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Vaud« Lo. in Leipzig, Zrankfurt a M.; tb UohlinU«ss«l»dor': Nugo Müchlertnilö-sch«n. droda, Dtto vittrich in Nettzendorf, kfugo Di>tü in Leubnitz.N«uoftra, Lmil Nollau in Nadebeul, Nuk Grimm in vr«»d«n.Wölfnitz, Zriedrich Heuchelt in Cossebaude, Dtto Uunath in Cotta, Max Zeurich in Losch witz. Telephon: Dresden, Nr. 2416. Nr. 135. Dresden, Mittwoch, den 14. Juni 1905. 67. Jahrgang. Da» Neueste. In dem Programm des Staatssekretärs Freiherrn von Stengel zur Reichsfinanz-Reform ist auch eine Wehr st euer vorgesehen. In Danzig wurde der 15. deutsche Geogra phentag eröffnet. In Wien wurde gestern der Internationale Botanische Kongreß eröffnet. Einer Pariser Meldung zufolge beabsichtigt der Sultan von Marokko, den Hafenplatz Agadir Deutschland in Pacht zu geben. In Mazagan (Marokko) wurde der österreichisch ungarische Vizekonsul Madden ermordet. Die zustimmenden Antworten Rußlands und Japans zu dem Vorschläge des Präsidenten Roosevelt wegen direkter Friedensverhandlungen sind in Washington eingegangen. Allgemeine Lage von Industrie und -Handel. (Aus dem Jahresbericht der Handelskammer Dresden 1904.) Die Betrachtung des Verlaufs der geschäftlichen Entwickelung in unserem Kammerbezirke während des Jahres 1904 ergibt, daß unsere vor einem Jahre aus gesprochene Hoffnung auf weitere langsame Besserung der Geschäftslage im wesentlichen zutreffend war, aller dings in der Hauptsache nur betreffs der Handels und Industriebetriebe, die nicht ausschließlich oder überwiegend für den örtlichen Dresdner Bedarf arbeiten, sondern deren Absatz sich auf das ganze Königreich Sachsen oder darüber hinaus auch auf das übrige Deutschland und das Ausland erstreckt. Die große Mehrzahl dieser Gewerbezweige erfreute sich eines lebhaften Geschäftsganges, der häufig zu einer Steigerung des Umsatzes führte. Die bisherige Zurückhaltung im Einkäufe schien großenteils gewichen zu sein. Man beschränkte sich nicht mehr ausschließlich auf den Einkauf des gerade Nötigen oder auf Aus besserungen, sondern wagte, offenbar im Vertrauen auf eine weitere günstige Entwickelung, endlich wieder ein mal auch größere Anschaffungen. Trotzdem vollzog sich das Geschäft größtenteils unter sehr schwierigen Verhältnissen. Die Kvhlenpreise allerdings wurden nicht nur nicht teurer, sondern teilweise sogar billiger. Auch einige Rohstoffe waren noch unverändert im Preise. Aber schon der außerordentliche Preisrückgang der Baumwolle war, weil zu plötzlich eintretend, eher nachteilig als vorteilhaft. Zahlreiche andere Rohstoffe, namentlich die Metalle Kupfer, Zink, Zinn sowie Silber, ferner Holz, Wolle, Seide, Jute, Flachs usm. erfuhren dagegen infolge des lebhafteren Geschäftsganges namentlich im zweiten Halbjahre mehr oder weniger bedeu.ende Preissteigerungen. Bei Zucker hatte die durch die Ermäßigung der Zuckersteuer und den Wegfall der Ausfuhrvergütung zunächst verursachte Verbilligung eine solche Zunahme des JnlandsverbraucheS zur Folge, daß die Preise wieder ganz bedeutend in die Höhe gingen. Am lautesten wird aber geklagt über die starke Erhöhung der Spirituspreise durch die Zentrale für Spiritusperwertung. Der russisch-japanische A*ieg wirkte ebenfalls überwiegend nachteilig. Die Fabriken von pharma zeutischen Chemikalien. Verbandstoffen und ähnlichen Waren konnten natürlich eine Steigerung des Absatzes verzeichnen; auch war vielfach eine wirkliche Ver minderung der Kaufkraft während des größten Teiles des Jahres in Rußland noch nicht zu bemerken. Außer ordentlich ungünstig wirkte jedoch der Krieg in diesem Lande auf die Kredttverhältnisfe ein, mehrfachen Klagen nach namentlich insofern, als schwache oder nicht ganz zuverlässige Kunden die KriegSwirren als Vorwand benutzten, um sich ihren Zahlungsverpflichtungen zu entziehen. Dies mußte dann im weiteren Verlaufe des Jahres schließlich doch zu einer wesentlichen Einschränkung der Ausfuhr nach Rußland führen. Auch der Absatz nach Ostasien litt unter dem Einflüsse des Krieges. Vielfach konnte aber dieser Ausfall durch vermehrten Absatz entweder im Jnlande oder im Auslände ganz oder größtenteils ausgeglichen werden. Bemerkenswert ist jedoch, daß England die Folgen des südafrikanischen Krieges noch immer nicht ganz überwunden hat und