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Seite 4. gesetzten Diebstahls und Betrugs gegenüber Untergebenen, und wegen Verleitung eine- Postens zur Pflichtverletzung zu viermonattgem Gefängnis, Degradation und Versetzung in die zweite Klaffe deS Soldatenstandes. — BreSlau. Bei dem ersten Hallenbau des hiesigen Hauptbahnhofes stürzte gestern nachmittag ein Gerüst zu sammen. Drei Schlosser wurden schwer und einer leichter verletzt. Die übrigen Arbeiter retteten sich durch Ueber- springen auf ein Nachbargerüst. — Glog au. Graf Pückler-Klein-Tschirne sollte sich gestern vor dem hiesigen Gericht wegen Nötigung und Bedrohung des Vogtes eines benachbarten Gutes und der Gutsleute zum zweiten Male verantworten. Der erste Termin im Januar mußte wegen Nichterscheinens de- Grafen vertagt werden. Auch gestern war der Angeklagte nicht erschiene«. Da- Gericht hat seine Verhaftung beichloffen. — Pforzheim. Da-Automobilunglück des Prinzen Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach ist bei der Eisenbahn stelle Engel-brand bei Neuenbürg erfolgt. Dem Prinzen wurde die erste Hilfe vom Oberamttnann in Neuenbürg geleistet. ES wurde dann ein Wagen von Wildbad requiriert, mit dem der Prinz nach Ludwig-burg weiter befördert wurde. Im Wagen de- Prinzen befanden sich noch drei Herren und der Chauffeur. — Trier. Der Arbeiter Mühlenbach in Frau- lautern, der seinen Vater, welcher das Leben der Mutter bedrohte, erschossen hat, wurde au- der Untersuchungshaft entlassen. " — Nordhausen. Von den Sommergästen in Hohe geiß erkrankten nach dem Genuß einer Speise im Hotel 40 Personen unter Vergiftung-symptomen. Beim Hotel personal find ähnliche Krankheitsfälle festzustrllen. Zwei Aerzte aus Benneckenstein find zu Hilfe geeilt. — Frankfurt a. M. Gestern nachmittag um 4 Uhr ist am Hauptbahnhofe ein Schwebegerüst eingestürzt. Drei Handwerker stürzten 35 Meter tief hinab; sie wurden schwer verletzt und starben auf dem Wege zum Krankenhause. Es find zwei Schlaffer und ein Weißbinder, welcher Vater von sechs unmündigen Kindern ist. Die Unfallstelle ist vollkommen abgesperrt. Die Ursache der Katastrophe ist, daß der Hauptbalken alt und nur genagelt war. Die Arbeit auf sämtlichen Schwebegerüsten ist eingestellt worden. — Memel. Am Mittwoch ertranken beim Segeln auf dem Kurischen Haff infolge Kenterns des Bootes zwei Personen, darunter der hier zu Besuch weilende Primaner Baldamus aus Posen. Der Bootsjunge konnte sich durch Schwimmen retten. — Prag. Während des Feldzuges im Jahre 1849 erhielt der Artillerist Franz Schorm aus Jungbuch eine Kugel in den Oberarm, die man nicht entfernen konnte. Seit den 56 Jahren drückte sich die Kugel durch das Fleisch und liegt nun leicht unter der Haut. Der 80 Jahre alte Veteran will sich aber mit der Kugel beerdigen lasten und läßt sie nicht entfernen. — Bozen. Anton Mair aus Brixen stürzte beim Edelweißsuchen im Valserthal ab und wurde tödlich verletzt. — Nancy. Gestern stürzte eine Holzbrücke des Festungsrayons Lucoy bei Toul infolge Ueberlastung ein. Sieben Arbeiter wurden in eine Grube geschleudert und durch nachstürzende Erbmassen schwer verletzt. Ein Ar beiter erlag bereits den Verletzungen. — Liverpool. Auf dem Waterloo-Bahnhofe stießen zwei Züge zusammen. Mehr als 20 Personen wurden getötet und viele verwundet. Der Zusammenstoß wurde dadurch herbeigeführt, daß der elektrische Expreßzug, der mit einer Geschwindigkeit von 40 bis 50 Meilen in der Stunde fuhr, infolge falscher Weichenstellung auf mehrere leere, auf einem Nebengeleise stehende Züge fuhr. Der erste Wagen des Expreßzuges, in dem 25 Passagiere saßen, wurde gänzlich zertrümmert. 