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Seite v. — „Sächsische Dorszeitung." — 27. August 1905. Zum Erntedankfest 1905. Von Alwin Römer. Nun färbt der Herbst das Waldrevier Bald feuergelb und glutendunkel, Schon schimmern Trauben am Spalier In tiefem Blau und Goldgefunkel. Fahl wird der Auen grüne Pracht, Wo nicht der Pflug den Grund schon wandte; Und fest nur hält an alter Tracht Der Tannwald an der Bergeskante . . . Gtill nach des Sommers Duft und Glanz Die Schwalben ziehn nach fernen Ländern . . . Am Tor nun hängt der Erntekranz, Geschmückt mit flatterlust'gen.Bändern. In Stall und Scheuer ruht die Last Der Halme längst, der goldnen, schlanken. Und feierfreudig gönnt sich Rast Der Landmann, seinem Gott zu danken! DeS Kirchturms vollste Glocke klingt Weit über die gemähten Felder, Und in die fernste Hütte dringt Ihr Gruß als frohen Festes Melder, Bis all die Wege rings im Land Mit Kirchenpilgern sich beleben, In ihrem Feiertagsgewand Dem Herrn die Ehre heut zu geben! Da steigt manch' innig Dankgcbet Empor zum Urquell aller Wonne; Manch' feuchtumglänztes Auge späht Zum Himmel auf, der seine Sonne Hell scheinen ließ an jedem Tag, Zum Segen auch der Ungerechten, Und der bedrohten Flur Ertrag Geschützt vor dunklen Wctlermächten . . . Auch Du, der nicht am Pfluge geht Und keinen Acker nennt sein eigen, Darfst, wenn Dich Glockenklang umweht, Heut still hinan zum Dome steigen: Denn wenn der Schöpfer treu bedenkt Des fleiß'gen Landmanns Feld und Garten, Hat er auch reich Dich mit beschenkt . . . Laß drum auf Deinen Dank nicht warten! . . . Von» russtfcd.javunisclwn Kriege. Krieg oder Frieden? Ueber den Stand und die Aussichten der Friedensunterhattdlungen in Ports mouth fehlt es gänzlich an zuverlässigen Nachrichten. Das Fragespiel: „Krieg oder Frieden?" wird unablässig fortgesetzt, und in Ermangelung von positiven Mit teilungen von berufener Seite ersinnt die Phantasie der in Kombinationen aller Art so findigen amerikanischen und englischen Korrespondenten, Wahrheit und Dichtung kühn durcheinander mischend, Berichte über den Stand der Dinge, die die vorhandene Ungewißheit und Un klarheit über die Ergebnisse der Friedenskonferenz und des Depeschenwechsels zwischen Petersburg und Ports mouth nur zu vergrößern geeignet sind. Aus der Fülle der einlaufenden Nachrichten verzeichnen wir hier nachstehende telegraphische Meldungen, ohne uns für deren Richtigkeit zu verbürgen: Dem „Ruß' zufolge sind die Aussichten auf den Frieden fast ganz geschwunden. Der Abbruch der Unterhandlungen soll dem russischen Volke in einem Manifest angezeigt werden. In Portsmouth wird versichert, daß, wenn die Bevollmacyligten in der Zwischenzeit entscheidende In struktionen ihrer Regierungen nicht «hallen haben, die heutige Konferenz bis Montag oder Dienstag weiter vertagt werden wird. Ter Korrespondent des „Daily Telegraph" in Portsmouth behauptet mit Bestimmtheit, datz die Konferenz heute abgebrochen und der Krieg seinen Fortgang nehmen werde. Der japanische Ministerpräsident Graf Katsura und der Bizeminister des Aeußern Chinda begaben sich nach Empfang einer Depesche von Byron Komura zu dem Präsidenten der Geheimen Rate- Marquis Ito, mit dem sie dann eine längere Unterredung hatten. Man glaubt, daß wichtige Entscheidungen bevorstehen. Graf Katsura erhält jeden Tag Hunderte von Briefen und Depeschen, in denen der dringende Wunsch aus gesprochen wird, die FriedenSbedmgungen auf der ursprünglich vorgeschlagenen Grundlage aufrecht zu halten. Tages - <?reigntffe — Berlin. Dem Tertianer Eberhard Egidy, einem Sohne des Pastors Egidy an der DankeSkirche in Berlin, ist vom Kaiser eine öffentliche Belobigung zu teil geworden. Der 12 jährige Knabe hatte während seines Ferienaufent haltes in Westprcußen „unter erheblicher eigener Lebens gefahr" ein 9 jähriges Mädchen vom Tode des Ertrinken