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Bezugsbedingungen: M, „vors^ttun-" «jcheiitt j«d«» woch«»t«g Mchmittag» i Uhr mit dem Datum d« folgenden Ta-,5. Die vezugegebühr beträgt I« Mart Bertelfährlich oder b0 pfg. für jeden Monat. Di« ^erfzeitung" ist zu beziehen durch di« katferlichen p^tanstalten, di« Lnndbriktträgrr und durch ^«r« Voten vet freier Lteferung in, Ijau» erhebt di, poft noch di« Luftellung«gebühr von «L pfg. leltgramm.Adr.: Voffzeitung Drei den. Anzeiger für Stadt und Land mit der Vellage: „Illustriertes Sonntags-vlatt" Amtsblatt ' e 's« für die Rgl.Amtshauptrnannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Ugl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Nadebeul. Anzeigen-Preise: Di« «inspaltig« Seil, Ib pfg^ unter „Eingesandt- 40 Pta Unzetg«n<ttnnahmt erfolgt bi, mittag» 12 Uhr. — Annahmestellen lind: Uns«« Seschäftrstrll«, klein« Mech ier Gass« Ur 4, Invaltdendank, Kaasenstetn »Vogler, Nud. Moste, L. Q Daube » Lo. in Leipzig, Frankfurt a. M ; G ltohl in Uesselrdorr: kugo Müchl« in llötzschen» broda, Otto Dtttt i> in Uettze»oorf, Hugo t» Leubnitz-Neuostra, tmil Nollau in Nadebeul, Nnd. Grimm in Dre»den.l0-lfnttz, Friedrich Leuche« dr CvllrdtmbO. Dito NunaLH t» Cotta, Ma? Zeurich in Loschrvttz. Telephon: Vrerden, Nr. 3916. 67. Jahrgang. Dresden, Dienstag, den 8. August 1905. Nr. 182. Da- Neneste. Die sächsische Königsfamilie ist gestern aus Tirol zurückgekehrt und hat im Jagdschlösse Moritz burg Aufenthalt genommen. In Warschau ist jetzt auch das Personal der Transportgesellschaften, ein Teil der Bahnarbeiter und der Kohlendepots in den Ausstand getreten. In Marokko soll zwischen Kaiserlichen Truppen und Anhängern des Prätendenten eine Schlacht ge schlagen worden sein, die vermutlich für die Truppen ungünstig ausgefallen ist. Die günstigen Eindrücke, die Witte in feiner Unterredung mit Roofevelt erhalten hat, lassen das Zustandekommen einer Einigung mit Japan nicht als unmöglich erscheinen. Einen der wesentlichen Differenzpunkte in den russisch-japanischen Friedensverhandlungen wird vermut lich der Streit um den Besitz Sachalins bilden. Alle ausländischen Kaufleute sind im Hinblick auf den Belagerungszustand aufgefordert worden, Wladiwostok zu verlassen. Die Nachwahlen zum Reichstage und der Reichsverband gegen die Sozial demokratie. In die Wahlkämpfe ist seit einigen Monaten Temperament gekommen. Bisher hatten die bürgerlichen Parteien dem leidenschaftlichen Andringen der Sozial demokraten vielfach Bequemlichkeit und Lästigkeit gegen- übergesetzt. Sie haben sich mehr auf die Verteidigung beschränkt und dem Gegner den Angriff gelassen. In den Wahlkämpfen ist aber ebenso wie auf den Schlacht feldern des Krieges der Angriff die stärkere Kampfform. So hat es der Reichsverband übernommen, gegenüber der Sozialdemokratie den Sturmbock zu bilden, hinter dem die bürgerlichen Parteien in die Bresche treten können. Mit welchem Erfolge, haben die Nachwahlen arzeigt: auf das starke Zurückdrängen der Sozialdemo- Katie in Hof und Hameln-Springe folgte der Doppel sieg von Erlangen-Fürth und Oberbarnim. Die Sozial demokratie ist von dem Erfolge dieser ihre Blößen rücksichtslos angreifenden Tätigkeit des Reichsverbandes so überrascht, daß sie sich noch nicht recht in die neu geschaffene Lage hineinfinden kann und nur durch wüste persönliche Angriffe auf die ihnen offen entgegentreten- drn Redner des Reichsverbandes die