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Sächsische Vorszeitung Bezugsbedingungen: «<ch«<« j«d,N woch«—« k Uhr mU drin varvin d*» fol-r»t>«i U«^,. Vie vt,u,»q»bühr d«trt-1 1^0 Marl ^Mtljthrvch »txr b« pfg. für jetxi, Monat. Vti ForfMw"«" ist »u dtjiryrn durch -t, Uüsarlich«, n^tmstaU«, di« »ank>dritsrrt,rr und durch ^rtvot«r v«i frvter Lt«f»ru>»g tu» Isau» erh«dl d«, Pas, »»ch di« Sustalluu«»9«dützr ova 4d psg. lelt-ramm-Kdr.: vorszeitung vrerden. Anzeiger Mr Stadt und Land mit bei Vellage: „Illustriertes Sonntags-Slatt" Amtsblatt für die Kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Kgl. Amtsgericht Dresden, die Kgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Dberlößnitz und Nadebeul. Anzeigen-Preise: vu «iuspalttg« s«tl« Id Pfp^ untrr « pfa ktnz»lq,>..Nnnol>ni. ->i, >Ea,r 12 Uhr. - Nuuahmrlr.tlrn «dch: um«« <Letchast»s»«llr, klrid« Mrtßnrr ck-oSf« Nk. <, InoMidrndaut. »a^eusteiu ö- Voalrr, Nud Motü E. Q vaub« 8- Lo. tu crtpzio Zrantfu« «. M: E Rohl tn tl«sI«I»dar,; k)uao Much > ert» Mttzschiv - bräda, <»«» Vmrtch tu Üriyenüorf, yug» crudnth-Neuoltra, Lmtl Nollau tu Nadrlxut. jsu- LrtMM tu vrr»d«ii.l0olN^, Srtährtch r«üd«« tu LosMiaud«, G:io tiunaih tu L»t»a 7 Zeurtch tu LdschMtz, LUephon: vrerden, Nr. 2916. 67. Jahrgang Dresden, Donnerstag, den 14. September 1905. Nr. 214. - nach sich ziehen, daß die englischen Machenschaften nach verschiedenen Richtungen lahm gelegt werden und die gegenwärtige Sachlage im ganzen unverändert bleibt. Da- dterteste. Kaiser Wilhelm ist im Automobil ins Manöver- «lande nach Nastätten gefahren, wo ein Zusammen stoß größerer Kavalleriemassen bevorstehen soll. Die Gesamtzahl der Cholerafälle beträgt bis jetzt 160, von denen 61 tödlich geendet haben. Die Verhandlungen über die Bildung einer deutschen Eisenbahnbetriebsmittelgemeinschaft werden am 11. Oktober wieder ausgenommen. Wegen neuer Einfälle von Arnauten und türkischen Soldaten in serbisches Gebiet entsendet die Belgrader Regierung Truppen an die Grenze. Der Mikado hat das Rücktrittsyesuch des Kabinetts dahin beantwortet, daß alle Minister auf ihren Posten bleiben sollen. Das japanische Panzerschiff „Mikasa" hat nach einer Meldung aus Tokio Heuer gefangen und ist vorgestern morgen 2 Uhr 30 Min. gesunken. Der Petersburger Besuch des Schahs von Persien und das englisch japanische Bündnis. Der Schah von Persien ist bei seinem diesmaligen Besuche in Petersburg mit ungewöhnlichen Ehren vom Zaren, den Großfürsten und der Regierung empfangen worden. Das hat um so größeres Aufsehen erregt, als man sonst asiatische Herrscher, falls nicht besondere Gründe vorliegen, besonderer Aufmerksamkeil nicht zu würdigen pflegt. Auch die ersten Besuche Musaffer Eddins an der Newa haben keine sonderliche Beachtung gefunden, obwohl das Verhältnis Rußlands und Persiens schon damals recht eng war. Die Aufmerk samkeit. die die offiziellen russischen Kreise dieses Mal dem Schah erwiesen haben, trat aber nicht nur in Äußerlichkeiten zu Tage, sondern offenbarte sich auch in langwährenden Konferenzen, die zwischen den per sischen und russischen Staatsmännern alsbald begannen. Man hat sehr eingehend und geheimnisvoll verhandelt und anscheinend alle schwebenden politischen und wirt schaftlichen Fragen erörtert. Daraus läßt sich jedenfalls die Folgerung ziehen, daß Rußland und Persien den Wunsch empfinden, ihre gegenseitigen Beziehungen zu stärken und zu festigen. Man darf