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e Vortzettung Bezugsbedingungen: v«« „Vor1z«tt>»ng" «rjchetnt j«d«n w,chr»t«« «achmittaa, S Uhr mit ixm Datum d«, folgenden lag»,. Vie vezugiigebühr beträgt lL0 Mart vierteljährlich oder bv pfg. für jeden Monat. Vie „vorfzeitung- ist zu beziehen durch di« kaistrltchen postanftalten, di« Landbriesträger und durch unsere Voten. Sei freier Lieferung in, kfau» «rhebt die Post noch di« SujteHung^rdühr von «d pfg. lrlegramm-kldr.: Dorfzeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptinannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Anzeigen-Preise: vt« »inlpaltige Seil« IS pfg., unter „«ngesande- «o pfa. Nnzeiaen-Nnnohm- erfolgt bi, mittag 12 Uhr. — Un nahm «stillen lind: Unfer« Gefchap»st«ll«, Nein« Meißner Lalle Ur. 4, Invalidendank, kaajenstrin » Vogler, Naü. Moli«, E. L. Vaud« Li Lo. in Leipzig, Frankfurt a. M ; L llohl in Ursfel^orr; kugo Mächler in llStzschen- broda, <vtto Vittrtch in ke^endorf, Hugo Motu in leudniy.Neuostra, tmU Nollau in Uadebeul,klud. Lrimm in VrrrSen. Wölfnitz, Friedrich Leucheri in Logebaud«, Dtto llunail, in Lotta, I lag Feurich in Loschwitz. Telephon: Dresden, Nr. 3916. Nr. 160. Dresden, Donnerstag, den 13. Juli 1905. 67. Jahrgang. Das dteueste. Der Verband sächsischer Industrieller hat zu den Landtagskandidaturen Stellung genommen, will mit einer Kundgebung aber erst im Äugust her auskommen. Die sächsisch-thüringischen Webereien haben einen Streikabwehrvertrag geschlossen. An der Grenze Ungarns und Rumäniens ist durch die Mißhandlung ungarischer Grenz wächter ein Konflikt zwischen beiden Staaten entstanden. Der schweizerische Bundesrat hat bei den Mächten die Abhaltung einer diplomatischen Konferenz zur Verwirklichung der in Bern kürzlich gefaßten Be schlüsse betreffend Arbeiterschutz angeregt. Nach einem Telegramm aus Moskau ist der Name des Mannes, der gestern den Stadthaupt- mann Grafen Schuwalow durch fünf Revolver schüsse getötet, hat, noch nicht bekannt; der Attentäter war interniert, aber aus dem Polizeigebäude entflohen. In Kleinrußland ist ein Erntearbeiterstreik ausgebrochen. Es haben zahlreiche Exzesse stattgefunden. Treueid und Eidestreue. In Saalfeld im Herzogtum Sachsen-Meiningen ist jüngst ein Strafprozeß anhängig geworden, der wegen des ihm zu Grunde liegenden Sachverhalts die Beachtung weitester Kreise verdient. Das „Saalfelder Kreisblatt" veröffentlichte zu Anfang dieses Jahres einen der „Kyff- Häuser-Korrespondenz" entnommenen Artikel über den Fahneneid. Darin wurde aus einer vom Abgeordneten Bebel auf dem Parteitage der Sozialdemokraten in Dresden gemachten Erklärung gefolgert, ein Sozial demokrat dürfe, „wenn es das Geschäft mit sich bringe", alle möglichen Eide schwören, ohne daß er daran zu denken brauche, "die ihm dadurch auferlegten heiligen Verpflichtungen zu erfüllen. Auf Grund dieses Artikels haben Saalfelder „Genossen", an der Spitze der sozial demokratische Abgeordnete Hofmann, gegen den Re dakteur des „Saalfelder Kursblattes" wegen „schwerer Beleidigung" Privatklage erhoben. Der Verlauf des Prozesses wird" den „Genossen" und Parteiführern vor aussichtlich wenig' Freude bringen. Einer der besten Kenner der Sozialdemokratie, Geheimer Kriegsrat vr. jur. RlMren, schreibt darüber im „Tag" unter