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Seite 3. — „Sächsische Dorfzeitung." — 1. Juni 1905. Auftrag, auch zu verlangen, daß diese anerkannt werden. Zn Betrieben, wo diesen vorstehenden Forderungen nicht entsprochen wird, legen die Arbeiter und Arbeiterinnen sofort die Arbeit nieder. — Die Klempner von Dresden sind seit gestern in eine Lohnbewegung eingetreten. Die zwischen dem Gesellen ausschuß und der Innung betreffs des Arbeitsnachweises auf paritätischer Grundlage gepflogenen Verhandlungen haben zu keinem Ergebnis geführt. — Gestern abend in der siebenten Stunde sprang eine Frauensperson von der Augustusbrücke in die Elbe und konnte trotz sofort vorgenommener Rettungs versuche nicht aufgefunden werden. Wahrscheinlich ist die Selbstmörderin unter die Radschaufeln eines unmittelbar nach dem Sprunge die Brücke passierenden Dampfers geraten. — Aus dem Polizeibericht. Gestern abend sprang die Ehefrau eines hiesigen Gewerbtreibenden in einem Zustande geistiger Gestörtheit von der Augustusbrücke, in der Absicht sich zu ertränken, in die Elbe, wurde aber von dem Bootführer Biehrig, der mit seinem Boote über den Strom fuhr, noch lebend jedoch bewußtlos erlangt und aus dem Wasser gezogen. Ein zufällig anwesender Arzt brachte die Frau bald wieder zur Besinnung, worauf deren Ueberführung in das Siechenhaus erfolgte, in dem sie heute verschieden ist. — Ohne auf den an der Straßen bahnhaltestelle am Waldschlößchen auf der Schillerstraße herrschenden regen Verkehr Obacht zu haben, fuhr gestern abend ein Radfahrer dem Pferde einer Droschke zwischen die Beine, kam zu Falle und wurde von dem Tiere mehr- sach auf den Kopf und auf die Brust getreten. Der Gestürzte, der eine Gehirnerschütterung und einen Unter- lieferbruch erlitten hatte, war bewußtlos und wurde mittels Unfallwagens in die Diakonissenanstalt überführt. Der Droschkenführer ist schuldlos an dem Vorfälle. — Heute früh landete der Fährmeister Nitzsche die im Elbstrome treibende Leiche eines ungefähr 30 Jahre alten, anscheinend dem Arbeitersiande angehörigen Unbekannten, der etwa 2 Monate im Wasser gelegen hat. Er ist 1,60 Meter groß, hat dunklen Backen- und Schnurrbart und voll ständiges Gebiß. Seine Kleidung besteht aus einem dunkelgrauen dünnen Jackett mit schwarzem Futter, einer dunklen Hose usw. G Aus der Lötznitz, 31. Mai. Am 24. Mai ist in Kötzschen broda ein weiblicher Leichnam an geschwommen. Die Tote ist etwa 20 bis 22 Jahre alt, 1.65 Meter groß, hat dunkelblondes Haar und vollständige Zähne. Näheres über die Kleidung der Toten enthält eine in vorliegender Nummer befindliche Bekanntmachung. X Niederlößnitz, 31. Mai. In der Lößnitz wurden am Montag die ersten diesjährigen Erdbeeren gepflückt, etwa acht Tage später als im Vorjahre. Von Ende dieser Woche ab wird nun auch durch die Erdbeer- iörse der Versand nach auswärts: Berlin, Leipzig und Chemnitz, erfolgen. Im Jahre 1904 betrug der Versand l ZK 640 Kilogramm (1903: 38 728 Kilogramm). i — Radebeul, 31. Mai. Gestern früh wurde im Königl. Staatsforstrevier in der Gegend der Baumwiese ein in den zwanziger Jahren befindlicher Mann erhängt ! aufgefunden. Der Tote hatte eine Taschenuhr und 55 Pf. bei sich. Legitimationspapiere fehlten. Die Leiche wurde auf Veranlaffung der Forstverwaltung wcggeschafft. ) Radebeul, 31. Mai. Der hiesige Turnverein veranstaltet am morgenden