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ihnen und vor Allen auch von dem Staatsmini ster v. Lindenau mit solcher Umsicht und solchem Scharfsinn entwickelt, daß der Anttag durch eine Mehrheit von einigen fünfzig Stimmen nicht ge billigt wurde. Erwiderung auf die in Nr. 36 d. Bl. ent- - haltene „Bitte." (Eingesandt.) Verehrteste Dame! Entschuldigen Sie geneigtest, wenn ich mir er laube, einige Bemerkungen zu der in der Sachs. Dorfz. Nr. 36 gegen Ihren Gemahl ausgespro chenen Warnung Ihnen mjtzutheilen. Gewiß gehören Sie zu den von Gott mit vie len Kindern gesegneten Frauen, welche durch die kleinen Schrechälse verhindert wird, an den Spa ziergängen Ihres lieben Gemahls nach dem soge nannten Waldschlößchen Theil zu nehmen, denn sonst würden Sie zu den Wenigen zu zahlen seyn, welche man daselbst nicht aufsuchen darf. Ich glaube zwar nicht, mich zu den Männern, welche Ihre Warnung zugleich mit treffen soll, rechnen zu können, indem ich vielleicht monatlich bloß einmal auf das Waldschlößchen gehe und zwar jedesmal mit meiner Familie, allein ich habe stets erzählen hören,- daß von den dortigen Gästen immer die reichliche Hälfte aus Damen besteht, auch, daß sie sehr bald lustig werden und dann immer gern lange quetschen bleiben, ja es sind sogar Fälle eingetreten, daß die Damen so lange gewar tet haben, bis es ihnen unmöglich war, durch ir gend eine Gelegenheit nach Neu- oder Altstadt zu rück zu fahren. Selbst der Fall tritt ein, daß Frauen, deren Männer noch des Tages Last und Hitze tragen müssen,- mit ihren Kindern ganz allein gehen und unter dem Vorwande, Stühle in Be schlag zu nehmen, bis der Mann nachkommt, vor auswandern. Wir armen Männer, immer müssen wir die Worte hören: „das Waldschlößchenbier ist doch ein gutes Bier!" Einer für Viele. Rüge. (Eingesandt.) Ein betrunkener Bauer, welcher im ganzen Jahre höchstens nur an den beiden Tagen, wo er communicirte, nüchtern war, bot zwei Flei schern, welche nach einem Schweine fragten, sich selbst als solches an. Doch da die Fleischer ihm ein Spottgeld boten, weit sie den Werth des Ge genstandes kannten, so verfolgte er sie mit Stein- würfen, so weit ihn seine schwachen Füße trugen. Wenn es berüchtigte, oder verrufene Oerter giebt, so wird kein vernünftiger Mensch glauben, daß alle Bewohner darin schlecht sind; aber das ist gewiß, daß ein solches Subjekt, dem Rufe der ganzen Gemeinde nachtheilig sein kann. Der speculative Bauer. (Buchstäblich wahr.) Am 29. Octbr. kam ein Bauer, mit einem Quersack über die Schulter gehängt, nach dem Bahnhof bei Oschatz, um mit Pern Dampfivagen nach Dresden zu fahren. Der Zug war noch nicht angelangt, und er mußte etwas warten; er entledigte sich daher seines, wie es schien, etwas schweren Sackes, legte ihn sanft neben sich zur Erde und erwartete ruhig die Ankunft des Leip ziger Wagenzuges. Jetzt näherte sich ein Beam teter, um das Paffagiergut der Ueberfracht wegen zu wiegen, ergriff auch den Sack des Bauers, legte ihn etwas unsanft auf die Wage und -- siehe da — dieses Passagiergut gab einen Schmer zensschrei von sich, welcher Mark und Bein durch drang. Der Sack wurde natürlich geöffnet und — darinnen steckte — des Bauers zehnjähriger Sohn, welchen er auf diese Weise, umsonst mit- fortzubringen glaubte. Man denke sich die Hei terkeit, welche diese Scene bei allen Anwesenden hervorbrachte. Fremdes und Eigenes. Unter dem Consulat suchte ein Banquier, dm Talleyrand mehrere Male bei sich gesehen hatte, eines Tages um Audienz bei ihm nach und erhielt sie. Damals hatte sich das Gerücht von dem Lode Georgs III. von England in Paris verbrei tet, und dasselbe mußte einen großen Einfluß auf die Börsenspekulationen haben. Der indiscrete Speculant verhehlte nicht, was für ein Wunsch ihn veranlaßt hatte, in das Cabinet des Ministers einzudringen, und bat angelegentlich, seine Indis kretion nicht übel zu nehmen. — „Indiskretion!" sagte Talleyrand mit der ernsthaftesten Mene; „er bewahre, nicht im Entferntesten. Ich sehe nichts von Jndiscretion, ich wünsche mur, daß die Nachrichten, die ich Ihnen mittheilen kann, auch von einigem Nutzen für Sie sein möchten " — Der Banquier rieb sich schon die Hände und er- .goß sich in Danksagungen. — „Was ich weiß," sagte Talleyrand mit einem sehr diplomatischen Gesicht, „ist Folgendes: die Einen sagen, der Kö nig von England sei todt; die Andern sagen, er sei nicht todt; was mich angeht, so glaube ich weder das Eine, noch das Andere; so viel sage ich Ihnen im Vertrauen, aber compromittiren Sie mich nicht." Die Armee deS Papste-. Sie bestand zu Anfang 1839 aus 18,886 Mann regulärer Truppen, ohne die bürgerliche Miliz, die allein über die Erhaltung der Ordnung in den Städ ten zu wachen hat. Die erstem sind zusammen-