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Seite 3. — Ein Keller brand mit erheblicher Rauch entwickelung fand gestern abend in der 9. Stunde im Hause Prager Straße 2b statt. Die Feuerwehr mußte drei Schlauchleitungen anwenden und war über eine Stunde an der Unterdrückung der Gefahr tätig. Die Ursache des Brandes, wobei Kisten und Packmaterial vom Feuer ergriffen waren, blieb unaufgeklärt. — Das Dresdner Landgericht verurteilte gestern den Drechsler Kunze wegen Beleidigung des Kaisers und des Königs Friedrich August zu 10 Monaten Gefängnis. — Aus dem Polizeibericht. Gestern nachmittag stürzte in Altwblfnitz ein Dachdecker bei der Ausübung seines Berufes vom Dache einer Scheune 6 Meter tief in den Hof herab und erlitt eine schwere Erschütterung der Wirbelsäule und linksseitige Rippenbrüche. Der Ver unglückte fand Aufnahme im Friedrichstädter Stadt krankenhause. Ein Verschulden Dritter liegt nicht vor. — In einem an der Hamburger Straße gelegenen Sägewerke fiel am Dienstag ein Maschinenarbeiter durch ein Glasdach und zog sich bedeutende Verletzungen zu. X Dresden-Trachau, 22. Juni. Das im Grund buche für Trachenberge Blatt 144 auf den Namen des Privatmanns Ernst Oskar Kleber eingetragene Grundstück soll am 14. August 1905, vormittags '/zlO Uhr, an der Gerichtsstelle, Lothringer Straße 1, l., Zimmer 118, zu Dresden, im Wege - der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 32,1 Ar groß und auf 61 700 M. geschätzt. Es besteht aus einem Wohngebäude mit Nebengebäude, Hofraum und Garten und liegt Weinbergstraße 56 hier. ) Aus der Lötznitz, 22. Juni. Bis mit Dienstag wurden vom Güterbahnhofe zuKötzschenbroda insgesamt 561 Körbe mit 14 747 Kilogramm Erdbeeren versandt. — Radebeul, 22. Juni. Die vorgestrige Sitzung der Gemeinderäte von Radebeul, Kötzschenbroda und Ober- lößnitz, in der über die Errichtung einer höheren Lehranstalt beraten wurde, hat trotz mehrstündiger Be ratung zu keinem endgültigen Beschlüsse geführt. Die Aussprache drehte sich in der Hauptsache um die Platzfrage, welche hoffentlich bald zur Zufriedenheit aller gelöst sein wird. Für die Begründung einer Realschule mit Pro gymnasium scheint jedoch im Prinzip die übergroße Mehr heit der drei Gemeinderäte zu sein.' Die nächste gemein schaftliche Sitzung findet in 14 Tagen statt. Radebeul, 22. Juni. Von Meißen nach Rade beul versetzt wird am 1. Juli Herr Bahnassistent E. Stoll. Die Amtskollegen veranstalteten ihm zu Ehren eine Ab- schiedsseier, in welcher er als vieljähriger Vorstand des Bahnbeamtenvereins allseitig geehrt ward. (:) Blasewitz, 22. Juni. Oeffentliche Sitzung des Gemeinderats. 1. Es wird Kenntnis genommen von der Eröffnung der Königlichen Amtshauptmannschaft Dresden- Neustadt in Sachen der Ortsbauordnung — neue Fassung — und beschloßen, dieselbe mit den vorgeschlagenen akten kundigen Abänderungen und Ergänzungen anzunehmen. 2. Die Rechnung der Brückenverbandskasse auf 1904 wird richtig gesprochen. Sie schließt mit 208 154 M. 44 Pf. in Einnahme und 207 707 M. 56 Pf. in Ausgabe ab. 3. Es wird einstimmig beigetreten den Vorschlägen des Brückenausschusses: a) Ermäßigung des Brückenzolles für Fuhrwerke und der damit zusammenhängenden Abänderung des zweiten Nachtrages zum Brückenzoll-Regulativ, d) von Aufstellung eines Billett-Automaten abzusehen, e) die Belohnung des Einnehmers Graf anläßlich der Vollendung vorwurfsfreier lOjähriger Dienstzeit, cl) Gewährung von Sommerurlaub den fünf ältesten Ein nehmern. 