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AmMche Wekcrnntmcrchungen. Das im Grundbuche für Tolkewitz Blatt 276 auf den Namen Ernst Gustav Aoack eingetragene Grundstück soll am 10 Ivos, vormittags 9 Uhr, « der Gerichtsstelle, Lothringer Straße 1, I, Saal 131, im Wege der Zwangsvollstreckung ersteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 10,s Ar groß und auf 62000 M. geschätzt. Es besteht aus einem Wohngebäude mit Garten und liegt in Tolkewitz, BiSmarck- Pratze 43. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grund stück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. (Zimmer 130.) Dresden, den 10. Juni 1905. b Lu. 41 Ob. Nr.^.K-nigticheS^AmtSgericht, Abt. IH (476) Das im Grundbuche für Niedersedlitz Blatt 185 auf den Namen der Handels gesellschaft in Firma Knobtich Lt Peschel in Großzschachwitz eingetragene Grundstück soll am Ävn LI. ISNS, vormittags 10 Uhr, an der Gerichtsstelle, Lothringer Straße 1, I, Zimmer 69, im Wege der Zwangsvoll streckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche >11/) Ar groß und auf 65000 M. geschätzt. Uebcr einen Teil des Grundstücks schwebt ein Enteignungsverfahren, das noch nicht ab geschlossen ist. Es besteht aus einem freistehenden Wohngebäude, Hofraum und GlUten und liegt an der Bismarckstraße Brand-Kataster Nr. 46 6 in Niedersedlitz. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grund stück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. (Zimmer 129.) Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke find, soweit sie zur Zett der Ein- tragung des am 18. April 1905 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grund buche nicht ersichtlich waren, spätestens im Bersteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berück sichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden auf gefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Ein stellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungs- erlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Dresden, den 26. Juli 1905. 4 2s 48 05 Nr 3 Königliches Amtsgericht, Abt. UI. s477j Auf dem die Firma I2nx«Il»»i»«1t in Dobritz betreffenden Blatte 9664 des Handelsregisters ist heute eingetragen worden, daß die Firma erloschen ist. Dresden, am 28. Juli 1905. 1 ä Keg. 3169 05. Königliches Amtsgericht, Abt. IU. (478) In das Güterrechtsregister ist heute eingetragen worden, daß der Kunst- und Handelsgärtner Conrad Julius Müller in Klotzsche, Königsbrücker Straße 54 pt, und dessen Ehefrau Clsa Hulda Müller geb. Kirbacd durch Vertrag vom 26. Juli 1905 Gütertrennung vereinbart haben. Dresden, am 27. Juli 1905 2 kex. 1159 05 Königliches Amtsgericht, Abt. III. (479) Von, russisch japanischen Kriege. Auf der Insel Sachalin breiten sich die Japaner, ohne durch die schwachen russischen Ab teilungen ernstlich aufgehalten zu werden, schnell weiter nach Norden aus. Auch der wichtigste Punkt der Westküste, am sogenannten Tatarensund, ist jetzt in ihre Hände gefallen. Eine große japanische Streitmacht landete bei Alexandrowsk auf Sachalin, nachdem die Flotte die Gegend rekognosziert hatte. Die Stadt wurde ohne Widerstand genommen und die japanische Flagge gehißt. Die Truppen rücken weiter nach dem Norden der Insel vor. Am 24. Juli um l Uhr nachmittags landeten japanische Torpedobootszerstörer ein Bataillon in der Bucht von Castries, besetzten den Leuchtturm und hißten die japanische Flagge. Nach den neuesten Meldungen wird bei den Friedensverhandlungen Wladiwostok in der Tat eine Rolle spielen. Doch nicht in dem Sinne, daß die Schleifung der Festung verlangt wird, eine Forderung, die allerdings von einigen Heißspornen ebenfalls er hoben worden ist. Es dürfte sich