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Sette 2. — „Sächsische Dorfzeitung.' — L Juli 1905. genossen vorangehen sollte. Obwohl eine gottesdienst liche Handlung der vollberechtigten evangelischen Kirche nicht unter da» Verein»- und Versammlung-recht fällt, sich demnach der Kompetenz der politischen Behörden vollständig entzieht, verbot der Teplider Bezirk»- Hauptmann den Gottesdienst und schrieb dem evangelischen Festzug in Turn den kürzesten Weg vor. Diese RechtSverlehuna durch die Behörde, welche in evangelischen Kreisen begreifliche Entrüstung hervorruft, wird im österreichischen Abgeordnetenhaus« zum Gegen stand einer nachdrücklichen Aktion gemacht werden. Da» Waldfest auf dem Mückentürmcheu erleidet sonst keine Einschränkung. Rußland. Immer düsterer lauten die Nach richten üver die Unruhen, die einen vollständig revolutionären Charakter besitzen. So un erhört sind die Vorgänge auf dem russischen Panzer schiff »Fürst Potemkin", daß ihnen in der ganzen neueren Geschichte nichts Sehnliche» zur Seite gestellt werden kann. Vorgestern nachmittagLfand, wie schon gemeldet, die Beerdigung des Matrosen Omeltschuk statt. Dem „Daily Expreß" wird aus Odessa weiter gemeldet: Der „Potemkin" liegt auf der Rhede mit auf die Straßen gerichteten Kanonen Die Leiche des an Bord getöteten Mattosen Omeltschuk liegt auf dem Quai: Tausende von Aufrührern ziehen daran vorüber und schwören Rache. Signalwachen stehen neben der Leiche, um auf das geringste Zeichen, welches sie geben, das Bombardement beginnen zu lassen. Der Hafen admiral erbot sich, als Geisel an Bord des „Potemkin" zu gehen, um die Stadt zu retten, doch haben die Meuterer auf das Anerbieten noch nicht geantwortet. In den Straßen knattern die Salven der Kosaken. Der bisher angerichtete Schaden wird auf 15 Millionen berechnet. — Der „Daily Telegraph" meldet: Der „Potemkin" setzt das Bombardement der Stadt fort; bisher seien noch keine Kriegsschiffe der Schwarzen Meer-Flotte aus Sewastopol in Sicht. — Eine Zeitungsdepesche aus Odessa besagt: Den Truppen gelang es endlich, spät abends die Oberhand über die aufständische Bevölkerung zu gewinnen. Die Stadt steht teilweise in Flammen Man erwartet einen schweren Kampf mit dem „Potemkin" und Schwärzen Meer-Flotte. Auch die Mannschaft des „Nacha" meuterte und machte gemeinsache Sache mit der des „Potemkin", da sie den Kapitän und die Offiziere auslieferte. Die überlebenden Offiziere des ^Potemkin" wurden an Land gesetzt. Nach einer Meldung soll der Kreuzer der Freiwilligen-Flotte „Saratow" im Hafen von Odessa ebenfalls verbrannt morden sein. Nach einer Meldung aus Kronstadt sollten die Mattosen der Kaiserlichen Marine, die zur Zeit keinen Schiffsdienst tun, an Stelle der entlassenen Arbeiter zu Arbeiten verwandt werden. Die Matrosen weigerten sich zu arbeiten. Als daraufhin der Befehl gegeben wurde, den Matrosen wie allen übriaen Arbeitern Stundenlohn zu zahlen, erklärten sie, sie seien Soldaten und keine Arbeiter. Ihren Unterhalt könnten sie sich durch Arbeit erwerben, auch ohne der Kriegsmarine anzugehören; sie wollten auf den Schiffen verwandt oder entlassen werden. Ein höherer Marineoffizier, der beauftragt war, die Matrosen zur Arbeit aufzu fordern, wurde mit Steinwürfen empfangen, unter denen er zusammenbrach. Die Truppen in Peterhof sind seit mehreren Tagen verstärkt. Norwegen. Aus Drontheim wird