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—- -—. Sette 5. — „Lächstsche Lorfzeitung." - 8. August 1905 ArnMche Bekanntmachungen. Auf Blatt 10152 des Handelsregister- betr. die Firma K«rnl»»röl ILv^ä» in Dresden ist ,heute eingetragen worden: Die Handelsniederlassung ist nach Kötzschen- broda verlegt worden. Der Firmeninhaber Earl Bernhard Heyde wohnt jetzt in Kötzschenbroda. (Angegebener Geschäftszweig: Betrieb einer Lackfabrik.) Dresden, am 7. August 1905. 1 ä k6F. 3248/05. Königliches Amtsgericht. Abt. HI. (551) Folgende im Grundbuche für Mockritz auf den Namen des Wilhelm Oskar Schumann in Dresden eingetragenen Grundstücke sollen nu» ALttwoel» <l«n SS. Okt«d«r IVOS, vormittags /,9 Uhr. an Gerichtsstelle, Lothringer Straße 1, I, Saal 118, im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden: 1. Blatt 11, nach dem Flurbuche 5 Hektar 60,9 Ar groß, auf 42015 M. geschätzt, besteht aus Feld und Wiese, führt die Flurbuchsnummern 40, 45, 46, 47 s, 49. 50, 51, 52, 53, 54 und 129 des Flurbuchs für Mockritz und liegt in Mockritz, sowie aus einem in Gostritz gelegenen Wiesengrundstücke, Nr. 85 des Flurbuches für Gostritz; 2. Blatt 300, nach dem Flurbuche 5 Hektar 41,9 Ar groß, auf 71000 M. ge schätzt, besteht aus Feld, führt die Flurbuchsnummern 31 und 34 und liegt in Mockritz am sogenannten Leichenwege. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen die Grund stücke betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. (Zimmer 122.) Rechte auf Befriedigung aus den Grundstücken sind, soweit sie zur Zeit der Ein tragung des je am 10. Februar 1905 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grund- buche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berück sichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden auf gefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Ein stellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungs erlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Dresden, den 1. August 1905. 7 2a. 18/05. Nr. 6. Königliches Amtsgericht, Abt. UI. jbbOj Versteigerung. Mittwoch den v. August LVOS, vorm. 1v Uhr. soll in Rähnitz bei Dresden eine Biickereieiurichtung. °B°«L'°rL Bäbenformen, Brotschieber, Kuchenbleche, 1 Semmelreibmaschine, 1 Dezimalwage, 1 Ladentafel und verschiedenen anderen Gegenständen sowie 1 Sack Rosinen und 2 Eimer Himbeer-Marmelade meistbietend versteigert werden. Bieter wollen sich im Restaurant zum Lindengarten in Rähnitz einfinden. Der Gerichtsvollzieher deS Königl. Amtsgerichts DreSden. Die Entschädigung für die letzte Militär-Einquartierung kann von jetzt ab gegen Rückgabe der Quartierzettel bei der hiesigen Gemeinderaste in Empfang genommen werden. Radebeul, am 5. August 1905. I. V.: Georgi. s4j Bekanntmachung. Die Staa sgrundsteuer auf II. Termin 1905 ist am 1. ds. Mts. fällig geworden und zur Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung bis spätestens * FL IrFANFs FSk-L an die hiesige Ortssteuer-Einnahme zu bezahlen. Radebeul, am 3. August 1905. hlem»li»ck»vor»t»nck. I. V. : Georgi, !. Gemeindeältester. (10) Aus der Provinz. — Bischofswerda. 