deshalb immer noch ein schwacher Käufer war Weitaus die stärkste Wirkung auf das Geschäfts leben unseres Bezirkes hatte aber im Berichtsjahre die ganz außergewöhnliche, monatelang anhaltende Hitze und Trockenheit mit ihren Folgen. Zwar hatten auch von diesem, geradezu als ein Unglück zu be zeichnenden Umstande manche Geschäftszweige wie die Bierbrauerei, die Herstellung von Mineralwässern und einige andere größeren oder geringeren Nutzen, ebenso wie diese Witterungsverhältnisse zu einer vorzüglichen Körnerernte führten. Weitaus überwiegend aber waren die schädlichen Einwirkungen. Zunächst beeinträchtigte die außerordentliche Hitze die Leistungsfähigkeit der Arbeiter, eine Wirkung, die namentlich in der Glasindustrie zu Tage trat. Die anhaltende Dürre bewirkte dann ein fast völliges Ver siegen der kleineren Wasserläufe und zwang dadurch die in der Regel mit Wasserkraft arbeitenden Betriebe zum Ersätze Dampfkraft zu verwenden oder sich durch Ausstellung von Gasmotoren zu helfen. Zahlreiche Betriebe aber, die keine derartige Aushilfskraft zur Hand hatten, mußten wochenlang den Betrieb einstellen. Andere Betriebe mußten längere Zeit feiern, weil sie ihre Abwässer nicht in die ausgetrockneten Wasserläufe einlassen durften. Alle? dies aber wurde noch übertroffen durch den Wassermangel der* Elbe und die dadurch verur sachte Störung der Schiffahrt. Es muß besonders betont werden, daß bei den Erhebungen für den Jahres bericht keinerlei'besondere Frage über die Schädigung durch die Einstellung der Schiffahrt gestellt worden war. Wenn trotzdem die Klagen über die dadurch verursachte Schädigung in zahllosen Berichten, laut werden, so läßt das erkennen, wie schwer dieses Un glück Handel und Industrie unseres Bezirkes getroffen hat. Am härtesten wurden naturgemäß die Schiffahrts gesellschaften betroffen. Die Hoffnungen, die man im Vorjahre an den Zusammenschluß der drei größten Elbschiffahrtsgesellschasten geknüpft hatte, wurden durch die monatelange Betriebseinschränkung und Betriebs einstellung für das Berichtsjahr selbfi völlig zu nichte gemacht. Noch stärker wurde die Personenschiffahrt ge schädigt, weil ihr fast die ganze Jahreszeit, während der sie sonst erhebliche Ueberschüsse bringt, verloren ging Die beiden größten Schiffahrtsgesellschaften schließen daher mit einem reinen Verluste von zirka 1 175000 M. ab. Während aber die Störung der Personenschiffahrt im übrigen nur begrenztere Kreise schädigte, zog die Störung der Frachtschiffahrt die weitesten Kreise von Handel und Gewerbe in Mitleidenschaft. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich deutlich, wie sehr Sachsen von den billigen Wasserfrachten abhängt. Auf weit über zehntausend Mark beziffern einzelne Firmen die Verluste, die ihnen durch die höheren Kosten für den Bahnbezug oder versand ihrer Rohstoffe und Waren erwuchsen, ganz abgesehen von den Verlusten durch LrÄage usw., von der Störung des Betriebes durch die Unsicherheit über die Möglichkeit des Bezuges oder Versandes und von den unmittelbaren Verlusten infolge der Un möglichkeit, bei den hohen Bahnfrachten für die Waren überhaupt Absatz zu finden. Namentlich das Ausfuhr geschäft, das vielfach nur mit Hilfe der billigen Wasser fracht möglich ist, hatte in dieser Hinsicht schwer zu leiden, und mehrfach wird bemerkt, daß die nach dieser Richtung erlittenen Verluste zum Teil überhaupt nicht wieder auszugleichen sein würden. Daß die beteiligten Eisenbahnverwaltungen trotz aller Gesuche es ablehnten, für die auf billige Fracht sätze, wie sie sonst nur die Schiffahrt bot, angewiesenen Güter in diesem außergewöhnlichen Falle wirksame Not standstarife zu bewilligen, wurde von den Beteiligten in Handel und Industrie um so schmerzlicher empfunden, als der Landwirtschaft ohne irgendwelche Schwierig keiten alsbald nach Eintritt der Dürre ein unter die Selbstkosten herabgehender Notstandstarif für den Bezug von Futtermitteln gewährt wurde, und zwar gleich auf beinahe ein ganzes Jahr. Alle die vorerwähnten ungünstigen Umstände in Verbindung mit der lebhaften Nachfrage und Be schäftigung hätten in vielen Fällen eine Erhöhung der meist gedrückten Verkaufspreise erwünscht erscheinen lassen. Allein - und das ist für die betreffenden Ge werbetreibenden wohl mit die unerfreulichste