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Seile 2. — „Sächsische Dorszeitung." — 13. Jull 1905. wegen eines politischen Vergehens festgenommen worden, aber auS dem Polizeigebäude entflohen. Die Persön lichkeit des Mörders des Grafen Schuwalow ist nach einer späteren Meldung immer noch nicht festgestellt. Er besitzt einen Paß auf den Namen eines gewissen Kursk lautend, der jedoch offenbar falsch ist. Der Mörder war bereits früher einmal verhaftet, jedoch konnten auch damals seine Personalien nicht festgestellt werden. Er feuerte 4 Schüsse aus einem sechsläufigen Revolver ab. Die Kugeln sollen nach Aussagen der Aerzte ver giftet sein. Drei Geschosse trafen den Grafen Schuwalow, während das vierte einen im Zimmer anwesenden Be amten am Bein verwundete. Ueber den Lebensgang des ermordeten Stadthauptmanns berichtet ein Pnvat- telegramm, daß Graf Peter Schuwalow ein Sohn des langjährigen Botschafters in Berlin und späteren General- gouverneurS in Warschau war. Graf Peter war ein ausgesprochener Liebling der Zarenfamilie; er stand mit vielen Großfürsten auf kameradschaftlichem Fuß und spielte in der russischen Gesellschaft eine ausschlaggebende Rolle. Mit dem Großfürsten Sergius, dessen Flügel adjutant er war, teilte er die glnche Weltanschauung und die gewalttätigen Eigenschaften. Großfürst Sergius ernannte ihn zum Obervorsteher seines Hofstaats, als er nach Moskau als Generalgouverneur geschickt wurde. Schuwalow hat stets an den reaktionären Maßnahmen des Großfürsten mitqearbeitet und ihn in seinem Hoch mut bestärkt. Man sandte ihn nach dem Tod des Groß fürsten als Stadthauptmann nach Odessa, wo er sehr hart, namentlich gegen die Arbeiterklassen, vorging, so daß ihn die Regierung entfernen mußte. Nachdem er in Petersburg im Ministerium des Innern einige Zeit unschädlich gemacht war, kam er nach Moskau, wo er seinem autokratischen Hang die Zügel schießen lassen konnte und namentlich gegen den Semstwokongreß arbeitete. Die Stimmung unter den Besatzungen mehrerer Schiffe der Flotte vor Kronstadt ist nicht ganz ruhig. Die Matrosen erwarten Das Manifest des Kaisers. Wegen schlechter Nahrung kamen kleine Un ruhen vor. Die Meldungen, daß bedeutendere Unruhen auf hier liegenden Schiffen vorgekommen seien, sind unbegründet. In Batum stockt jede Tätigkeit. Die Läden sind geschlossen, ebenso die Kontore der Banken, mit Ausnahme der Reichsbank. In den Handel gebrachtes Fleisch wurde durch Begießen mit Petroleum untaug lich gemacht, ohne daß es gelang, den Täter zu entdecken. Die „Times" melden aus Petersburg, daß die russische Regierung jetzt nachträglich die Aus lieferung der Matrosen des Rebellenschiffes „Potem- kin" von der rumänischen Regierung verlangt. Die russische Regierung betrachte die Meuterer als gemeine Verbrecher und begründe ihr Verlangen mit dem zwischen Rußland und Rumänien bestehenden Auslieferungs verträge. Gngland. Das Oberhaus hat gestern eine Resolution für die Verstärkung der Landarmee angenommen. Der Premierminister Balfour teilte dem Parlament mit, daß er einen Antrag wegen einer neuen Ein teilung der Wahlkreise einbringen werde. Das Unterhaus lehnte einen Antrag auf Ausschließung solcher Einwanderer, die während eines Streiks englische Arbeiter ersetzen sollen, mit erheblicher Mehrheit an. Oberhaus. Auf eine Anfrage des Lord Spencer bezüglich Marokkos erwiderte der Staatssekretär