vielmehr nur um die Bedingung handeln, Wladiwostok wieder zum Freihafen zu machen, wie es die Stadt schon früher gewesen. — Der gestern aus New Jork gekabelten Meldung, wonach Sato) einer der japanischen Unterhändler, gesagt haben soll, Japan verlange in der Mandschurei nur die offene Tür, steht man in diplomatischen Kreisen skeptisch gegen über. So billige Bedingungen dürfte Japan denn doch nicht stellen. Als zutreffend wird die Nachricht erachtet, daß die Japaner Sachalin fordern werden. Im übrigen glaubt man, daß der Friede zu stände kommen werde, und stützt diese Meinung darauf, daß sich in Witte seinerzeit auch die Ueberzeugung verkörpert habe, Rußland solle seine Hände von der Mandschurei und Korea fort lassen. Dee Garantie für einen dauernden Frieden, zu dem die Verhandlungen führen sollen, erblickt aber Japan in einem rückhaltlosen Bekennen Rußlands zu diesem Witteschen Programm, und indem der Zar Witte selbst entsandte, zeigte er an, daß Rußland von nun an bereit sei, sich auf den Boden dieses Programms zu stellen. Bezirksausschuß der Kgl. Amtshaupt mannschaft Dresden-Neustadt. In der am heutigen Freitag von vormittags 11 Uhr an unter dem Vorsitz des Herrn Amtshauptmann Geh. Regierungsrat v. Craushaar abgehaltenen 14. öffentlichen Sitzung wurden genehmigt bezw. zur Befürwortung emp fohlen: das Gesuch des Ortsarmenverbandes Lindenau um Bewilligung eines Verpflegbeitrages aus den Mitteln der König-Albert-Jubiläums-Stiftung für die im Bezirks- firchenhause zu Leuben untergebrachte Äuguste Ida Hecht, das Gesuch um Erbauung einer elektrischen Straßenbahn von Dresden-Arsenal über Klotzsche nach Lausa-Weix dorf, die Ausbezirkung einer kleinen Fläche vom Revier teile des Langebrücker Forstreviers aus dem selb- ständigen Gutsbezirke „Staatsforstrevier Langebrück" und Vereinigung derselben mit dem Gemeindebezirke Lange brück, die Bauordnung für Blasewitz, die Dismembration des Grundstücks Blatt 20 des Grundbuchs für Schull witz, die Lieferung bestellten Eise- an den Sonntagen in der Zeit von '/,6 bis '/,9 Uhr und von 11 bis 1 Uhr, die Feuerlöschordnung der Gemeinde Rschwitz, die all gemeine Anordnung über das öffentliche Anschlagwesrn in den Gemeinden Lausa mit Friedersdorf, Weixdorf lnd Gommlitz, die Ausbezirkung einer Fläche des Hillnitzer Forstreviers aus dem selbständigen Guts- bezirke „Staatsforstrevier Pillnitz" und deren Hinzu- schlagung zum Gemeindebezirke Liebethal, das Gesuch des Tanzlehrers Alschner in Dresden-Cotta um Rachlaß von Bestimmungen über die Erteilung des Tanz- «terrichts, das Ortsgesetz über den Teilbebauungsplan der m den Gemeinden Oberlößnitz und Wahnsdorf ge legenen Panoramastraße sowie deren sonstige Rechtsverhält- ttfse lHennickeS Planung) mit Ausnahme von tz 19 des OrtSgesetzeS und das OrtSgesetz über das Wasserwerk der Gemeinde Hosterwitz. Kenntnis genommen wurde von der Dankesabstattung für die einem ehemaligen Bediensteten der Bezirksanstalt Leuben gewährte außerordentliche Bei hilfe und von der Abstandnahme von der Einziehung des alten Kleinwolmsdorf-Arnsdorfer Kommunikationsweges, während zurückgestellt ward das Gesuch F. Eduard Bilz in Radebeul um Erlaubnis zum Ausschank von „Bilz- Limetta" und „Bilz-Brause" in der Kantine seines Luft- und Sonnenbades. Hinsichtlich weiterer Maßnahmen zur Bekämpfung der Tuberkulose nahm man Kenntnis von der Berichterstattung des Herrn Schnorr v. Carolsfeld, die dahin ging, daß im alten Siechenhause Räume zur Aufnahme von Tuberkulosen nicht vorhanden sind. Man beschloß bei der Kgl. Amtshauptmannschaft anzufragen, ob das von der- selben neu zu errichtende Siechenhaus diesseits mit benutzt werden kann, bis hinreichender Raum für solche Kranke vorhanden