gemeldet, drei Jahrgänge wehrpflichtiger Mannschaften des nor wegischen Heeres ständen unter den Waffen. In der Nacht zum DrenStag gingen 2000 Mann In fanterie nach der Grenze ab. 65 Wagen und 2 Loko ¬ motiven wurden von Drontheim nach dem Süden abgesandt. Ein Kanonenboot und eine Torpedoboot flottille sind am Eingang zum Drontheimer Fjorde eingetroffen. Amerika. Präsident Roosevelt hat durch eine Rede, welche er an die Studenten der Harvard- Universität hielt, viel Aufsehen erregt. Er verurteilte diejenigen Millionäre, tue die großen Trust» leiten und ihren Reichtum durch ungesetzliche Geschäftsmittel vermehren. Der Präsident der Republik bezeichnete diese Millionäre als Verbrecher und fügte hinzu, es sei viel wichtiger, Geld durch ehrliche Mittel zu erlangen, als den Ueoerschuß eine- unreell erworbenen Vermögens Wohltätigkeitszwecken zu widmen Aus Dresden und Umgegend. Dresden, t. Juli. — Gebote für das Leben. Hänge dein Herz an kein vergänglich Ding! Die Weisheit richtet sich nicht nach uns, wir müssen uns nach ihr richten. Was du sehen kannst, das sieh, und brauche deine Augen; und über das Unsichtbare und Ewige halte dich an Gottes Wort. Scheue niemand soviel, als dich selbst. Inwendig wohnt in uns der Richter, der nie trügt, und an dessen Stimme uns am meisten gelegen sein muß. Nimm es dir vor, nichts wieder seine Stimme zu tun, und wenn du etwas sinnest und vorhast, dann schlage zuvor an deine Stirn und frage um Rat. Verachte keine Religion. Es ist leicht zu verachten, und verstehen ist viel besser. Nimm dich der Weisheit an, wenn du kannst, und lasse dich gern ihretwegen hasten. Doch wisse, daß deine Sache nicht die Sache der Wahrheit ist, und hüte dich, daß sie nicht ineinander fließen. Tue das Gute für dich hin, und kümmere dich nicht, was daraus werden wird. Mache niemandem graue Haare, doch wenn du Recht hast, hast du um die grauen Haare nicht zu sorgen. Hilf und gib gern, was du hast, und dünke dich darum nicht mehr, und wenn du nichts hast, so habe den Trunk kalten Masters zur Hand, und dünke dich darum nicht weniger. Sage nicht immer, was du weißt, aber wisse immer, was du sagest. — Se. Majestät der König wird heute nachmittag 5 Uhr vor der König!. Villa in Wachwitz eine Huldigung des Leipziger Männerchors unter Direktion des Chor meisters Wohlgemuth entgegennehmen. — Der Oberhofmeister Ihrer Majestät der Königin- Witwe, Wirkl. Geh. Rat v. Malortie, Exzellenz, hat sich heute mit fünfwöchentlichem Urlaub nach Pommern begeben. — Militärisches. Durch allerhöchste Kabinettsorder vom 15. Juni wird bestimmt, daß die Degen- und Säbel scheiden dunkel gefärbt werden. Ausführungsbestimmungen folgen. — Die sächsische Regierung und die Schiff fahrtsabgaben. Die sächsische Regierung wird, wie die „Leipz. N. N." aus zuverlässiger Quelle erfahren haben wollen, gegen die Einführung von Schiffahrts- abgaben Stellung nehmen. Bekanntlich ist Finanz minister vr. Rüger zunächst geneigt gewesen, dem Drängen Preußens nachzugeben. Nn von der Generaldirektion der sächsischen Staatsbahnen eingefordertes Gutachten über die Angelegenheit soll indessen so ungünstig ausgefallen sein, daß er sich veranlaßt sah, seine Ansicht zu ändern. — Bei dem großen Sommerfest im Königl. Palaisgarten am Sonntag den 9. Juli wird, wie be reits mitgeteilt, eine „Freie Bühne" in der Art eines offenen Sommertheaters errichtet. Die