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^o. R9 Freitag, den 18. Juli R839. Ein unterhaltendes Wochenblatt / für den Bürger nnd Landman». - — - - -- - Redacteur: Fr. Schott. Verlag von C. Heinrich. Von diesem Blatte erscheint jeden Freitag ein Bogen sür den äußerst billigen Preis von 9 Pf. Auch wird jeden Monat eine feine Lithographie gratis beigegeben. Atte Postämter und Buchhandlungen nehmen, gegen viertel jährige Vorausbezahlung von 10 Gr., Bestellungen darauf an. — Einzelne Nummern kosten 1 Ur. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz des Blattes entsprechen, werden unter der Adresse: „An.die Redaetion der Sächs. Dorfz., Heinrichsche Buchdruckerei in Dresden," erbeten. - , Der 6. Juli I8ZZ. Mögen immerhin andere Blatter mit der genauen Aufzählung der Feierlichkeiten dieses, für Dresden so hochwichtigen Tages, ihre Spalten füllen; mögen geübtere Federn sich in Bewegung setzen, um die ein zelnen Theile, aus denen dieses erhebende Fest zusam mengesetzt war, zu beschreiben; wir befürchten, es zu profaniren, wenn wir dieses schön? Ganze zergliedern, so schön auch die einzelnen Theile desselben jeder für sich selbst war, so läuft man doch Gefahr, es herab zuziehen in die Reihe gewöhnlicher Begebenheiten, durch die trockene Aufzählung derselben. Was wäre aber auch der beschreibende todte Buchstabe gegen den Geist des Festes, womit es hier begangen wurde? — Ohngefähr das Verhältniß der Retorte zur Wirkung des darin bereiteten Lebenselixirs, oder, das der Bau materialien zum Zweck des Barmherzigkeitsstifts! — Heil Ihnen! geliebte Bewohner Dresdens, Sie haben sich an diesem Tage eherne Denkmäler ihres kind lich frommen Glaubens, Ihrer gegenseitigen Liebe und Eintracht, Ihrer Urbanität und Ihres Sittlichkeitsgefühls errichtet. Und doch sollen wir, unserem gegebenen Ver sprechen gemäß, unsern Lesern etwas davon mitthei- len; mit einer Art heiliger Scheu, mit zitternder Hand schieben wir den Riegel zurück, welcher uns die Pforten dieses Heiligthums erschließen soll, um eine ethographische Skizze aufs Papier hinzuhauchen. Trotz der mehrtägigen trüben Witterung, beleuch tete das Tagesgestirn in den frühesten Morgenstun den des nicht so bald wiederkehrenden Tage-, die Tau sende, welche auf den Glockenschlag der 4. Morgen stunde harrten, mit seinem freundlichsten Lichte. Es war ein herrlicher*Morgen! Er schien sich um zwei Monate verjüngt zu haben, um gleichsam sein Wohl- - Gefallen an dem Beginnen der Gläubigen zu bezeigen. Die gefiederten Sänger in den Lüften. hatten eben ihr Halleluja angestimmt, als der Hammer der Glocke die vier bedeutsamen Schläge gab. Ein neues Le ben wurde nun rege! Drei Donnertöne des Ge schützes rollten friedlich hin durch die Räume, um den nah und fern Wohnenden den Beginn des bevorste henden erhabenen Festes zu verkünden. Drei starke Mu sikchöre ließen die herrlichsten Melodien durch die ver schiedenen Stadttheile als Reveille erklingen. Das Ge läute der Glocken sämmtlicher evangelischen Stadtkirchen tönten wie Anklänge aus höhern Sphären an unser Ohr, und erweckten den noch etwa müd/n Schlummerer, und nicht so leicht dürfte es Jemand im Bereiche der Stadt gegeben haben, dem ein fühlendes Herz im Busen schlug, der sich nicht zur Andacht hingerissen fühlte, um im Staube den anzubeten, der diesen Tag werden und zum dritten Male wiederkehren ließ. Mit solchen Gefühlen wurde früh das erste Lied, wozu die Melodie von zwei Thürmen herab geblasen wurde, von der versammelten Schaar dankerfüllter Christen, auf freiem Markte abgesungen. In diesem Smne bewegten- sich später um 8 Uhr die von Hohen und Niedern, Reichen und Armen, aber gleich kräftig im Glauben, zusammengesetzten Festzüge, zu den verschie denen Altären des Herrn. .Den Hauptfestzug eröffneten die Geistlichen und Schullehrer, welche sich in der Sa- cristei der Kreuzkirche versammelt und bereits H8 U. im feierlichen Zuge sich durch die Haie der Commu- - nalgarde nach dem Rathhause begeben hatten; nach kurzem Verweilen bewegte sich der Zug unter Glo- ckengelaute und^em Gesang: „Ein' feste Burg ist unstr Gott," aus demselben üher den Altenmarkt zu rück in die Kreuzkirche. Nach der Geistlichkeit und den Schulen, eröffneten ihn die Herm Staatsmini ster v. Lindenau, v. Könneritz, v. Zeschau und Nostitz und Jänckendorf,'Geh. Rath v. Minkwitz, worauf der