voraussetzen, daß ein derartiges Streben namentlich an der Newa besteht. Die russische Re gierung ist seit Jahrzehnten unablässig tätig, ihren Einfluß in Teheran zu erweitern, ihr politisches An sehen zu stärken und wirtschaftliche Vorteile in den verschiedensten 2andesteilen zu erlangen Diesem Streben ist England entgegengetreten und hatte zeit weilig den Schah zu Zugeständnissen zu bewegen ge wußt, die die Stellung Rußlands zu erschüttern schienen. An der Ostgrenze Persiens bei Beludschistan waren die Briten in einer Weise fortgeschritten, die der Zaren- rrAirrung Sorge bereitete und ihr die Gefahr der wirtschaftlichen Eroberung eines großen Teils Persiens durch den Nebenbuhler nicht undenkbar erscheinen ließ. Besonders der Handelsvertrag zwischen Persien und England war den Russen unangenehm, und das um so mehr, als er unmittelbar auf ein Abkommen folgte, das die Regierung von Petersburg und Teheran ab geschloffen hatten und dessen Bestimmungen dadurch so gut wie wirkungslos geworden waren. Während des Krieges zwischen Rußland und Japan haben die Engländer die größten Anstrengungen ge macht, um das Zarenreich aus seiner Stellung in Persien herauszudrängen. Aber das wollte nicht glücken. Trotz der Niederlagen seiner Armee und Flotte hat Rußland Persien nicht einen Augenblick sich selbst überlasten, sondern dessen Entwickelung genau verfolgt; seine Diplomatie hat ohne Blutvergießen das englische An drängen zurückgeschlagen und seine Errungenschaften sistqehalten. Niemand wird behaupten können, daß Rußland während der letzten 'Monate in irgend einer Hinsicht vor England in Persien zurückgewichen ist. Das Geschick, mit dem die Rusten operierten, trat Aon kurz vor der Reise des Schahs ans Tageslicht. Die Engländer wünschten die Vertretung des Herrschers durch den ihnen gewogenen Prinzen Schao Saltaneh, aber der russische Gesandte Speyer setzte eS durch, daß der Thronfolger aus Aserbeidschan nach Teheran be rufen und mit der Regentschaft betraut worden ist. Das Zarenreich hat dadurch die Gewißheit erhalten, daß während der Abwesenheit Musaffer Eddins nichts in Persien geschehen wird, was ihre Interessen schädigen könnte. Der Thronfolger ist' sein Freund und An hänger und hat das mehr als einmal gezeigt. Kürzlich wurde freilich über eine auffällige Reise des englischen Gesandten nach Mesched berichtet, aber diese Fahrt hat anscheinend weiter nichts genützt und die russischen Interessen nicht beeinflußt. Im südlichen und südöst lichen Persien halten die Briten den Handel allerdings fest in der Hand und durch die Karawanenstraße von Quetta nach Kerman werden sie ihn vermutlich auch ins Innere entwickeln, aber im Norden können sie die Russen nicht verdrängen, und vor allem bleibt ihr politischer Einfluß hinter dem des Zarenreiche- zurück. Wenn neuerdings abermals eine stärkere An näherung zwischen Rußland und Persien stattgefunden hat. so ist die Ursache gewiß in der Festigung der Freundschaft Japans und Englands zu erblicken. Der neue, zwischen den Inselstaaten geschlossene Vertrag mußte sowohl in Rußland wie in Persien die leitenden Persönlichkeiten zum Nachdenken anregen. Er erstreckt sich im Gegensatz zum Abkommen vom Januar 1902, das bekanntlich allein Ostasien berührte, auf den ganzen Weltteil und sieht dort die Erhaltung des bestehenden Zustandes vor. Tas kann nach diplomatischem Sprach gebrauch nichts anderes bedeuten, als daß die Inter essen Englands