Vorstellung der Lustspielaufführungen in demselben hat die Theater- und Redekunstschule Senff-Georgi unter Leitung von Herrn Erwin Senff-Georgi übernommen Auch der bekannte sächsische Dialektdichter Herr Georg Zimmermann hat sich bereitwilligst in den Dienst der Stiftung gestellt und wird ebenfalls auf der „Freien Bühne" Vorträge seiner eignen Dichtungen zum besten geben. Die Direktion des Refi- denztheaterS hat den Aufbau de» Sommertheater» zugesagt. Das Fest beginnt nachmittag- 3 Uhr. — Der Huldigungskorso der Automobil- und Motorradfahrer Sachsens findet nunmehr am mor genden Sonntag den 2. Juli in Dresden statt. Die Auf- stellung des Zuges geschieht nachmittags 3 Uhr auf der Stübelallee und der Korso beginnt, sobald König Friedrich August auf der Korsostraße eingettoffen ist. Der Weg des Korso führt durch die Stübelallee, durch die Haupt allee des Großen Gartens, dann durch die Lennksttaße, Parksttaße, Albrechtstraße, Johann-Georgen-Allee, Moritz- straße, König-Johann-Straße, Altmarkt, See-, Prager-, Wiener-, Gellert-, Lennestraße wieder nach der <Äübelallee. Die Motorräder und Automobile fahren im Ausstellungs parke auf, damit auch dem Publikum Gelegenheit für be queme Besichtigung gegeben ist. Der Korso wird bei jeder Witterung gefahren. Die Idee dieser Huldigungsfahrt geht bekanntlich aus von der Ortsgruppe Dresden der deutschen Motorradfahrer-Vereinigung (E. B. Stuttgart) und wurde zur Ausführung dem Gau Sachsen dieser Ber- einigung vorgeschlagen. Dieser nahm den Vorschlag an und betraute die Ortsgruppe Dresden mit dem Arrange ment. Um dem König Friedrich August ein möglichst glanzvolles Bild der Entwickelung unsere- Kraftfahrwesens bieten zu können, beschlossen die Motorradfahrer, alle Kraft- fahrer Sachsens zur Beteiligung aufzufordern und besonders die Automobilbesitzer zur Teilnahme einzuladen. Es ge lang auch dem Vorsitzenden der Ortsgruppe Dresden der D. M.-V., Herrn l)r. meck. Fritz Krüger, den unermüd lichen Vorkämpfer des Automobilsports in Sachsen, Herrn Direktor Hans Dieterich - Helfenberg, der seinerzeit die ministerielle Automobilfahrt nach Bautzen arrangiert hat, für die Sache zu interessieren, der sich ihr auch mit Feuer eifer widmete. — Bei der Königlichen Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt findet am nächsten Freitag den 7. Juli, von vormittags 11 Uhr an, eine öffentliche Bezirks ausschuß.Sitzung statt. — Durch die Königl. Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt als Elbstromamt ergeht in vor liegender Nummer eine die Abhaltung von Pionier- Heilungen betreffende Bekanntmachung, die auch an dieser Stelle besonderer Beachtung empfohlen sei. — Die Aenderung des Vornamens ist seitens des Königl. Ministeriums des Innern durch die unterm 24. Juni 1905 im letzten Stück des Gesetz- und Verord nungsblattes veröffentlichte Verordnung vom 12. Mai 1905 ausdrücklich zugelasten worden. Zuständig für die Ge nehmigung dazu ist das Ministerium des Innern. Die Aenderung soll am Rande der Geburtseintragung im Standesamtsregister vermerkt werden. — Macht sich derjenige einer strafbaren Handlung schuldig, der Sttaßenpastanten darauf auf merksam macht, daß gegen dieses oder jenes Lokal seitens der sozialdemokratischen Partei der Boykott verhängt worden ist? Der höchste sächsische Gerichtshof, das Ober landesgericht, hat diese Frage bejaht und ausgesprochen, daß in solchen