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Vaud« » <lo. in Leipzig, Frankfurt a. M.; G ltohlinlteN«l»dor': Hugo Mitchler in ltd-schen. broda, <vtto Vitirich in Neitzenüorf, Hugo Goitz in Leutmitz-Neuostra, Lmil Nollau in Nadebeul, ktttd. Grimm in vrerden-Wölfnitz, Friedrich «leuch«» in Lossebaud«, Vtto llunath in Lotta, Ma, 5««tch in Loschwitz. Telephon: Dresden. Nr. 2916. Nr. 166. Dresden, Donnerstag, den 20. Juli 1905. 67. Jahrgang. Das -Neueste. Der Kaiser hat für die durch eine Flut zerstörte Stadt Guanajuato in Mexiko einen Betrag von 1000 M. gespendet. Herzog Karl Eduard von Sachsen-Koburg und Gotha trat an dem heutigen Tage, an dem er das 21. Lebensjahr vollendet und großjährig geworden ist, die Regierung seiner Länder an. Dem diesjährigen sozialdemokratischen Parteitag in Jena soll ein Antrag vorgelegt werden, der die Verteilung von sozialdemokratischen Flug blättern an die Rekruten bezweckt. Jüdischen Flüchtlingen, die von der russischen Grenze in einem Eisenbahnzug in Budapest eintrafen, wurde der Aufenthalt dort polizeilich verboten und der Zug zwangsweise in der Richtung auf Wien ab geschoben. Der angekündigte Volksaufruf der vereinigten ungarischen Opposition ist nunmehr erschienen. Er führt eine starke Sprache und fordert unmittelbar zum Widerstande gegen die Regierung auf. Nach einer Erklärung Lord Lansdownes im britischen Oberhause werden die Mächte auf ihren Reformforderungen für Mazedonien bestehen; England wird in dieser Sache nichts für sich allein unternehmen. Glbeschiffahrt und Wafferverhältniffe. Ueber der Elbschiffahrt liegt seit vorigem Jahre ein förmlicher Unstern. Der Wasserstand der Elbe hat sich auch im heurigen Sommer bereits wieder so un günstig gestaltet, daß Anlaß zu den größten Befürchtungen vorliegt. Immerhin ist es falsch, schon jetzt mit einer nahe bevorstehenden Einstellung des Elbeschiffahrtsverkehrs rechnen zu wollen. Wenn auch die drohende Gefahr nicht verkannt werden darf, so erheischt es doch das Interesse der Elbeschifser und gleichzeitig das unserer gesamten Industrie, daß man sich dabei nicht voreiligen Schlüssen hingibt. Allerdings hat die Schiffahrt in den früheren wasserarmen Jahren schon bei einem Pegelstande (Dresdner Pegel) von 180 bis 185 Zentimeter unter Null eingestellt werden müssen; indessen immer nur auf wenige Tage, weil eine Besserung des Wasser standes stets bald wieder eintrat In dem höchst un günstigen Vorjahre wurde die Schiffahrt aber sogar noch bei einem Pegelstande von 200 Zentimeter unter Null aufrechk erhalten. Trotzdem kam man in 1904 aber nur auf eine Betriebsdauer von 231 Tagen, eine seit Menschengedenken nicht dagewesene kurze Frist. Im heurigen Jahre war der niedrigste Stand bisher 183 (Dresdner Pegel), gegenüber dem im August des Vorjahres niedrigsten Stand von 225 Zentimeter. Selbst wenn der Stand sich also noch um 18 Zentimeter er mäßigte, könnte, gleich wie im Vorjahre, der Groß verkehr noch aufrecht erhalten werden. Selbstredend könnte dann nur noch unter außerordentlichen Schwierig keiten gefahren werden, und schwere Havarien müßten wohl oder übel mit in den Kauf genommen werden. Immerhin rechnet man in Elbeschifferkreisen noch nicht mit dem Schlimmsten. Die in den letzten Tagen niedergegangenen Niederschläge dürften bereits genügt haben, um eine kleine Aufbesserung des Wasserstandes zu erbringen. Kleinere Wassermengen werden hoffentlich auch in den nächsten Tagen den Dresdner Pegelstand beeinflussen und es wird sich dann zeigen, ob die dringende Gefahr als überwunden betrachtet werden kann. Was nun die Gestaltung der Frachten anbetrifft, so ist zunächst hervorruheben, daß für alle Beteiligten zur Zett viel angenehmere, und man kann wohl auch ruhig sagen, lukrativere Verhältnisse bestehen, da man endlich gelernt hat, sich den Umständen anzupassen und eine bindende Einigung zu erzielen. Der Frachtensatz bildet natürlich den Regulator zwischen günstigem und ungünstigem Wasserstand und allen anderen ins Gewicht fallenden Verhältnissen. Bereits bei einem Pegelstande (wiederum Dresdner- von 170 Zentimeter werden die Kontrahenten ihren Verpflichtungen enthoben, und alle Frachtanträge können darum zur Zeit als gelöst be trachtet werden. Man