in Vorder- und Mittelasien geschützt werden sollen und daß man etwaigen Versuchen seitens der Rusten, ihre Macht zu erweitern, energisch entgegen treten will. Daß England sich ebenfalls Mühe gibt, und das schon seit Jahren, sich wirtschaftlich und politisch im Reiche des Schahs auszubreiten, wird natürlich ver schwiegen. Der Zweck des Vertrages kann allein darin bestehen, der englischen Politik in Vorder- und Mittel asien die Wege zu ebnen und sie vor Rußland sicher zu stellen. Es ist daher keineswegs das Zarenreich allein, das Besorgnis wegen des Zusammenschlusses Englands und Japans empfinden dürfte. Persien ist schließlich ebenso interessiert und hat nicht minder das Umsichgreifen des britischen Einflusses zu fürchten. Es kommt noch hinzu, daß Rußland ihm wirtschaftlich wesentlich größere Dienste leistet als es die Engländer jemals getan. England wünscht Persien als Absatzmarkt für seine Industrie-Erzeugnisse und hält dessen Ausfuhr möglichst zurück, während das Zarenreich allerdings nach Persien einführt, aber gleichzeitig auch von dort viel aufnimmt. Das wird am besten durch einige Ziffern klar gestellt. Rußland setzt in Persien für etwa 51 Millionen Mark ab und führt von dort für 55 Millionen Mark aus, England dagegen führt für annähernd 40 Millionen Mark ein und für 8 Millionen Mark aus. Daraus ergibt sich mit vollster Klarheit, welcher von den beiden Staaten — Rußland oder England — Persien den größten Nutzen bringt und es ist auch verständlich, wenn man in Teheran mehr den Anschluß an Peters burg sucht, als in London oder Kalkutta. Die gegenwärtigen Verhandlungen zwischen den russischen und persischen maßgebenden Persönlichkeiten erklärten sich zur Genüge aus der Freundschaft der Inselstaaten und aus dem Bestreben Großbritanniens, nötigenfalls Japan gegen das Zarenreich, unter Um ständen auch gegen Persien mobil zu machen. Aber das gerade könnte verhängnisvoll für England werden. Die britische Regierung hat durch die Erweiterung des Vertrages mit Japan allerdings einen neuen Rückhalt in Asien erworben. Ist aber die Folge eine Verständi gung Persiens mit dem Zarenreiche, so erwächst ihr dadurch größerer Schaden als da« Abkommen mit Japan in Mittelasien nützt. Japan hat ohnehin so wenig Interesse, Rußland in Mittelasien entgegenzutreten und England offenbarte eine derartige Gleichgültigkeit wäh rend des Verlaufes der Krieges, daß eS schwerlich an zunehmen ist, man werde sich in Tokio besonders be eilen, vorkommenden Falles den Vertrag zu erfüllen. Bringt der jüngste Besuch des Schahs in der russischen Hauptstadt eine engere Verbindung zwischen Rußland und Persien zu stände, so hat das England zum großen Teil selbst verschuldet. Und wenn auch das Zarenreich vorläufig nicht daran denken könnte, mit Waffengewalt in Mittelasien einzugreifen, so würde ein russisch-persisches Bündnis immerhin die Wirkung Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser führte auch gestern die Fahnenkompagnie auf das Feld, übergab die neuen Fahnen in Gegenwart seiner drei Söhne den Obersten, sprengte an den Kriegervereinen entlang und ritt, begleitet von der Kaiserin und der beinahe endlosen Suite, die Fronten ab. Auch gestern gab es nur einen Vorbeimarsch: die Infanterie in Regimentskolonnen, die berittenen Truppen im Trabe. DaS Tribünen-Publikum übte besonders an der Richtung der Kolonnen eine scharfe Kritik. Unweit von dem Standpunkt des Kaisers bildete