anderem: Daß Bebel jene Aeuterung tatsächlich getan hat, steht fest. Nur ist sie nicht auf dem Dresdner Partei, tage gefallen, sondern sie ist von ihm geschrieben worden in der „Neuen Zeit", der „wissenschaftlichen" Wochen schrift der Sozialdemokratie (21. Jahrgang, Band 2, Seite 71Ü). Das erhöht natürlich die Bedeutung seiner Auslassung wesentlich. Denn es handelt sich hiernach nicht etwa nm ein übereiltes und unüberlegtes, in der Hitze des Gefechtes gefallenes Wort, sondern um eine in aller Ruhe am Schreibtisch mit Ueberlegung ab gefaßte Ausführung der ersten Parieigröße. Bebel ist denn auch damals wegen dieser Aeußerung von allen Blättern der Ordnungsparteien gebührend festgenagelt worden. In derselben Weise wie Bebel haben sich andere Parteiführer über den Treueid ausgelassen. In der Nr. 35 des „Sozialdemokrat" vom Jahre 1887 ist aus drücklich erklärt, daß der Bruch des Fahneneides nicht verwerflich sei: „Bricht der Soldat, welcher zum Fahnen eide gezwungen wurde, denselben, so ist er nach natür licher Auffassung kein Meineidiger; bloß von den „Herren mit blauem Blute"' und sonstigen Reaktionären wird er als solcher betrachtet und entsprechend verurteilt." Wohl gemerkt : Das Blatt, das sich in dieser schamlosen Weise über den christlichen Fahneneid, das Heiligtum unserer Armee, ausläßt, war zu jener Zeit nach der öffentlichen Erklärung von Bebel, Auer, Frohme, Bollmar und den übrigen damaligen Parteiführern „das offizielle Partei organ der deutschen Sozialdemokratie" und hatte „den Zweck und die Aufgabe, die Grundsätze der Partei, wie sie in dem Programm niedergelegt sind, zu ver fechten". Wie urteilen nun die Führer der Sozialdemokratie über den Verfaffungseid? In der Reichstagssitzung vom II. Januar 1895 brachte der Minister des Innern v. Köller zur Sprache, was der sozialdemokratische Ab geordnete Herbert wenige Tage vorher in dem von ihm herausgegevenen „Volksboten" über den Verfaffungseid geschrieben hatte. „Die bürgerlichen Klassen," so hieß es dort, „wissen sehr genau, wie die Sozialdemokraten über einen derartigen Treueid denken, und wenn die letzteren sich durch einen solchen Zwirnsfaden (?) vom Eintritt ins Parlament abhalten ließen, so wäre das eine riesige Dummheit." Das sozialdemokratische „Säch sische Volksblatt" klärte im Oktober 1895 einen „Ge nossen" folgendermaßen über den Eid auf: „Die poli tischen Eide sind Formen. Stolpern Sie doch nicht über leere Formalitäten des konstitutionellen Staates." Ist es gegenüber solchen Lehren verwunderlich, wenn „Genossen" singen: „Und wenn man dich zum Schwure zwang, Zu dienen all dein Lebelang Dem Fürsten und dem Pfaffentum, So drehe stolz den Stiel herum Und brich dein Wort!" Im vollen Einklang mit der sozialdemokratischen Wertschätzung des Treueides steht auch ihre Auffassung vom Zeugeneide. Der „Sozialdemokrat", wie bemerkt das amtliche Parieiblatt, hat in einem Leitartikel: „Wie verhalten wir uns vor Polizei und Gericht" einmal Verhaltungsmaßregeln erteilt, die also schließen: „So muß jeder sich genau überlegen, ob in einem Prozeß, in dem er eine Rolle spielt, ein wider besseres Wissen abgegebenes Zeugnis nicht mehr Unheil als Vorteil stiften kann." Der Artikel trägt die Unterschrift: 6! Das gibt zu denken. Wer die geschriebenen oder — aus