Besorgnis über ihre Schlappen zu verdecken sucht. Das Unangenehme ist den Sozialdemokraten offen bar die Tatsache, daß sie gewärtig sein müssen, in jeder öffentlichen Versammlung, wann und wo fie auch statt finden möge, sich einem geschulten Gegenredner des Reichsverbandes gegenüber zu finden, der wohl unter richtet, in der sozialdemokratischen Literatur beschlagen und mit der Kampfesweise des Gegners vertraut, in der Lage ist, die planmäßigen Hetzredner mit ihren Un wahrheiten auf den Sand zu setzen. So erging es vor kurzem dem Abgeordneten Bebel im Wahlkreise Erlangen-Fürth vor einer großen Wähler versammlung. Bebel hatte in der Annahme, daß wie bisher kein Gegenredner es wagen würde, ihm gegen- über zu treten, m seiner aufreizenden Rede etwas leickt- finnig diejenigen Tatsachen und Zahlen gebraucht, welche seinen Behauptungen als Unterlage dienen sollten. Als dann der sofort antwortende Gegenredner de- Reichsverbandes ihm die Unrichtigkeit seiner Zahlen und Angaben öffentlich nachwies, verwandelte sich der- anfängliche Scheinerfolg seiner Rede in eine Bebel um so schwerer bloßstellende Niederlage. Die Herren Sozialdemokraten werden eben künftig in ihren Ver sammlungen ihrer Phantasie etwas mehr Zügel anlegen müßen und sich damit allerdings desjenigen Teiles ihrer Agitationstätigkeit begeben, welcher der fruchtbarste war, derjenige nämlich, der auf Fälschung und Uebettreibung beruht. Es ist daher begreiflich, wenn der „Vorwärts" seufzend bekennt: „Gehen wir den Ursachen unserer Niederlage etwas »ach, so ist zu konstatieren, daß der Kampf der Gegner gegen unS ungleich heftiger geworden ist durch daS fstand in Deutsch-Ostafrika. Nun Eingreifen des Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie." Aehnlich betrübt äußert sich die sozialdemokratische Fürther „Bürger-Zeitung" über den WahlauSsall m Erlangen-Fürth. Sie schreibt: „Wir wissen, daß der Erfolg unserer Gegner nicht mit lauteren Mitteln, nicht mit reinen Waffen erfochten wurde, wir wissen, daß sie ohne die unnatürlichsten Bündnisse, ohne die Aufgabe aller Grundsätze, ohne die wenig ehrende Unterstützung des Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozial demokratie, ohne Schmähungen, Verdächtigungen und Fälschungen nicht hätten siegen können." Gerade dieses Zusammenarbeiten der bürgerlichen Parteien mit den rednerischen Kräften des Reichsver bandes hat sich allerorten außerordentlich bewährt. Die bisher oft recht lässige Wahltätigkeit der bürgerlichen Parteien wird belebt, und es wird dadurch, daß der Reichsverband selbst allen parteipolitischen Interessen fernsteht, die Möglichkeit geschaffen, daß Leute, die durch irgendwelche Gegensätze oder Kirchturmsinteressen ge trennt, sich nur schwer verbinden können, auf einen neutralen Boden sich zusammenfinden, und es wird durch das Betonen der gemeinsamen großen nationalen Inter essen eine Grundstimmung geschaffen, welche man mit „nationaler Leidenschaft" bezeichnen könnte. Diese ist der Sozialdemokratie am gefährlichsten, und in Erlangen- Fürth führte sie zu einer ungewöhnlich gesteigerten Wahltätigkeit der bürgerlichen Parteien. Die „Augs burger Abendzeitung" schreibt hierüber: „Niemals ist in unserem Wahlkreise, der sich doch seit mehr als einem Vierteljahrhundert durch besonders heftige Wahlkämpfe auszeichnete, mit solch zäher Energie gestritten worden wie diesmal bei der Reichstagsnach wahl. In der ersten Zeit ging der Kampf