das Terrain eine kleine Mulde, und hier blieben die Mitten meistens ein wenig zurück. Dies erregte den lebhaften Unwillen der „Sachverständigen", die freilich nicht sehen konnten, daß die Glieder bis zupr ersten Point fast immer schon wieder gut gerichtet waren. Dafür wurde Kavallerie uad Train mit kräftigem Hurra belobt. Bei der gestrigen Para de täfel für die Provinz hielt der Kaiser eine Rede, worin er seiner und der Kaiserin Freude Ausdruck gab, im Rheinlande zu reisen, und auf das im Rheinlande pulsierende mächtige Leben hinwies, das Wilhelm dem Großen, seinem Sohn und seinen treuen Paladinen zu danken sei. Der Kaiser verglich dann das Reich mit der Burg Hohen- zollern. Das Deutsche Reich sei, wie diese Burg, ein geteilt in kleine Gemächer, Kemnaten und große Säle, und habe auch, wie diese Burg, zwei Kapellen, eine für die Protestanten, die andere für die Katholiken, auf daß beide in Eintracht nebeneinander ihren Gottes dienst verrichten möaen. Und in diesem Hause schaffe freudiA das frischaufblühende deutsche Volk, das treu zu seinem angestammten Fürsten halte, darunter nicht zum geringsten die Rheinländer. Diesem Volke wünsche er, der Kaffer, daß es in froher Eintracht miteinander leben möge, vor allem in der Achtung der Persönlich keit und Würdigung derselben in jedem Menschen, emporblickend zum Firmament und aufschauend zum gemeinsamen. Erlöser und Heiland und zum Aller höchsten Gott und Vater. Dann werde das deutsche Volk auch befähigt sein, die großen Kulturaufgaben zu lösen, die ihm die Vorsehung in der Welt bestimmte, nach innen geschloffen, nach außen entschlossen. Der Wunsch, daß es dem deutschen Volke beschieden sein möge, unter Gottes Schutz in friedlicher Schaffens freude seine Arbeit zu fördern, werde vor allem in der Rheinprovinz Verständnis und Würdigung finden. Der Kaiser schloß mit dreifachem Hurra auf die Rheinländer. Der Urlaub des Prinzen Adalbert von Preußen, den dieser nach Rückkehr aus Ostasien und zweijähriger Abwesenheit von der Heimat antrat, geht seinem Ende entgegen und nach Schluß der Herbst manöver wird der drittälteste Sohn unseres Kaisers Dienst in der aktiven Schlachtflotte tun Prinz Adalbert erhält ein Kommando als Wachoffizier an Bord des neuen Linienschiffes „Preußen". Es ist dies da- dritte Bordkommando, welches Prinz Adalbert inne ge habt hat. Von den Flottenmanövern. Großadmiral v. Köster ist mit dem Flottenflaggschiff in Brundsbüttel- koog am Dienstag mittag eingetroffen und hat im Binnenhafen angelegt. Kurz darauf ist die gesamte Manöverflotte vor der Kanalmündung vor Anker ge gangen. Zur Fleischnotfrage. In verschiedenen Zei tungen melden sich neuerdings Schweinezüchter, die nicht untthebliche Mengen fetter Schweine zum Verkauf stehen haben, aber keine Abnehmer finden können. So schreibt der „Deutschen TageSzeituny'' ein Viehzüchter, er habe als ständigen Abnehmer einen Großhändler, dei auf telephonische Aufforderung schlachtreife Schweine ab- holen lasse und auf den Berliner Markt bringe. Am ü. September habe er dem Händler telephoniert, daß er wieder zwölf Schweine abholen könne, auf mehrmalige Anfrage erwiderte der Händler, er wolle die Schweine jetzt noch nicht haben, von Fleischnot könne keine Rede sem. Er hat also die Schweine nicht abgeholt. — Ferner berichtet ein Rittergutsbesitzer an den „Hanno verschen Anzeiger ', daß er seit 3 Wochen mehrere fette Schweine im Gesamtgewicht von 10 bis l2 Zentner