Vorsicht — ungeschriebenen Grundsätze und Lehren der Sozial demokratie kennt, den wird ihre Auffassung über den Treueid nicht wundernehmen, er wird sie vielmehr bei den „Genossen" für selbstverständlich und notwendig halten. Der Treueid hat seinen Grund und seine Recht fertigung im Gesetz, in der Moral, in der Religion. Nur wer Gesetz, Moral und Religion achtet, kann den Wert und die Bedeutung des Treueides erkennen und schätzen Nur wer noch an einen Gott glaubt, der ein Rächer und Richter des Meineides ist, nur der kann den Treueid recht verstehen unv wird ihn ehrlich halten. Für die Sozialdemokratie aber sind Achtung vor dem Gesetz, Moral und Religion ein längst überwundener Standpunkt Wehe dem Volke, in dem die sozialdemo kratische Auffassung vom Eide Gemeingut würde. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser wird, wie schon gemeldet, morgen Donnerstag in Gefle eine Zu sammenkunft mit dem Könige sowie dem Kronprinzen von Schweden haben. Die „Iduna" mit der Kaiserin und der „Meteor" mit dem Kronprinzen und der Kron prinzessin an Bord sind gestern vor Höruphaff vor Anker gegangen. Herzog Karl Eduard von Sachsen-Koburg und Gotha, der seit einiger Zeit zum Besuche bei seinen zukünftigen Schwiegereltern auf Schloß Grünholz bezw. Glücksburg weilte, ist von dort abgereist und hat sich zunächst näh Potsdam begeben. Von hier aus wird der Herzog demnächst an das Fürstlich Waldecksche Hoflager in Arolsen übersiedeln, wo er bis zu seinem am 19. d. M. erfolgenden Regierungsantritte in Koburg und Gotha zu verbleiben gedenkt. Prinz und Prinzessin Arisugawa von Japan haben gestern nachmittag an Bord des Dampfers „Preußen" vom Norddeutschen Lloyd die Heimreise von Southampton aus angetreten. Der preußische Kriegsminister v. Einem soll infolge eines Magenleidens sein Portefeuille nieder zulegen beabsichtigen. Zu der Fahrt der 8 Reichstagsabgeordneten nach Kamerun und Togo wird der „Dtsch. Ztg." aus „Kreisen der Kolonialgesellschaft" mitgeteilt, daß der Herzog Johann Albrecht auch den deutschsozialen Abg. Lattmann zur Teilnahme an der Reise eingeladen habe. Die Meldung der „Dtsch. Ztg." ist insofern nicht ganz verständlich, als die Einladungen von dem Herzog überhaupt nicht auSqegangen sind, wenn diesem auch die Anregung zu der Fahrt zugeschrieben wird. Die Wahlmännerwahlen zum bayerischen Landtage brachten dem Zentrum einen großen Erfolg. Soweit sich die Zusammensetzung der Kammer nach den bisherigen Wahlergebnissen übersehen läßt, dürfte die Stärke der Parteien folgende sein: Zentrum 102 (gegen über dem jetzigen Stand 18 pluS), Sozialdemokraten 10 (minus I), Freie Vereinigung 12 (minus 7), Liberale 34 (minus 10) und I Demokrat. Die XVII. Konferenz verrutschen Sittlich keitsvereine wird am Sonntag und Montag den 1. und 2. Oktober in Magdeburg abgehalten werden. Für die Hauptversammlung am Montag nachmittag ist als Thema vorgesehen: „Die sogenannte neue Moral." Außerdem wird in den öffentlichen Sitzungen gesprochen werden über: Mutterschutz, Bekämpfung der Geschlechts krankheiten, Simplizissimus und Jugend. Am Sonntag abend wird eine Evangelisationsverfammlung, am Montag abend eine Männer- und eine Frauenversammlung statt finden. Lage des deutschen Arbeitsmarktes. Alle Befürchtungen, die gegen die durchgreifende Besserung des gewerblichen Beschäftigungsgrades im Jahre 1905 geltend gemacht wurden, müssen gegenüber der überaus günstigen Gestaltung des Arbeitsmarktes im Monat Juni verstummen. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage an den öffentlichen Arbeitsnachweisen Deutsch lands im Juni war während der letzten fünf Jahre niemals so günstig wie im laufenden Jahre. Dabei ist die Besserung von 1904 auf 1905 besonders beträchtlich. Es kamen nämlich auf je 100 offene Stellen im Juni des laufenden Jahres 113,4 Arbeitsuchende gegen 124,1 im Parallelmonat des Vorjahres. An dem Arbeits markt für Männliche ging der Andrang von 144,4 im Vorjahr auf 131,5 im laufenden Jahre zurück; am Arbeitsmarkt für Weibliche von 80,2 auf 76,8. Diese Abnahme des Andranges ist um so bemerkenswerter, als die beiden letzten Monate und namentlich der Monat Mai gezeigt hatte, daß das Neuangebot von Arbeitern im laufenden Jahre ausnahmsweise stark ist. Waffenstillstand mit Morenga? Mit dem Hottentottenführer Morenga soll Ende Äpril, nach Mit teilungen, die in einem Berliner Blatte veröffentlicht werden und sehr unwahrscheinlich klingen, auf einige Tage ein Waffenstillstand abgeschlossen gewesen sein. Danach war am 20. April ein Waffenstillstand bis zum 24. mit Morenga abgeschloffen, während welcher Zeit der katholische Missiänspater Malinowski aus Heirachabis die Friedensunterhandlungen führte. Der ziemlich schwer verwundete Morenga war zur Unter- , werfung bereit, aber seine Großleute wollten sich nicht von ihrem Vieh trennen, und so zerschlugen sich die Verhandlungen. O-sterreich-Ungarn Bei Petrozseny fand bei Gelegenheit eines Volksfestes ein Zusammenstoß zwischen ungarischen und rumänischen Grenz wächtern statt, bei dem Rumänen einen Bauern töteten und einen schwer verwundeten. Zwei ungarische Grenzwächter wurden von ihnen über die Grenze geschleppt und gefangen gehalten. Die Untersuchung ist eingeleitet worden. Schweiz. Der Bundesrat hat denjenigen Staaten, die bei der diesjährigen Internationalen Arbeiterschutzkonferenz vertreten waren, durch ein Rundschreiben Kenntnis von den Protokollen und der Schlußakte der Konferenz gegeben. Letztere enthält die Grundzüge pes internationalen Uebereinkommcns über das Verbot der industriellen Nachtarbeit der Frauen und über das Verbot der Verwendung des weißen oder gelben Phosphors in der Zündhölzchenindustrie. Der Bundesrat bemerkt, es sei unerläßlich, daß zur Um wandlung dieser Beschlüsse der Konferenz in Verträge eine diplomatische Konferenz stattfinde und ersucht um Mitteilung, ob die Staaten hiermit einverstanden sind. RuHland. Währenddes Empfanges von Bitt stellern beim Stadthauptmann Grafen Schuwalow in Moskau feuerte einer von ihnen 3 Schüsse auf denselben ab, die diesen töteten. Der Mörder wurde verhaftet. Der Anschlag wurde gestern mittag 1 Uhr vollführt. Schuwalow wurde durch fünf Revolverschüsse tödlich verwundet. Der Mörder, ein einfach gekleideter Mann, wartete im Empfangs zimmer, bis die anderen alle empfangen waren, trat dann auf den Stadthauptmann zu und feuerte aus allernächster Nähe. Die Geschosse durchbohrten den Körper des Stadthauptmanns, welcher nach einer Stunde verschied. Die Persönlichkeit des Verbrechers ist noch nicht endgültig festgestellt. Unlängst war er