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Nr. 142. Dresden, Donnerstag, den 22. Juni 1905. 67. Jahrgang. 0,Sb » 7,- B L SV. !ien. I'- » tX.. rlnzeigen-Preise: lrlrgramm-ttdr.: vorfzeitung Dresden. Telephon: Dresden, Nr. 3916. Bezugsbedingungen: 7X» ..vorfMsng" er<ch«tnt je»«« Wochentag nachmittag» » Uhr mit de« Datum de» folgenden Tage». Di» v»)»g»g«bLl>r beträgt >H0 Mark vierlelMhrNch oder t>0 pfg. für jede» Monat Vie „vorfzeitung" tft zu beziehen durch di« kaiserlichen posianftalten, di» landdriefträger und durch unser« Voten Sei freier Lieferung in. Hau» erhebt die Post noch di« Sust«llung»g«dühr von 4S pfg. für die Rgl. Rmtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Rmtsgericht Dresden, die Rgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt Di« rinspa.^ge Seil« IS pfg., unter »Eingesandt- il> pfo Niizriarn-Knnahme erfolgt bi» mittag» 12 Uhr. — »n na hm «stellen lind: Uns«« L«schäfirst«lle, Nein« Nlritzner Gais« Nr. 1, ^nnalidendank, Haasenstet» Vogler, Und Moss«, ch. L. Daube 8- Eo. in Leipzig, Frankfurt a. M; S ltohl tn U«ss«l»dorf! Hugo Mächler in llätzschen. broda, Dtto vitni-nin kekünidorf, Hugo Ooitz in Leubnitz-Neuostra, EmU Nollau in Nadedeul, nud^ Lrimm in vretden-lvölfnitz, Friedrich Eeucher» in Lossedaud«, wno liunach in Eotta. Mar Z«»rich in Loschwttz 8,25 B 2,-S «,15 « »MIM*. tWnterial 8.50 « 4,75 b» 1.M« 1.50 B 420« 1.S0 » 0,50 Ä 475 » 1,60 B 2,- » 5,50 « z— B 1,26 G 4,- h» 1,75 D 5FO v 2,50 « 2,25 « 3,— B 2,— K 0.- « 0.- G 0,— b» 1,-B 4 75« 5,25 dh »der »ich» Material 0,- « 0— N 1- « 050 G 0,- « V.44« sOM» >1,20 « V,UO» 15,25 b» 16^36« S —» 8,50 B 550« 6.75 B 1.75 » 8,- « 1 - » D msm gkßäßtk« Leser! Wiederum steht ein neue» Vierteljahr vor der Tür und abermals bitten wir unsere geschätzten Leser, uns auch zukünftig nicht nur ihre alte Anhänglich keit und Treue zu bewahren, sondern weitere neue Freunde für uns zu erwerben. Wir werden dagegen immerfort bestrebt sein, durch ferneren Ausbau unseres Blattes dasselbe so auszugestalten, daß alle Anforderungen der heutigen Zeit ihre Befriedigung finden und dem Leser das Blatt geradezu unentbehrlich wird. Was unser Blatt inhaltlich bietet, wissen unsere geschätzten Leser, neu hinzutretende aber werden sich sehr bald davon überzeugen können, daß dasselbe unter sorgsältiger Auswahl des vorliegenden Stoffes schnell und zuverlässig eine umsassende Uebersicht aus allen Gebieten des öffentlichen Lebens gibt. Unser Blatt besitzt eine weite Verbreitung in allen Schichten der Bevölkerung und darum sind auch An zeigen in demselben von besonderer Wirksamkeit. Die selben kosten pro einspaltige Zeile nur 1b Pf. Der AbvnnementspreiS unseres Blattes ist in Anbetracht des reichen Inhalts desselben so mäßig, daß jedermann ihn ohne wesentliche Opfer erschwingen kann, denn er beträgt nur L.8V Mk. für das Viertel jahr oder ttv Pf. für den Monat, ohne Zustellungs gebühr. Abonnements und Anzeigen werden außer in unserer Geschäftsstelle auch in unseren Aus gabestellen, die durch Plakate besonders kenntlich gemacht wurden, jederzeit angenommen. Für das bevorstehende 3. Vierteljahr ISttS bitten wir, das Abonnement möglichst umgehend zu erneuern bezw. Neubestellungen bei den