ist. Auf Grund einer Anregung von der Amtshauptmannschaft Pirna hinsichtlich des polizeilichen Meldewescns soll derselben Kenntnis von dem hiesigen Abmcldeformulare gegeben werden. In Bezug auf die Regelung des Schornsteinfegerwesens sprach man sich da- hin aus, in Zukunft die erledigten Schornsteinfegermeister posten nicht ohne weiteres den Witwen zu übertragen, sondern öffentlich auszuschreibcn, auch eine gerechtere Ein teilung in den einzelnen Bezirken einzurichten und aus den 8 bisherigen in Zukunft 9 Kehrbezirke zu schaffen. In Schank- usw. Konzessions-Angelegenheiten fanden Ge nehmigung die Gesuche der Weinstubenbesitzerin Selma verehel. Bierstedt in Loschwitz, von Max Koch inKlotzsche, des Bäckermeisters Heinrich Schnöder in Bühlau, Koch in Klotzsche (beschränkt bis abends 10 Uhr im Sommer), Max Barchmann in Eisenberg-Moritzburg, Schankwirt Hermann Moritz in Krieschendorf, Schankwirt Löwe in Blasewitz (bedingungsweise), Max Riemer in Nieder- poyritz (nur für den bisherigen Umfang, ohne Erweiterung), während dagegen mangels Bedürfnisses bezw. wegen un- genügender Lokalitäten Abweisung erfuhren die Gesuche von Frau Emma Starcke in Wallroda (Stadt Stolpen), Wilhelm Eckert in Dobritz, das Gesuch des Schankwirts Weise in Blasewitz (Schillergarten), Frau Martha ver- ehelichte Bräsel in Lausa. In geheimer Sitzung wurden behandelt die Schank- usw. Konzessionsgesuche von Max Schumann in Weißer Hirsch und von Robert Wartner ebendort, das Gesuch des Männergesangvereins „Eintracht" m Radebeul um Eintragung in die Vereinstanzliste, sowie das Gesuch um Gewährung einer Beihilfe zu den Kosten der Unterbringung eines Kindes im Institute für Infektionskrankheiten zu Berlin. — Schluß der öffentlichen Sitzung um 3 Uhr. Vermischtes. * Unterbrochene Automobilfahrt des Fürsten von Bulgarien. Fürst Ferdinand von Bulgarien hat auf einem Automobilausflug von Koburg nach Bamberg einen unangenehmen Zwischenfall erfahren. Er wollte, wie dem „B. T." gemeldet wird, einen telegraphisch an gekündigten Besuch bei dem Oberbürgermeister von Bamberg machen. Hierbei haben Schutzleute, die den Fürsten Ferdinand nicht kannten, sein Automobil angehalten und die Personalien der Insassen festgestellt. Es lag die Nach- richt vor, daß ein Bauer im Jtzgrund durch ein durch fahrendes Automobil verletzt worden sei. Der Fürst, der sehr entrüstet war, führte den Besuch nicht aus, sondern begab sich sofort nach Koburg zurück. Er will von dem Zusammenstoß nichts wissen. * Beispiellos rohe Tierquälereien, die ein 21 jähriger Pferdeknecht aus Wut über seine vom Arbeit geber nicht anerkannte Kündigung verübte, fanden am Dienstag vor der Aachener Strafkammer ihre gerechte Sühne. So hatte der Angeklagte, wie der „Boss. Ztg." telegraphisch gemeldet wird, einem Pferd einen übermeter langen spitzen Gegenstand (wahrscheinlich einen mit eiserner Zwinge versehenen Stock) durch das Maul in den Schlund getrieben, wodurch das Tier schwere innere Verletzungen erlitt und nach tagelangen fürchterlichen Schmerzen einging. Der Staat-anwalt beantragte fünf Monate Gefängnis. Der Gerichtshof verurteilte jedoch den bisher unbestraften Angeklagten zu einem Jahr Gefängnis bei sofortiger Ver haftung. * Verzweiflungskampf mit Dienstmädchen. In den Bereinigten Staaten ist die Dienstmädchenfrage eine soziale Frage geworden Es gibt dort so manches Ehepaar, das für teures Geld im Hotel wohnt, nur um nicht im ,.kome" von anspruchsvollen Dienstmädchen zur Verzweiflung oder gar zum Selbstmord getrieben zu werden. ..Zervgntr;" und „lackies maicks ' find jenseits des großen Ententeiches von einer sprichwörtlich gewordenen Frechheit; der sogenannte Dienst besteht eigentlich nur aus Ausgehtagen, und