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Zächfische Vorszeitung Bezugsbedingungen: vt« „vorsMung- «jcheiNt jede« Wochentag ««chintttag» » Uhr »tt dem Datum d«, folgenden »ag«^ vt« vezug»gebühr betrdgt l« Mark »terleljShrllch oder bv Pfg. für jeden Monat, vt« ^»vrfzeltung" ist deztehen durch dt« katferltchen Postanstalten, dt, LanddrieftrSger und durch »jer, Voten. Set freier Lieferung tn, cha«, erhebt dt, Post »och di« Lustellung»gebühr von <ü pfg. lelegramm-Kdr.: vorszeitung vrerden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl.Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberloßnitz und Radebeul. Anzeigen-Preise: Vie «tnspotttg« Sell« I» pfg^ unter „kingefandt- «0 Pta Knz<iq«n-itnnul„n« erfolgt bi» mittag» 12 Uhr. — «nnahmestellen lind: Uns«« Geschäft»!».»«, Nein« M,chn« Gaff« Ur. «, .»ank, kaasenstein ü-Vogler, ktud Mols«. G. c. Vaud« «t L«. in Leidig, Frankfurt a. m : G llohl in U«N«l»dorf: kugo Müchl«tn UStzschen- droda, <VUo vlinicli tn Nechendorf, kfngo Opitz ste Leudnitz-Ueuostra. Lmil Nollau tn ltadedeuh MG. Grtmm tn vrrtden-lvülfnch, Friedrich Leucheri tn Lossebaud«, Ott» liunath tn LoUa, Mag Fenrtch tn Loschwttz. . Telephon: vrerden, Nr. 2916. llr. 183. Dresden, Mittwoch, den 9. August 1905. 67. Jahrgang. Da» Vterresie. Die Kaiserin ist gestern mit der Prinzessin Moria Luise auf Schloß Wilhelmshöhe ein getroffen. Die in der letzten Zeit in der Presse verbreitete Meldung, es sollte eine weitere Verstärkung der deutschen Truppen in Südwestafrika in Höhe von 5000 Mann entsandt werden, wird dementiert. Bei einem Eisenbahnzusammenstoß in der Nähe von Spremberg^sind zwanzig Personen getötet und zahlreiche Passagiere verletzt worden. König Oskar hat krankheitshalber die Regierung von Schweden dem Kronprinzen Gustav Adolf übertragen. Das neue holländische Ministerium wird unter dem Vorsitz des Professors van Hamel von der Amsterdamer Universität gebildet. Bei Heilungtschen am Ostflüael der Mandschurei- Armeen fanden neuerdings Vortruppenkämpfe mit wechselndem Erfolge statt. Der Lohnkampf in der sächsisch thüringischen Färberei und Weberei. Nock bietet die Lage im gesamten Jndustriebezirke dasselbe Bild wie in den letzten Tagen der Vorwoche; auch äußerlich vermaß man nichts wahrzunehmen davon, daß diese Gegend rn wenigen Tagen den Schauplatz eines so gewaltigen Ringens auf wirtschaftlichem Gebiete bilden soll, wie es von dem Unternehmertum und der Arbeiterschaft in Aussicht gestellt wird, wenn keine Einigung in den bestehenden Differenzen zu erzielen ist. Wer jedoch die Verhältnisse näher prüft und Einblick gewinnt in den tatsächlichen Sachstand, dem kommt die Ueberzeugung, daß man auf beiden Seiten schon heute mit allen Eventualitäten rechnet, die sich aus diesem wirtschaftlichen Streite ergeben könnten. Aber auch in den Kreisen derjenigen, die direkt wenig oder nichts mit den beiden Industriezweigen zu tun höben, indessen ein gewisses Interesse an dem Wohlergehen der Bevölkerung dieses Jndustriebezirkes nehmen, beschäftigt man sich ernst haft mit der Frage: Muß es wirklich zum Aeußersten kommen? Wir sagen ohne weiteres: Nein! Das Unternehmertum, das sich, wie ander wärts, so auch hier zu einer Organisation zusammen geschlossen hat, um u. a. den unberechtigten Anforderungen der Arbeiterschaft einen wirksamen Damm entgegen- zusetzen, ist in diesem Falle stark gerüstet, denn einmal umfaßt die etwa 1'/, Jahre