Tatsache im Geschäftsgänge des Berichtsjahres — der Wettbewerb war so scharf, daß eine Aufbesserung der Preise auf die größten Schwierigkeiten stieß. Manche Berichterstatter äußern schon ihre Befriedigung darüber, daß der bis herige anhaltende Rückgang der Preise wenigstens zum Stillstände kam. Von nicht wenigen Seiten aber wird geklagt, daß trotz allem die Preise sogar noch weiter herabgedrückt wurden. Immerhin scheint es aber doch, als ob im allgemeinen nunmehr der tiefste Punkt er reicht oder schon überwunden sei. Die Berichte, nach denen es möglich war, eine mehr oder weniger aus reichende Aufbesserung der Preise durchzusetzen, teilweise allerdings nur durch den Zusammenschluß der Beteiligten, sind doch nicht selten. Auch in den Zahlungsverhältnissen scheint die schlimmste Zeit überwunden zu sein. Es wird zwar immer noch viel geklagt über langsame Zahlunqsweise, über Beanspruchung langer Kredite. Uber Zahlung mittels Wechseln, aber von vielen Seiten wird doch berichtet, daß eine Besserung nicht zu verkennen war, daß die Zahl der Konkurse zurückging, daß weniger oder keine Verluste zu beklagen waren. Es ist jedoch festzuhalten, daß auch alles dies nicht von dem Platz geschäfte in Dresden und dessen näherer Umgebung gilt. Soweit noch lange Kredite in Anspruch genommen oder Wechsel in Zahlung gegeben wurden, entstanden erhöhte Unkosten dadurch, daß am II. Oktober zum ersten Male wieder seit 1901 der Wechselzinsfuß der Reichsbank, der seit September 19o.I auf 4 Proz. verharrt hatte, auf 5 Proz. erhöht wurde und dieser immerhin hohe Satz bis zum Ende des Jahres bestehen blieb. Im übrigen hatten aber, wie es scheint, Handel und namentlich Industrie über K^editmangel nicht zu klagen. Die Börsenstimmu ng war vielmehr der Industrie, man möchte sagen, zu günstig. Industrie werte waren lebhaft begehrt und erfuhren teilweise sehr bedeutende Kurssteigerungen. Es muß jedoch aus drücklich darauf hingewiesen werden, daß diese Kurs steigerungen oft keineswegs in dem jeweiligen Geschäfts gänge und in dem demnächst zu erwartenden Gewinn erträge begründet waren, sondern aus einer manchmal kaum begreiflichen, nur aus dem Mangel genügender Kenntnis der wirklichen Verhältnisse erklärlichen Ueber- schätzung der Besserung in unserem Wirtschaftsleben hervorgingen. Hatten sonach Handel und Industrie des Bezirkes, soweit sie über größere Absatzgebiete ver fügen, zwar unter manchen teilweise sogar sehr un günstigen Umständen zu leiden, so ließ doch wenigstens die lebhafte Beschäftigung und die Vergrößerung des Umsatzes teils einen Ausgleich finden, teils die Hoffnung auf eine Besserung auch des Geschäftsertrages auf kommen. Demgegenüber bietet die Lage der Geschäfte, die in der Hauptsache für den Bedarf Dresdens und seiner näherer Umgebung arbeiten, noch immer ein nach jeder Richtung unerfreuliches und wenig Hoffnungen erweckendes Bild. Die schweren Verluste bei den Zusammenbrüchen der Creditanstalt, Kummer gesellschaft usw. sind nach zahlreichen Auskünften auch heute noch nicht überwunden, und daß dies nicht ge schehen ist. dürfte wieder seinen Hauptgrund in der trostlosen Lage des Grundstücksmarktes und des Baugeschäftes haben. Bei dem in solcher Stärke allerdings noch nicht da gewesenen Aufschwünge her Jahre 1895—1900 glaubten zahllose Personen in Dresden ihre Ersparnisse gar nicht besser anlegen zu können als in Bauland. Die Grund stückspreise wurden dadurch weit über ihren wahren Weit hinaus getrieben. Als dann der wirtschaftliche Rück gang eintrat, entstanden Schwierigkeiten über Schwierig keiten, für die Grundstücke zahlungsfähige Bauliebhaber zu finden oder tue Hypothekenzinseu aufzubringen. Das führte zu jenen auch im Berichtsjahre noch anhaltenden Notbauten, um durch die Miete die Mittel zur Zahlung der. Hypothekenzinsen zu beschaffen. Die Bauenden selbst waren größtenteils mittellose Unternehmer, die nichts zu verlieren haben, die aber während der Bau zeit vom Baugelde Wben können und denen es gleich gültig ist, ob das Grundstück selbst vor seiner Fertig- Stellung zur Zwangsversteigerung kommt, da sic alsbald unter anderer Flagge Unterkunft finden und ihr Gewerbe weiter betreiben können. Es ist begreiflich, daß die „mit allen Bequemlich keiten der Neuzeit" ausgestatteten neuen Wohnungen