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Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 30.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512382794-188405302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512382794-18840530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512382794-18840530
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-05
- Tag 1884-05-30
-
Monat
1884-05
-
Jahr
1884
- Titel
- Chemnitzer Anzeiger und Stadtbote : 30.05.1884
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Ehemnttzer Anzeiger und Sladtbote. Nr. ISS. Freitag, den 30. Mai 1884. Seite 2. schast, deS Geld- und Effektengeschästes, und zwar nicht blos die Umsätze seinen solchen die österreichische HauMadt noch nie gesehen hat. ES Weise wie die eigentlichen Spielgeschäfte mid sei durch seinen ganzen Inhalt gezwungen, solche lästige und hemmende Kontrolvorschristen, welche zuuM« fachen Kontraventionen und Defraudationen führen müssen, »».schaffen vaß dadurch der Verkehr selbst schwer geschädigt werden müsse, seMicht nur seine (Dr MiquelS) Ansicht, sondern sie werde auch vom^en angeflcheristen Kauf leuten hiesiger Stadt getheilt. Wie er schon an am>e«r Stelle ausgesprochen, halte er ein« solche de» legitimen Geschäftsverkehr hemmende Steuer nicht für annehmbar und er glaube, daß auch diejenigen, welche eine Revision deS jetzigen Gesetze» namentlich km Sinne einer stärkeren Heranziehung des Börsenverkehrs durch Einführung obligatorischer Schlußnoten für begründet In der jetzigen Fassung Gesetz werde, nicht für so groß, wie dies in deil'u»- ' teressi ' " " - - - mittelbaren interessirten Kreisen geglaubt werde. — Die neue „bairische Reichspartei' (Freikonservative und Ge mäßigt-Liberale» veröffentlicht jetzt ihr Programm. Dasselbe betont neben der Befestigung deS Reiches die Erhaltung der Selbständigkeit werde» wahrscheinlich nur von kurzer Dauer sein, da erstlich die Oster hsch s lchen Reformplane deS Reichskanzlers und lRtnscht besonders sg lanae aedauert baben und dann auck nock wicktia« Nnrlaaer eine angemessene Erhöhung der Getreidezölle zum Schutze der Land siir den ersten und sechsten (Mariahils) Wahlbezirk, wchhe durch die MandatLniederlegung Or. Kopp's, resp. das Ableben des'Ubg. I)r. Knranda nothwendig geworden war. Die Wahl des liberalen Kandidaten Ile. Kopp im ersten Wahlbezirk, welcher mit einer Majorität von 1937 Stimmen gegenüber dem Prätaten Kostersitz siegte, erschien von Anfang an zweifellos. Dagegen hatte im Mariahilfer Bezirk die antisemitische Partei alles daran gesetzt, um ihren Kandidaten, De. Pattai, durchznbringen, infolgedessen auch die Liberalen für ihren Kandidaten, Kaufmann Neuber, alle Kräfte in's Feld führten. Die Agitation der Antisemiten vermochte jedoch den Sieg Ncuber's nicht zu hindern, welcher mit einer Majorität von 224 Stimmen gewählt wurde An die Verkündigung des Wahlresultates knüpfen sich aber gar arge Szenen und erst die späte Nacht machte dem Treiben ein Ende, dar, wie sich ein Wiener Blatt auSdrückt, ein Stück ungarischer Wahlromantik in Wien repräsentirte. Frankreich. Die Pfingstsericn des französischen Parlamentes wirthschaft. — Die Haltung deS überwiegenden ThcilcS der polnischen Presse gegenüber dem Urtheil über KraSzewSki verdient, so schreibt die „Rat. Ztg.', in Deutschland beachtet zu werden. Ein großer seriell so lange gedauert haben und dann auch noch wichtige Vorlagen zu erledigen sind. Zu letzteren gehören vor allem die Rekrulirungs- vorlage und der VerfaffungSrevisions-Entwurs und es dürfte die erste Lesung de- Rckrutirungsgesetzes vielleicht noch in dieser Woche von der Dcputirtcnkammer zu Ende geführt werden. Letztere hat am Diens tag bereits Artikel 1 und 2 des Entwurfs angenommen. Artikel 1 Theil dieser Presse beschwert