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Sette 6. — „Sächsische Dorfzeitung." — 11. Juli 1905. — Erfurt. In der Schmidtstädter Straße wurde ein zehnjähriges Mädchen von einem schnellfahrenden Automobil überfahren und sofort getötet. Der Wagen setzte seine Fahrt in der Richtung nach Weimar fort, ohne daß die Personalien seiner Insassen festgestellt werden konnten. — Wittenburg. Wegen Kindesmordes wurde die Arbeiterfrau Scharffenburg verhaftet. Sie hat die Tat bereits eingeftanden. — Marburg. Der Lehrer Pfeiffer aus Nassen- furth wurde wegen Sittlichkeitsverbrechens, begannen an Schülerinnen, zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. — Hanau. In Sonderhofen wurde auf freiem Felde die Bauerstochter Regina Bauer vom Blitz erschlagen. — Landsberg a. W. Bei der Sprengung des siehengebliebenen Jochs der Warthebrücke durch Pioniere wurde der Reisende Olck aus Königsberg i. Pr. getötet. In der Nachbarschaft wurden Hunderte von Fensterscheiben zertrümmert. — Stammheim. Der Direktor der Kunst- und Industrieschule in Genf Becherat ist wegen Betruges und Unterschlagung von 100 000 Franks hier verhaftet worden. — Danzig. Hier ertranken die Baggermatrosen Marchnowski und Hein von der Kaiserlichen Werft auf einer Segelpartie. — Stettin. Das Gut Kothlow wurde durch Blitz schlag vernichtet. Drei Personen, 300 Schafe und 20 Zucht pferde fanden dabei den Tod. — Ka lisch. Wie gemeldet wird, sind in Jdunska Wola bei einer großen Feuersbrunst 16 Personen in den Flammen umgekommen. — Bamberg. Bon dem 1. Ulanenregiment sind 20 Mann unter Vergiftungserscheinungen erkrankt. Ein Mann ist gestorben. Die Ursache ist noch nicht aufgeklärt. — Bremen. Der wegen Pestverdacht gesperrte Teil der Lagerschuppen wurde wieder freigegeben, da die Untersuchung der gefundenen toten Ratten nichts Ver dächtiges ergab. — Münster i. W. Von einem Automobil über fahren und getötet wurde auf der Warendorfer Straße, das 5'/, jährige Töchterchen Marie des Arbeiters Hülsmann. Das Kind, das von der Spielschule kam, lief in demselben Augenblick, wo das Automobil die Straße passierte, hinter einem Lastwagen hervor und direkt vor den Kraftwagen. Den Besitzer des Wagens, den Züricher Zeitungsverleger Girardet, trifft an dem Unfall keine Schuld. — Bonn. Wie die „Deutsche Reichszeitung" meldet, ertranken Sonntag abend oberhalb Oberkaffel 6 Personen, darunter 3 Kinder, durch Umschlagen des Bootes, weitere 6 wurden gerettet. Das Umschlagen des Bootes wurde durch die Schlagwellen eines vorüberfahrenden Dampfers herbeigeführt. — Köln. Fortgesetzt laufen Hiobsposten über die großen Verheerungen ein, welche das Unwetter am Donners tag und Freitag in den oberrheinischen Gemarkungen und in der Eifelgegend angerichtet haben. In großen, nament lich von ärmeren Landleuten bewohnten Distrikten ist der gesamte Ernteertrag vernichtet. Bei Hennef schwoll die Sieg derart an, daß bedeutende Erdmassen auf die Gleise der Staatsbahn gespült wurden, wodurch der Verkehr stundenlang unterbrochen war. Auf der Eisenbahnstrecke Cochem—Trier wurde ein Lokomotivheizer von der Maschine geschleudert. Der Unglückliche blieb sofort tot. Auf dem Truppenübungsplatz Elsenborn scheuten die Pferde einer Batterie des 59. Feldartillerie-Regiments und jagten in wilder Flucht davon. Bis zur Stunde konnten nur wenige eingefangen werden. Ein Soldat wurde durch Blitzstrahl getötet. Bei Merzig wurde ein Landarbeiter auf dem Felde vom Blitz erschlagen und seine Schwester gelähmt. — Bochum. Der Kopf abgerissen wurde auf der Eisenbahnstrecke Steele-Bochum einem Heizer, als er sich von seinem Stande hinauslehnte, von einem im gleichen Augenblicke vorüberfahrenden Personenzuge. — Prag. Bon