20 waren sofort tot, der Rest verwundet unter den Trümmern begraben. Die Linie, auf der sich der Unfall ereignete, war die erste, die für den elektrischen Fernverkehr in England er öffnet war. — New York. Der Passagier des hier' einge troffenen Dampfers „Main" Hermann Schadow ist ver- „So wahr ich hier stehe, das ist ja Galle!" rief Stahl im höchsten Grade überrascht aus. „Galle!" wiederholte der Schloßverwalter, offenbar stark zweifelnd, „wie sollte der alte Mann hier herauf kommen?" „Ich babe Ihnen doch schon früher gesagt, daß der Kerl behende wie eine Katze ist," entgegnete der Maler. „Natürlich hat er auch das Feuer angelegt. In seiner Wut darüber, daß er die Papiere nicht erwischt hat, wollte er das Schloß in Brand stecken." „Jawohl, daS ist Galle!" erscholl eine heisere Stimme oben von der höchsten Balkenlage. „Und das verwünschte Schloß wird trotzdem in Flammen auf gehen. Zwar yabe ich das Testament des Obersten nicht gefunden, aber dafür werde ich sorgen, daß Ihr keinen Schilling von dem Gelbe des alten Hallunken erhaltet!" „Der Mensch muß ja verrückt sein! Versuchen wir, daß wir ihn herunterschaffen, ohne daß er sich den Hals bricht," rief der Apotheker aus. Inzwischen hatte der Sergeant die Spitze des Turmes erreicht und balanzierte letzt auf einem Balken zu Galle hinüoer. „Bleibt von mir, Sergeant!" schrie dieser rasend. „Seiner von Euch soll eS wagen, Hand an mich zu legen! Vorher sprenge ich mich selbst mit dem Turm und Euch alle in die Luft!" Und blitzschnell zog er aus seiner Tasche ein kleine- Paket, besten Umriste im Halbdunkel niemand genau unterscheiden konnte. Mit einer kurzen Bewegung strich er ein Schwefelholz an und näherte eS dem Paket, und gleichzeitig rief er stolz : „So fahr' zur Hölle, verdammtes, altes Räuber „Sächsische Dorszeitung." — 29. Juli 1905. haftet worden unter der Anschuldigung, einer Bank in Bremen die Summe von 10 000 Dollars veruntreut zu haben. Handel, Industrie und Verkehr. 8 Hartgußwerk und Maschinenfabrik (vor- mal- K. H. Kühne L Co.), Aktiengesellschaft in Dresden. Die Versammlung von Inhabern von Teil schuldverschreibungen, in der 306 000 M. Kapital durch 5 Obligattonäre vertreten war, genehmigte die vor geschlagene Tilgung und Löschung der Amortisationshypothek im ursprünglichen Betrage von 200 000 M, sowie die Aufnahme einer festen, mit 4'^ "/<> verzinslichen Hypothek in Höhe von 250 000 M. Ferner wurde beschlossen, die planmäßige Tilgung der jetzt noch im Betrage von 434000 M. im Umlauf befindlichen Teilschuldverschreibungen bi- zum Jahre 1909 auszusetzen. Eingesandt. Ein Probewaschen im Erbgericht zu Klotzsche veranstaltete vorgestern die Firma Bruno Knittel, Dresden- Altstadt 19. Zahlreiche Interessenten wohnten demselben bei, um sich von der vorzüglichen Leistung der paten tierten Schnell-Dampf-Waschmaschine selbst zu überzeugen. Die Maschine will bezwecken, daß die werten Hausfrauen ihre Wäsche im Hause waschen sollen. Durch originelle Aenderungen wird die mangelhafte Um- und Durchspülung bisheriger Konstruktionen der Dampfwasch maschine vermieden. Die Trommel hat rillenförmige Quer stäbe, welche wasserschöpfend wirkW und bei der Um drehung ihren siedenden Inhalt nochmals auf die Wäsche gießen, und so durch intensive Um- und Durchspülung lebhafteste ungehinderte Zirkulation der siedenden Seifen lauge und des Dampfes und ganz zwangloses Durch einanderfallen der Wäsche eine blendend weiße Wäsche liefert und durch die Rillen nicht liegen bleibt und die Löcher nicht verstopft. Die Marke „Waschfrau" gewährt eine Ersparnis an Feuer und Waschmaterial, bewährt sich auch glänzend bei Gasfeuerung. Die Firma Bruno Knittel ist auf den Vorteil ihrer Kunden bedacht, und liefert die Maschine auf Probe, um sich vor dem Kauf im eignen Haushalt von der Vorzüglichkeit selbst zu überzeugen. Man versäume daher nicht, sich an die Firma zu wenden, und sich eine Maschine auf Probe stellen zu lasten. Vermischtes. * Der 100. Geburtstag eines Pfarrers. Der Senior der Geistlichkeit der Provinz Sachsen, vielleicht der ganzen Monarchie, Pastor emer. Gersdorf in