4. Es wird mitgeteilt, daß vom nächsten 1. Januar ab die Brückenverwaltung auf Blasewitz über geht. Nach Aussprache zur Sache wird Einverständnis damit erklärt, daß auch nach diesem Zeitpunkte Loschwitz berechtigt bleiben soll, Abonnementskarten auszufertigen und der bisherige Kontrolleur Heber auch fernerhin als solcher in Pflicht bleibt. 5. Von der ablehnenden Bescheidung des Restaurateur Schänder in seiner Bausache durch die Königl. Amtshauptmannschaft wird Kenntnis genommen. 6. Der Herr Vorsitzende teilt mit, daß die Schleusenwässer der Grundstücke an der Elbstraße in Dresden-Neugruna rni ungeregelten Laufe die Uferböschung herab dem Elb- strome zufließen und daß er deshalb an den zuständigen Aeuilketon. Das Duell im Wnkengrimd. Eine heitere Geschichte von Alwin Römer. (Nachdruck verboten.) (1. Fortsetzung.) Wie allabendlich fand er sich auch heute am Stamm tisch im „Goldenen Schiff" ein, um sein Schöpplein zu trinken. Bon den anderen Gästen der Runde war noch niemand weiter als Doktor Mühling erschienen, der auffallend trübsinnig in seinen halbgefüllten Krug starrte, als sei auf dessen Grunde die rätselvolle dunkle Zukunft zu lesen. Justus Plümecke gab ihm einen herzhaften Schlag auf die Schulter und schüttelte dann dem auffahrenden Träumer kräftig die Hand. „Was studierten Sie denn da schon wieder für Uukengeheimnisse, Doktor?" fragte er lachend. „Ach, lassen Sie mich, bester Stadtrat!" murmelte tur junge Arzt. „Ich bin ein unglücklicher Mensch, ein Pechvogel, ein . . ." „Eine Jammertrompcte!" unterbrach ihn Justus. „Ein Kerl von Ihrem Aussehen, mit der besten Praxis zehn Meilen in der Runde, sollte sich schämen, wie eine alte Spittelfrau zu winseln! Herrgott, wenn ich noch einmal so jung würde, wie Sie: die Sonne holte ich mir herunter vom lachenden Maihimmel und ließ meiner Liebsten eine Brosche daraus machen!" „Sie haben aut reden!" „So? ... Na, wo fehlt - denn?" - „Sächsische Dorfzeitung." — 23. ' Stellen um Beseitigung dieses belästigenden Uebel- standes vorstellig geworden sei. Der Gemeinderat nimmt Kenntnis und beschließt auf Abstellung zu dringen. 7. Der Mietvertrag wegen des Ausschiffungs platzes wird genehmigt. 8. Die Einfriedigung des Rat hausgrundstückes wird nach der Vorlage genehmigt und die Kosten verwilligt. Wegen des Fließenbelags sollen die werbenden Firmen zunächst zur Abgabe von Musterplatten aufgefordert werden. Mit Vergebung dieser Arbeit wird der Ausschuß für öffentliche Arbeiten betraut. 9. Bon der mitgeteilten Inbetriebsetzung der öffentlichen Fuhr- werkswage wird Kenntnis genommen. 10. Wegen des von Herrn Sekretär Paulus beklagten mangelhaften Fitschel- wagen-Verkehrs auf Straßenbahn-Strecke Schillerplatz— Straßenbahnhof hier wird beschloßen, bei der Direktion wegen Schaffung der früheren günstigeren Verhältnisse vor stellig zu werden. Hierauf Sitzung unter Ausschluß der Orffentlichkeit, in welcher in Besitzveränderungsabgaben-, Personal, und Steuerreklamationssachen Entschließung ge faßt wurde. V Blasewitz, 22. Juni. In der am Dienstag ab gehaltenen Generalversammlung des Konservativen Vereins für Blasewitz und Umgegend wurden eine Anzahl geschäft licher Sachen erledigt, der Jahresbericht entgegengenommen