alte Organisation die meisten und bedeutendsten Färbereien und Webereien des Bezirks und steht unter geschickter Leitung, und zum anderen dürfte es ihr an genügenden Mitteln zum Ausharren gleichfalls nicht fehlen. Weiter noch muß man damit rechnen und als ziemlich sicher annehmen, daß gerade diejenigen anderen Unternehmer-Verbindungen,.die solche Machtproben sozusagen am eigenen Leibe verspürt haben, nun ihre ganzen Sympathien der hier hart bedrängten Kollegenschaft zuwenden werden. Wir wissen, daß der artige Svmvathie-Kundgebungen bereits erfolgt sind, und zweifellos kann man annehmen, daß wertere im Bedarfsfälle nachfolgen werden. Den Unternehmern steht also eine Macht zu Gebote, deren Bedeutung nicht zu unterschätzen ist. Und doch pocht man auf dieser Seite nicht darauf, sondern hat sich von Anbeginn der Lohnbewegung an und auch heute noch bereit erklärt, jederzeit in Vergleich-Verhandlungen zur Beseitigung der schwebenden Differenzen eintreten zu wollen, wenn die Voraussetzungen für ein gedeihliches Zusammenarbeiten vorhanden sind. Auf der gegnerischen Seite, also bei der organi sierten Arbeiterschaft, liegt die Sache nicht so günstig. Abgesehen davon, daß der Tertilarbeiterverband augenscheinlich nicht die genügenden Mittel besitzt, um seine Mitglieder in dem drohenden Kampfe eine Zeit lang über Wasser halten zu können, ist die Organisation der Arbeiter gerade in diesem Bezirke eine besonders schwache, weshalb auch in allen Volksversammlungen immerfort recht energisch »um Beitritt zur Organisation aofgefordert wird. Es sind Zahlen »ur Kenntnis ge langt, und da ihnen kein Widerruf folgte, muß man ihre Richtigkeit annehmen, die alles andere eher als eine stramme Organisation der Arbeiterschaft vermuten lassen. Dieser Umstand allein schon müßte nachgerade den Arbeitern die Augen darüber öffnen, was ihnen der bevorstehende Kampf bringen wird. Hierin liegt unsere- Erachtens die Bestätigung dafür, daß diesmal mit einigem guten Willen gewiß das Aeußerste zu vermeiden ist. Einsichtsvolle Arbeiter, und hauptsächlich solche, die der Organisation und dem verhetzenden Einflüsse der Agitatoren ferner stehen, und die darum nach der in Aussicht genommenen Schließung der Webereibetriebe dank der Hartnäckigkeit der Färbereiarbeiter auf di^ Straße gesetzt würden, be ginnen deshalb auch schon das Mißliche ihrer Lage einzusehen und Stimmung für ein Entgegenkommen ihrerseits zu machen. Solange freilich die sozialdemo kratischen Agitatoren in den häufigen Volksversammlungen dem festen Ausharren in dem Kampfe eifrigst das Wort reden, und in den sozialdemokratischen Zeitungen un ablässig geschürt und gehetzt wird, um der Unzufrieden heit neue Anhänger zu gewinnen, solange, meinen wir, dürften die wilugen Arbeiter bei ihren Arbeitskollegen auf mehr oder weniger hartnäckigen Widerstand stoßen. Aber auch dieser dürfte gar bald ein Ende nehmen, wenn die „Magenfrage", die der Kampf ohne Zweifel zeitigen wird, in ein akutes Stadium tritt. Dann aber dürfte ein Zurück mit wesentlicheren Schwierigkeiten verknüpft sein als gegenwärtig, wo die Schließung der Webereien noch aussteht. Das wird allen vernünftigen Arbeitern einleuchtend genug sein, um sich von dem bösen Zauberbanne einiger beauftragter Schreier zu be freien und dem Gebote der Klugheit Gehör zu geben. Daß eine Einigung möglich ist, muß ohne weiteres zugegeben werden. Die Fabrikanten, deren Betriebe