Weinberge bei Liebenwerda, feierte am 26. Juli seinen 100. Geburts tag. Gersdorf studierte in Wittenberg und in Halle und folgte im Jahre 1846 seinem Vater im Pfarramte zu Ahlsdorf bei Eisleben, das er fast 48 Jahre lang treu verwaltet hat. Nach seiner 1893 erfolgten Pensionierung zog er zu seinen Kindern nach Weinberge. Am 2. Dezem- ber 1899 feierte er, der erst im 43. Lebensjahre sich ver heiratete, das goldene Ehejubiläum. Neueste Telegramme. — Petersburg, 28. Juli. Ter Minister des Innern, Bulygin, hat die Herausgabe der Zeitung „Nowosti" auf die Dauer von zwei Monaten verboten. — London, 28. Juli. Unterhaus. In der Beratung des Budgets des Kolonialamtes kritisieren die Redner der Opposition die neue Verfassung Transvaals und sprechen sich dafür aus, der Kolonie ausgedehnte Machtbefugnisse zu geben. Sekretär Lyttleton erklärt, es sei die Absicht der Regierung, nach und nach die Gegensätze der Raffen auszugleichen. Wenn man der Kolonie zu einer Zeit, wo die durch den Krieg hervorgerufene Stimmung noch vorherrschend war, größere Macht befugnisse gegeben hätte, würde der Gegensatz der Raffen noch verschärft worden sein. Zur Unter- stützuug seiner Ausführungen wies er auf das Vor- gehen der Burenvereinigung „Het Volk" in r>cr letzten Zeit hin. — London, 28. Juli. Oberhaus. Der Herzog von Devoushire beantragt eine Resolution, die die Politik eines GeueraltarifS und der ans NahruugSmittelzölle begründeten Bevorzugung -er Kolonien verwirft. Er beklagt sich über die Zioet» deutigkeit der Zollpolitik der Regierung und über die politische» Beziehungen zwischen Balfour mrd Chamberlain und spricht die Meinung aus, daß De Regierung bei den allgemeinen Wahlen eine Nieder lage erleiden werde. Der Herzog von Devonshire fragt ferner an, ob die Regierung beabsichtige, ihre eigene Politik zu verfolgen oder ob sie zugcbe, daß ihre eigene durch die Chamberlaiusche Politik ver drängt werde« werde, die eine ganz andere wäre. Sir Robertson drängt die Regierung, eine deutliche Erklärung abzugeben. Marquis LanSdowne ver teidigt Balfours Politik uud sagt, wenn Nahrung-« Mittelzölle überhaupt in Frage kämen, würde er nicht länger Mitglied der Regierung bleiben. Schließlich wurde der Antrag auf unbestimmte Ber» taguug der Verhandlung, der von der Regierung unterstützt wurde, mit L21 gegen 57 Stimmen an- genommen. — Christianta, 28. Juli. I« der gestrigen Nachmittagssitzung des StorthingS legte die Re- gierung den Entwurf betreffend die VolkSabstimmung uber die Unionsaufhebung vor. Die Abstimmung soll am 13. August m derselben Weise wie die letzte StorthingSwahl und nach denselben Wahl listen erfolgen. Der Regierungsenttvurf wurde einem Sonderausschuß überwiesen, der sofort zu- sammentrat. — Bukarest, 28. Juli. Die „Agence Ron- maine" dementiert sehr entschieden die Meldung, daß die rumänische Regierung zwei Sozialisten, die sich an Bord des „Potemkin" befunden hätten, an die russische Regierung ausliefern würde, und sügt hinzu, die Regierung habe nicht einmal gewußt, daß Sozialisten an Bord des „Potemkin" gewesen seien. — Oysterbai, 28. Juli. Baron Komura und der- japanische Gesandte Takahira kamen gestern hier an, frühstückten beim Präsidenten Roosevelt und kehrten abends nach New Kork zurück. — Tokio, 28. Juli. Die Kaufmannschaft von Tokio gab gestern abend ein Diner nach japanischer Art zu Ehren des Staatssekretärs Taft und Miß Alice Roosevelt. Der russisch - japanische Krieg. — Petersburg, 28. Juli. Meldung der Petersb. Telegraphenagentur. Nach einem Tele gramm aus Wladiwostok hat der dortige Höchst kommandierende in anbetracht der militärischen Verhältnisse angeordnet, daß dem Kommandanten alle in der Festung befindlichen Land- und See streitkräfte unterstellt werden. — Washington, 28. Juli. In gut unter- richteten Kreisen heißt es, Japan verlange die Reutralifierung Wladiwostoks und sei zur