der Futterschneidemaschine getötet wurde in Roudna ein 19 jähriges Dienstmädchen, das beim Futterschneiden von der Transmission erfaßt und unter die Messer gezogen wurde. Ehe die Maschine zum Stehen kam, war die Unglückliche eine gräßlich verstümmelte Leiche. — Budapest. In Tyukod im Szatmarer Komitat stürzte bei einem Orkan eine Scheune ein, in der sich 60 Arbeiter befanden. Bon diesen wurden neun getötet, die übrigen wurden verletzt. Land» und Volkswirtschaftliche». — Schlachtvieh-Preise auf dem Viehhofe zu Dresden am 10. Juli 1905 nach amtlicher Feststellung. Tier gattung Auf trieb Stück .Bezeichnung Marklpret» für 80 tue Lebend» i Tchlacht- »ewtcht Ochsen. . Kalben und Kühe Bullen. . Kälber. . Schafe . . Schweine 277 97 182 140 878 1081 1. ») Bollfleischiae. auSgemästete höchsten Schlachtwertes biS zu 6 Jahren b) Oesterreicher desgleichen . 2. Junge fleischige, nicht auS- gemästete, — älter« aus- aauLstete 3. Mäßig genährte junge, — gut genährte ältere . . . 4. Gering genährte jeden Alters 1. Bollfleischige, auSgemästete Kalben höchsten Schlacht wertes 2. Vollfleischige, auSgemästete Kühe höchsten SchlachtwerteS bis zu 7 Jahren .... 3. Aeltere ausgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben . 4. Mäßig genährte Kühe und Kalben 5. Gering genährte Kühe und Kalben 1. Bollflcischige höchst. Schlacht wertes 2. Mäßig genährte jüngere und aut genährte ältere . . . 3. Gering genährte . . . . 1. Feinste Mast-(Bollmilchmast> und beste Saugkälber . . 2. Mittlere Mast- und gute Saugkälber 3. Geringe Saugkälber . . . 4. Aeltere gering genährte (Fresser, 1. Mastlämmer 2. Jüngere Masthammel . . 3. Aeltere Masthammel . . . 4. Mäßig genährte Hammel und Schafe sMerzschasc) . . . 1. a) Vollfleischiac der feineren Rasten und deren Kreu zungen im Alter bis zu 1/« Jahren b) Fettschweine 2. Fleischige 3. Gering entwickelte, sowie Sauen ^Ausländische 41 42 42-43 72-73 74-75 36-38 66-68 32-35 62-65 28-30 55-57 38 40 68-70 35-37 63-65 32-33 58-60 28-30 52 55 — 45-50 40-42 70-71 36-39 68-70 34-35 63-64 48-50 71-73 46 48 68 70 42-44 64-66 37-38 73-74 35-36 68-70 32 33 65^7 54 55 55-56 52-53 50-51 69- 70 70- 71 66-68 64-65 zusammen s 2695 j Geschäftsgang: Ochsen, Kalben, Kühe, Bullen und Kälber langsam, Schafe und Schweine mittel. — Auf dem Meißner Ferkelmarkte standen am letzten Sonnabend 75 Stück Tiere zum Verkauf. Preis 12 bis 24 M. — Auf dem Berliner Schlachtviehhofe standen am 8. Juli zum Verlauf: 3220 Rinder, 1395 Kälber, 11 215 Schafe, 9212 Schweine. Man zahlte für Rinder: Ochsen: 1. Ware 70—74, 2. Ware 65—69, 3. Ware 63—64, 4. Ware 60—62 M., Bullen: 1. Ware 68—72, 2. Ware 63—66, 3. Ware 57—62, Färsen und Kühe: 1. Ware , 2. Ware 62—64, 3. Ware 59—60, 4. Ware 56—58, 5. Ware 50—54; für Kälber: 1. Ware 81—85, 2. Ware 71—77, 3. Ware 54—63, 4. Ware (Fresser) 55—60 M.; für Schafe: 1. Ware 76—79, 2. Ware 72—75, 3. Ware lMerzschafe) 65—70, Holsteiner Niederungsschafe (Lebendgew.) M.; für Schweine: 1. Ware 65, 2. Ware 63—64, 3. Ware 61—62, 4. Sauen 60. — Das Rindergeschäft wickelte sich glatt ab, eS blieb nur wenig unverkauft. Der Kälberhandel gestaltete sich glatt. Bei den Schafen war der Geschäftsgang leb haft, es blieb nur wenig ganz geringe Ware übrig. Der Schweinemarkt verlief lebhaft und wurde glatt geräumt. Handel, Industrie und Verkehr. 8 Die Zeichnung auf die neue japanische Anleihe findet am 11., 12. und 13. d. M. in London, New York und Berlin zum Kurse von 90 v. H. statt. 