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Bezugsbedingungen: V1« ,.v«i-f)etwRg" erjcheint j«d«n Wochentag «a^-inlag» S Uhr »tt dem Datum d« folgenden Ilatzrr. vt« vezug» gebühr beträgt 1^0 Mark mriieljührltch aber bv pfg. für jeden Monat. Vie ^vitrrttnng" tst ;u begehen durch di« kaiserlichen poftanstalten, di« Landbriestrüger und durch unirr« Voten. Sei freier Lieferung in, hau, erhebt di« Post »och di« Sustellung^ebühr von 4ü psg. Telegramm-Kdr.: vorfzeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Zonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl. Rmtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Anzeigen-preise: Vie einspaltig« Seil« IS pfg„ unter »«ingesandt* «0 pfa tUqeiaen-Snnahn«« erfolg« bi, mittag, 12 Uhr. — Unnahmeltellen lind: Unser« <k>«schSst»stelI«, kleine Meißner LaN» Nr. «, Invalidendank, kaasenstein » Vogler, Nud. Moss«, G. L. Daube » ito. in Leidig, Zranlsurt a M ; L RohlinUessel^or,: kugoMüchlerinliShschen- broda. ivtto vittri-h in Nettukndorf, tsugo Dpi» in Leubnitz-Neuostra, Lmil Nollau in Radebeul, klud. Grimm in Dreien.lvälfnitz, Zrtodrich lleuchert in Lossebaud«, ivtto ltunath in Lotta, Max Zeurich in Loschwitz. Telephon: Dresden, Nr. Z9I6. llr. 129. Dresden, Dienstag, den 6. Juni 1905. 67. Jahrgang. a V P P V q, P w P P 'N. Kronprinz Friedrich Wilhelm ist in einer strengen Schule der Arbeit erzogen, von frühester Jugend auf daran gewöhnt, die über nommene Pflicht aufs sorgfältigste zu erfüllen; zeitig hat er gelernt, den eigenen Willen unterzuordnen und die Kunst des Gehorsams zu üben. Und wem verdankt er diese treffliche Erziehung? Keinem anderen als seinem Kaiserlichen Vater, der stets eifrig bemüht ist, seine wahrhaft Volks- und völkerbeglückenden Gedanken auf seinen Sohn zu übertragen. Ist es da nicht ganz natürlich, daß heute, wo ganz Deutschland an dem Glücke der hohen Vermählten den innigsten Anteil nimmt, auch seines erlauchten Kaiserlichen Vaters gedacht wird? Wir sagen daher an diesem Jubeltaze unserm geliebten Kaiser und Herrn herzlichen Dank; Dank aber auch der hohen Mutter des Kron prinzen, unserer cdeln Kaiserin, die allzeit des Thronerben Ratgeberin war und ist! Ehrfurchtsvoll nahen wir heute dem kronprinzlichen Paare! Als echt deutsche Männer haben wir zu allen Zeiten in Liebe und Hin gebung fest und treu zu unserm erhabenen Kaiserhause gestanden! Diese Gesinnungen sind uns als ein teueres Vermächtnis von unseren Vorfahren überliefert, um sie, al- die sicherste Grundlage echter Vater landsliebe zu pflegen und auf unsere Nachkommen zu vererben! Diese Liebe zu unserem Kaiserhause führt uns auch heute an den Hohenzollernthron, um dem hohen Paare die herzlichsten Wünsche zu überbringen. Mögen das Glück und die Freude, welche die Ver mählten umstrahlen, treue und stete Begleiter auf allen ihren Lebens wegen bleiben, und mögen sich die Hoffnungen, welche die gesamte deutsche Nation' an den Ehebund knüpft, in reichstem Maße er füllen ! /^)^!