des Aeußeren Marquis of Lansdowne: Wir sind offiziell benachrichtigt worden, daß in den letzten Stunden die deutsche und die französische Regierung zu einer Ver ständigung gelangt sind, auf deren Grundlage die vom Mundt und Wissenschaft. Literatur. , f Im Rcsidenztheater gab es am gestrigen Dienstag abend wiederum eine Novität, natürlich einen französischen Schwank, die die jetzige sommerliche Spielzeit ausfüllen müssen. „Der Fall Mathieu" (l^^tluire Ualttieu) nennt sich dieses Erzeugnis, das Tristan Vernarb zum Autor hat und von Bolten - Baeckers übersetzt worden ist. Fast immer sind diese Schwänke zum Verwechseln ähnlich:' sie führen mehr oder weniger bewunderungswürdig fabri zierte Verwechselungs-Komödien auf mit einer guten Dosis Ehebruchs-Einschlag, um die Sache pikant zu machen und dem lieben Publikum „genußvolle" Stunden zu bereiten. Was wir von diesen, keinerlei literarischen Wert beanspruchen- den Erzeugnissen moderner französischer Autoren halten, haben wir oft genug betont, so daß für heute die Fest- stellung genügen mag, daß von allen in dieser Spielzeit aufgeführten französischen Schwänken „Der Fall Mathieu" wohl der am wenigsten unterhaltende ist. In der Hand lung, im Aufbau, kurz überall zeigt er eine derartige Dürftigkeit, daß das schwach besetzte Haus kaum zu einem anerkennenden Beifall gelangen konnte. Am meisten ge fielen, wenigstens dem Publikum, nicht aber dem Beurteiler, die Geschehnisse des mittelsten der drei Akte, der dermaßen mit faulen Witzen verarbeitet war, daß sein Zusammen- streichen mindestens auf die Hälfte durchaus nichts geschadet hätte. Für die Darstellung bieten diese Komödien vielfach recht dankbare Aufgaben. Auch „Der Fall Mathieu" besitzt einige solche. Trotzdem ging die gestrige Aufführung aber wenig über das Mittelmaß hinaus; man merkte deutlich, daß sowohl den Schauspielern wie dem Publikum eine ausgiebige Erholung an diesen heißen, gewitterschwülen Sommerabcnden wohl zu gönnen ist. f Die „Dresdner Liedertafel" hatte am Donnerstag bei ihrem Konzert unter Leitung von Herrn Karl Pembaur im großen Saal des „Kurhauses" in Salz burg einen außerordentlichen Erfolg. In die Fülle der Ehren, die dem konzertgebenden Verein und seinem Diri genten, Herrn Karl Pembaur, dargebracht wurden, konnten Sultan von Marokko vorgeschlagene Konferenz abgehalten werden könne. Die Konferenz wird daher stattfinden. Die englischen Interessen in Marokko sind derart, daß wir eS bestimmt für richtig halten werden, an der Konferenz teilzunehmen und wir werden den Vorschlag, der uns zweifellos gemacht werden wird, aber noch nicht gemacht ist, annehmen, uns unter angemessenen Bedingungen mit den übrigen Mächten an den Be ratungen zu beteiligen, die stattfinden werden. Mehr kann ich für jetzt nicht sagen. Norwegen. Einer „Standard"-Meldung zufolge soll zum König von Norwegen Prinz Karl von Dänemark ausersehen sein Es sei jedoch noch un bekannt, ob er den Thron annehmen werde. Aus Dresden und Umgegend. Dresden, 12. Juli. Wetterbericht teS Königl. meteorolog. Instituts Dresden. Prognose für den 13. Juli. Wetter: Trocken, mehr oder weniger bewölkt, Gewitter neigung. Temperatur: Uebernormal. Windursprung: Westen. Barometer: Mittel. — Se. Majestät der König kehrte heute nachmittag in der fünften Stunde von Döbeln nach hier zurück, nach dem er im Laufe des Tages dieser Stadt einen Besuch