sich nämlich in kecker und herausfordernder bestimmt, daß alle Franzosen im Alter von 20 bis 40 Jahren zum Weise über die Härte der über Kraszewski verhängten Strafe! ^ Militärdienst verpflichtet sind; Artikel 2 macht die Militärpflicht für Diese Verurtheilung gehe über das Maß hinaus, das die schlimmsten Pessimisten befürchtet hätten! Fürst Bismarck habe mit seinem Schreiben den Gerichtshof cingeschüchtert und was dergleichen Dinge noch sind. Nach solchen Vorgängen, fährt die „Nat. Ztg.' fort, kann keine Rücksicht mehr vorwalten, auszusprechen, daß, wenn das Urtheil gemäß der von dem Gericht selbst gegebenen Motivirung eine Aus stellung zuläßt, dieselbe sicher nicht in der Schärfe der Strafe ge funden werden kann. Kraszewski hat in methodischer Weise die Kriegsgeheimnisse Deutschlands auszuspioniren und an das Ausland zu verrathen unternommen. Wie groß der Schaden ist, den er damit angestistet, das entzieht sich der Beurtheilung, aber sicher ist es nicht das Verdienst Kraszewski'S, daß er dem deutschen Reiche und seiner Wehrkraft nicht einen in seiner Tragweite ganz unberechenbaren Schaden gestiftet hat. Wir wollen trotz der Provokationen der pol nischen Presse nicht näher auf die Rolle eingehen, die Kraszewski in seinem Verkehr mit Adler und Zaleski, dann zu der Zeit der Untersuchung und vor Gericht gespielt, bedenkt man aber, in welch ein Spiel Kraszewski sich gemischt hatte, wie hoch der Einsatz für das deutsche Reich dabei war, so kann man sagen, daß in keiner andern Nation der Welt ein so milde- Urtheil ergangen wäre. Die polnische Presse bemüht sich, aus der Stelle in den Motiven des Urtheils, welche der Handlungsweise kraSzewski's ein „gewisses Ideal" zu schreiben, Kapital zu schlagen und ihn zum Märtyrer zu stempeln. Was würde die Polnische Presse über einen Deutschen urtheilen, der sich polonisirte, um dem deutschen Reich die Geheimnisse der Polnischen Nationalpartei um so leichter mittheilen zu können. Sie würden ihn einfach einen Spion heißen; dieselbe Freiheit nehmen wir uns Kras zewski gegenüber, der das deutsche Staatsbürgerrecht erwarb, um unter dem Schutze desselben die deutsche Armee dem Feinde zu ver rathen. — Als die polnische Presse zum Kriege zwischen Deutschland und Rußland hetzte, erschienen zahlreiche Polnische Broschüren, welche Deutschland beim Kriege gegen Rußland die Hilfe der polnischen In surrektion mit 300,000 Mann in Aussicht stellten. Jeder verständige Mann in Deutschland hat darüber die Achseln gezuckt. Nun ergiebt es sich aus dem Prozeß Kraszewski, daß in dem Augenblick, wo die polnische Agitationspartei in Deutschland den Glauben an ihre Bundesgenossen schaft erwecken wollte, Kraszewski für Frankreich, das man sich doch nur als Bundesgenosse Rußlands denken konnte, Spionendienste thbt, während der russische Militärbevollmächtigte in Wien die Befestigung von Metz und die Aufstellung an der Westgrenze mit seinem be sonderen Interesse beehrte. Sympathien wird das Polenthum durch dieses Doppelspiel sicher nirgends erringen; die Warnung, die in ihm liegt, wird man wohl noch an anderen Orten verstehen, als in Berlin. Oesterreich-Ungarn. In Wien ist, wie schon mitgetheilt, am Montag ein überaus heftiger Wahlkampf ausgefochten worden, wie Alle zu einer gleichen und obligatorischen. Sämmtliche zu beiden Artikeln gestellten Amendements wurden zum Theil mit großer Mehrheit abgelchnt. England. Obgleich das Zustandekommen der Konferenz bis vor einigen Tagen noch überaus zweifelhaft war, scheint doch nun endlich ihr Schicksal gesichert zu sein. England hat den Forderungen Frankreichs, daß die englischen Truppen Egypten binnen zwei Jahren räumen sollen und daß einer internalionalen Kontrole die letzte Ent scheidung in den egyptischen Finanzangelegcnheiten zustehen