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Seite 9. Arbeit-kalender für den Monat Juli. Von C Römer. lNachdruck verbsten.) ? I. Der Juli oder Julius, der siebente Monat des Jahres mit 31 Tagen, war nach der alten Zeitrechnung der Römer, die ihr Jahr mit dem März begannen, der fünfte und hieß daher QuintiliS, bis er zu Ehren des GajuS Julius Cäsar, der in diesem Monat geboren ward, seit 45 v. Chr. den gegenwärtigen Namen erhielt. Nach andern steht der Name mit der Sonnenwende in Beziehung, wie das Julfest nordischer Völker. In allen germanischen Sprachen heißt der Juli „Heumonat", weil gewöhnlich der Schluß der Heuernte in ihn fällt. Während der ersten zwei Drittel des Monats steht die Sonne im Zeichen des Krebses, während des letzten in dem des Löwen. Als Lostage gelten Maria Heim suchung 2 , Sieben Brüder 10., St. Margareta 13. und St Jakob 25. Juli. Der Juli ist in der Regel der wärmste Monat des Jahres. Der Himmel ist im allgemeinen noch heiterer als im Ium, aber auch heftige Gewitter mit starken Regen sind nicht selten. Dampft das Strohdach Gewitterregen, Kehrt's Gewitter wieder auf andern Wegen — sagt eine Wetterregel und wieder eine andere meint: Dem Sommer sind Donnerwetter nicht Schande, Sie nützen der Luft und dem Lande. Weitere Bauerst- und Wetterregeln, die auf das Wetter Bezug haben, lauten: Merkt, daß heran Gewitter zieh', Schnappt auf der Weide nach Lust das Vieh; Auch wenn's die Nasen aufwärtsstreckt Und in die Höh' die Schwänze reckt. Gibt Ring oder Hof sich Sonn' und Mond, Bald Regen und Wind uns nicht verschont. Staubregen wird guter Bote sein, Schön trocken Wetter tritt dann ein. Nach dem 100jährigen Kalender soll es vom 1. bis 3. kühl und trübe, dem 6. kalt, vom 7. bis 10. schön und warm sein, vom 19. bis 21. sollen wir Regen und vom 22. bis zu Ende Helles und heißes Wetter haben. Falbs kritische Tage: 2. und 16. Juli kritische Tage zweiter Ordnung. Als interessanter Kalendertag, auch AoStag, ist der Jakobslag zu nennen und sagt von ihm der Volksmund in seinen Bauern- und Wetter regeln: St. Jakobstag Vormittag deuten tut, Die Zeit vor Weihnachten, das Halt in Hut, Und Nachmittag die Zeit nach Weihnachten, Also sollst du nach dem Wetter trachten. Scheint die Sonn', wird's kalt, Regnet's, so ändert sich die Kälte bald. Ferner: Jst's zu Jakobi hell und warm,? Macht zu Weihnachten den Ofen warm. Zwei weitere Bauernregeln sagen vom Jakobi: Ist das Wetter drei Sonntage vor Jakobi schön, So wird gut Korn gesäet, so es anhält; Regnet's, so bringt's schlecht Korn hervor. Regnet's auf Jakobi, so sollen die Eicheln verderben. Neben dem Jakobstag ist der Annatag, der 26. Juli, als interessanter Kalendertag, wenn auch kein Lostag, zu nennen; auch er ist mit Bauernregeln be dacht, von welchen wir der Kürze halber nur die folgende verzeichnen: Werfen die Ameisen am Annatage höher auf, So folgt zuverlässig ein harter Winter drauf. Von den sogenannten Hundstagen, die mit dem 23. Juli beginnen, weiß der Volksmund zu sagen: Hundstage hell und klar, Deuten auf ein gutes Jahr; Werden Regen sie bereiten, Kommen nicht die besten Zeiten. Mit dem Monat Juli nimmt eigentlich der Sommer seinen Anfang. Die Tage werden allmählich kürzer, aber auch wärmer, denn die Sommer-Sonnenwende ist vorüber. Glühend heiß brennt jetzt die Sonne; unter ihrem Einfluß wächst alles rasch empor, um aber ebenso schnell wieder zu verblühen. Die Getreidefelder nehmen nach und nach eine weißgelbliche Färbung an, das duftige, lebhafte Grün der Wiesen, welches vermischt mit den buntfarbigsten Blumen bisher unser Auge er freut hat, ist verschwunden und an feine Stelle tritt ein matteres Grün. In der Pflanzenwelt deutet alles auf baldige Ernte. Der Schwerpunkt der landwirtschaftlichen Verrichtungen im Juli liegt auf den Feldern. Es beginnt die