abgestattet und dem gegenwärtig dort stattfindenden Mittel deutschen Bundesschießen eine Zeitlang beigewohnt hatte. — Ihre Majestät die Königin-Witwe wird am Montag den 17. Juli von Sibyllenort abreisen und sich nach Strehlen begeben. Am Montag trafen zu mehr- tägigem Aufenthalt ein Se. Exzellenz Generaladjutant General der Infanterie v. Minckwitz nebst Gemahlin. — Der preußische Eisenbahnminister v. Budde hat gestern Dresden wieder verlassen, nachdem er mit dem Herrn Finanzminister vr. Rüger mehrere längere Beratungen gehabt hatte. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß hierbei der Finanzministcr Herrn v. Budde die Be schlüsse des sächsischen Eisenbahnratcs und die Stellung der sächsischen Regierung zur Eisenbahntarifreform eingehend dargelegt hat. — Die Königl. Staatsregierung hat zu der Frage der Schiffahrtsabgaben bis heute noch nicht Stellung genommen, wie soeben von augenscheinlich inspirierter Seite mitgeteilt wird. Hinzugcfügt wird gleichzeitig aber, daß die Regierung jedenfalls gegen die Schiffahrtsabgaben Stellung nehmen würde. — Von der Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen sind vor einigen Tagen eine Anzahl Bedienstete und Werkstättenarbeiter unter Voraus- bezahlung eines achttägigen Durchschnittslohnes entlassen worden. Wie verlautet, erfolgte die Entlassung der be treffenden Arbeiter deshalb, weil sie sich trotz des mehr fachen Verbotes der Königl. Generaldirektion dem (sozial demokratischen) Verband der Eisenbahner Deutschlands (Sitz Hamburg) angeschlossen hatten. Es sind sowohl eine Anzahl Entlassungen in Dresden, als auch im Plauen- schen Grunde, sowie in Leipzig und Chemnitz erfolgt. — Der Kirchenvorstand der Kreuzparochie hat Herrn Pfarrer Or. Zwcynert aus Reinsberg zum vierten Diakonus und Sophienprediger gewählt. — Auf dem Annenfriedhofe an der Chemnitzer Straße wurde gestern mittag die irdische Hülle des Herrn Geh. Hofrat Professor Karl Weißbach zur letzten Ruhe bestattet. sich auch zwei Solisten, Herr Hofopernsänger Emil Pichler aus Dresden und Herr Josef Pembaur, ein hervorragender Pianist und Lehrer am Leipziger Konservatorium, teilen. f Professor Hugo Jüngst, der bekannte Dresdner Gesangsmeister und Königl. Musikdirektor, ist als Preis- Achter zu dem großen eidgenössischen Gesangswettstreite deutscher und französischer Sänger in Zürich vom 14. bis 18. Juli d. I. berufen worden und zwar für die Ab teilung „Kunstgesang". Außer diesen ist noch je eine Ab- teilung im einfachen und schweren Volksgesange vorgesehen. In jeder Abteilung amtieren je 5 deutsche und 2 französische Preisrichter. Für den Wettstreit haben sich im ganzen 119 Vereine mit etwa 1O OOO Sängern gemeldet. f Frau Cornelie Prielle, die länger als 60 Jahre als dramatische Künstlerin im Nationaltheater zu Budapest wirkte, dann in den Ruhestand trat und zum Ehrenmitglied des Theaters ernannt wurde, hat sich trotz ihrer 81 Jahre mit einem 35 jährigen Journalisten verlobt. Das Ehe aufgebot, das im Standesamt bereits verkündet war, mußte jedoch zurückgezogen werden, weil die Greisin einen Schlag anfall erlitten hat Ihre Familie ist jetzt bemüht, sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. f Die Kunst des Theaters. In der letzten Saison sollten wir die Wunder der neuen Regiekunst Gordon Craigs erleben, aber es wurde nichts daraus. Vorläufig lernen wir nun die Ideen Craigs, der ein