soll, nach- gcgcben, was entschieden günstige Perspektiven für das Zustandekommen der Konferenz eröffnet. AuS den Erklärungen, welche im Anschluß hieran der englische Premier im Unterhause gegeben hat, erhellt jedoch, daß die Vorverhandlungen über die Konferenz noch nicht zum Abschluß gelangt sind, und ferner, daß es sich nicht um ein Separatabkommen zwischen England und Frankreich, sondern um eine europäische Ab machung im Hinblick auf die Stellung Egyptens als Theil des tür kischen Reiches handelt Im Nebligen versicherte Mr. Gladstone, er würde hierbei die Rechte und Privilegien Englands in Egypten ge bührend wahren. Im Oberhause gab Lord Granville in der Dicns- tags-Sitzung analoge Erklärungen ab, wobei Lord Salisbury im Namen der Konservativen gegen die Regierungspolitik protestirte, deren Tendenz geeignet sei, England dem Auslande gegenüber zu demülhigen. Auf eine Anfrage Sidmouths erwiderte Granville, daß die Verhand lungen mit Deutschland wegen Angra Pequena noch fortdauerten. Türkei. Die türkische Regierung hat auf der Insel Kandia immer mit neuen Verdrießlichkeiten zu kämpfen. Dort giebt jcht die Frage der Regklung der Bakus (Einkünfte aus den geistlichen Gütern) Anlaß zu Streitigkeiten zwischen Christen und Muselmännern. Die christ lichen Delegirten beantragten in der Generalversammlung die gleich mäßige Vertheilung von 3000 Pst». Sterl. unter die christliche und türkische Geistlichkeit. Die türkischen Delegirten scheinen aber die ge summte Summe für ihre Geistlichkeit zu beanspruchen; denn sie haben den Fortzug sännntlicher moslemitischer Familien von der Insel in Aussicht gestellt, falls jener Antrag zur Ausführung gelangt. Egypten. Aus dem Sudan. sind in den letzten Tagen recht optimistisch klingende Nachrichten eingegangen, denen zufolge Berber und Khartum gar nicht von den Aufständischen Ungcschlossen seien, und daß die aufständische Bewegung abnehme. Letzteres.Meint sich zu bestätigen, da der Gouverneur von Dongola meldet, daß er die Aufständischen vollständig geschlagen habe und daß dieselbe» ihre Unterwerfung angeboten hätten. Nachrichten aus Chemnitz und Umgegend. Chemnitz, den 29. Mai 1884. — Als Zeichen des beginnenden Sommers fanden gestern Nach mittag einige Spaziergänger im Zeisigwald die ersten reifen Erd- Am Muldenftein. Romantische Erzählung von Joh. Schröder. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten- „Sie gestatten Wohl, Herr Doktor,' sagte er, sich höflich ver beugend, „daß ich Ihnen meinen Namen nenne. Ich hörte soeben am nächsten Tische, wer Sie wären. Ich heiße Karl Rabbet." Otto war aufgestanden und hatte schon bei den ersten Worten der Anrede den Gruß Rabbets verbindlich erwiedert. Jetzt rieb er sich die Stirn: „Warten Sie,' sagte er, „ich habe Ihren werthen Namen erst kürzlich gehört; wo — wo war das doch?" „In Malsow jedenfalls,' half ihm Rabbet. „Herr Moldau hat mir geschrieben, daß er Sie dort kennen gelernt hat." „Richtig, richtig!' ergänzte Otto, indem er Rabbet herzlich die Hand schüttelte. „Bitte, da nehmen Sie doch hier Platz und lassen Sie uns ein wenig von Malsow plaudern. Wir kennen es ja nun Beide. — Sie hatten ja Malsow um eines kranken Bruders willen so plötzlich verlassen; wie geht es dem?" Sie hatten sich Beide aus einem Sopha in der Ecke des Lese zimmers niedergelassen. Rabbet sah feierlich ernst aus, als er Ottos letzte Frage beantwortete. „Meinem Bruder Hermann," sagte er, „geht es jetzt sehr Wohl. Er hat den Kampf auf Erden vollendet; er ruht jetzt in GottcS Hut. — Wir rüsteten uns Beide, nach Lipp- springe zu reisen; ehe es zum Reisen selbst kam, machte ein unver- mutheter Blutsturz seinem Leiden ein Ende." O, Ihre arme Mutter!" sagte Otto. Es entstand eine Pause. Rabbet unterbrach sie zuerst, indem er die Stimme wieder