6. August. Auf hiesigem Bahn hofe ist gestern vormittag ^/zll Uhr der Wagenrücker Haufe zwischen den Rangiergleisen liegend mit eingedrückter Brust tot aufgefunden worden. Der Unglückliche bat wahr scheinlich stillstehende Wagen mit herankommenden kuppeln wollen und ist dabei erfaßt worden. — Chemnitz, 6. August. Am Freitag nachmittag wurde auf einem Baugrundstück unweit des Kohlenbahn hofs ein 23 jähriger Handarbeiter aus Hohenstein, der dort eine Baulori leitete, infolge Anpralls gegen einen stillstehenden Wagen vom Bremssitz heruntergeschleudert. Er erlitt trotz des schweren Sturzes keine Verletzung; als er sich jedoch vom Boden erheben wollte, geriet er zwischen die Puffer zweier Loris, wobei ihm der Brustkorb ein gedrückt wurde. Er starb auf der Stelle. Freiberg, 6 August. In einem Anfalle geistiger Umnachtung tötete sich mittels eines Revolvers der in Heidelberg bei Deutschneudorf bei seinen Eltern zum Be such weilende Leutnant Süß vom 133. Infanterieregiment. Den tödlichen Schuß hat er sich am Kopf beigcbracht. Seinen Vater, der ihn an seinem Vorhaben hindern wollte, verletzte er durch einen Schlag mit dem Revolver an den Kopf derart, daß ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. — Frohburg, 6. August. Von einem räuberischen Ueberfall im deutschen Holze ist zu berichten. Dort wurde ein Angestellter des Rittergutes Windischleuba, und zwar in nächster Nähe der Stelle, wo die unglückliche Elsa Wildenhain aus Pähnitz ihr junges Leben unter Mörder händen hat lassen müssen, von zwei Strolchen überfallen. Der Mann setzte sich sehr energisch zur Wehr; den Sttomern gelang es, ihm sein Frühstück zu entreißen. Die Gendarmerie nahm die Verfolgung der Straßenräuber sofort auf. - — Kamenz, 6. August. Ein eigenartiger Konflikt besteht zur Zeit innerhalb der hiesigen Bürgerschaft. Differenzen zwischen Schuldirektor und Lehrerkollegium führten dazu, daß letzteres diesmal die während des Forst festes übliche Veranstaltung eines Lehrerschießens ablehnte. Darauf verfügte der Schulausschuß, daß nunmehr an diesem l°kmst schulfreien) Tage Unterricht zu erteilen sei. Mit R?cht befürchtet die an dem einzigartigen Feste hängende Bürgerschaft dadurch eine Beeinträchtigung desselben, und es hat sich vieler Kreise eine große Erregung bemächtigt, die zu scharfen Auseinandersetzungen und mehrfachen Petitionen an den Rat um Beibehaltung des Festes in seiner bisherigen Gestalt führte. — Leipzig, 6. August. Zu den Massenerkrankungen bei der Firma C. G. Röder in Leipzig sei mitgeteilt, daß sämt liche Erkrankte als geheilt aus dem Krankenhaus St. Jakob entlassen worden sind. Die Ursache der Erkrankungen ist, . wie sich nach Abschluß der eingeleiteten Untersuchung als feststehend ergeben hat, lediglich auf den Genuß des omi nösen Kartoffelsalats zurückzuführen. Zu einer gerichtlichen Verfolgung der Angelegenheit liegt kein Anlaß vor. s--j Meißen, 7. August. In Herzogswalde wurde in vergangener Nacht, wie dem „Meißner Tageblatt" be richtet wird, die Tochter des Bäckermeisters Neumeier aus Mohorn durch einen Stallschweizer von einer Brücke in die angeschwollene Triebisch geworfen. Das Mädchen er trank. Der Vater des Mädchens wurde von dem Ver brecher durch Schläge verletzt. — Niederplanitz. 