Sohn der be rühmten Schauspielerin Ellen Terry und der Schüler des ebenso berühmten Sir Henry Irving ist, aus einer eben in deutscher Uebersetzung erschienenen Schrift „Die Kunst des Theaters" (Berlin, H. Seemann Nachf.) kennen. Das Buch ist sehr hübsch mit Szenenbildern ausgestattet, bevor- wortet und eingeleitet, leider aber so übersetzt, daß man die deutsche Sprache als eine sehr „plumpe Sprak" empfindet. Craig geht von der ganz richtigen, erst jüngst in verschiedenen deutschen Theaterbroschüren vertretenen Anschauung aus, daß der Regisseur der wichtigste Faktor, die Regie der wesentliche Punkt der Darstellung ist. Schon Laube hat diese Anschauung vertreten und bestätigt. Craigs Glaube an die Zukunft des Theaters ist auf die Renaissance — Für die Errichtung eines zweiten großen Truppenübungsplatzes ist in einer Wählerversammlung in Krakau bei Großenhain die Krakauer Gegend als sehr geeignet empfohlen worden. Diese Gegend biete ge eignetes Terrain in entsprechender Größe; dem Umfang nach sei sowohl die Waldgegend zwischen Laußnitz, Moritz- dorf und Radeburg, als auch die Gegend nördlich von Königsbrück, zwischen Schmorkau, Otterschütz, Zeißholz und Schwepnitz, geeignet. Das erstgenannte Waldterrain müsse aber deshalb als nicht besonder- geeignet angesehen werden, weil dessen Wald in hoher Kultur stehe, weil ferner für verschiedene bedeutende Jndustrieen das Fortbestehen dieses Waldgebietes eine Lebensfrage sei und weil schließlich wohl auch der Grunderwerbspreis ein zu hoher sein würde. Bei dem Terrain nördlich von Königsbrück seien diese Schwierig keiten nicht vorhanden, namentlich sei das Areal reichlich und zu annehmbarem Preise zu haben. Um die Angelegen heit in die Wege zu leiten, seien an die in Betracht kommen den Grundstücksbesitzer Fragen wegen des Verkaufs und des Preises gerichtet worden, aus deren Beantwortung sich ergebe, daß der Anlegung des Truppenübungsplatzes auf letzterem Terrain keine zu großen Schwierigkeiten entgegen ständen. Zu weiterer Verfolgung der Angelegenheit wurde die Wahl eines Komitees, bestehend aus 18 Personen der von dem Platz berührten Ortschaften, vorgenommen. Den Vorsitz dieses Komitees zu übernehmen soll Herr Bürger meister Leßmann-Königsbrück gebeten werden. Das Komitee soll die begonnenen Vorarbeiten fortsetzen und im geeigneten Zeitpunkte die Unterlagen dem Kriegsministerium unter- breiten, mit der Bitte, der Angelegenheit näher zu treten. — Von der Landesversicherungsanstalt König reich Sachsen in Dresden wurden im Monat Mai 1905 (gegenüber April 1905) 945 (800) Invalidenrenten, 85 (86) Krankenrenten und 118 (106) Altersrenten neu bewilligt und angewiesen. Beiträge gelangten zur Rückzahlung an die Berechtigen in 1907 (1411) Heirats- und 262 (269) Todesfällen sowie an«2 (2) Unfallrentner. Die der Ver sicherungsanstalt durch den Verkauf von Beitragsmarken zugeführte Einnahme bezifferte sich auf 1304019 M. 57 Pf. (1 161 477 M. 6 Pf.). — Die feierliche Grundsteinlegung des neuen Rathauses soll am 25. September erfolgen. Aus diesem Anlaß sollen 4000 M. an verschämte Arme und 1000 M. als Extralohn an die beim Bau beschäftigten Arbeiter ver teilt werden. — Bezüglich des von der vr. Güntz- Stiftung angebotenen Beitrages von 600 000 M. zu den Kosten des Rathauses hatten die Stadtverordneten beschlossen, diesen Betrag nicht lediglich zur Erbauung des Turmes, sondern