gerettet. Das Lob wurde dem Tertianer in Gegenwart der Lehrer und Schüler des Lessing-Gymnasiums vom Direktor erteilt. Mit vollendetem 18. Lebensjahre wird Eberhard Egidy die Rettungsmedaille am Bande erhalten. — Berlin. Nach einem am 15. August in Apia aufgegebenen Telegramm ist nach einer längeren Periode erhöhter Erdbebentätigkeit hinter Matautu, der Nordwest seite der Insel Soweit, ein neuer Vulkan entstanden. Ge fahr scheint vorläufig nicht vorhanden. Die einheimische Bevölkerung zeigt keine Bestürzung. — Hannover. Der Anbauer August Goerns in Kasseroda erdrosselte seinen Vater nach vorausgegangenem Streit wegen Erbschaftsregulierung, nachdem er ihm vor her zwei Schüße in den Hals bcigebracht hatte. — Hamburg. Wie gemeldet, wurde als der an geblich richtige Mörder der 1901 ermordeten Prostituierten Wübbe in Hamburg der Tischler Habeck verhaftet. Als Täter wurde bamalS allgemein der Schlächtergeselle Mcinau bezeichnet, der auch verhaftet und später hingerichtet wurde. Habeck wurde von der eigenen Matter und Schwester des Mordes bezichtigt. — Trier. Die Lösersche Lumpensortieranstalt, in der, wie bereits gemeldet, am Mittwoch Feuer ausbrach, ist total niedergebrannt. Es herrschte Wassermangel. Die Msenbahngeleise links von Trier waren während des Brandes gesperrt; die Arbeiterhäuser konnten gerettet werden. Der Schaden wird auf 1'/, Millionen Mark geschätzt. Es sind fünf Versicherungsgesellschaften beteiligt. Durch die Brandkatastrophe sind 300 Arbeiterinnen be schäftigungslos geworden. Man hofft, sie bei der Filiale in St. Ingbert beschäftigen zu können. — Lemberg. Die Stadt Kossowa steht in Flammen. Ein ganzer Straßenzug ist bereits niedergebrannt. — Zürich. Am Dössengrat oberhalb des Rosen- laniglctscherS stürzte der Londoner Rechtsanwalt Winter ab und blieb tot. — Paris. Nach telegraphischer Mitteilung aus Bahia ist die Jacht „Catherina" mit dem Beamten des Comptoir d'Escompte, Galley, der nach Verübung um fangreicher Betrügereien flüchtig geworden ist, dort ein getroffen. — Paris. Auf einer Radfahrt nächst Eabourg wurde Frau Boette, die Gattin eines angesehenen Pariser Apothekers, von einem Automobil, in welchem sich Affr^, ein Tenor der Pariser Großen Oper befand, zu Falle ge- bracht und starb in den Armen ihres Sohnes, welcher ihr zu Rad in einer kurzen Entferuung gefolgt war. Zwei Automobile, das Affr^sche und ein anderes, waren über den Leib der Aermsten hinweggcfähren, ohne rechtzeitig an halten zu können. Land- und Volkswirtscdnftlicbes. — Saatcnstand im Königreiche Sachsen Mitte August 1905. (Zusammengestellt in der Kanzlei de» Landeskulturrats.) Die Witterung war während der Berichtszeit — Mitte Juli bis Mitte August — sehr unbeständig. Wenig heitere Tage wechselten, besonders in der ersten Hälfte der Berichtszeit, mit vielen trüben, reg- nerischen ab und die Temperaturschwankungen waren für die in Frage kommende Zeit besonders groß. Häufige Ge- Witter brachten auch reichliche, oft wolkenbruchartige Regen güße mit sich, so am 6., 7. und 10. August. Haael ist während der BerichtSzett in verschiedenen Teilen de- Lande gefallen und hat in den AintsbauptmannschaftSbrzirken Bautzen, DreSden-Alt- und -Neustadt, Freiberg, Pirna, Leipzig, Oschatz, Annaberg, Auerbach, Chemnitz, Flöha, Glauchau, OelSuitz und Plauen zum Teil sehr erheblichen Schaden angerichtet, besonders ist der Hafer schwer be schädigt worden Die Ernte ist unter den geschilderten Witterungsverhältniffen zum Teil sehr verzögert und un- günstig beeinflußt worden. Die Arbeiten wäre» mit vieler Mühe verbunden, die Früchte haben mehr oder weniger gelitten und sind zum Teil feucht eingebracht worden. Vielfach ist namentlich bei Roggen und Weizen etwas Aus- wuchs eingetreten. In den tiefer liegenden Landesteilen sind die Halmfrüchte bis auf wenige Ausnahmen geborgen; dort wurde bereits mit der Grummeternte