und die Rechnung richtig gesprochen. Das Vermögen des Vereins beziffert sich auf 545 M. 40 Pf. Weiter beschloß man, dem konservativen Landesvereine korporativ gegen Zahlung einer festen Steuer beizutreten. Auch wurde be kannt gegeben, daß ein Landtagsabgeordneter im Herbste im Verein einen Vortrag über die Tätigkeit des letzten Landtages halten wird. — An dem Chemnitzer Kreis turnfest beteiligt sich der hiesige Turnverein mit 12 Turnern. -j- Cossebaude, 22. Juni. Der Waldgottesdienst, zu dem immer viele Besucher herbeieilen, findet bei günstiger Witterung am nächsten Sonntag im Parke des Ver schönerungsvereins statt. Er beginnt vormittags 9 Uhr. Die Predigt hält Herr Pastor Wendler-Coßebaude. — Coschütz, 22. Juni. Am Montag spielten mehrere Schulknaben miteinander „Froschprellen". Dabei fiel einer der Spielgenoßen so unglücklich auf einen Stein, daß er den linken Arm zum Teil zersplitterte. Diese Verletzung machte seine Ueberführung in die Kinderheilanstalt not wendig. O Klotzsche, 22. Juni. Recht militärisch ging es gestern auf hiesigem Bahnhofe zu, denn das 3. Bataillon des Schützenregiments Nr. 108 wurde früh 8 Uhr von hier aus zur Abhaltung von Uebungen mit der Bahn nach Königsbrück befördert und nachmittags */«3 Uhr kam das 2. Bataillon desselben Regiments mittels Sonderzuges von Königsbrück hier an und verließ den Zug, um im Fuß marsch die Dresdner Kaserne zu erreichen. Loschwitz, 22. Juni. Oeffentliche Gemeinderats. Sitzung. Anwesend 12 Mitglieder. Vorsitzender Herr Gemeindevorstand Näther. Zunächst wurde u. a. von folgenden Mitteilungen Kenntnis genommen: n) von der Zuschrift des Rats zu Dresden, daß beabsichtigt ist, noch 10 Druckregler zur Verbeßerung der Druckverhältnisse in das Gasrohrnetz einzubauen, sowie i>) daß das Kgl. Ministerium des Innern zu dem Ortsgesetz, die Erhebung einer Automatensteuer betr., Dispensation von dem gesetz lichen Erfordernis der gewerblichen Niederlassung im Sinne von Z 18,1 der Rev. Landgem.-Ordg. erteilt hat. Hierzu beschloß man, die Steuer vom 1. Juli d. I. ab zu er heben. Ferner wurde gemäß den Vorschlägen des Bau ausschusses beschloßen, ein entsprechendes Fahrverbot für die Schädestraße zu erlassen, für den vorübergehend beschäftigten Schleuscnbauaufseher Rothe weitere Beurlaubung und zwar bis Ende d. I. beim Rat zu Dresden nachzusuchen, Herrn Prof. Leonhardt die seinerzeit beim Schleusen- und Bach- uferbau hinterlegte Kaution nach Kürzung des in dieser Sache verwilligten Beitrags von 2000 M. zurückzuzahlen und das Projekt über Einfriedigung des Materniweges zur Genehmigung zu empfehlen, sowie auch die etwa erforder liche Dispensation zu befürworten. In Brückenangelegen heiten beschloß man für die Passanten Jahresabonnements- Karten einzuführcn. Ferner wurde bekannt gegeben, daß zufolge stattgefundener Verhandlungen nach Uebergang der Brückenverwaltungsgeschäfte an Blasewitz, am 1. Januar 1906 die Ausstellung der Abonnementskarten bei hiesiger Kassen- „Jn dem Alten seinen Kopfe fehlt'-! Weiß der liebe Gott, wer ihm die Hummeln da hinein gesetzt hat! Aber drin sind sie! Mindestens ein halbes Dutzend!" „Hm . . . was ist denn mit Ihrem Alten?" „Mit meinem? Gar nichts. Das ist ein ganz vergnügter alter Herr, mit dem Sie Pferde stehlen können, wenn Sie Lust haben! Aber ihr Alter ist verrückt!" „Mein Alter? Erlauben Sie