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94 . f l! I als Sachwalter von Haberland's Frau gegen den Getüdteten aufgetreten und hatte in seiner desfall- " --- -- geirrt habe, denn die in den Gefängnissen Ange stellten sind ihm genauer bekannt als uns. Das aber müssen, wir sagen, daß, wenn diese Men schen keine ausreichenden Bürgschaften darbieten, man Andere suchen und um jeden Preis dem Ge fangenen, den man von seinen Kameraden ab trennt, eine andere Gesellschaft schaffen muß. Die auf solche Weise bei den vereinsamten Sträf lingen zu erfüllende Mission ist eine Mission des Eifers, der Aufopferung und der christlichen . Liebe, welche eine Vergeltung empfangende Philanthro pie nicht einzufloßen vermag, und die das aus-' schließende Erbgut der Religion ist. Nur ein geistlicher Orden ist im Stande, diese Bedingungen zu erfüllen. Die Glieder eines solchen Ordens wären bei den Gefangenen, was die barmherzigen Brüder in den Irrenhäusern, die barmherzigen Schwestern für die Kranken sind. Jedem Bru der wäre eine gewisse Zahl Sträflinge zuzuweisen, bei denen er als Freund und Tröster austräte und buchstäblich ihr Schutzengel (rm^e xarllien) wäre. Wohl wissen wir, daß Manche behaupten werden,-dies seyen Ideen aus einem andern Zeit alter; wir begnügen uns aber ihnen zu antwor ten, daß hier nicht von Jahreszahlen, sondern von sittlicher Besserung die Rede ist, und daß unter den vom Unglauben zerstörten Institutionen dies nicht die einzige ist, welche wieder herzustel len gut und nützlich wäre." Diese Bemerkungen verdienen um so mehr Beachtung, da schon seit längerer Zeit in der Nähe von Lyon, wo die Schwestern des heiligen Joseph mit solchem Segen unter den Gefangenen wirken, eine geistliche Brü derschaft zusammengetreten, deren Zweck ist, christ- lichgesinnte Gefangenwärter zu bilden. Ebenso sind auch in Belgien die weiblichen Gefängnisse in Namur und andern Orten der Leitung von Nonnen anvertraut worden. — Der türkische Botschafter zu Paris ist, nach dem Benehmen des Admirals Lalande, worin man eine offene Begünstigung des Vicekönigs von Ae gypten von Setten Frankreichs erblickt hat, abbe rufen worden und Kiamil-Pascha, der türk, außerord. Gesandte zu Berlin, nach Constantinopel abgereist. Italien. Rom,25. Jul^ Es ist gelungen, den Räuber der Pisside mit den geweihten Hostien zu entdecken. Er ist ein Taglöhner aus der römischen Campagna, seiner illegitimen Abkunft wegen nur unter dem Namen Projetto, der Bastard, bekannt. Der Unglückliche hat die Hostien selbst verschluckt, was sein Verbrechen in den Augen jedes recht gläubigen Katholiken noch vergrößert! (wie? warum? ist freilich einem Protestanten unbegreif lich!) Er hat sein Verbrechen eingestanden: nach den Gesetzen der römischen Kirche sollte Projetto durch die Inquisition gerichtet werden (also gibt es doch noch eine Inquisition!). Der heilige Vater, der auch* diesem Unglücklichen seine be kannte Milde nicht entziehen will, hat denselben vor die weltlichen Gerichte gewiesen. , Todes ¬ beziehen werden. Türkei. Neuere Nachrichten über die Schlacht kei Nisib, als: das Journ. de Smyrne, die Briefe einiger preuß. Offiziere, der eines gefangenen franz. Offiziers u. s. w. bestätigen unser in Nr. 23 aus gesprochenes Urtyeil überHasiz-Pascha. Nachdem er m mehren frühem Gefechten nicht im Nachtheile se krieg! —Vor einiger Zeit sagte eine hollän dische Privatmitheilung in der Leipziger Zeitung: „Die Belgier würden alle Tage ihres Daseyns über die Trennung von Holland weinen!" Jetzt sagt eine Privatmitheilung aus Antwerpen in dems. Blatte: „Wir haben Seehandel; die Wasserstraßen der ganzen Welt stehen uns offen, , das Höchste, was also Völker sich ersehnen können, ist uns gegeben. Und Belgien ist so glücklich, diese Vortheile jedem Umfange nach zu genießen, ohne eine Kriegsflotte oder Colonien haben zu müssen, die wieder aufzehren, was der Handel einträgt. Darin haben wir einen Vo rsp.ru ng vor Holland, der nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Ostindien macht zwar die Hollän der reich, aber ihr Land macht es immer ärmer, für die Proben schwerer Zeiten immer unfähiger," u. s. w. (hat man je nach einem 8jährigen Pro zesse gehört, daß die streitenden Parteien, nach ungeheueren Kosten, jede die Hälfte des streittigen Gutes verloren und sich glücklichltzeprüsen hat? Sehen Sie/, geehrte Leser, das alte Wort: ml novi 8ub 8ole ^Nichts Neues unter der Sonnes leidet auch seine Ausnahme, wie hier ein Beispiel im Großen beweist!) Deutschland. Schwerin, 3. Aug. Die Criminaluntersuchung gegen die Einwohner des Rittergutes Matzdorf wegen der unerhört grausa men Mishandlung und Tödtung ihres Gutsherrn Haberland (Nr. 19) ist jetzt der Gegenstand allge meine? Aufmerksamkeit in ganz Mecklenburg. Diese Untersuchung wird von dem ritterschaftlichen Criminalgerichte des stargardschen Kreises zu Neu brandenburg geführt, und es sind alle Jnculpaten von Matzdorf dorthin in sichern Verwahrsam ge bracht worden. Dem Landsyndikus des stargard- schen Kreises als ritterschaftlichem Criminalnchter sind zwei andere Rechtsgelehrte beigegeben, eister derselben war früher in einer Ehescheidungsklage sitzen gerichtlichen Eingabe die gräßlichste Schilde rung yon dem Charakter und der Gesinnung des selben gemacht, worauf die künftigen Defensoren seiner gegenwärtigen Jnquisiten sich nicht wenig und wir wagen es nicht zu sagen, daß er sich « strafe ist unausbleiblich; in frühernZeiten " wäre er lebendig verbrannt worden. Belgien. Ueber die Frage, zu welchem Gebiete das Dorf Martelange gehört, hat die holl.-belgische Commission sich noch nicht vereinigen können und so bringt man die abgeschmacktesten Berichte über angeblich neue Mißhelligkeiten zwi schen beiden Staaten aufs Tapet. Das wäre lächerlicher als der homerische Frösche - und Mäu-