begonnen. I« den mittleren Lagen ist man noch mit dem Einbringen des Sommergetreides beschäftigt und in den oberen Teile» des Gebirges ist die Roggenernte im Gange. Winter weizen und -Roggen Haden nicht gehalten, was sie ver sprachen. Wohl ist, namentlich bei Roggen, der Stroh ertrag reichlich, aber der Ertrag an Körnern ist nicht so hoch, als man erwartete. Die Gerste hat durch die viele« Niederschläge gelitten; die infolge der mrfangs herrschende« Trockenheit zum Teil nur mangelhaft entwickelten Körner haben meist eine graue Farbe erhalten. Der Hafer gibt nur geringe Erträge an Stroh und Körnern. Ihm hat die im Mai und Anfang Juni herrschende Trockenheit sehr geschadet, indem sie eine günstige Halm- und Körner entwickelung hinderte. Die Mitte Juni eingctretenen Nieder- schlüge kamen zu spät, um das Versäumte nachholen zu können. Durch die starken Regengüsse während der Berichts- zeit ist außerdem der Hafer stark zum Lagern gekommen, so daß da- Mähen wie auch zum Teil bei den übrigen Getreidearten mit großen Schwierigkeiten verbunden war bez. ist. Die Kartoffeln haben sich nach den reichlichen Niederschlägen gut entwickelt. Für sie ist trockene Witte rung nunmehr sehr erwünscht, da sonst ein Faulen der Knollen, besonders auf tiefliegenden schweren Böden, be fürchtet wird. Bei den frühen Sorten kommen vielfach schon kranke Knollen vor. Die Runkel- und Zucker- rüben stehen gut und versprechen einen reichlichen Ertrag. Der 2. Schnitt vom Klee war nur zum Teil befriedigend. Stoppelklee wird meist einen Ertrag im Herbste geben. Die Wiesen haben sehr gut angesetzt und versprechen einen reichlichen 2. Schnitt. Ueber den Ertrag an Raps liegen 35 Angaben vor. Darnach sind vom Hektar 15 bis 48 Zentner, im Durchschnitt 28,26 Zentner geerntet worden, d. s. 8,94 Zentner weniger als im vorigen Jahre, und 13,13 Zentner weniger als im Jahre 1903. Ueber das Auftreten von Pflanzenschädigern wird mehrfach berichtet, und zrvar sind erwähnt worden Engerlinge, die Fritflicge, Käfer und Raupen in Kohl und Kraut, der Rost, und von 2 Berichterstattern die Mäuse. — Nach dem amtlichen Bericht der Königlichen Lom- Mission für das Veterinärwesen über die am 15. August 1905 im Königreiche Sachsen herrschenden anstecken den Tierkraukheiten kamen zur Anzeige: Milzbrand 3 mal, Rauschbrand linal, Tollwut 19 mal, Bläschen ausschlag 2 mal, Rotlauf der Schweine 5 mal, Schweine seuche einschließlich Schweinepest 4 mal, Äeflügelcholera 12 mal, Brustseuche der Pferde I mal, Rotlaufseuche der Pferde 1 mal und Gehirnrückenmarksentzündung der Pferde 14 mal. — Auf dem Wilsdruffer Ferkelmarkte standen gestern 109 Stück Ferkel zum Verkauf. Preis pro Stück je nach der Größe und Qualität 15 bis 25 M. — Die Preise für Kartoffeln sind im Gegen satz zum Fleisch außerordentlich gefallen. In Trebbin und anderen Orten der Provinz Brandenburg ist, wie Berliner Zeitungen mitgeteilt wird, das Angebot von Kartoffeln so groß, daß sie bald unverkäuflich sind. Da die Händler aber nur 1 M. 30 Pf. für den Zentner VI88L« 8IL 6-a diUigvte Quelle kür U-Weuae Xaedeiüken aller unck Keparnture»? Aridnr Vslcka» NM. kstvi lüm», LvtLSvdsllbroäL, 0r«sSois-z., Lw L«, LAL 2 starke Arbeitspferde, darunter ein 5jähr. Däne, 3 halbverdeckte Kutschwagen, Tafelwagen find z. ver kauf. DreSden-N., Anionstr. 37, Hinterh. I. -- ... , . ,» , , . I- Schöne Mferschweine, tüchiigeFresser, zu verkauf. Mo-fchatz Nr. 3. Mn Göpel mit Dresch- u. Häcksel- «Mne u. i Ämcricaiu tzu verkaufen in Leubnitz TTeuostra, AuKitzer Straße 9, I. Suche zum sofmNgen Antritt ew MädÄen zur Führung meine» kleinen Haushaltes. Trachau, Henricistraße 18, Pt. r. »M».» Up»« «lloo S»Ur. «.ao. »^oo. UZUvv- vlat«» »,c». V«Il«d«n »,oo. it,l» ->,VD s.ov XIpBvto« s.l» 7,00. 7,St». o,s<» t ,c». s,v». 7 00 Lt»a«r»dlvt«r> S,<». 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