m diesem Jahre gegenüber den früheren Zeiten recht befriedigend beschäftigt sind, und die vermöge ihrer Organisation weitere neue Absatzquellen für ihre Erzeug nisse erschlossen haben, erklärten bereits, sich zu Zugeständ nissen herbeilassen zu wollen, die innerhalb des üblichen Rahmens sich bewegen und nicht eine solche Höhe annehmen, daß die Konkurrenz auf dem Weltmärkte in Frage gestellt würde. Das kann und wird kein vernünftiger Arbeiter verlangen, wenngleich nicht in Abrede gestellt werden darf, daß ihm eine gewisse Berechtigung seiner Forderung hinsichtlich des Mindestlohnsatzes zuerkannt werden muß. Jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert. Ein Wochenlohn von 15 M., wie er von den Färbern beansprucht wird, gehört mindestens zum Unterhalt einer in bescheidenen Verhältnissen lebenden Familie. Aber man muß auch gleichzeitig in Berücksichtigung ziehen, daß nur schwächliche und minderjährige Arbeiter zum und unter dem Mindestlohn tätig sind, während eine große Zahl der leistungsfähigen Arbeiter weit darüber hinaus verdient und überdies in zahlreichen Ueber- stunden Gelegenheit genug findet, das Einkommen be liebig zu erhöhen. Es würde also eine Rücksichtslosig keit bedeuten gegen sich selbst, die Familie sowie die Industrie, in welcher sie ihr Brot finden, wollten die Arbeiter nach wie vor an den ursprünglich erhobenen Forderungen unter allen Umständen festhalten. Der Boden für die Erzielung einer Einigung ist unleugbar vorhanden; wer ihn unbeachtet läßt, der ladet eine schwere Verantwortung auf sich, von der er nicht loszusprechen ist, mag er nun Fabrikant oder Ar beiter sein. Gewöhnlich wendet sich die öffentliche Sym pathie den wirtschaftlich Schwachen zu, und vielfach nicht mit Unrecht. Auch in diesem Kampfe ist dies allerwegen der Fall. Gleichzeitig ist man jedoch auch einsichtig genug, die Stellungnahme der Fabrikanten ebenfalls zu achten und anzuerkennen, denn die ge steigerten Preise für Rohstoffe, die öfteren Lohn erhöhungen, die scharfe Konkurrenz des Auslandes usw. sind natürlich nicht unbekannt geblieben. Man befindet sich unbedingt im Jrrtume und legt eine Unkenntnis der wirtschaftlichen Verhältnisse an den Tag, wenn man im AuSstandSgebiete die Sympathien der Bewohner schaft lediglich den wirtschaftlich Schwachen zuschreibt. Wenn auch die neulich erwähnten Einigungsanbahnungen nicht in den richtigen Händen zu liegen scheinen, so schließt das nicht aus, daß es doch zu einem friedlichen Ausgange der drohenden Krise kommt. Wir möchten das vor allem wünschen im Interesse des sozialen Frieden-, im Interesse der dann dem Hunger preis gegebenen Arbeiter und deren Familien und nicht zu letzt im Interesse der großen Textilindustrie, einer der wichtigsten Zweige unserer hochentwickelten heimischen Industrie. aus dem Ausland nm ,, von Rindvieh aus Oesterreich hat im i das 1. .Halbjahr 1904 13 985 ogar 27 916 Stück. Die Produktion Politische Weltscbau. Deutscd-S Reich. Der Kaiser fuhr gestern vormittag im Viererzug nach Ahlbeck, wo er von einem Aussichtspunkte das gefechtsmäßige Schießen mit scharfer Munition auf schwimmende Ziele in Form von Kriegs schiffen des 1. Bataillons des Fußartillerie-Regiments Nr. 2 von den Forts bei Swinemünde und einer Hau bitzenbatterie beobachtete. In der Villenkolonie von Ahlbeck und am Strande waren Ehrenpforten und Flaggenmasten errichtet; die Kurgäste und die Be völkerung