Himmelfahrtstage auf dem Schulturnplatze ein öffentliches Schauturnen, abends findet i für die Mitglieder Ball in der „Goldenen Krone" statt. o Cossebaude, 31. Mai. Bericht über die öffent liche Gemeinderatsfitzung vom 22. Mai. Anwesend: 14 Mit glieder. Vorsitzender: Herr Gemeindevorstand Reinhardt. Von einer Verordnung des Königl. Ministeriums des Innern über die Errichtung von allgemeinen öffentlichen Arbeits nachweisen nahm der Gemeinderat Kenntnis. Um zur Sache Stellung nehmen zu können, soll bei den Arbeit gebern und Arbeitnehmern über die Bestrebung auf Er richtung eines öffentlichen Arbeitsnachweises Umfrage ge- I halten werden. Wegen der Pflasterung der Dresdner I Straße beschloß der Gcmeinderat, sich gesuchstellend an das Keuiüeton. Bor verschlossener Psorte. Roman von PH. Wengerhoff. (Nachdruck verboten^) (22. Fortsetzung.) Fast mit einem Gefühl von Neid bemerkte Carola das Aufsehen, das Thea überall erregte, und das sich -noch verstärkte, wenn sie sich neben Ronsberg zeigte. Eine Aehnlichkeit der beiden war unleugbar. Dieselben hohen und schlanken Gestalten, dieselbe stolze Haltung und dasselbe aschblonde, dichte, tiefgewellte Haar sah man sich wiederholen. Aller Augen richteten sich auf das Paar. Ueberall hörte man ein Flüstern und ein Fragen, und die Eitelkeit ihres Mannes fand daran Nahrung, während Carolas Mißvergnügen durch das Wohlbehagen, mit dem er diese Beifallszeichen hin- lahm, wuchs. Im vergangenen Jahre hatte man ihr so nachgeschaut, und die Befriedigung, die damals auf Eugens Antlitz lag, galt dem Aufsehen, das seine schöne Frau machte, die jetzt mit ihren blassen Wangen und matten Augen einer anderen Schönheit als Folie dienen konnte. Sie machte sich selbst Vorwürfe über dies klein liche Empfinden, wehrte sich gegen die eifersüchtige Rechnung und konnte ihrer doch nicht mehr Herr werden. Die ganze Glückseligkeit, in welche seine Freund lichkeit sie versetzt hatte, war dahin. Gespannt hörte auf jede« Wort, beobachtete sie jeden Blick, den dir beiden wechselten, und fühlte sich oft vor Auf regung beben. Königl. Finanzministerium zu wenden, damit mit der nicht länger hinaus zu schiebenden Pflasterung das Einlegen der Schienen für die Straßenbahn erfolgt. Zur Füllung des Sprengwagens machen sich noch vier Entnahmestellen not wendig. Man beschloß, diese durch die Firma Windschild Le Langelott auf Grund eines früheren Anschlags einbauen zu lassen. Der Gemeinderat war damit einverstanden, daß die König!. AmtShauptmannschaft nochmals um Genehmigung des Einheitssatzes für Straßenbaukosten in Höhe von 20 M. gebeten wird.' Mit Rücksicht auf den mäßigen Betrag wollte man einen Unterschied zwischen den einzelnen Straßen nicht eintreten lassen. Bezüglich des Einheitssatzes. für die Pflasterungskosten der Dresdner Straße beschloß der Gemeinderat, der Anregung der Königl. Straßen- und Wasserbauinspektion und der Königl. Amtshauptmannschaft nachzugehen und den Einheitssatz mit 21 M. für jedes Meter Anliegerlänge ohne Berücksichtigung der späteren Verbreiterung der Straße festzusetzen Zu den früheren Be schlüßen des Gemeinderats, wonach das Areal zwischen der Ludwigstraße und dem Grüneweg nördlich der Eisenbahn als Fabrikareal bezeichnet worden ist, soll die aufsichts behördliche Genehmigung erbeten werden. Auf 4 Waffer- zinserlaßgesuchc wurden entsprechende Beschlüsse gefaßt. Nachdem die Gemeinde Oberwartha bezüglich des an der Stauanlage des Mühlengrundstücks Brd.