ein wenig hob. „Meiner Mutter körperliches Befinden", sagte er, „hat sich trotz des neuen Trauerfalles seit einigen Wochen erheblich gebessert. Gleichwohl kann ich sie nun nicht mehr verlassen. Unser Gut muß eine männliche Aufsicht und Leitung haben. Uebrigens", fügte er schneller hinzu, „wir wohnen hier ganz in der Nähe von N ....; ich hatte heut hier geschäftlich zu thun." „Ich bedaure lebhaft", sagte Otto sehr aufrichtig, „dies nicht früher gewußt zu haben. Ich hätte mir sonst wohl einen Besuch bei Ihnen erlaubt. Jetzt ist es dazu zu spät. Ich verlasse N. ... in wenigen Tagen, da der Sanitätsrath Ebling, den ich hier vertrat, weil er ein Fußleiden hatte, soweit wieder hergestellt ist, daß er das hysterische Seufzen der Kurgäste mit eigenen Ohren wieder anhören will." „Und ich würde," fuhr Rabbet fort, „wenigstens für die nächste Zeit, gleichfalls zu meinem Bedauern Sie davor warnen müssen, mich auf meinem Gute aufzusuchen. Ich reise übermorgen nach Malsow." „Nach Malsow?" fragte Otto verwundert. „Was wollen Sie denn da?" Rabbet ließ seinen langen Schnurrbart links und rechts zwischen Daumen und Zeigefinger entlang gleiten. „Hm", sagte er, „man hat mich zu einem Familienfest eingeladen." „Ist die Möglichkeit!" lachte Otto. „Da haben wir ja ganz ähnliche Schicksale. In drei Tagen ist meines Vaters Geburtstag. Ich bin auch dringend von Hause gebeten worden, diesen Tag in Malsow zu verleben. Aber es wird nichts daraus. Hier trennen sich nun wieder unsere Schicksale." „Und warum wollen Sie der Einladung nicht folgen, Herr Doktor?" fragte Rabbet. „Sie werden ja jetzt hier doch, wie Sie vorhin sagten, überflüssig." Otto lächelte etwas bitter und schwieg einige Sekunden. Dann sagte er langsam: „Ich bin in Malsow über einen großen Stein gestürzt und habe mich verletzt. Es thut mir noch Weh; es möchte mir am Ende noch einmal im Dunkeln Passiren, daß ich an den Siei» stieße." „Ach was!" rief Rabbet mit vertraulichem Tone. „Herr Doktor, ich bin auch einmal über einen Stein gestürzt, und als ich mich nachher genauer umsah, da fand ich, daß der große Stein über einem tiefen Brunncnloche lag. Gott wollte nicht, daß ich in den 'tiefen Brunnen stürzte, drum ließ er mich über den Stein fallen Denken Sie nur auch so. Sie wissen ja: es kommt uns alles aus guter Hand." Otto wurde nachdenklich. Es lag viel Wahres und Tröstliches in Rabbets Worten. Er schüttelte aber den Kopf. Rabbet schien die Sache fallen lassen zu wollen. „Haben Sie schon," fragte er nach einer Weile, „von den wunderbaren Ge schichten gehört, die in den letzten Wochen in Malsow zu Tage ge kommen sind?" „Ja," erwiederte Otto. „Sie meinen doch die Geheimnisse des alten Merdank? Ja, die kenne ich aus der Feder meiner Schwester." „Und wissen Sie auch schon das Neueste," fragte Rabbet weiter, „daß Fräulein Helene Falkcr die Tochter jenes von Merdank er schossenen Oberförsters ist? Sie ist von dem jetzigen Oberförster adoptirt worden; und letzterer hat dies kürzlich sowohl Ihrem Herrn Vater als Herrn Moldau selbst mitgetheilt." Otto hatte die Farbe gewechselt, schon als er aus Rabbets Munde Helenes Namen gehört hatte. Jetzt aber fuhr es wie ein elektrischer Schlag durch seinen ganzen Körper, und nur gebrochen entglitten ihm die Worte: „Nein, davon weiß ich noch nichts." Rabbet schien von seiner inneren Bewegung nichts merken zu wollen und fuhr ruhig fort: „So werden Sie auch noch nichts wissen, daß Fräulein Falker ernstlich krank geworden ist. Man weiß eigentlich nicht, was ihr fehlt; wenigstens tritt Herr Falker über diesen Punkt nicht recht mit der Sprache heraus. Sie befindet sich mit ihrer Mutter seit vierzehn Tagen im Bade Heringsdorf.' Otto schwindelte der Kopf. Er hatte, während Rabbet das letzte erzählte, diesem das Gesicht abgewandt. Allerlei