>enn morgen Dienstag früh von den Kirchen der Haupt- und 7 Residenzstadt Berlin ein vielstimmiges, volltöniges Festgcläute erklingen wird, dann gilt es einer Feier, die Glück und Freude über unser Kaiserhaus bringt. Der älteste Sohn dieses erlauchten Herrscherhauses, der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen, Friedrich Wilhelm, tritt mit der Erwählten seines Herzens vor den Altar, um den heiligen Bund der Liebe und Treue zu schließen. Es wird ein Fest sein höchsten Glanzes, stolzester Befriedigung, ein Fest voll schönster Verheißungen. Die Wahl, die unser Kronprinz getroffen hat, ist in allen deutschen Gauen mit dem freudigsten Beifall ausgenommen worden; hat doch der Erbe der deutschen Kaiserkrone zu seiner Lebensgefährtin eine Tochter aus einem der altangestammten Herrschergeschlechter Deutschlands erwählt, aus demselben Fürstenhause, das einst dem Hohenzollernthron und dem preußischen Volke die un vergeßliche Königin Luise geschenkt hat! Die Königin Luise, geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, gilt heute noch als das Vorbild einer Fürstin. Deutsch durch und durch ist auch die Herzogin Cäcilie. Ihre Gesinnung ist dieselbe, wie die ihres verstorbenen Vaters, des Groß herzogs Friedrich Franz lll., der vom Fürsten Bismarck einst als zuverlässiger Bundesgenosse und treuer Nachbar gepriesen wurde. Ihre Mutter, die Großherzogin Anastasia, von Geburt eine russische Groß fürstin, hat sie in wahrhaft deutschem Sinne erziehen lassen. Kein Wunder also, daß die herzlichste Zuneigung, die sich unser Kronprinz im Fluge zu erobern gewußt hat. sich noch vertiefte und noch inniger gestaltete. P P MrmMrmg des herrischen Kronprinzen Das -Neueste. Die Hochzeitsfeierlichkeiten in Berlin brachten nach einem Kirchgang und einem Galadiner als besondere Ovation des gestrigen Tages einen Fackel - zug der Berliner Studentenschaft. In der Marokkofrage steht eine Inter pellation der französischen Regierung durch den Ab geordneten Jaurös zu erwarten. Der Khedive von Aegypten ist gestern in Wien eingetroffen. In Rügland leitet ein Kaiserlicher Ukas eine Reform des Polizeisystems in die Wege. Ein russischer Torpedojäger ist im Schlepptau eines englischen Dampfers nach Schanghai gebracht worden. In Sasebo fand eine Zusammenkunft zwischen Togo und RoschdjestwenSki statt, bei welcher die üblichen Höflichkeitsformeln gelauscht wurden. Die HochjeitSfeierliehkeiten in Berlin. Unter dem Festgeläute sämtlicher Kirchenglocken Berlins, unter dem donnernden Salut der Geschütze hat Herzogin Cäcilie von Mecklenburg, die Braut des deutschen Kronprinzen, am Spätnachmittag des Sonn abend bei prächtigstem Sonnenschein ihren feierlichen Einzug in die Reichshauptstadt Berlin gehalten. Die selbe FesteSstraße von Bellevue durch das Branden burger Tor nach dem Hohenzollernschloß, die vor ihr erlauchte und anmutige deutsche Fürstinnen gezogen sind, ist auch die in Jugendschönheit prangende Herzogin Cäcilie gekommen. Und mit jubelnder Begeisterung ist dir hohe Braut von der gesamten Bevölkerung der Reichshauptstadt begrüßt, an althistorischer Stätte ist ihr seitens der städtischen Behörden der herzlichste Will kommen bereitet worden. Rote Rosen zeigten den Weg, den der Festzug zu nehmen hatte. Rote Rosen krönten die zahlreich aufgerichteten hohen Masten und schmückten die Laubgewinde, die sich von Baum zu Baum und von Mast zu Mast schlangen. Von je drei Masten zeigte der mittlere ein purpurnes Banner mit dem Namenszuge des jungen Paares und darüber in einer großen Medaille die Brustbilder. Alle Gebäude an der Einzugsstraße Unter den Linden