wenn das „Mädchen für alles, nur nicht fürs Dienen" zufällig keinen Ausgehtag hat, hat es wenigstens Empfangs tag. In einem dieser Tage in Paris eingetroffenen Briefe schildert eine junge Französin, die vom Schicksal nach San Franzisko verschlagen worden ist, sehr amüsant ihre wahrhaft heroischen Kämpfe mit Dienstmädchen: „Als ich hier ankam", schreibt sie, „fand ich eine 60jährige Mar seillerin vor, der mein Gatte 1 Dollar finden Tag zahlte. Nach zwei Monaten gab sie den Dienst auf, um in der Stadt ein „Hotel pru m" zu eröffnen. Mein Mann brachte mir dann aus dem Vermietungsbureau eine alte, große, fabelhaft dicke Dame aus Bordeaux, deren stechendes Auge mit einem einzigen Blick die arme kleine Französin ohne Krallen und Schnabel durchbohrt hatte; wie hätte ich auch den Kampf aufnehmen können mit diesem riesenhaften Küchendragoner, der drei Reisen um die Welt und vierzehn Jahre Kalifornien in die Wagschale werfen konnte? Am dritten Tage schon hielt mir das Riesenweib folgende kleine Rede: „Madame, wenn Sie Gewicht darauf legen, so oft in die Küche zu kommen, gehe ich noch heute. In Amerika kümmert sich keine Dame um so was, und die Köchinnen verzichten gern auf den guten Rat der Gnädigen. Kocht man nicht nach dem Geschmack der Herrschaft, so wird es einem ruhig gesagt; man zieht dann noch an demselben Tage, und es ist ..all rixkt!" Ich ließ mir das gesagt sein und schloß beide Augen, um die wahnsinnige Wirt- schäft, die die amerikanisierte Landsmännin eingeführt hatte, nicht mitansehen zu müssen. Die Holde aus Bordeaux bekam monatlich 175 Francs und machte, wie jede ameri kanische „Schürze", zur Not das Essen fertig; dann fegte sie die Küche und das Eßzimmer aus, wusch ihre Leib wäsche und ging in den Garten, um in der Hängematte Siesta zu halten und zuzusehen, wie ich weiter arbeitete. Nach acht Tagen schon „zog" sie, weil eine meiner Töchter die Küchentür geöfftiet hatte. (Wir kennen einen Herrn, dem seine Köchin verboten hat, im Eßzimmer zu rauchen.) Eines Tages schickte mir im Bureau „Albert" die Ver- Mieterin eine elegante Blondine im marineblauen Schneider- Neid in den „Salon"; das Fräulein nahm mir gegenüber Platz, musterte mich, offenbar äußerst belustigt, mit kritischem Blick von oben bis unten und sagte irouisch-heiter: „Nun?" „Sie sind Köchin und Französin, mein Fräulein", begann ich schüchtern. „Würden Sie gern zu mir nach L . . . hinaus kommen? — Sie: „Ich gestehe, daß ich mich nur schwer entschließen könnte. Sie geben, wie ich höre, monatlich nur 35 Dollars, und ich habe bisher nur in guten Häusern gearbeitet, wo man 40 bis 60 Dollars zahlt." — Ich, kampflustig: „Frau Albert hat sich sicher geirrt, als sie von 35 Dollars sprach, ich gebe nämlich nur 30!" — Sie: „Und finden für dieses Geld Damen, die bei Ihnen arbeiten?" — Ich: „Natürlich, mein Fräulein; im vorigen Monat hatte ich eine Pariser Köchin, der ich sogar nur 25 Dollars zahlte." — Sie: „Armes Geschöpf! Muß die in Not gewesen sein, um sich für einen solchen Spottpreis an den Bratofen zu stellen! Ich sehe schon, wir werden nicht zusammenkommen. . ." Meine Schöne erhob sich, nickte herablassend und rauschte hinaus, indem sie mit ihrer Schleppe den Teppich fegte." * Russische Richter. Auch in RuKand gibt e-, trotz allem, was man über die russische Korruption in letzter Zeit hören muß, noch gerechte Richter, wenn auch diese Gerechtigkeit, den herrschenden Verhältnissen entsprechend, einen eigentümlichen Beigeschmack hat. Der Kaufmann Apraxin hatte einen besonders wichtigen Prozeß mit dem Kaufmann Bobrikin. Der Richter aber war de- Apraxin bester Freund, und da man auch in Rußland Freundschaft zu halten weiß und des Apraxin Sache zu allem Ueber-