zur künstlerischen Ausschmückung des Turmes überhaupt zu verwenden. Der Rat hat in seiner letzten Sitzung diesem Anträge zugestimmt. — Bezüglich des von 1,80 M. auf 2,20 M. pro Tag erhöhten Pflegkostensatzes der städtischen Krankenhäuser war unter den hiesigen Krankenkaffen eine gewaltige Aufregung entstanden. Auf diverse Vor stellungen hin hat der Rat nun beschlossen, daß von diesen Kassen, soweit sic ihre Bedürftigkeit nachweisen und ent- sprechende Verträge abschließen, für das laufende Jahr und für 1906 ein Satz von 2,10 M. täglich zu zahlen ist. Für die Ortskrankenkasse wird vorausgesetzt, daß sie diesen Satz vom 1. Januar dieses Jahres ab auch für die bereits eingewiesenen Mitglieder bezahlt. Alle weiter gehenden Ansuchen der gesuchstellenden Kassen sind abge lehnt worden. — Der Jahresbericht der Sächsischen Ge werbeaufsichtsbeamten für 1904 ist soeben erschienen. — Der Verband sächsischer Industrieller teilt an der Spitze der gestern erschienenen Nummer der „Säch-. fischen Industrie" mit: „Zugleich mit dem Gesamtvorstand hat auch der Wahlausschuß des Verbandes sächsischer Industrieller am 6. d. M. eine Sitzung in Dresden ab gehalten. Er hat die Antworten der befragten Landtags- eines Regisseurtypus gebaut. Er will das Theater zu einem Meisterstück des Mechanismus reformieren und läßt sich hierüber folgendermaßen aus: „Es gibt schon Leute, die den Bau des Theaters reformieren wollen. Einige wollen die Schauspielkunst reformieren und andere die Ausstattung. Alles dieses ist von einigem kleinen Wert. Aber das erste, was erkannt werden muß, ist, daß nur ein kleines oder so gut wie gar kein Resultat erreicht werden kann, wenn man nur ein einziges Gewerbe des Theaters reformiert, ohne zur selben Zeit und im selben Theater alle Gewerbe (sio!) zu reformieren: die Schau spielkunst, die Ausstattung, die Kostüme, die Beleuchtung, die Zimmermeisterarbeit, den Gesang und den Tanz usw." Was die Ausstattung anlangt, so schließt sich Craig viel fach an den Aesthetizismus Oskar Wildes an, der der impressionistischen, im höchsten Grade malerischen, fein nuancierten Stimmungskunst das Wort geredet hat. Dem gegenüber scheint es an der Zeit, derb und deutlich zu sagen, daß die heutigen Prunkhaften Ausstattungsfecrien, mit denen man auf gewissen ersten Bühnen klassische Dich tungen zu heben sucht, eine unglaubliche Barbarei sind und eine Sünde gegen den heiligen Geist der Dichtung. Die Darstellung ist das Wesentliche auf der Bühne, Dekora tion und Kostüme usw. durchaus Nebensache. „Alle echten Mittel der Kunst, namentlich der szenischen," sagt Immer- mann, „sind höchst einfach und kosten kein Geld, sondern erfordern nur Verstand. Goethe wußte mit einem alten Lappen, den er irgendwo aufgetrieben, Wunderdinge aus zurichten. Die heutigen Intendanten aber meinen, das, wofür sie nicht Geld ausgegeben, sei überhaupt nichts wert." Bei den nicht immer ganz klaren Reformtheorien Craigs handelt es sich in letzter Linie um eine völlige Emanzipation des Theaters: die Bühne als selbständige Macht, nicht mehr berufen, Dichtungen oder Stücke darzu stellen. Nach ihm wird das Theater sich mit der Zeit zu irgend etwas Unfaßbarem entwickeln, eine Art Universal kunstwerk, das nicht mehr auf den Dichter angewiesen ist. ' Bevor man diese neue Kunst nicht zu Gesicht bekommt, kann man sie sich nur als etwas recht Unklares vorstellen.