mal! Abgesehen davon, daß der brave Urheber meiner Tage sich längst zu seinen Ahnen versammelt hat, war e^ bis zu seiner letzten Stunde geistig vollständig zurechnungsfähig!" „Wer redet denn von dem!?" „Ja, wen meinen Sie denn sonst?" „Ach . . . was hilft's, wenn ich es Ihnen sage!" „Schön. Dann lassen Sie's gefälligst bleiben!" sagte Justus beleidigt und nahm einen tiefen bedächtigen Zug aus seinem Stammschoppen, dessen Deckel mit einem in Silber gearbeiteten Radfahrer en miniature geziert war. Mühling sah forschend zu ihm herüber. „Erfahren werden Sie's ja doch, Stadtrat!" fing er dann wieder an. „Ich habe mir heute einen Korb geholt!" „Daß Dich das Mäuslein beißt! Von wem denn?" „Von unserm Bürgermeister!" flüsterte der Doktor. „Das ist allerdings stark! . . . Was will er denn mit seinem Mädel eigentlich anfangen?" - „Fragen Sie ihn doch! Mich hat er rundweg abgewiesen!" „Und die Leonore? Wollte die auch nicht?" „Mit der war ich längst einig!" - „Ach ... da- war also die Patientin, der zuliebe Juni 1905. stelle weiter erfolgen soll, auch soll die Brückenkontrolle von dem bisherigen Kontrolleur Heber weiter unter den jetzigen Bedingungen ausgeübt werden. Das von der Kgl. AmkShauptmannschaft zurückgegebene Ortsgesetz über Aufstellung von Firmen- und Reklameschildern beschloß man nach den Vorschlägen deS Verfassung--Ausschusses abzu ändern und anderweit zur Genehmigung einzuberichten. Die erforderliche Dispensation zu dem neueren Baugesuche Großmanns wurde bedingungsweise befürwortet, auch wurde widerrufliche Genehmigung zur Einlegung von Schleusen röhren in den Plattleithenweg anläßlich der Entwässerung des Schubertschen Grundstücks erteilt. Hieran anschließend fand noch eine weitere Beratung unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. w Naundorf b. Kötzschenbroda, 22. Juni Unter dem Vorsitz des Herrn Gemeindevorstandes Praße fand am 19. d. M. die diesjährige VUI. (nichtöffentliche) Ge meinderatssitzung statt. Nach Begrüßung des Kollegiums gelangte als 1. Punkt der Tagesordnung die Besetzung der Tagesschutzmannsstelle zur Erledigung. Um dieselbe hatten, sich 27 Bewerber gefunden. Man wählte den Ge suchsteller Schutzmann Böhm aus Neudörfel bei Ortmanns dorf. Der Dienstantritt wird voraussichtlich am 15.Juli d.J. erfolgen. Der Gemeindevorstand gab dann zu Punkt 2 bekannt, daß in diesem Jahre erstmalig ein Teil der für Zwecke des Feuerwehr-Instituts verausgabten Anteilscheine zu je 5 M. auszulosen sei. Der Gemeinderat beschloß '/» dieser Scheine durch den Feuerlösch-Ausschuß demnächst zur Auslosung zu bringen. Für den Schulstraßenbau und die Umbauarbeiten im späteren Gemeindeamte beschloß man eine Gesamtanleihe von 25 000 M. verzins- und tilgbar zu 4,7 Prozent in 43, 15 Jahren bei der landständischen Bank in Bautzen aufzunehmen. Die Bausache Beger, gen. Sohrmann, wurde als 3. Punkt unter den vom Bauausschuß aufgestellten Bedingungen befürwortet. 4. lieber die Auf nahme einer Unterführung in den Bebauungsplan unter- hülb Quaas' Fabrik nach dem Ortsinnern zu, lag ein vom Geometer Ueberall gefertigter Plan vor. Kollegium hieß die diesbezüglichen Vorschläge gut, hielt das Projekt für durchführbar und beschloß demgemäß. 