eigentliche Ernte, aber auch die Boden vorbereitung für die Herbstbestellung Die Aehren auf den Feldern winken nicht mehr, sondern sie neigen sich demütig zur Erde nieder, ein Zittern ergreift die bleichen Halme und der Hauch des warmen Windes verkündet ihnen ihr Lebensende. Da nahen auch schon die Schnitter, rauschend fahren die Sensen durch die dichten Reihen der Halme, welche lautlos zur Erde sinken, Schwaden reiht sich an Schwaden. Julius Trojan sagt zur Ernte: Es glänzt das Korn wie mattes Gold; auf schlanken Halmen wiegen die Aehren sich und schwanken Und neigen sich hernieder schwer und müde, Noch liegt auf weitem Feld tiefstiller Friede. Da ruft die erste Sense; aus der Weite Antwortet ihr mit scharfem Klang die zweite. — „Sächsische Dorfzeitung." — Nun wird'S lebendig! Wohlbewehrte Ritter, Zur muntern Feldschlacht ziehen aus die Schnitter. O Himmel, blick' nun freundlich auf die Erde, Daß, was du gabst, auch wohl geborgen werde. Und hast du dann das Brot uns zugemessen, So gib uns auch, daß wir'S in Frieden essen. Und gib uns auch, du Geber aller Gaben, Daß es ausreichl, bis wir das neue haben. Die Ernte verlangt viele fleißige Hände. Das Arbeiten auf dem Felde in der brühenden Sonnenhitze ist kein Spaß und wenn jemand selbst an der Ernte mit Hand angelegt, der weiß, wie müde abends derjenige ist, welcher einen langen Juli- oder Augusttag ohne Schutz gegen die glühenden Sonnenstrahlen gearbeitet hat. Die Roggen- und Weizenernte findet gegen Mitte und Ende des Monats statt. Der richtige Zeitpunkt zum Erntebeginn ist die Gelbreife. Wo Raps gebaut wurde, beginnt die Raps- und Rübsenernte mit dem Anfang Juli. Man schiebe das Schneiden nicht zu lange hinaus, wenn es auch bekannt ist, daß die voll ausgereiften Samenkörner den größten Oelgeyalt haben, da im Sonnenbrände die Schoten sehr leicht aufspringen und somit nicht unbeträchtliche Verluste entstehen. Mit aus diesem Grunde werden die geschnittenen Früchte auch nicht gebunden, sie bleiben vielmehr einige Tage in Schwaden (Gelegen) liegen, um dann gleich auf dem Felde ausgedrofchen oder zum Zweck eines voll- kommenen Trocknens auf größere Haufen gebracht zu werden. Die Kartoffelpflanzen sind in diesem Monat bei feuchtem Bodenzustande wiederholt und tiefer zu häufeln, als das erste Mal. Befindet sich zwischen den Reihen Unkraut, so ist dasselbe auszujäten. Das zweite Be hacken der Zuckerrüben und Runkeln muß jetzt zur vollen Tiefe geschehen, da dasselbe neben der Zerstörung des Unkrautes zugleich eine kräftige Lockerung des Bodens bezweckt, welche Lust und Feuchtigkeit zu den Wurzeln dringen läßt. Auch der Mais, sofern er in Reihen gesät ist, verlangt ein wiederholtes Behacken, dem, wo nötig, ein Verdünnen der Pflanzen folgen muß. Nach beendeter Getreideernte hat das Stürzen der Stoppeln, eventuell Düngung und Pflügen des Feldes zur Rapssaat zu erfolgen. Der Anbau von Stoppel früchten : Weißrüben, Spörgel, Senf, Grünwicken und Erbsen, sowie die Saat von Johannisroggen kann vor genommen werden^ Die Hopfenfelder werden zum zweiten Male gelockert und die Wurzelausläufer auf denselben entfernt. In der Hofwirtschaft versäume man jetzt nicht, die Dächer auf Reparaturbedürftigkeit nachzusehen, nicht minder die Fenster und Fußböden der Getreideböden. Auch die Scheunentennen bringe man in Ordnung, falls sich dort Unebenheiten zeigen sollten. Weinbau. Mit dem VerHwicken und Aufbinden der Triebe wird fortgefahren. Bei trockener Witterung kommt auch die dritte Bodenbearbeitung zur Ausführung. In Weinbergen, wo das Wachstum der Rebstöcke zu wünschen übrig läßt, kann jetzt mit einer Chilisalpeter düngung nachgeholfen werden: man verwendet 100 bis 150 Kilogramm per Hektar (4 Hess. Morgen). Gegen Ende des Monats müssen die Reben zum zweiten Mal zum Schutz gegen den falschen Mehltau mtt Bordeaux brühe gespritzt werden. Die Reben an Spalieren und den Wänden sind in gleicher Weise zu behandeln. Warme Keller sind auch in diesem Monat in kühlen Nächten zu lüften. Die Fenster werden auch jetzt vor den Sonnenstrahlen geschützt und die Fässer fleißig nachgefüllt. 