Gedanken und Empfindungen kreuzten sich in seinem Innern. Als Rabbet schwieg, schwieg auch er. Plötzlich sprang er vom Sopya auf und rief: „Herr Rabbet, hier haben Sie meine Hand darauf: ich fahre über morgen mit Ihnen nach Malsow!" — Am bestimmten Tage stiegen beide auf der Bahnstation aus dem Koupee, auf welcher vor sieben Wochen Otto schon einmal ausge stiegen war und damals den Kutscher Christian seiner harrend ge- beeren. Es wird nun nur noch wenige Tage währen, bis diese liebliche, vielbegehrte Frucht allgemein verkäuflich sein wird. Die. selbe»Spazitzgänger berichten, daß in diesem Jahre das Heidel- b«4»raut massenhafte Blüthenglocken zeige. Zufolge einer alten Bauernregel, welche sich im vorigen Jahre bewahrheitet hat. bedeutet diese Blüthenfülle chGgute Kartoffelernte. - Wie im J'MalentM unserer heutigen Nummer ersichtlich, macht der Verein für SM^erständliche Gesundheits pflege und Naturhellkuy-^seine Mitglieder auf den in Nr. 34 der Zeitschrift „Ueber Land und Meer" befindlichen Artikel „Leibarzt des Fürsten BlSmarck-'ganz Hebers aufmerksam. —1>. Der Verein früherer KommchMl-Gardisten veranstaltet« gestern Abend im Saale der Linde eine AbenhWirhal- tung. Das Programm war äußerst reichhaltig; ZithcrvoxMK wech- selten mit Violinsoli's, Gesangskouplets mit BesangssoljA Maftpro- duktivnc» mit Produktion des Schlangenmenschen u. s. w ab. Zum Schluß gelangte ein Schwank „Nette Miether" zur Aufführung, wel chem das Publikum lebhaften Beifall zollte. Der Saal war recht gut besetzt, und alle Theilnehmer gingen sichtlich befriedigt von dem Geseh »en und Gehörten nach Hause. — Am ersten Pfingstfeiertag wird der hiesige Athletenklub „Saxonia" im Gasthof zu Grünberg zum Besten der dortigen Armenkasse zwei große Vorstellungen geben. —s. Nächsten ersten Pfingstfeiertag beginnt im Gasthause zu Kappel Frau Direktor König, welche in Chemnitz ja bereits von früherher rühmlichst bekannt ist, mit ihrem „Märchen- und Lustspiel ensemble", bei welchem nur ganz jugendliche Kräfte Mitwirken. Es ist dies eine Truppe kleiner Akteurs und Aktricen, welche unter Leitung der Frau König den deutschen Märchendichtungen Leib und Leben verleihen. Daher wird auch vorzugsweise die Kinderwelt, sei cs mit oder ohne Begleitung der Eltern oder Erzieher, diesen Vorstellungen Interesse entgegenbringen und Herz und Gemüth an denselben erfreuen und erlaben und — last not tonst — auch bilden. — Nächsten ersten Feiertag wird das allbeliebte Kindermärchen „Sneewittchen" nach vorangegangenem vom Nachmittag an seitens des hiesigen Stadt musikkorps ausgeführten Konzerte zur Aufführung gelangen. Es sei hierauf mit dem Bemerken hingewiesen, daß die Vorstellungen der Frau Direktor König überall Anklang und ungetheilien Beifall ge funden haben. —* Gestern Nachmittag ist in einer Wohnung an der Hed- wigstraße ein neuer erst aufgestellter Regulir-Ofen, etwa 5 Minu ten nachdem Feuer in demselben angezündet worden, vollständig zer platzt und die Trümmer in der Stube umher geschleudert, dabei auch das Dienstmädchen, welches das Feuer angezündet hatte, mehrfach leicht verletzt worden. —* Auf einem Neubau an derZschopauerstraße verun glückte ein Maurer in der Weise, daß er beim Versuch, aus einem Fenster der l. Etage auf ein tiefer gelegenes Gerüst zu steigen, ab- rutschle und hinabfiel, wobei er wahrscheinlich innere Verletzungen erlitten hat. —* Ein auf die Reise sich begebender Schieferdecker ging begleitet von zwei guten Freunden, welche ihm seine Reisetasche und sonstige Reiseutensilien trugen, nach dem Bahnhof. Daselbst traktirte er zum Abschied seine Freunde noch mit einigen Glas Bier und trug die leeren Gläser selbst in das Restaurant zurück. Als er zurückkehrte, fand er aber zu seinem Schmerz, daß einer der Freunde sich