hatten ein prächtiges Kleid angelegt. Dunkles Grün und rote Rosen bildeten auch hier den Hauptschmuck. Etwa 30(ü-0 Mitglieder von gewerblichen Verbänden usw. bildeten Spalier, auch C000 Schulkinder hatten Aufstellung genommen. Um 5 Uhr nachmittags verließ Herzogin Cäcilie das Schloß Bellcvue in dem prachtvollen achtspänniaen Staatswagen unter Begleitung Ihrer Majestät der Kaiserin und umgeben von ihrem Gefolge und einer militärischen Ehreneskorte. Vorauf ritten Postillone, die sich am Kleinen Stern an die Spitze des Zuges stellten. Mit der Musik „Wir winden Dir den Jungfern kranz" zogen die Pvstillone durch das Brandenburger Tor nach dem Festplatze; ihnen folgten Gardekürassiere und dann hoch zu Roß !4tt Schlächter. Dann folgte eine Eskadron des l. Gardedragoner-Regiments mit den Trompetern an der Spitze, worauf 2 Piqueure folgten, denen sich drei sechsspännige Wagen anschlossen, in denen das Gefolge Platz genommen hatte. Darauf sah man eine halbe Eskadron des Regiments der Gardes du Korps, welcher der große Königliche Staatswagen, mit 8 Pferden bespannt, folgte, in dem di« hohe Braut des Kronprinzen mit Ihrer Majestät der Kaiserin, und zwar zu deren Rechten, den Fonds, die Oberhofmeisterin der Herzogin, Freifrau von Tiele-Winckler, den Rücksitz einnahm. Auf der rechten Seite des Königlichen Wagen-, welcher sich, wie der ganze Zug, im Schritt bewegte, ritt Oberstallmeister Graf von Wedel, auf der linken Seite der Kommandeur der den Wagen begleitenden Eskadron des Regiments Gardes du Korps. Auf den Tritten der Wagen standen Königliche Pagen, zwei Stallmeister ritten vorauf. Vor dem Standort des Magistrats der Stadt Berlin hielt der Wagen, der Waaenschlag wurde geöffnet und Oberbürgermeister Kirschner hielt eine herzliche Begrüßungsrede. Die Herzogin dankte dafür, worauf der Zug sich weiter nach dem Königlichen Schlosse zu in Bewegung setzte. Als Glockenläuten und Kanonendonner das Nahen des Zuges ankündigte, bemächtigte sich des Publikums, das trotz der außerordentlichen Hitze große Ruhe gezeigt hatte, freudige Erregung. Der Zug ging über die Schloß brücke und den Lustgarten und schwenkte unter dem Jubel der Menge auf das Vortal V des Schlaffes zu. Die Postillone, die das „Schöner, grüner Jungfern kranz" bliesen, da- berittene Korps des dortigen Schlächter gewerks, sowie die militärische Ehreneskorte ritten durch den Schloßhof, auf welchem nunmehr der Kronprinz seine Kompagnie präsentieren ließ und sie dem Kaiser meldete, der auf den Schloßhof hinaustrat. Als der Brautwagen einfubr, ließ der Kronprinz abermals prä sentieren. Am Fuße der von einem Spalier der Schloß- aarde-Kompagme besetzten Wendeltreppe, innerhalb des Vestibüls, in welchem eine Ehrenwache des 2. Garde- Regiments zu Fuß paradierte, empfingen der Kaiser, der Kronprinz und die Prinzen des Königlichen Hauses die Braut und geleiteten sie hinauf. Seine Majestät der Kaiser bot der Herzogin-Braut den Arm, um sie den höchsten Gästen vorzustellen. Im Kürfürstenzimmer wurden sodann die Ehepakten vollzogen. Um 6','4 Uhr begaben sich die sämtlichen anwesenden Fürstlichkeiten zur Familientafel bei Ihren Majestäten in den Elisabeth-Saal. Der Kaiser führte die Groß- Herzogin-Mutter von Mecklenburg-Schwerin, der Groß herzog von Mecklenburg-Schwerin führte die Kaiserin,