6. August. Vorvergangene Nacht hat sich im sogenannten Hammerwald der Schutzmann Paul Emil Rohleder, am 8. Juli 1874 hier geboren, erschossen. Der Grund zur Tat ist in Familienangelegen heiten zu suchen. Rohleder war zuletzt vier Jahre als Wohlsahrtsschutzmann in Dresden und vorher vier Jahre in Zwickau al- Schutzmann angestellt. — Plauen i. V., 6. August. Unter dringendstem Verdacht, das Simonsche Kind a^s Reichenbach umgebracht zu haben, wurde der Schieferdecker Strobel aus Rodewisch verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis zu Plauen eingeliefert. Strobel ist mit seiner Frau in einen Scheidungsprozeß verwickelt. An jenem Sonntag, 25. Juni, soll Strobel bei den Simonschen Eheleuten gewesen sein, um sich Geld zu verschaffen; seine Bitte wurde im jedoch abgeschlagen. Die Festnahme erfolgte auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft. — Roßwein, 6. August. Die Pilzvergiftung in Ka^vrf-Roßwein in den Familien Lohse und Hanns hat ein zweites Opfer gefordert. Donnerstag abend in der elften Stunde verstarb der 26 Jahre alte Zimmermann Oskar Hanns an den Folgen der Vergiftung — Zittau, 6. August. Große Unterschlagungen hat der Verwalter der der Stadt Zittau gehörigen Johnsdorfer Mühlsteinbrüche, Buchhalter Max Neustadt, zum Nachteil der Stadt Zittau verübt. Die unterschlagene Summe soll gegen 38 000 M. betragen, als Deckung sollen nur etwa 16 000 M. vorhanden sein. Bei den vorgenommenen Revisionen machte Neustadt speziell geltend, daß infolge der Wirren in Rußland, wohin die Erzeugnisse der Johns- dorfer Mühlsteinbrüche hauptsächlich abgesetzt werden, die Gelder schlecht eingingen. Eine seit einigen Tagen im Gange befindliche eingehende Revision seite^ des Stadt rats veranlaßte nun den ungetreuen Beamten nach Bautzen zu fahren und sich selbst der Staatsanwaltschaft zu stellen, worauf seine Verhaftung erfolgte. Neustadt war seit etwa zwanzig Jahren in städtischen Diensten. Pekuniär stand Neustadt ziemlich gut da. Er hatte zuletzt ein jährliches Einkommen von über 3000 M., dazu erbte er vor mehreren Jahren von einer Tante gegen 8000 M. Neustadt ist verheiratet und besitzt zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter, die beide der Schule schon entwachsen sind. Der Schaden, den die Stadt Zittau durch die Unterschlagung erleidet, wird nach den neuesten Mitteilungen insofern herabgemindert, als eine von Neustadt gestellte Kaution in Höhe von 6000 M. mit Beschlag belegt wurde und eine weitere voraussichtliche Deckung im Betrage von 9500 M. vorhanden ist. Born russisch japanischen Kriege. Der Kommandant von Wladiwostok hat im Hinblick auf den Belagerungszustand alle ausländischen Kaufleute aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Einige von ihnen haben die Erlaubnis erhalten, in Chabarowsk zu bleiben. Das „Echo de Paris" meldet aus Petersburg: Die trübe Auffassung über das Zustandekommen des Friedens scheint zu schwinden, da die günstigen Eindrücke, die Witte in seiner Unterredung mit Roosevelt erhielt, das Zustandekommen einer Einigung mit Japan nicht unmöglich erscheinen lassen. Wer da glaubt, daß die Konferenz endgültig fehlschlagen könne, hat ohne die Persönlichkeit Roosevelts gerechnet, der die Augen der Welt auf sich gerichtet fühlt und sich vorgenommen hat, den Frieden zu stände zu bringen. Recht glaub würdig hört man, die Russen erwarten, die Japaner würden Sachalin und eine Kriegsentschädigung fordern. Dann werde Rußland sagen, Sachalin könne den Japanern nur als Faustpfand für den Wert der Kriegs kosten überlassen werden. So habe Rußland die Mög- lichkeit, sich nicht zu der geringsten Geldzahlung zu verpflichten. Erntezeit. Von Valentin Traudt. