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L838 ^v. 24. Sächsische Verlag von C. Heinrich. Redacteur: Fr. Schott. Von diesem Blatte erscheint jeden Freitag ein Bogen für den äußerst billigen Preis von 9 Pf. Auch wird jeden Monat eine feine Lithographie gratis beigegeben. Atte Postämter und Buchhandlungen nehmen, gegen viertel jährige Vorausbezahlung von 10Gr., Bestellungen darauf an und können die geehrten auswärtigen Pränumeranten das Blatt nach jedesmaligem Erscheinen daselbst kostenfrei entnehmen. — Einzelne Mmmerw kosten 1 Gr. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden, unter der Adresse: „Andie Redaction der Sächs. Dorsz., Heinrichsche Buchdruckerei in Dresden," erbeten. - / Sonst und Jetzt — Buntes aus der Vergangenheit. > 7.) Weite gestreifte Pantalons a la inatelot ka-1 men m den ersten Jahren der französischen Revo- I lution auf und wurden „mit Staunen und mit Grauen" betrachtet. Diese Pantalons und runde Westen und.runde Hüte und weiße Halstücher (eravates) und Halbstiefeln, wurden seit der Zeit allgemein Mode und drangen von Paris aus -— trotz dem strengen Verbote des Kaisers Paul I. — nach seinem Tode bis an die äußersten- Gren zen des russ. Reiches ein. 8.) Wie ost übrigens die Kleider und Ueber-' rocke und Mäntel bald auffallend lang und weit, bald übertrieben kurz und eng getragen worden und wie dieselbe Mode noch immer abwechselt, ist Jedermann bekannt.. . 9.) Sonst trugen die ältlichen Herren Wild- I schures und große Müffe und gewaltig große drei- > eckige Hüte; in Paris sah. ich dagegen im heißen! Sommer 1825 elegante Stutzer große grüne Da menfächer (die an allen Straßenecken zum Ver-. kauf ausgebyten wurden) tragen, womit sie sich von Zeit zu Zeit Kühlung zuwedelten. 10.) Sonst trugen die Herren im Sommer leichte halbseidene Kleider von den grellsten, auf fallendsten Farben und kostbare Stahlknöpfe an den Kleidern, auch zwei lange stählerne Uhrket- ten, oft von bedeutendem Werthe. — Wie ost Von diesen großen Allonge-Perrücken erzählt Goethe in seinem Leben eine drollige Geschichte. Er kam in seiner Jugend einmal nach Leipzig und wollte daselbst dem damals sehr berühmten Pro fessor Godsched seine Aufwartung machen. Der Bediente führte ihn in ein Zimmer und bat ihn, > daselbst die Ankunft des Herrn Professors abzü- warten, der eben noch mit Ankleiden beschäftigt sey. Goethe wartete lange Zeit und besah sich I unterdessen die in diesem Zimmer hängenden Ge- ! mälde und Kupferstiche. Endlich öffnete sich rechts leine Lhüre und Godsched, völlig angekleidet, je- I doch ohne Perrücke, trat herein; fast zu gleich ! Zeit stürzte der Bediente, durch eine andere Tbu haltbar für Jahrhunderte; — jetzt liebt man die Einbande in englischem gelben Leder oder in bun tem gepreßten Papiere. Die Ungeheuern Allonge-Perrücken, aus dem Zeitalter Ludwigs XIV., waren lange Zeit ü la mode, wie eine Menge Kupferstiche und alte Fa milienbilder bezeugen. Die jetzige Mode der ver schnittenen, ungepuderten Haare^ sieht dagegen gerade so aus, als hätten die-alten Herren vor Hitze oder aus Bequemlichkeit die alten Perrücken (auch Azeln sonst genannt) nur so^ bei Seite ge legt. Mein seliger Vater trug schon als Student in Wittenberg seit 1750 eine Perrücke und ließ sich seine schonen schwarzen Haare von Zeit zu Zeit kürzer schneiden. - Ern unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger rind Landmann. . , , , . „ ^er . Zeit stürzte der Bediente, durch eine andere Thure linker Hand, herbei und überbrachte dem Herrn ten, oft von bedeutendem Werthe. — Wie ost l Professor seine große Allonae-Perrücke, die dieser mag die tombackne Uhr dem äußern Anscheine I.sodann , vor dem Spiegel yingestellt, mit Hülfe von Wohlhabenheit eben nicht entsprochen haben! Ides Bedienten sich aufsetzte, dem Diener aber ein 11.) In alten Bibliotheken galt ein Eivband I Paar tüchtige Ohrfeigen — von wegen der saum- von solidem Schwemöleder für geschmackvoll und s seligen Bedienung — applicirte. Gleich darauf