bereiteten dem Kaiser stürmische Kundgebungen. Durch Kaiserlichen Gnadenakt ist die dem Leiter der Deutschen SamoageseUschaft, R. Decken, im vorigen Jahre von dem samoanischen Gericht wegen Beleidigung des Gouverneurs auferlegte Gefängnisstrafe in Festungshaft umgewandelt worden. Zum Reichsetat für 1906 Bei der Bearbei tung, der jetzt die sämtlichen Ressortvorschläge für den Reichshaushaltsetat auf 1906 im Reichsschatzamt unter zogen werden, werden auch zwei Pläne zur Erwägung kommen, die alle Ressorts angehen. Der eine ist mate rieller, der andere formeller Natur. Jener bezieht sich auf die Aufbesserung des Wohnungsgeldzuschusses für die Unterbeamten. An der entsprechenden Novelle zum Servistarifgesetz wird, wie schon früher mitgeteilt, seit längerer Zeit gearbeitet, so daß sie sicher dem Reichs tage in der nächsten Tagung wird unterbreitet werden können. Die Aufbesserung des WohnungsgeldzuschuffeS der Unterbeamten wird also in dieser Richtung keine Schwierigkeiten finden. Der andere, formelle Vorschlag allgemeiner Natur, der in den nächsten Monaten ge prüft und entschieden werden wird, betrifft die Anfügung eines alphabetischen Registers an den ReichshaushaltS- etat. Während der vorjährigen Etatsdebatten wurde vom Zentrum eine dahingehende Anregung gegeben. Das Register soll ermöglichen, daß die ineinander grei fenden Positionen leichter als bisher herauSzufinden find. Eine Kommission des Arbeitgeberverbands für das Baugewerbe in Rheinland-Westfalen wird heute in Berlin beim Minister gegen den Regierungs präsidenten in Düsseldorf vorstellig werden, der den Zuzug ausländischer Bauarbeiter untersagt hat. Zur Fleischnot. Aus der amtlichen Statistik geht hervor, daß die Zuschußlieferungen an Rindvieh aus dem Ausland nachzulassen drohen. Die Einfuhr von Rindvieh aus Oesterreich hat im 1. Halbjahr d. I. weniger betragen gegen ' ' " Stück bezw. 1903 sogar in Oesterreick-Ungarn ist nämlich selbst im Rückgang und die Produktionskosten sind zur Zeit in Oesterreich höhere als in Deutschland. Wenn nicht Dänemark Er satz geleistet hätte, wäre schon jetzt ein Rückgang in den Ziffern zu verzeichnen. Aber seit Ende Mai ist auch aus Dänemark die Zufuhr weniger und — teurer ge worden. Die von manchen Seiten geforderte Oeffnung der Grenzen würde also keine Verbilligung der Fleisch preise »n Deutschland herbeiführen, wohl aber unfern deutschen Viehstand durch Einschleppung von Seuchen gefährden und dadurch die Ursache noch höherer Fleisch preise werden. Wie die zeitweise sehr erhebliche Spannung zwischen Großhandels- und Kleinverkaufs preisen am besten herabzumindern sei, sollte für große Fabrikbetriebe und Stadtverwaltungen immer mehr eine Frage bilden, für die mit praktischer Entschlossenheit eine Lösung zu finden dringend geboten erscheint Die „Nat.^Ztg." erfährt, daß die auch von uns wiedergegebene Nachricht eines Berliner Blattes, daß weitere Verstärkungen in Höhe von 5000 Mann nach Deutsch-Südwestafrika geschickt würden, an der Luft gegriffen ist. Eine geringe Verstärkung sollen auf dringenden Wunsch des Generals v. Trotha nur die zum Schutze der Etappenlinien bestimmten Detachements erfahren. Für diesen Zweck sind die kürzlich auSgereisten 300 Mann bestimmt. Rußland. Die Sitzungen in Peterhof »ur Beratung des Bulyginschen Projekts einer Volks- - - Vertretung sind beendet. Der Entwurf ist in seiner geänderten Fassung angenommen. Alle Vorbereitungen