5. Auf Anregung aus der Mitte des Gemeinderats und auf verschiedene Be schwerden der Anwohner der Meißner Straße hin, ist der Gemeindevorstand mit der Gemeinde Kötzschenbroda wegen Mitsprengung der genannten Straße von der Ortsgrenze Kötzschenbroda bis zu dem Schöppeschen Grundstück in Ver bindung getreten. Da Kötzschenbroda seine Sprengwagen auf beregter Strecke mit gehen lassen will, genehmigte man die Tragung der dadurch entstehenden Kosten —- 1 M. pro Faß — mit der Maßgabe, daß die Sprengung nur dann vorgenommen werden soll, wenn dies unbedingt er forderlich ist. 6. lieber die Umbauarbeiten im künftigen Gemeindeamte lag von den Baumeistern Gebr. Große in Kötzschenbroda ein Kostenanschlag, auslaufend mit 6200 M, vor. Kollegium genehmigte vorläufig den Einbau eines Waschhauses und verschiedener Wohnräume und beauftragte den Bau- und Finanzausschuß mit einer genauen Durch sicht des Kostenanschlages. Die übrigen zur Erledigung kommenden Punkte der Tagesordnung haben für die Oeffent lichkeit nicht Interesse. 2 Reichenberg, 22. Juni. Als Mitglied der Kör- kommisfion für den Bezirk der Kgl. Amtshauptmannschaft Dresden-N. ist an Stelle des verstorbenen Barth in Rade beul, der Gutsbesitzer Hermann Pietzsch in Reichenberg gewählt worden und zwar auf die bis 31. August 1910 laufende Wahlperiode. — Im hiesigen Gasthofe streikte am letzten Sonntag die tanzlustige Jugend. Bisher kostete die Tour 10 Pf. Nun wollten die Tänzer weniger zahlen, worauf die Musiker aber nicht eingingen. Das Ende vom Liede war, daß Musikanten und Tanzgäste verschwanden und der Saal bereits in der zehnten Stunde geschlossen tverden mußte. — Radeberg, 22. Juni. Die Untersuchung gegen die Wilddiebe Beutel und Kretzschmar wird mit Eifer fort geführt und hat bereits weitere wichtige Beweismittel und auch eine sichere Spur zur Ermittelung der Hehler ge liefert. Beim Hausdiener eines hiesigen Hotels wurde der Korb aufgefunden, mit dem Beutel das geschoßene Wild nach Dresden beförderte. Er enthielt noch ein sogenanntes Tranchiermesser und eine — Spickgabel. Sie immer den Stammtisch schwänzten! Sieh da, alter Schlingel! . . . Na, wenn das Mädel will, kann der Alte sich auf den Kopf stellen. Dann wird sich die Sache schon machen!" „Wer weiß! Er hat irgend einen reichen Vetter für sie in Aussicht! Was soll so'n armes Mädel schließlich anfangen, wenn er sie schuhriegelt?" „Fortlaufen, Doktor!" „Das ist bald gesagt! Da wird auch nur selten was Gutes draus!" „Ja, wenn Ihr keine Courage habt, Ihr beide, dann setzt allerdings der Alte seinen Willen durch!" „Courage?!" sagte geringschätzig Mühling. „Mit der ganzen Welt möchte ich mich herumschlagen. Wenn ich nur erst einen hätte, mit dem ich anbändeln könnte!" „Daß Dich das Mäuslein beißt! Nur nicht so hitzig, Doktorchen! Ueberlegen Sie sich die Sache nur erst mal! Kommt Zeit, kommt Rat. Unser Bürger meister ist ja ein alter Knarrkopf; aber gefressen hat er doch auch noch keinen. Sie werden chn schon noch Herumkriegen!" „Wenn ich's nicht damals mit ihm verdorben hätte!" seufzte Mühling. „Aber er kann mir's einmal nicht vergessen, daß ich den Bau de- neuen Kranken hauses gegen seinen Willen habe durchsetzen helfen!* „O ja, gekränkt hat ihn das mächtig! Aber nach gerade wird er doch einsehen, wie recht Sie hatten! Jetzt wäre uns der Bau noch einmal so teuer ge kommen!" „Und die Typhuskranken im vorigen Herbst Hütten wir nicht isolieren können! Das weiß er alles. Aber leiden mag er mich deswegen doch nicht!"