5m Obstgarten. Bei der Kirschenernte sorge man ja dafür, daß die Bäume möglichst geschont und nicht so sehr in den Aesten zerrissen werden; häufig aber wird gerade das Holz, das im nächsten Jahre tragen soll, abgebrochen und so ein Baum allmählich zu Grunde gerichtet. — Der Juli ist die geeignetste Zeit zum Okulieren auf das schlafende Auge. Wie im Juni, so werden auch jetzt die Zwergobstbäume aus gelichtet; ebenso drehe man fleißig diejenigen Seiten triebe an den Leitästen um, welche zu lang werden und nicht tragen wollen. — Jetzt ist die beste Zeit zur Ausführung des Sommerschnittes zwecks Heranziehung von Fruchtholz. An den veredelten Stämmchen ent fernt man die wilden Triebe. — Die Wandspaliere, welche viel von der Sonnenhitze zu leiden haben, müssen wöchentlich wenigstens zweimal begossen werden. Alle trocken stehenden Obstbäume soll man besonders im Juli fleißig begießen. Dies schützt sehr gegen das Herabfallen des Obstes und hält das Wachstum auf recht. Die Baumscheiben frisch gepflanzter Stämmchen soll man locker halten und sie mit gutem Stallmist bedecken. Ausgezeichnete Erfolge erzielt man bei Johannisbeerstöcken, wenn man dieselben im Juli richtig beschneidet; man muß die alten Aeste und Stämmchen entfernen und die jüngeren entsprechend einkürzen. Die Erdbeerbeete sind zu reinigen. Alle Ranken werden abgeschnitten und die darin befindlichen jungen Pflanzen zur Vermehrung benutzt; niemals sollen die Ranken abgerissen werden. Mehr als drei Jahre dürfen die Erdbeeren nicht stehen; sie müssen dann erneuert werden, wenn möglich auf anderen Beeten. Gemüsegarten. Bei trockener Witterung ist das Gießen, Jäten und Behacken der Beete die Haupt arbeit. Die leer gewordenen Beete werden mit Rapon- tika, Krauskohl, Kohlrabi und Lattichsalat besetzt. Auch Teltower Rübchen, Herbst- und Speiserüben, Radieschen, Spinat und Winterrettick werden gesät. Schalotten, Knoblauch, Kartosfelzwiebeln und Speiferwiebeln werden, sobald sie reif sind, ausgenommen. Die Gurkenbeete verlangen fleißige Bewässerung und Düngung. Auch Aussaaten von Erbsen können noch gemacht werden. . Juli 1905. Den reifenden Gurken und Melonen lege man Ziegel oder GlaSstücke unter, um sie vor Fäulnis zu schützen. Im Blumengarten müssen jedt alle verblühten Blumen entfernt werden, namentlich muß man auch an allen mehrmals blühenden Rosen die verwelkten Blumen mit einem oder zwei Blattaugen wegschneiden. Dadurch erreicht man, daß die Pflanzen wieder aufs neue austreiben und einen schönen Herbstflor bringen. Entwickeln sich dagegen an Rosen Fruchte, so wird der zweite Flor immer nur spärlich ausfallen. Zum Oku lieren der Rosen ist der Monat Juli der beste; auch kann man jetzt Stecklinge von Rosen, Hortensien, Ver benen, Nelken usw. machen. Reife Blumensamen sind zu sammeln und an einem trockenen, schattigen Ort auf zubewahren. Aussaaten von Winterblumen: Cinerarien, Pri meln, Lalceolarien, Winterlevkojen, Reseda, Vergiß meinnicht, Pensees, Silenen werden gemacht. Kranke Warmhauspflanzen kultiviert man in leeren Mistbeet kästen Die Stecklingsvermehruna der Rosen, Nelken und gefüllten Primeln wird im Juli hauptsächlich vor- qenommen. Die Pflege des Rasens, das Reinhalten her Wege, Auflockern der Beete nach heftigem Regen und das Beschneiden der Teppichbeete sind vorwiegend Arbeiten deS Juli. Gegen Ende des Monats werden die Hecken von Liguster, Hainbuche und Weißdorn be schnitten. Die Zimmerpflanzen müssen ganz gehörig mit einem Zerstäuber erfrischt werden. An Topfrosen, die im Winter das Zimmer schmücken