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) „Hast Du etwa schon gesehen, wie Götter tanzen?" fragte Paul boshaft. „Sie veranstalten wohl oft solche Unterhaltungen? Das muß ja herrlich sein!" „Ach," erwiderte der Pfarramtskandidat und sah über den Bock weg nach den Pferden, die tänzelnd vor dem Wagen gingen, „glauben Sie nur das nicht. Man — man macht das, weil man es eben machen muß, nicht aus lauter Lust und Liebe. Ja, nun und da tanzt man, weil man selbst eingeladen hat und im übrigen nicht, Emil?" Olga blickte den Recht-gelehrten da sehr spitzbübisch an und zerpflückte eine Kornblume. Der nahm auch sofort die Unterhaltung mit einem gewissen Eifer auf. „Freilich gibt's so 'ne und solche und andere, Fräulein. Ich, Fräulein, tanze mit wahrer Liebe zu Grazie und Schwung, und wenn ich gar eine solche Tänzerin im Arm halte wie diesen Winter, dann ist es für mich das höchste Vergnügen!" „Nächst deni Durst, den's dabei gibt, vermutlich!" „Aber Paul, garstiger!" drohte Olga, und Mama blickte erstaunt auf. Was lag nur in dem Ton? „Mit wem hattest Du doch gleich auf dem Arminen- ball das Vergnügen?" fragte Ernestine etwas schnippisch die glutrote Schwester. „Wer kann wohl den Namen so behalten," wich die aus. „Allerdings," meinte der Alte, „es ist gerade, als ob unsereiner die Namen seiner Tänzerinnen alle be halten müßte!" „Unsere „Brüderchen" wissen sie hoffentlich noch?" fragte Ernestine spottend. ,Die Herren da allerdings sind ganz anders in Anspruch genommen, obgleich es ja Tanzkarten geben soll, auf denen sich eine große Schlange von oben bis unten zieht, hinter der nur ein Name steht." „Da sind wir vor Kornheim!" rief nun Paul. Man lenkte in ein Seitentälchen und mH das freundliche Gut mit seinen roten Dächern zwischen den Obstbäumen hervorleuchten. Das Scheunentor war geöffnet und die Innenwände waren mit Tannenreisern und bunten Blumen reich geschmückt. Als man den Wagen verlassen hatte, meinte der Besitzer: „Sie müssen sich nun ganz wie unser alter Pfarrer und unser alter Lehrer in die Ordnung fügen mit Ausnahme dessen, daß es Ihnen unverwehrt bleibt, heute abend ein Tänzchen zu riskieren, wozu die Alten doch schon zu bequem waren." „Tanzkarten gibt es aber hier nicht, Herr Berger, und man darf auch 'mal mit einer andern tanzen", setzte Ernestine noch hinzu. „Paul, Brüderchen, da können wir ausruhen! Endlich mal ein Erntetanz, auf dem man sich amüsieren kann!" Und Karl, welcher kutschiert hatte, reichte mit diesen Worten die Peitsche dem Pferdejungen. Nach dem Mittagsmahl ging es aus einem Stall in den andern, in den Hausgatten, zu den Bienen, an den Karpfenteich und bis zu dem Kiefernschlag, welcher das Tal abschloß. So willige und mit allem ein verstandene Schüler und Gäste hatte Herr Rüdel selten gehabt und er war heiter und ausgelassen, als man sich mit allen Hofleuten zum Abendbrot an die lange Tafel, welche auf dem Hofe ausgestellt war, setzte. Der Kandidat hielt seine Rede beinahe so gut wie der alte Herr Pfarrer und dann begann die Musik. Sanft glitt der liebliche Abend in die milde Sommernacht hinüber. Der Mond stand traulich über dem Tal, dessen Friede nur durch die schrillen Klänge der länd- lichen Geiger und Pfeifer unterbrochen wurde Die Herrschaft hatte den ersten Tanz und ,eS fügte" sich dabei natürlich so, daß Emil und Olga zum ländlichen Ballsaal ging. Er hielt sie fest im Arm und empfand, wie sie sich willig und freudevoll von ihm die kunst vollen Schlangenwege zwischen den tanzenden Paaren hindurch leiten ließ. Von gleichgültigen Dingen kam