-Kast. Nr. 16 für Brabschütz vorüberführenden Weges infolge Flurausgleichs wegebaupflichtig geworden ist, beschloß der Gemeinderat, die für diese Stauanlage im hiesigen Depositum befindliche Kaution als solche an die Gemeinde Oberwartha ab zuführen. In der nichtöffentlichen Sitzung wurden 5 Steuer sachen erledigt. Außerhalb der Tagesordnung beschloß man, die diesjährige Kirschnutzung öffentlich zu verpachten. Das Gesuch des Verschönerungsvereins wegen Erschließung der sogenannten Herrenkuppe und um Zugängigmachung dieses Teiles wurde unter dem Vorbehalte jederzeitigen Widerrufes und unter der Bedingung genehmigt, daß der übrige Teil des Weinbergsgrundstücks durch einen Stengel- zaun abgeschlossen wird. Ein Gesuch um nachträgliche Genehmigung zur Aufstellung einer Reklametafel wurde abgelehnt. <x Dippelsdorf-Buchholz, 31. Mai. Mit Er- laubnis der zuständigen Behörden wird der hiesige Berschönerungsverein am großen Dippelsdorfer Teiche ein Freibad errichten. Die scharfen gesetzlichen Bestimmungen betreffend Haftpflicht sowie die Ver antwortungen, die der Verein für den Schutz des Teiches und der Fischzucht hat übernehmen müssen, bedingen, daß das Bad nur von der hiesigen Gemeinde und von den Sommergästen benutzt werden darf. Fremden ist der Zugang zu dem Südufer des Teiches mit behörd licher Genehmigung von jetzt ab bei Strafe bis zu 10 M. verboten. Man hofft, daß auch dieses Bad ein bedeutender Faktor für die Weiterentwickelung unseres Luftkurortes „Friedewald" sein wird. co Klotzsche, 31. Mai. Auf das am vergangenen Donnerstag aus Anlaß der hiesigen Königs-Geburtstags feier von den Teilnehmern des Festkommerscs in „Arndts Kurhaus" an Se. Majestät abgesandte Beglückwünschungs telegramm ist an Herrn Gemeindevorstand Müller hier folgendes Antwortschreiben gelangt: „Se. Majestät der König lassen den Einwohnern von Klotzsche-Königswald für die freundlichen Glückwünsche Allerhöchst seinen herz lichsten Dank aussprechen, von Wilucki, Flügeladjutant." O KcsselSdorf, 31. Mai. Am letzten Sonntag ver anstaltete der hiesige Kgl. Sächs. Militärverein in Ver bindung mit den übrigen Vereinen des Ortes im Gasthof „Zur Krone" eine recht gut besuchte und wohlgelungene Nachfeier des 1. Königs-Geburtstages Sr. Majestät des Königs Friedrich Flugust, die sich den verschiedenen, im ganzen Sachsenlande zum Ausdruck gebrachten patriotischen Kundgebungen würdig anreiht. D Loschwitz, 31. Mai. Im König-Albert-Park in der Nähe des Restaurants „Volkswohl" ist eine größere Wellblechbaracke errichtet worden, die, wie man hört, zur Aufnahme von 20 Pfleglingen aus dem Dresdner Säug lingsheim, welche in ihrem Wachstum zurückgeblieben sind, dienen soll. — Der Militärverein von Loschwitz und Um- Wie hatte sie cs erst gepriesen, daß Eugen an Theas Gesellschaft Gefallen fand und ihre Gegenwart ihn zurück in sein Haus zog! Mit welcher Freude genoß sie die Vergnügungen, für welche er jetzt wieder Sinn hatte! — Es war ihr solche Genugtuung ge wesen, der Freundin diese bieten zu können, der alle derartigen Genüsse bisher etwas Unbekanntes geblieben. Nun war ihr alles vergällt und verbittert. Ohne Bedauern wäre sie in ihre frühere Einsamkeit zurück gekehrt, erreichte sie es dadurch, daß Eugen und Thea sich nicht mehr sahen. Aber der Beginn der Sommer