im stillen; dann aber, als Redner des Verbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie auf dem Plan erschienen und im Verein mit den Jungliberalen dieselben Orte besuchten, in den Fürther, Nürnberger und Erlanger Genossen gearbeitet hatten, als sie den sozialistischen Rednern, so oft es ging, gegenübertraten, bekam der Kampf rasch ein anderes Gesicht. Eines so wohl organisierten Wider standes hatte sich die Sozialdemokratie nicht versehen." So zeigen die Stimmen von Freund und Feind, daß der Reichsverband, nachdem er begonnen hat, seine vorbereitende, sich selbst organisierende Tätigkeit in praktischer Wahlarbeit fortzusetzen, die geebnetsten Kampfformen und Kampfmittel gewählt hat, mit Hilfe deren das ferne Endziel erreicht werden soll: die Be freiung des deutschen Volkes von der Sozialdemokratie. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser hielt gestern vormittag auf seiner vor Swinemünde liegenden Jacht „Hohenzollern" Gottesdienst ab und erledigte später Regierungsangelegenheiten. Begegnung Kaiser Wilhelms mit König Eduard. In Kreisen, die dem Londner Hofe nahe stehen, verlautet, daß die Zusammenkunft Kaiser Wilhelms mit dem König von England tatsächlich ae- betresfs der Eingeborenen in absehbarer Zeit nicht mehr zu rechnen sei. Das Gebiet von Kilwa war in der ersten Zeit der deutschen Kolonisation in Ostafrika als besonders unruhig berüchtigt. Wiederholt haben die deutschen Truppen in Kilwa selbst mit den Eingeborenen kämpfen müssen, und noch hartnäckiger sind die Kämpfe gewesen, die im Hinterlande von Kilwa mit den Stämmen des Hochlande- zu verschiedenen Malen auS- aefochten werden mußten. Seit einer Reihe von Jahren herrscht indessen in diesen Gebieten volle Ruhe, und gerade da- Gebiet von Kilwa war wiederholt als ge- eignete NiederlassunaSstelle für weiße Kolonisten be zeichnet worden. Hoffentlich bestätigt sich die Annahme des Gouverneurs, daß es sich lediglich um lokale Unruhen handelt. Vielleicht hängt die Bewegung mit der Er hebung der Hüttensteuer, die ja in deutschen wie in englischen Kolonien schon wiederholt zu Streitigkeiten mit den Eingeborenen Anlaß gegeben hat, oder mit ungeschickten Maßnahmen irgend eines Verwaltungs organs zusammen. ES ist jedenfalls zu hoffen, daß die Bewegung keine weitere Ausdehnung gewinnt und im Keime erstickt wird, wenngleich in Ostafrika die Ber ¬ nrieder vorgelegt zu werden. Wenigsten- werden dem Vernehmen nach Erhebungen veranstaltet, die auf die Absicht der Aenderung einzelner Bestimmungen dieses Entwurfes hindeuten. So sind die Handelskammern von der Königlichen Normaleichungskommission ersucht worden, sich gutachtlich darüber zu äußern, ob es an gezeigt erscheint, in der Maß- und Gewichtsordnung die Eichpflicht für Branntweinfässer festzulegen. In den verschiedensten Handelskreisen herrscht die Ansicht, daß, da die meisten Fabrikanten ihre Fässer eichen lassen, eine dahingehende gesetzliche Bestimmung nicht uner wünscht sei, jedoch wird statt der sonst vorgesehenen dreijährigen Nacheichung eine vierjährige als ausreichend erachtet, auch soll sich die erstere häufig wegen der Betriebsverhältnisse nicht durchführen lasten. In den gleichen Handelskreisen wird jedoch betont, daß die Fässer von 180 Liter Inhalt an von dieser Bestimmung auszunehmen seien, da diese häufig vom Auslande kommen und iu gleicher Weise von Inländern weitergegeben werden. Hier würde die Durchführung der