Gegen leistung bereit, die Befestigung Port Arthurs zu unterlassen. — Washington, 28. Juli. In diploma tischen Kreisen verlautet gerüchtweise, Komura habe, ehe er den Posten eines FriedenSunterhändlers an genommen habe, folgende Bedingungen gestellt: Vor Beginn der Konferenz müsse eine neue japanische Anleihe ausgenommen werden, um den Krieg fort setzen zu können, falls die Verhandlungen scheitern sollten, ferner müsse Sachalin besetzt fein und der Vormarsch auf Wladiwostok begonnen haben, sowie ein entscheidender Schlag in der Mandschurei er folgt sein. nest, mit all deinen Geheimnissen. Geh' in Flammen auf und — verdammter Schurke!" Dieser letzte Ausruf aalt dem Sergeant, der in demselben Augenblick mit sicherer Hand einen Schlag auf Galles Arm richtete. Eine glühende, sprühende Lunte fiel von oben herunter und landete m einem vollen Waffereimer, wo sie sofort erlosch. Später zeigte eS sich, daß die Lunte in einer karduseartigen mit feuer gefährlichem Sprengstoff gefüllten Papierhülle steckte, die sicher viel Unheil angenchtet hätte, wenn das Ganze nach der Berechnung des alten Schurken gegangen wäre. Jetzt war sein Racheplan vernichtet und er selbst stand ohnmächtig dort oben. Mit schwankenden Schritten bewegte er sich nach der Turmluke, aus der er scheinbar springen wollte. Plötzlich stolperte er aber, und mit einem entsetzlichen Angstschrei stürzte er von einer Balken lage zur anderen, wie ein angeschossener Vogel von Zweig zu Zweig, bis er schließlich auf dem harten Fuß boden der Türenkammer mit gebrochenen Gliedern und einer klaffenden Wunde am Hinterkovf unbeweglich liegen blieb. Es war ein entsetzlicher Anblick! Die Leiche wurde auf eine Bahre gelegt und fort geschafft. Neben ihr fand man eine alte, vergriffene Brieftasche, die jedenfalls Galle gehört hatte und beim Sturz aus der Brusttasche gefallen war. Der Schloß verwalter nahm sie an sich, und in gedrückter Stimmung machte sich die kleine Gesellschaft auf den Heimweg. Zu Hause angekommen, schrieb der Schloßverwalter erst seinen Bericht über dar soeben Erlebte, dann ver sammelte sich die Familie und ihre Gäste im Arbeits zimmer des SchloßverwalterS, wo dieser Galles Brief tasche und die oben im Turm gefundenen zwei Briefe vor sich ausbreitete. Der Schloßverwalter bat die Herren, eventuell als Zeugen zu fungieren. Zuerst öffnete er das Taschenbuch des ehemaligen Leibchirurgen. Es enthielt in seiner ersten Abteilung eine bedeutende Summe Geldes und mehrere wichtige Geschäftsbriefe. In einem zweiten Fach fand man einen von der Behörde in Bombay ausgestellten, auf den Namen des Arztes und Leibchirurgen Jörgen Galle lautenden Paß und aus einem dritten zog der Schloß verwalter das Todesattest für die am 3. September 1847 in Madras gestorbene Gattin des Arztes und Chirurgs Galle, Jutta geb. Lerche. „Also war die Nachricht von ihrer Heirat mit dem Schurken doch wahr!" rief Hagen heftig auS. „Wie konnte sie sich nur mit diesem Ungeheuer ver binden? Ja, jetzt verstehe ich voll und ganz den letzten Brief, den ich von ihrer Hand sah! Sie müssen nämlich wissen, liebe Freunde, daß ungefähr sechs Jahre nacy Juttas Hochzeit eines schönen Tages der Kapitän eine» Ostindienfahrers Astrid und mir einen kleinen Knaben brachte. ES war unser Svend. Gleichzeitig übergab er mir einen Brief von Jutta, in welchem sie uns und Stahls eindringlich bat, sich ihres Sohnes anzunehmen, den sie unter den Verhältnissen, in welchen sie lebte, weder bei sich haben durste noch konnte. Weiteres sagte sie nicht, docy begriff ich sehr wohl, daß sie sehr traurige sein müßten, denn gewiß war eS ihr kein Leichtes, sich von ihrem Kinde zu trennen, daS sie aller Wahrschein lichkeit nach nie Wiedersehen würde. Doch jetzt denke ich, daß wir am besten daran tun, wenn wir unS dem Testament und den übrigen Papieren de- Obersten zuwenden. sSchluß folgt.) brr I.