ferien stellte jene jetzt freier, und täglich ersann daher Ronsberg eine neue Abwechselung, mit welcher er seine Frau und ihre Freundin überraschte, freilich ohne im mindesten nach Carolas Wünschen oder nur ihrer Zu stimmung zu fragen. Seine Stirn zog sich in die düstersten Falten, wenn sie es nur anzudeuten wagte, daß sie sich nicht kräftig genug dafür fühle, und aus Furcht, ihre Seelenstimmung zu verraten, fügte sie sich schweigend. Aber die Fröhlichkeit des temperament vollen Mädchens war ihr nun eine Qual, und ihr jubelndes Lachen, in welches er sofort einstimmte, per ursachte ihr beinahe einen körperlichen Schmerz. Tag und Nacht grübelte sie nun darüber, wie sie eine Aenderung erzielen könnte, ohne Thea zu verlieren. Endlich verfiel sie aufidas ungeschickteste Mittel, indem sie sich erbot, mit Thea allein auszufahren, damit er nicht durch sie zu sehr seinen Arbeiten entzogen würde. Bis vor wenigen Wochen hatte er nur eine Ant wort dafür gehabt, wenn sie einmal Sehnsucht nach einer Zerstreuung geäußert: „ich habe keine Zeit", jetzt amüsierte er sich höchlichst über ihren Vorschlag und machte seine Witze über ihre „zarte Sorge". gegend hält seine nächste Monatsversammlung Sonnabend den 3. Juni, abends 8 Uhr, im Restaurant „Zum Rats keller" in Weißer Hirsch ab. Laubegast, 31. Mai. Der hiesige erste Gemeinde alteste und stellvertretende Gemeindevorstand Herr Handels- gärtner Robert Weißbach wurde nach Ablauf seiner sechs- lährigen Amtstätigkeit einstimmig für die gleiche Periode wiedergewählt. OberhcrmSdorf, 31. Mai. An Stelle des am 18. April dieses Jahres verstorbenen Gutsbesitzers und Gerichtsschöppen Herrn Karl Friedrich Oswald Horn wurde von den vom Gemeinderate vorgeschlagenen Herren Herr Gemeindevorstand Ernst Pietzsch im Königlichen Amts gericht zu Tharandt als Gerichtsschöppe in Pflicht genommen. § Pofsendorf, 31. Mai. Am vergangenen Donners tag, dem Geburtstage Sr. Majestät des Königs, ver sammelten sich vormittags einige Mitglieder des Königl. Sächs. Militärvereins „Kronprinz Friedrich August" zu Poffendorf und Umgegend in der Vorhalle unserer Kirche, um den von obigem Verein gestifteten Ehrenschrank zur würdigen Aufbewahrung der Kriegsdekorationen verstorbener Kameraden seiner Bestimmung zu übergeben. Nachdem Kamerad Vorsteher Herr l)i-. Bräutigam eine kurze er greifende Ansprache gehalten hatte, fiel die Umhüllung von dem Ehrenschranke, worauf man denselben mit 2 Lorbeer kränzen in den sächsischen und deutschen Farben schmückte Die Inschrift hat folgenden Wortlaut: „Zum ehrenden Andenken an unsere Helden. Gestiftet vom Königl. Sächs. Militärverein „Kronprinz Friedrich August" zu Poffendorf und Umgegend am Geburtstage des Königs Friedrich August IU. 1905." Aufnahme haben bis jetzt gefunden die Kriegsdekorationen von den verstorbenen Kameraden Genauck-Poffendorf und Weickert-Rippien. ff- Radeberg, 31. Mai. Die 50. Bezirksvorturner stunde des Bezirks Radeberg wird am morgenden Himmel fahrtstage in der Turnhalle des hiesigen Turnvereins ab gehalten. Später folgt eine Versammlung im Gasthof „Zum Roß". j Stetzsch, 31. Mai. Gestern abend in der achten Stunde ertrank beim Baden in der Elbbuhne der 13jährige Sohn des hier auf der Meißner Straße Nr. 77 wohn haften Schloffers Schlegel. Die vom herbeigerufenen Arzt vorgenommenen Wiederbelebungsversuche blieben leider er folglos. )( Schönfeld, 