Ausgabestellen oder auch bei allen Post anstalten und Landbriefträgern tunlichst bald anzumelden. Hochachtungsvoll Verlag der SäUchen Iacheitling. Da» -terreste. König Friedrich August beabsichtigte heute von Straßburg aus die Hohkönigsburg zu besuchen. Die feierliche Einholung des Deutschen Kron prinzenpaares in Potsdam fand gestern unter dem Jubel der Bevölkerung statt. Die Kaiserjacht „Meteor" ging bei der gestrigen Unterelberegatta als erste durchs Ziel. DiefranzösischeDeputiertenkammerbilligte gestern die von Rouvier in der Marokkoangelegen- heit eingeschlagene versöhnliche Politik. Das gesamte spanische Kabinett hat seine Demission eingereicht, die alsbald vom König an genommen wurde. Auf dem mandschurischen Kriegsschauplätze gehen die Japaner aufs neue siegreich vor. Unsere wirtschaftlichen Beziehungen zu China. Bekanntlich finden schon seit einiger Zeit in Peking Verhandlungen über den Abschluß eines neuen deutsch chinesischen Handelsvertrages statt, der dazu dienen soll, unserem Handel mit dem Reich der Mitte den so wünschenswerten Aufschwung zu geben. Denn man darf sich nicht verhehlen, daß die deutsche Ausfuhr nach China bei weitem noch nicht die Höhe erreicht hat, welche der Bedeutung und Entwickelung unserer Industrie entspricht, daß namentlich der Anteil der deutschen Einfuhr in das Reich der Mitte nicht im Verhältnis zur Aufwärtsbewegung der Gesamteinfuhr desselben gestiegen ist. Zum Beweise dessen wollen wir gleich einige Zahlen voranschicken. Die Einfuhr Chinas im Spezialhandel belief sich im Jahre 1900 auf 587, im Jahre 1903 auf 832 Millionen Mark, war also um nahezu 44 Proz. ge stiegen. Unsere Ausfuhr nach China hatte im Jahre 1900 einen Wert von 43,7, im Jahre 1903 einen Wert von 44,7 Millionen Mark «Hongkong und Kiautschou sind in beiden Ziffern nicht enthalten), der Zuwachs betrug also nur etwa 2,3 Proz. Wenn man die Zahlen für Hongkong und Kiautschou hinzurechnet, wohin die deutsche Ausfuhr sich erheblich gehoben hat, kommt freilich eine Gesanttsteigerung um 23 Proz. heraus, die aber hinter der prozentualen Erhöhung der Einfuhr Chinas doch noch weit zurückbleibt. Unser Warenaus tausch mit dem Reich der Mitte hat sich nicht, wie das hinsichtlich anderer Länder der Fall war, andauernd gehoben, er war vielmehr erheblichen Schwankungen unterworfen. So weisen z. B. die Jahre 1896, 1898 und 1899 höhere Ausfuhrziffern nach China auf als 1903. Auch unsere Einfuhr von da ist nicht etwa langsam gestiegen, sie war gleichfalls schwankend. Im Jahre 1900 belief sich die Gesamtausfuhr Chinas im Spezial handel auf 558, im Jahre 1903 auf 633 Millionen Mark, was einer Steigerung um etwa 14 Proz. gleich kommt. Unser Anteil an der chinesischen Ausfuhr, also unsere Einfuhr von da, betrug 1900 35,4 und 1903 34,8 Millionen Mark, d. h. sie war etwas zurückge gangen, sie hatte aber im letzten Jahrzehnt auch schon verschiedentlich höhere Ziffern erreicht, wobei freilich die Edelmetalle den Hauptausschlag gaben. Rach der Ansicht von Sachkennern ist China für Wollenstoffe, Messerschmiedewaren, Seifen, Lampen, Uhren, Konserven noch besonders aufnahmefähig, was unsere Industrien beherzigen mögen, die hoffentlich bei dem neuen Ver trage