Fällen eine Bestrafung wegen groben Un fugs einzutreten hat. — Heute ging die Deutsche Straßenbahn (rote Linie) in den Besitz der Stadt über. Die sämtlichen Motorwagen waren aus diesem Anlaste mit Fähnchen ge schmückt. Die Beamten sind bereits verpflichtet worden Mrmss und Wissenschaft. Literatur. f Im Residenztheater wird morgen Sonntag nachmittag „Alt-Heidelberg" zum 141. Male aufgeführt, während abends der lustige Schwank „Lustige Ehemänner" in Szene geht. Am Montag findet eine Wiederholung des Lustspiels „Die beiden Schulen" statt. f Die Generalversammlung des Deutschen Vereins für Bolkshygiene findet vom 7. bis 9. Juli in München statt. Hervorzuheben sind Vorträge von Or. Hecker über „Erkältung und Abhärtung durch Luft und Master", von Friedrich Rebholz, Konsulenten im bayrischen Ministerium des Innern, und Geh. Rat Rübner- Berlin über „Das volkshygienische Interesse am Anbau und Verwertung von Obst und Gemüse". f Riesenpreise für Bilder. Aus London wird berichtet: Bei Christie wurden in einer nur 1'/, Stunden währenden Auktion 52 Bilder der Tweedmouth-Sammlung für eine Gesamtsumme von 990 972 M. verkauft Einige der wertvollsten Bilder gingen in den Besitz Pierpont Morgans über. Riesenpreise erzielten besonders Bilder von Raeburn; sieben von ihnen brachten über 400 000 M. An erster Stelle stand das Porträt von Lady Raeburn, eine entzückende Harmonie in Braun. Bon 43 000 M. stieg der Preis schnell auf 187 050 M. -f Medizinische Absonderlichkeiten. In jeder Wissenschaft findet sich ein besonderer Raum für den Humor, und cs kann daher nicht ausbleiben, daß gewisse Dinge belacht werden, auch wenn sie vielleicht einen ernsten Hintergrund haben. So wird es gewiß auch der Nachricht von einer „wissenschaftlichen Entdeckung" ergehen, derzu- folge der Bandwurm als ein natürlicher Feind des Schwind- suchtSkeim- zu betrachten ist. Es wird behauptet, daß der Schwindsuchtskeim in der Nachbarschaft eines Bandwurm nicht leben könne. Mit anderen Worten heißt das: einem Menschen, der einen Bandwurm besitzt, können die Bazillen dec Tuberkulose nichts anhaben, und es soll sogar bereits ein Schwindsüchtiger geheilt worden sein, nachdem man ihm künstlich einen Bandwurm beigebracht hatte. Die Behandlung, die sich au- diesen Umständen ergeben würde oder ergeben könnte, würde wohl aber darin bestehen, daß aus Bandwürmern eine Flüssigkeit hergestellt und den Kranken eingeimpft wird, und zwei französische Aerzte wollen das auch schon getan und Erfolg damit erzielt haben. Nicht viel merkwürdiger erscheint ein anderer Bericht über den Ursprung der Zuckerkrankheit, der aller- dings bisher noch nicht ausreichend geklärt ist. Man hat zur Lösung des Rätsels alles mögliche heranziehen wollen, zum Beispiel die Zunahme der städtischen Bevölkerung, das Anwachsen des Kapitals nebst dem darauf folgenden Luxus usw. Die neue Theorie geht davon aus, daß die Sterblichkeit an Zuckerkrankheit unter den Maschinisten, Heizern und Eisenbahnbeamten angeblich viel bedeutender ist als unter der übrigen Bevölkerung. Daraus wird der Schluß gezogen, daß die Entstehung der Zuckerkrankheit mit dem Einfluß fortgesetzter Erschütterungen in Zusammen hang steht. Man müßte nun feststellen, ob auch bei anderen Berufszweigen, deren Ausübung gleichfalls unter solchem Einfluß steht, ein häufiges Auftreten an Zucker- krankheit vorkommt, zum Beispiel bei