31. Mai. Die Pferdemusterung findet Sonnabend den 3. Juni, */«12 Uhr, auf dem hiesigen Marktplatze statt. — Der Ortsverein hält Sonnabend den 3. Juni im „Erbgericht" seine Monatsversammlung ab. Die Tagesordnung ist wieder eine sehr reichhaltige und wichtige, ein reger Besuch deshalb sehr erwünscht. — Der Ortsverein hatte in einer Eingabe an das Kaiserl. Postamt Bühlau gebeten, den am Böhmschen Grundstücke befind lichen Brieflasten an einer anderen Stelle anbringen zu laffen. Diesem Wunsche ist jetzt dahin entsprochen worden, daß der Brieflasten an einer der Straßenseite zugekehrteu Stelle desselben Grundstücks angebracht wurde. )( Schönfeld, 31. Mai. Der Königl. Sächs. Militär verein Schönfeld und Umgegend pflegt sein Stiftungsfest immer in der Zeit des Geburtstags des jeweilig regierenden Königs zu feiern. So beging am Sonntag der Verein im „Oberen Gasthofe" sein nunmehr 39. Stiftungsfest, m it dem zugleich eine Nachfeier des Geburtstags Sr. Majestät des Königs Friedrich August verbunden war. Man trug diesmal mehr als sonst dem Zeitgeiste Rechnung, indem man dem üblichen Balle eine Reihe Darbietungen vorauf gehen ließ. Mit einem schneidigen Militärvereinsfestmarsch, von der Kapelle Demnitz gespielt, wurde der Abend ein geleitet. Der Vorsteher des Vereins, Herr F. Großmann- Eschdorf, hieß die Erschienenen herzlich willkommen. Dann betrat Fräulein Seifert die mit der Büste des Königs und mit Blattpflanzen geschmückte Bühne und sprach einen Prolog, der auf die Bedeutung des Tages hinwies. Nun wechselten Gesänge des hiesigen Männergesangvereins Kameradschaft mit Orchesterstücken der Kapelle Demnitz ab. Die Festrede hielt Herr Pastor Reinecker-Eschdorf. Die von aufrichtiger Begeisterung getragene Rede klang aus in einem dreifachen Auch ein Versuch, ihre Einladungen an Thea ein zuschränken, brachten ihr nur den Beweis, daß ihrem aufmerksamen Gatten selbst die vier steilen Treppen des Hofgebäudes kein Hindernis seien, wenn es galt, die Wünsche seines Weibchens der Freundin zu über mitteln. Natürlich steigerte dieses die einmal erwachte Eifersucht. Sollte sie sich kampflos sein Herz rauben lassen? Sollte sie still dabei stehen, während eine andere immer mehr und mehr den Platz darin eroberte, der ihr allein gebührte? Wo war ihr Mut geblieben, der sie einst sagen ließ: vor verschlossener Pforte stehe ich nicht, — sie muß sich mir öffnen! — Und sie hatte erkämpft, was ihr das einzige Glück däuchte, — sollte sie ohne Widerstand es dahingeben? Aber vielleicht tat sie ihm unrecht. — Vielleicht wußte sein Herz nichts von Untreue, und seine Be mühungen um Thea entsprangen nur dem Wunsche, seiner jungen Gattin durch heitere Eindrücke über die nächste schwere Zeit hinwegzuhelfen. So wagte sie es einmal, als er Vorbereitungen zu einer besonders genußvollen Ausfahrt getroffen, Vie Aufforderung an Thea zu vergessen. In zitternder Erregung sah sie den Wagen vor fahren, sah Eugen, mit Blumen, Konfitüren und sonsti gen Erfrischungen beladen, herbeieilen und erflehte es sich fast vom Geschick, daß seine Zufriedenheit damit, mit ihr allein zu bleiben, die Seelenruhe ihr wieder geben möge. Aber wenn sie — trotz alledem — es noch ge hofft, wie schnell entschwand diese Illusion! In das Zimmer tretend, spähte er mit unruhigen Augen herum und fand kein anderes Wort für sie als die Frage: „Wo ist Fräulein Thea?"