genügend berücksichtigt werden. Unsere jetzigen wirtschaftlichen Beziehungen zu China basieren auf dem Freundschafts-, Handels- und Schiff fahrtsvertrag zwischen den Staaten des deutschen Zoll- und Handelsvereins und China. Der Vertrag enthält eine Reihe von Bestimmungen, die die Rechte der deutschen Untertanen im Reiche der Mitte festlegen, dessen Verhältnissen Rechnung tragend. So ist aus drücklich vereinbart, daß unsere in China lebenden Landsleute auf eine Entfernung von 100 Li und auf einen Zeitraum bis zu fünf Tagen in die Nachbarschaft ihres Wohnorts Ausflüge machen dürfen, sonst müssen sie sich mit Erlaubnispässen versehen. Die Städte und Häfen, in denen sich Deutsche ebenso wie Angehörige anderer Vertragsstaaten niederlassen und wo sie sich frei bewegen und Handel und Industrie treiben dürfen, sind im Vertrage besonders aufgeführt. Bezüglich des Warenaustausches ist das Prinzip der Meistbegünstigung vereinbart, doch war für eine Reihe von Waren, nament lich für Baumwoll- und Wollwaren, chinesischerseits ein Zolltarif ausgestellt, während im übrigen ein Wert zoll von 5 Proz. erhoben wird. Das Zusatzabkommen vom 31. März 1880 hatte hauptsächlich den Zweck, eine bessere Ausführung des 1861er Vertrags zu sichern, ferner wurden weitere chinesische Häfen dem deutschen Handel eröffnet und hinsichtlich der Erhebung von Tonnengeldern für deutsche Schiffe Erleichterungen zu gestanden. Zur Beurteilung unserer Beziehungen zu China kommt schließlich noch der Kiautschouvertrag in Betracht, der unserem Handel im fernen Osten eine feste Basis gewähren sollte. In Ostasien liegt unser Interesse nicht in einem Zuwachs territorialen Besitzes, der uns nur neue Pflichten und neue Opfer auserlegen würde, sondern in der Ge winnung eines möglichst großen Anteils am chinesischen Markte, und diese Erwägung wird auch für unser ferneres Verhalten gegenüber Japan maßgebend sein. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser weilte auch gestern noch in Cuxhaven. Abends nahm der Monarch an dem Festessen des Norddeutschen Regattavereins statt, der ein Wettsegeln veranstaltet hatte. Das Kronprinzenpaar hat gestern nachmittag seinen feierlichen Einzug in Potsdam gehalten. Beim Eintreffen des Zuges gab eine im Lustgarten aufgestellte Batterie einen Salut von 20 Schuß ab. Die Ehren kompagnie war vom 1. Garderegiment gestellt. Nach dem Abschreiten der Front der Ehrenkompagnje nahm der Kronprinz den Parademarsch derselben ab und bestieg sodann mit der Kronprinzessin den offenen mit sechs Pferden ü la vaumont bespannten Wagen, das Geschenk der Stadt Posen. In feierlichem Zuge ging es nun nach dem Rathause, wo Oberbürgermeister Jähne eine Begrüßungsansprache hielt und dann nach dem Wohnsitz im Marmorpalais, wo auch die Kaiserin eintraf. Der Kronprinz und die Landwirtschaft. Auf ein Glückwunschtelegramm antwortete der Kron prinz: Für die mir namens der gesamten deutschen Landwirtschaft anläßlich meiner Vermählung dargebrachten herzlichen Glückwünsche sage ich meinen aufrichtigsten Dank. Ich wünsche der deutschen Landwirtschaft alle Zeit ein gutes Gedeihen und Gottes reichsten Segen. Die Beisetzung des verstorbenen Gouverneurs v. Wiß mann hat gestern nachmittag