mit seiner Tasche, die einen Arbeitsanzug, 2 Hemden, 1 Hut und ein Halstuch enthielt, aus Nichtwiederkommen entfernt hatte. —* Einem Fabrikschlosser wurde vor einigen Tagen, während er auf einer Bank in der Promenade an der Hedwigstraße schlief, aus der Brusttasche seines Rockes eine vernickelte Schublehre, mit der Jahreszahl 1884 versehen, gestohlen. Die gestohlene Schub lehre ist am selben Tage noch an einen hiesigen Trödler für 2 Mk. verkauft worden., ^, —* B'er Inhaber einer GlaSwaarenhandlung brachte in Erfahrung, daß einer seiner Arbeiter in seiner Wohnung mehrere Glaskugeln, die man zur Verzierung von Blumenstöcken verwende, besitze. Der Arbeiter war auf Vorhalt geständig, die Kugeln seinem Arbeitgeber gestohlen zu haben. Bei einer hierauf in der Wohnung des Arbeiters, vorgenommenen Aussuchung wurden noch 70 Stück kleine Glaskugeln, 3 Stück Spielkugeln, 4 kleine bunte verspiegelte Kugeln, 2 Ambulanze-Kugcln, 4 gläserne Salzfäßchen, 2 blaue Glasleuchter troffen hatte. Er war sehr überrascht, heute dasselbe biedere Kutschergesicht hier vorzufinden. „Sie haben mir doch gesagt," wandte er sich an Rabbet, „daß Sie sich einen Wagen hierher bestellt hätten und mich zur Ueberraschung der Meinigen mitnehmen wollten. Jetzt scheint es umgekehrt zu stehen. Hören Sie mal: Sie haben doch von meinem Mitkommcn nichts nach Malsow gemeldet?" „O Gott bewahre!' sagte Rabbet. „Verlassen Sie sich darauf, Herr Doktor, Sie kommen ganz unangemeldet. Aber Sie wissen ja, wie nahe Ihr Herr Vater und Moldau sich stehen. Moldau wird jetzt zu viel mit der Ernte zu thun haben und sein Geschirr nicht gut entbehren können. Da können Sie sich ja denken, wie die Sache zu- sammenhängen mag." Rabbet war äußerst vergnügt. Als sie im Halbverdeck saßen und im schnellen Tempo nach Malsow kutschirten, rieb er sich wiederholt die Hände und sagte: „Was wird das heut für eine Ueber raschung geben!" Sie fuhren in das Dorf. „Du fährst gleich auf den GutshofI" rief Olto dem Christian zu; und Christian nickte, drehte sich um und lachte mit dem ganzen Gesicht seinen jungen Herrn Doktor an. „Was Kuckuck!" rief jetzt Ott». „Christian, Tu biegst ja doch zur Psarre um!" und Christian nickte wieder, drehte sich wieder um und lachte. Der Wagen hielt. Schon stand wartend die ganze Pastorfamilie vor der Thür. „Hast Du unsem Otto mitgebracht?" fragte Lisbeth. — Olto glaubte, die Frage gelte Christian. Aber nein, Rabbet war auS dein Wagen gesprungen; Lisbeth eilte mit offenen Armen auf ihn zu und Otto sah mit weit geöffneten Augen der zärtlichsten Begrüßung zu. „Nun, da hören doch verschiedene Kunststücke auf!" sagte er endlich, nachdem er die Seinen untqrmt hatte. „Was hat mich» dieser graue Stoppelstudent und Ackerbeflissene düpirt! Und Lisbeth, von dem allen hast Du mir, — mir, keine Silbe gesagt?« „Otto, ich weiß es ja selbst erst seit kaum acht Tagen", sagte Lisbeth sehr getrost. „Während es mir Christian schon vor sieben Wochen angedeutet hat!" setzte Otto vorwurfsvoll hinzu. Christian hielt noch mit dem Wagen und hörte alles mit an. Er machte ein sehr überlegenes und Pfiffiges Gesicht. „Was hast Du wissen können?" fragte ihn Lisbeth siegesgewiß. Aber Christian war noch siegesgewisser, als er antwortete: „Wissen Sie noch, Fräulein Aschen, wie vor acht Wochen der Herr Inspektor wegreiste, wie eS da früh Morgens um vier war? Und wie sie da schon aufgefianden waren und am Giebelfenster standen? Und wie Herr Rabbet vorbei fuhr? Und wie Sie da geweint haben?" „Und wie Du da spionirt hast!" fiel Lisbeth ein und wandte ihm verschämt den Rücken zu. — Alle lachten und traten in das Haus. „Und morgen ist hier ein doppeltes Familienfest," säst'? Rabbet, „Geburtstag und Verlobung." (Schluß folgt.)
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