kann mithin behaupten, daß die Erträgnisse der Transportunternehmen im all gemeinen unter der ungünstigen Gestaltung der Wasser verhältnisse in diesem Jahre noch nicht sonderlich ge litten haben. Das Schiffahrtsgeschäft war bisher wesentlich flotter als im Vorjahre, da ja auch die in dustriellen Verhältnisse u esentlich besser geworden sind. Die Einnahmen, namentlich im Zucker- und Kohlen transport, werden als recht befriedigende bezeichnet. Da die ungünstigen Begleitumstände, wie gesagt, durch die einheitlichen Frachtsätze einer genügenden Regulierung unterworfen werden können, so kann die wirtschaftliche Lage der Elbeschiffahrts-Unternehmer, wenn auch nicht als glänzend, so doch immerhin als wesentlich befrie digender als im Vorjahre bezeichnet werden. Hoffentlich macht diesmal nicht auch wieder eine plötzliche Verkehrseinstellung alle Berechnungen zu schänden, denn für beides, Schiffahrt wie Industrie, wäre dies ein gar schlimmer Schlag. Auf der anderen Seite wird die Industrie gut daran tun, sich nach Tunlichkeit des so viele Vorteile bietenden Elbeschiffahrts verkehrs zu bedienen, solange ihr dieser billige Be förderungsweg überhaupt noch offensteht. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser verbrachte den gestrigen Tag an Bord der vor Hernösand liegenden Jacht „Hohenzollern", da Regenwetter herrschte. Der Kaiser hat für die durch eine Flut zerstörte Stadt Guanajuato einen Betrag von 1000 Mark gespendet. Der Kaiser wird demnächst dem dänischen Hofe einen Besuch abstatten. Der Monarch wird während der Zeit, in der die deutsche Uebungsflotte vor der dänischen Hauptstadt ankert, dort verweilen und voraussichtlich am 20. d. M. landen. Soweit bis jetzt feststeht, kann der Rückkehr Kaiser Wilhelms von der Ostseereise in den Tagen um den 10. August herum entgegengesehen werden. Wahrscheinlich wird die Kaiserjacht dann wieder in Swinemünde einlaufen. Beim hessischen Großherzogspaare wird gegen Ende dieses Jahres ein freudiges Familien ereignis erwartet. Heute besteigt Karl Eduard den Thron von Koburg-Gotha, den seit dem Tode des Herzogs Alfred der Erbprinz von Hohenlohe-Langenburg in Treuen verwaltet hat. In der Geschichte des Deutschen Reiches wird dieser Wechsel kaum einen bedeutsamen Einschnitt bilden, für die Entwickelung des Thüringer Landes aber, das jetzt zum zweiten Male einen Prinzen von englischem Geblüt, den Svhn.des Herzogs von Albany, als Landesvater begrüßt, können mit dem heutigen Tage sich Fragen erheben, die das Schicksal des kleinen Volkes entscheidend bestimmen. Der Bundesrat dürfte sich wahrscheinlich noch vor Ablauf des Jahres 1905 mit einer Ausführungs vorschrift zum Gesetz über die Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben zu befassen haben. Diesem Gesetze zufolge war der Bundesrat befugt, für die ersten zwei Jahre nach dem Inkrafttreten Ausnahmen von dem Verbot der Beschäftigung eigener Kinder zuzulassen. Solche Ausnahmebestimmungen waren auch vom Bundes rat getroffen, jedoch, wie das Gesetz es vorschrieb, nur für zwei Jahre. Nun läuft diese Frist mit dem 31. Dezember 1905 ab. Es würden also für die Kinderarbeit in den gewerblichen Betrieben Mit dem Beginn des Jahres 1906 schon sämtliche dauernden gesetzlichen Bestimmungen in Kraft treten, wenn die Uebergangszeit nicht durch den Bundesrat verlängert würde. Än der Studienfahrt der Reichstags abgeordneten nach Kamerun und Togo wird von der nationalliberalen Fraktion Rechtsanwalt l)r. Semler-Hamburg, der Vertreter des Wahlkreises Aurich, teilnehmen. Die gegenwärtig in der Ausarbeitung begriffene Novelle zur Gewerbeordnung soll allgemeine Fragen, wie die der Abgrenzung zwischen Fabrik und Handwerk und besondere Fragen, wie die der Kon- zessionieruna von Schankwirtschaften zur Entscheidung bringen. Ob die Gewerbeordnungsnovelle in der nächsten Tagung an den Reichstag gelangen wird, wird wesentlich davon abhängen, ob die geschäftlichen sonstigen Dispo sitionen dies rötlich erscheinen lassen oder nicht. Erwünscht wäre eine Ausgestaltung der Gewerbeordnung an ver schiedenen Punkten gemäß den Aenderungen, die die moderne Zelt mit sich gebracht hat, sicherlich. Während die bayerische Regierung halbamtlich er klären läßt, daß Bayern