Automobilisten, bei Radfahrern, bei Reitern usw. Das „British Medical Journal" sagt, daß der Hinweis auf die Bedeutung des Eisenbahnfahrens auf die außerordentliche Zunahme der Zuckerkrankheit durchaus neu, aber doch nicht ohne weiteres zu vernachlässigen sei. f Täuschungen des Wärmesinnes. Eine hübsche Schilderung hierüber finden wir im neuesten Heft des „Kosmos", dieses vorzüglichen Handweisers für Natur- freunde, den die gleichnamige Gesellschaft in Stuttgart unter bewährter Redaktton herausgibt und regelmäßig an mehr als 9000 Mitglieder z»w Versendung bringt. (Probe hefte liefert der Verlag gerne gratis.) Wir lesen da: Die fünf Sinne des gewöhnlichen Sprachgebrauchs reichen keineswegs aus, um alle Empfindungen zu bezeichnen. Als Gefühl in der physiologischen Bedeutung des Wortes faßt man so ziemlich alle Empfindungen zusammen, die sich nicht einem der vier übrigen Sinne unterordnen lasten; die Wissenschaft scheidet daher diese sehr mannigfaltigen Empfindungen und die sogenannten Gemeingefühle. Neben dem Tastsinn müssen wir aber auch noch einen besonderen Temperatursinn unterscheiden, denn die Physiologie lehrt, daß verschiedene Nervenendigungen das Tastgefühl einer seits und das Wärme- und Kältegefühl anderseits ver mitteln. Der Temperatursinn läßt uns die subjektiven Empfindungen in einer fortlaufenden Reihe ordnen: kalt, kühl, lau, warm und heiß, doch sind diese Bezeichnungen ebenso unbestimmt, wie das Gefühl unsicher. Ein paar sehr einfache Beispiele mögen dartun, wie trügerisch unsere Empfindungen sind, wenn es sich um Wärme oder Kälte handelt. Stecken wir unsere rechte Hand in ein Gefäß mit Eiswaster, die linke in ein solches mit warmem und halten nach einiger Zeit dann beide in ein Gefäß mit gewöhnlichem Brunnenwasser, so wird dieses jetzt der rechten Hand warm, der linken hingegen kalt erscheinen, obgleich beide Hände sich in genau derselben Flüssigkeit befinden. Allein die Vorbereitung war für jede Hand eine andere, bevor beide in das gewöhnliche Wasser kamen, und daher ist die Empfindung bei der rechten und der linken eine verschiedene. Eine ähnliche Wahrnehmung können wir machen, wenn wir aus einem stark erwärmten Raum, etwa einer Backstube, schnell ins Freie treten; die Luft wird uns alsdann kalt erscheinen. Kommen wir dagegen aus einem kühlen Raum, z. B. einem Eiskeller, so empfinden wir dieselbe Luft als warm. Unsere Schätzung der Temperatur hängt somit von dem unmittelbar vorhergegangenen Zu stande ab; uns kommt der Wärmezustand — von krank haften Beeinflussungen abgesehen — um so höher vor, je niedriger der vorausgegangene war. Aehnlichen Täuschungen sind wir ausgesetzt, wenn wir Gegenstände mit der Hand berühren, und zwar infolge ihres verschiedenen Wärme leitungsvermögens. Nehme ich die auf meinem Schreib tische liegende Papierschere in die Hand, so habe ich das Gefühl der Kälte, nicht aber bei eiyem Federhalter aus Kork. Die Temperatur beider Gegenstände ist die gleiche, jedoch eine niedrigere, als die -der Hand, aus der somit Wärme auf sie übergeht. Nun ist aber das Metall der Schere ein sehr guter Wärmeleiter, sie nimmt daher binnen kurzer Zeit viel Wärme aus der Hand auf, was der Feder halter als schlechter Wärmeleiter nicht tut. Die- ist die Ursache der verschiedenen Empfindung; eS ergibt sich daraus wieder, wie unsicher unser subjektives Schätzungsvermögen für die Temperaturen ist.