8 Dresdner Straßenbahn. Die Betriebseinnahme betrug in der Woche vom 2 Juli bis mit 8. Juli bei den eigenen Linien 106 285 M. 40 Pf. und seit dem 1. Januar 1905 2 730 066 M. 80 Pf. gegen 2 712 700 M. 50 Pf. im gleichen Zeiträume des Vorjahres, dergleichen Pachtlinie Lößnitzbahn 5367 M. 25 Pf. und seit dem 1. Januar 1905 136 923 M. 10 Pf. gegen 137 899 M. 40 Pf.' tm gleichen Zeitraum des Vorjahres. Vermischte». * Der Kronprinz als Pate eines Zwillings paares. Am 6. d. M., dem Hochzeitstage des Kron prinzen, wurden dem Werkmeister Urbanczikschen Eheleuten in Rattbor-Hammer zwei Knaben geboren. Mit Rücksicht auf die Bedeutung dieses Tages wandte sich U. mit der Bitte an den Kronprinzen, bei den Neugeborenen die Patcnstelle zu übernehmen. Der Kronprinz hatte nun dem glücklichen Familienvater die Erfüllung seines Wunsches zugesagt und gestattet, daß sein Name in das Kirchenbuch eingetragen werde. Gleichzeitig ließ der Thronfolger den kleinen Weltbürgern ein Patengeschenk von je 30 M. zugehen. * 1000 Mark Belohnung sind ausgesetzt worden für die Wiederherbeischaffung der Schmucksachen im Werte von 50 000 M, die, wie schon berichtet, einer Dame am 3. Juli nachmittags in einem V-Zuge auf der Fahrt von Frankfurt a. M. nach Hamburg gestohlen worden sind. Für die Herbeischaffung eines Teiles der Wertsachen ist ein entsprechender Teilbetrag als Belohnung ausgesetzt. Die Abbildung der Schmucksachen liegt im hiesigen Kriminalkommissariate aus. * Das läßt tief blicken! Im Kreisblatt für den Kreis Höchst am Main wird bekannt gemacht: „Ein Kinderwagen, weiß mit Gold, blieb am Sonntag in Sossenheim oder Unterliederbach, vielleicht auch in Höchst in einem Wirtshause stehen. Die Decke trägt die gestickte Aufschrift: „Schlaf sanft, das Elternauge wacht!" Diesmal scheint das „Elternauge" allerdings eingenickt zu sein! * Einer, der gehenkt sein will. Der Kaiser von Oesterreich hat das zum Tode verurteilte Raubmörder paar Alois und Ludmilla Balesch zu lebenslänglichem Kerker begnadigt. Auf die Nachricht hin rief Alois Balesch aus: „Lebenslänglich! Das ist gräßlich! Nein, ich will gehenkt werden!" Als der Vorsitzende sagte, daß eine Be gnadigung nicht abgelehnt werden könne, schrie Balesch: „Ich habe nicht um Gnade gebeten, das gibt's nicht! Ich bin zum Tode verurteilt und will gehenkt werden!" Der Mörder mußte mit Gewalt in seine Zelle gebracht werden. * Bruder und Schwester an einem Tage promoviert. Bei den vor einigen Tagen im Festsaale der Wiener Universität stattgehabten Promotionen der philosophischen Fakultät wurden die Geschwister Henriette und Artur Boltzmann, Kinder des bekannten Physikers Universitäts-Professors Hofrat vr. Boltzmann zu Doktoren der Philosophie promoviert. Fräulein Or. Henriette Boltz mann hat sich die Zoologie, ihr Bruder vr. Artur Boltz mann die Physik zum Hauptsache gewählt. * Hundert Hinrichtungen ausMißverständnis. Folgende, selbst für russische Zustände fast unglaubliche Meldung muß, wenn sie sich bewahrheitet, manche revolu tionäre Schreckenstat erklären und wird sicherlich neue herbeiführen. Der Spezialkorrespondent des „Magyar Hirlap" in Odessa telegraphiert seinem Blatte: Montag nacht wurden im Hofe des dortigen Polizeigefängnisses Urivat -Bekanntmachungen Ko5iüme: lacken olusen- fzgsons: ZN. 12. IS. 24.ro ei«. Vz-esake/r Dame/r- //esse, Sc/reM/t/-. Mittwoch den 12. Juli stelle ich wieder eine große Auswahl ganz erstklassige Kühe, hochtragend und mit Kälbern, sowie einige sehr schöne Kalben und Zucht bullen in meinem Gehöft, Dresden-N., Großenhainer Straße 13, preiswert zum Verkauf. Bestellungen nehme jederzeit gern entgegen. Am-sprech-r 4472. - EdlMd Skiskrt. Bon Donnerstag den 18. d. MtS. ab stelle ich eine Auswahl von ca. 60 Stück der vorzüglichsten Milchkühe, hochtragend und frischmelkend, zu soliden Preisen unter be kannt reeller und koulanter Bedienung bei mir zum Verkauf. Treffe Mittwoch nachts damit ein. S. Kästner.