ein konstitutioneller Staat sei ohne das parlamentarische Regierungssystem, setzt die Zentrumspresse das Geschäft der Ministerstürzerei mit verstärktem Eifer fort. „Die Krone wird", so schreiben übereinstimmend einflußreiche Zentrumsblätter, „nichts zulafsen, was das Volk ihr entfremdet." — Das ist ein Einschüchterungsversuch gegenüber der Krone in optima korma! Man droht damit, daß daS Volk der Krone entfremdet werde, wenn letztere im Punkte der Zusammensetzung des Ministeriums dem Willen der klerikalen Kammermehr heit sich nicht fügt. Und als ob dieser Einschüchterungs versuch bereits Erfolg gehabt hätte, wird ein Em- schüchterungsversuch gegenüber dem im Amte befindlichen Ministerium hinzuaefügt. „Das Ministerium Podewils", heißt es, „wird sich nicht nur dem Willen der Krone beugen, sondern auch der neuen Lage in Bayern gerecht zu werden suchen; wenn nicht, dann kommt eben ei« anderes Ministerium und tut es." — Unbefangener kann die Unterstellung, daß die Krone bereits auf den Boden der klerikalen Kammermehrheit getreten sei, nicht ausgesprochen werden. Das Flaggschiff „Kaiser Wilhelm ll.' wird mit dem zweiten Geschwader der deutschen Schlacht-Flotte und einer Torpedoboots-Flottille etwa am 3. August im Kriegshafen zu Stockholm eintreffen. Durch eine sofort in Kraft getretene Verordnung des Gouverneurs von Kamerun vom 14. April ist die Einfuhr von Handelspulver und Vorder ladern nach Kamerun verboten und bestimmt worden, daß diese Gegenstände auch aus den amtlichen und privaten Lagerhäusern vorläufig nicht herausgegeben werden dürfen. Die Verhältnisse in Samoa bespricht die „Kölnische Zeitung" in einem Artikel, in dem es heißt, daß die neuesten über Aukland nach Berlin gelangten Nachrichten zu Besorgnissen nicht Anlaß geben. Auch in amtlichen Kreisen habe man, wie das Blatt erfährt, keinerlei Grund, für die politische Entwickelung der Dinge in Samoa Befürchtungen zu hegen. Die Lage im Hererolande. Aus dem Norden des Schutzgebietes sind Nachrichten von kriegerischen Ereignissen seit geraumer Zeit nicht mehr eingetroffen, wenn man von den Meldungen über die Operationen gegen den Herero Andreas absieht, die sich aber heut bereits im Namalande abspielen. Man ist im Herero lande schon vor Wochen von dem System der „fliegenden Kolonnen", die den Gegner aufsuchen und sich an seine Fersen heften, zu dem der Stationsbesatzungen über gegangen, und man konnte das mit Fug und Recht; denn die Gefechtskraft der Herero ist gebrochen. Größere Abteilungen von Rebellen, die stark und wohlbewaffnet genug sind, um energischen und nachhaltigen Wider stand zu leisten, sind in letzter Zeit nicht mehr an getroffen worden, und es ist kaum zu erwarten, daß sich die versprengten noch innerhalb der deutschen Grenz pfähle befindlichen Teile der Aufständischen wieder sammeln werden, solange Truppen in genügender Zahl und in angemessener Verteilung das Land beherrschen. Diese Truppen, die zum großen Teil bereits monatelang biwakiert hatten und der Pflege dringend bedurften, konnten daher mehr konzentriert und auf den Stationen wenigstens notdürftig unter Dach und Fach gebracht werden, eine Maßregel, die sich bezüglich des Gesund heitszustandes besonders vorteilhaft bemerkbar machen wird. Durchaus irrig wäre es übrigens, zu glauben, daß unseren tapferen Reitern nunmehr auf den Stationen ausnahmslos ein beschauliches Ruheleben beschieden sein würde. Auch der Dienst der Stationsbesatzungen ist schwierig, strapaziös und verantwortungsvoll. Da heißt es, plötzlich und unvorhergesehen bald hier , bald dorthin Patrouillen zu reiten, die Verbindung mit den Nachbar stationen aufrecht zu erhalten, Proviant- und Munitwns- transporte zu decken, die Pferde und das weidende Vieh vor Ueberfällen und Diebstählen zu schützen-u. a m. Oesterreick-Ungarn. Der leitende Aus schuß der koalierten ungarischen Opposition er ließ eine Erklärung gegen die Regierung, in welcher es als jedermanns Pflicht erklärt wird, dem inkonstitutionellen Kabinett Fejervary alle öffentlichen Leistungen zu versagen. Die Lokalbehörden und auto nomen Behörden seien berechtigt, die Mitwirkung bei der Steuererhebung und der Rekrutierung abzuleyneu. Von der Regierung deshalb etwa abgesetzte Beamte