sollen, entferne man die Knospen, gieße und dünge sie öfters. Vor Ver wendung flüssigen Düngers gieße man stets gründlich mtt reinem und nicht zu kaltem Wasser. Gegen die Blattläuse empfiehlt sich ein mehrfaches Bespritzen mit verdünntem Tabaksaft, am billigsten heraestellt durch Aufbrühen von Tabakstaub oder Zigarrenabschnitten mit heißem Wasser. Natürlich muß es vor Verwendung erkalten. Auch schwache Seifenlauge tut gute Dienste. Topfpflanzen, namentlich solche kälterer Zonen, also Myrten, Kamelien, Azaleen können auch jetzt noch, wenn nötig, verpflanzt werden; während die ersteren eine kräftige Mischung aus halb Rasen und halb Laub und Heideerde mit Sandzufatz lieben, gedeihen die letzteren nur in Heide- und Moorerde. Frischverpflanzte Ge wächse halten wir stets an halbschattigen, geschützten Plätzen und überbrausen sie oft, am besten mit Regen wasser, das auch zum Gießen stets das beste ist. Frisch gepflanzte Topfpflanzen dürfen nicht sofort, sondern erst dann gedüngt werden, wenn sie aut angewurzelt sind, dann aber nachhaltig mit aufgelösten Kunst- oder Naturdüngern. Vermischtes Vßs.* Eine Gift farm ist von den nordamerikanischen Behörden auf den Niederungen des Potomac bei Washington begründet worden. Man will die vierzig Millionen Mark sparen, die jährlich für in Nordamerika eingeführte Apotheker- waren auSgegeben werden. Große Flächen sind abgesteckt worden für den Anbau von Nachffchatten, Tollkirschen, rotem Fingerhut und anderen Giftpflanzen. * Eine freudige Nachricht für den Insekten forscher bringt das neueste Bulletin des Bureaus der Regierungslaboratorien in Manila aus der Feder von l)r. Herzog. In einer Untersuchung über die Pest wird nämlich die Entdeckung einer neuen Flohart verkündet, die den Namen ?ulox pkili^pinrns erhalten hat. Dadurch wird sich namentlich die berühmte Flohsammlung von I>r. Rothschild in London wieder um neue Exemplare vermehren. Der neugefundene Floh lebt auf Ratten und fpielt daher vielleicht eine Rolle bei der Uebertragung der Pest. Humoristisches. * Die Zigarre! Ein älterer Herr, der ein Gegner des Tabakrauchens war, trat auf einen jungen Mann zu, der an einer Straßenecke stand und eine Zigarre rauchte, und fragte ihn streng: „Wieviel Zigarren rauchen Sie den Tag?" „Drei," war die Antwort. „Wieviel bezahlen Sie dafür?" fuhr er fort. „Fünfzehn Cent das Stück," antwortete der junge Mann gelassen. „Sind Sie sich klar darüber," fuhr sein Inquisitor fort, „daß Sie, wenn Sie das Geld sparen würden und mein Alter erreicht hätten, Eigentümer jenes großen Gebäudes an der Ecke sein würden?" „Sind Sie der Eigentümer?" fragte der Raucher. „Nein," war die Antwort. „Aber ich," sagte der junge Mann. * Sein Schmerz. Ein kleiner Bube kam weinend zu seiner Mutter gelaufen. „Was ist passiert, Willi?" fragte sie. „Der Junge von gegenüber hat mich ge schlagen," war die Antwort. „O, aber darum würde ich doch nicht weinen!" entgegnete sie. „Zeig' mal, daß Du ein kleiner Mann bist." — „Darum wein' ich auch nicht," erwiderte er. — „Warum weinst Du denn?" — „Er lief ins Haus, ehe ich ihn wiederschlagen konnte!" * Umgedreht. Gatte (zu der jungen Frau, die das erste Mittagessen gekocht hat): „Nimm mir's nicht übel, aber von diesem Braten bringen meine Zähne auch nicht einen Bissen herunter!" — Frau (verächtlich): „Ach Gott, und so einen jammervollen, schwächlichen Greis heiratet man!" * Redaktionsantwort. „Ihren Roman: „Der Hottentottentrottel" können wir erst nächsten Monat bringen, weil uns momentan nicht genug t-Typen zur Verfügung stehen." * Kasernenhofblüte. Unteroffizier (zu einem Koch): „Nach Ihrer Faulheit zu urteilen, müssen Sie bei einem Hungerkünstler Koch gewesen sein!" * Wenig Geld — wenig Musik! Chef: „Sie, Herr Meyer, viel Gehalt haben Ihre Briest nicht." — Meyer (anzüglich): „Ich ja auch nicht!"