gewehr antegt, den Hirsch aufs Korn nimmt und mit einem Schüsse niederstreckt. Beide Jä ger kommen hervor, nach dem zusammengestürzten Hirsche zu sehen, als dieser sich unerwartet wie der erhebt, schüttelt und in den Wald entflieht, wohin ihm das durch den Knall herbeigelockte Parfvrcejagdgefolge zu Pferde mit den lechzenden Hunden nacheilt. .Unterdessen scheinen sich die Schützen auf dem Schießstande im Vordergründe versammelt zu ha ben. Das Zelt zur Linken fliegt auf, und wir erblicken eine Gesellschaft von Communalgardisten, welche sogleich das Scheibenschießen beginnt. Der Signalist tritt aus dem Zelte hervor, neben den Schießstand, in welchem ein Schütze mit der Büchse erscheint »und auf das laute Signal des Ersteren nach der Scheibe gegenüber zielt und schießt; auf den Knall aber tritt sogleich der Schei- benwarter aus seinem verschlossenen Häuschen her aus und an die Scheibe, verneigt sich gegen die Schützen und zeigt sodann den Schuß an der Scheibe an, welchen ein im Zelte sitzender Schrei- .ber sofort mit regelrechter Behändigkeit in die Schießtabelle einträgt. Der Schütze ist abgetre ten; ein ander.er erscheint und schießt unter den selben Umständen; dann ein dritter, und so fort. Während dessen ergötzen sich die übrigen Schützen im Zelte mit Wein, Taback und Kartenspiel; be sonders gut scheint ein Zugführer es sich schmecken zu lassen, der, auf einem Weinfasse sitzend, eon amore seine Cigarre raucht, dazwischen aber öf ters einmal dieselbe aus dem Munde nimmt, um sein Glas zu leeren, während der Ober-Com- mandant den Schießenden eine größere Aufmerk samkeit schenkt als seiner Pfeife und bei jedem guten Schüsse beifällig mit dem Kopfe nickt. Hat ein Schütze wohl gar in das Schwarze der Scheibe getroffen, so springt unter Böllerknall hinter derselben eine possirliche Figur empor, die sammt dem Scheibenwärter dem Schützen das Honneur macht. Noch größere Auszeichnung wird dem Nagelschusse. Kaum ist er gefallen/ so springen unter verdoppeltem Böllerknall drei Karrikaturen hinter der Scheibe hervor, der Wärter verneigt sich tief vor dem neuen Schützenkönig, der dur stige Zugführer im Zelte trinkt dessen Gesundheit und fällt dabei vor Freuden rücklings vom Fasse, wahrend der Vorhang fallt. Der Raum dieses Blattes erlaubt keine wei tere Beschreibung der übrigen, nicht minder inter essanten und belustigenden Vorstellungen; indeß glaubt Referent, durch das Gesagte dem Leser doch einen Begriff, von welcher Art die Schau stellung ist und was er von derselben zu erwar ten hat, sowie von der äußerst complicirten Zu sammenstellung des Werks in seiner Mechanik ge geben zu haben, und er schließt mit dem Wunsche, der wackere Künstler möge auch in der Residenz die Anerkennung finden, die seine Kunst, wie sein Scharfsinn und seine Ausdauer verdienen / und welche die vaterländischen Provinzen ihm bereits