unter großen Ehren und zahlreicher Beteiligung in Köln stattgefunden. Die Beisetzung erfolgte mit militärischen Ehren in der ^angenschen Familiengruft auf dem Friedhof von Me- laten. Am Grabe sprachen Generalleutnant v. Liebert als ältester Offizier der Schutztruppe, ferner der Vor sitzende der Abteilung Köln der Deutschen Kolonial gesellschaft Oberlandesgerichtspräsident Raffen und der Afrika-Reisende Eugen Wolf. Der Lotterie-Vertrag zwischen Preußen und Hessen-Thüringen ist am vorigen Sonnabend in Eisenach abgeschlossen worden. Wie wir hören, wird der Vertrag schon in der allernächsten Zeit den Land tagen der beteiligten Staaten mit Ausnahme Preußens zugehen. Dem preußischen Landtage wird er im Herbst vorgelegt werden. Der Vertrag bewegt sich, wie ver lautet, in ähnlicher Richtung wie die von Preußen mit Mecklenburg-Schwerin und Lübeck abgeschlossenen Verträge. Eine Bundesratsverordnung über den Auto mobil-, Fahrrad- und Wagenverkehr kündigen die offiziösen „Berl. Pol. Nachr." an. Die Verordnung gebe den Einzelstaaten allgemeine Direktiven, lasse ihnen aber in weniger wesentlichen Punkten Bewegungsfreiheit. Bezüglich der Frage der Haftung der Automobilbesitzer für die durch ihre Fahrzeuge angerichteten Schäden stehe die Regelung durch einen Gesetzentwurf noch im weiten Felde. Hauptsächlich werde erwogen, eine Haft- pflichtgenossenschaft der Automobilbesitzer zwangsweise zu errichten. Im Hereroland sind von den auf die wichtigsten Orte verteilten Stationsbesatzungen in den letzten Wochen zahlreiche Streifzüge unternommen worden, namentlich in der Gegend von Waterberg, Owikokorero, Otjihangwe, Epukiro und in der weiteren Umgebung von Windhuk. Hierbei sind insgesamt 120 Herero im Gefecht gefallen, 572 wurden gefangen genommen, 60 Gewehre und einiges Vieh erbeutet. Kaoko-Beldt hatte Hauptmann von Oertzen bereits im Mai vom Feinde frei gefunden. Im Namaland griff Hauptmann v. Erckert am 6. Juni am Gamtoap-River (80 Kilo meter östlich der Großen KarraS-Bergc) eine Werft von Hottentotten der Bande Morengas an. Der Feind ließ 4 Tote und 4 Verwundete liegen, auf unserer Seite keine Verluste. Die Nachricht, daß Hendrick Witboi auf englischem Gebiet bei Lehutitu sitze, wird erneut bestätigt. Oesterreich - Ungarn. Der Schah von Persien hat am gestrigen Dienstag morgen Wien ver lassen, um sich zum Kurgebrauche nach Contrexöville zu begeben. Der Kaiser gab ihm das Geleite bis zum Westbahnhofe. Frankreich. In dem gestrigen Pariser Mi nister rate, der sich hauptsächlich mit der aus wärtigen Lage beschäftigte, legte Ministerpräsident Rouvier den augenblicklichen Stand der Verhand lungen mit Deutschland dar und machte Angaben darüber, in welcher Weise diese durch einen Austausch von Noten ihren Fortgang nehmen, die dazu bestimmt seien, über die bereit- in vorausgegangenen Bespre chungen ins Auge gefaßten Punkte genauere Feststellung zu treffen. Belgien. Die Ratifikationen des Zusatz Vertrages zu dem deutsch-belgischen Handels verträge sind gestern zwischen dem Minister des Aeußern Baron de Favereau und dem deutschen Ge sandten Grafen v. Wallwitz ausgetauscht worden. Rußland. Die Ansprache deS Fürsten Trubetzkoi an den Zaren bei dem Empfange der