Eichpflicht zu erheblichem Schaden führen. Wie die „Neue politische Korrespondenz" mitteilt, werden die Versuche mit Unterseebooten in diesem Jahre verstärkt fortgesetzt. Die Positionen, die dafür in den diesjährigen Marine-Etat eingesetzt werden, sind entsprechend höher als im vorigen. Die Regierung soll beabsichtigen, in den nächsten Wochen eine Verstärkung von 5000 Mann nach Südwestafrika zu senden, und damit die Zahl der dortigen Truppen auf 20 000 Mann zu erhöhen. Der erste Transport, bestehend aus 72 Offizieren und Be amten und 800 Mann, werde schon am 20. August von Hamburg abgehen. Ein Aufstand in Deutfch-Ostafrika. Nun ist auch für unser ostafrikanisches Schutzgebiet plötzlich eine Unterbrechung in der friedlichen und ruhigen Ent wickelung eingetreten, deren es sich schon seit langer Zeit zu erfreuen hatte. Die oft ausgesprochene Zu versicht des Gouverneurs Grafen von Götzen, daß seine Kolonie von den in Südwestafinka herrschenden Unruhen nicht angesteckt werden würde, hat sich leider als zu optimistisch erwiesen. Amtlich wird folgendes bekannt gegeben: Nach einem Telegramm des Kaiserlichen Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika sind unter den Ein geborenen der Matumbiberge nördlich von Kilwa Un ruhen ausgebrochen, deren Veranlassung noch nicht völlig geklärt ist. In dem an der Küste gelegenen Orte Ssamanga sind verschiedene Jnderhäuser von den Ein geborenen verbrannt worden. Zur Unterdrückung der Unruhen, deren lokaler Charakter von dem Gouverneur betont wird, sind die beiden Kompagnien aus Lindi und Dar e- Salam nach Kilwa beordert. — Im gegen wärtigen Zeitpunkte, wo die Kämpfe mit den auf ständigen Eingeborenen in Südwestafrika, die bereits mehr als vierhundert Millionen verschlungen haben, unentwegt fortdauern und ein befriedigendes Ende noch nicht abzusehen ist, wo ferner immer aufs neue HiobS- posten aus Kamerun und aus der Südsee kommen, be- ... , deutet die obige Meldung des Grafen Götzen eine Wilhelms mit dem König von England tatsächlich ge- nichts weniger als erfreuliche Ueberraschung. Man plant ist. Allerlei Schwierigkeiten machen aber, wie hatte bisher angenommen, daß in Deutsch-Ostafrika es heißt, die Ausführung unsicher. dauernde Ruhe hergestellt und mit Schwierigkeiten Diefürdie Durchführung der neuen Handels verträge erforderlichen Vorarbeiten werden m den be teiligten Ressorts der Reichsverwaltung und der Bundes staaten mit aller Energie gefördert und sind dem Abschluß nahe. Die Frage, welche organisatorischen Maßnahmen innerhalb der Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern bei der Ausführung der Neuordnung der zoll politischen Verhältnisse zu treffen sein werden, dürfte ebenfalls in nächster Zeit ihre Erledigung finden. End gültige Entschließungen sind bisher noch nickt gefaßt. Englische Kreuzerfahrt in die Ostsee. Die „Nowoje Wremja" ist der Ansicht, daß die englische Flottendemonstration in der Ostsee sich nicht gegen Deutschland, sondern gegen Rußland richte, welche- zum Nachgeben bei den Friedensverhandlungen ge zwungen werden soll. Die Engländer sollen aber, so fährt das Blatt weiter fort, acht geben, daß sich kein zweiter Hüller Zwischenfall ereignet, falls britische Schiffe ungebeten in den finnischen Schären erscheinen sollten. Der während der letzten Tagung de- Reichstages unerledigt gebliebene Entwurf einer neuen Matz- und Gewichtsordnung scheint nicht in ganz gleicher Fassung