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>0. 26. Freitag, den 20. August 1839. Sächsische Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Redacteur: Fr. Schott. Verlag von C. Heinrich. Von diesem Blatte erscheint jeden Freitag ein Bogen für den äußerst billigen Preis von 9 Pf. Auch wird jeden Monat eine seine Lithographie gratis beigegeben. Alle Postämter und Buchhandlungen nehmen, gegen viertel jährige Vorausbezahlung von 10 Gr., Bestellungen darauf an und können die, geehrten auswärtigen PränuMeranten das Blatt nach jedesmaligem Erscheinen daselbst kostenfrei entnehmen. — Einzelne Nummern kosten 1 Gr. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden unter der Adresse: „An die Redaction der Sächs. Dorfz., Heinrichsche Buchdruckerei in Dresden," erbeten. Sonst und Jetzt — Buntes aus der Vergangenheit. (Schluß.) 19) Eine 'der auffallendsten Neuerungen ist noch die geschmackvolle Veränderung aller Kauf laden und Bäckerstuben und die eleganten Ueber- schriften an den Hausern, wo Künstler und Hand werker wohnen, desgleichen die Firma vieler Waarenhandlungen. Auf jeden Fall macht das Geschmackvolle die ser Verbesserungen einen recht vortheilhaftcn Ein druck auf die Vorübergehenden, welche bei den zum Auslesen hingelegten und zierlich geordneten Waaren wit Vergnügen verweilen und bestimmt zum Kaufen- oft dadurch gelockt werden. In Paris sah ich Straßburger Pasteten, seltenes Ge flügel und Seefische, Ananas und Weintrauben, in zierlicher Ordnung ausgestellt und immer waren dergleichen Magazine von Gourmands umgeben, die wenigstens mit lebhafter-Phantasie sich diese Zungen-Genüsse vorzauberten. Auch Magazine von Kleidern und Schuhen und feiner Wasche, zur beliebigen Auswahl, wa ren sonst was Unerhörtes in dem lieben Dresden. — Auch die eleganten Papierladen, wo man Schreibe - Materialien aller Art: geheftete Cahiers/ Briefcouverte von allen Formen und Größen, Sieglack und Mundlack, Kupferstiche und Land charten und Pfennig-Magazine, Bartseife, Brief taschen und Bleistifte und bunten Streusand, ge schnittene Federn- und Stahlfedern und tausend andere kleine Bedürfnisse dieser Art, von seltener Größe und Güte/ stets vorräthig findet, haben sich seit den letzten 10 Jahren bedeutend vermehrt. 20) Grün galt von jeher für die Farbe der Hoffnung und Schwarz*) für das Anzeichen des - Todes. Ein grünes Aushängeschild mit gel ben Lettern mgcht einen recht erfreulichen Ein druck; aber ein großes schwarzes Schild mit bereits verloschenen Buchstaben erweckt traurige Gedanken. Gleichwohl ist heute des Tages noch em dergleichen großes und breites schwarzes Schild über dem Eingänge des gräflich Hohenthalschen Krankenhauses in Friedrichstadt zu sehen, welches in den Gemüthern der Kranken, die da ihrer Heilung entgegen sehen, *eben keine frohen Hoff nungen erregen kann.- Hoffnung, Hoffnung, immer grün! — Wenn dem Kranken Alles fehlet, ' Alles weicht, — ihn Alles quälet, Du, o Hoffnung tröstest ihn. - Nun vielleicht erlebe ich es noch, daß auch über jenem Eingang ein grünes Schild ange bracht wird. 21) Mit Schrecken sah man ehemals —- vor 40—50 Jahren alle Morgen Männer in wei ßen Kleidern — wie Geistergestalten — durch die Straßen eilen. Es waren Friseurs mit Puder beuteln und Kämmen versehen, die sich beeilten, ihre Kunden zu frisiren und zu pudern. Jetzt verfertigen dergleichen Genies Locken und Haar touren aller Art, mit welchen Kahlköpfe ihre Blößen bedecken und junge und alte Damen durch *) Wer erinnert sich nicht der dunkeln Carrosse mit den rabenschwarzen Pferden, in welcher em ZüngerAescalaps herumfuhr? die Bewohner eines Hauses': ergriff der Schrecken, wenn die unheimliche Equipage vor der Thure hielt. - jo. N.