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5SGsche vorfzeitung Vezugsbe-tngnngen: v», „vorfMun,- «rlchttitt j«d«, Woche«,,», „chmUtag» i Uhr mir dem Votum de» folgenden lager. Vie vezugogebühr beträgt « 80 Mar« oter^ljihrlich oder b0 psg. für jeden Monat, vt» »vors^ttung" tft zu beziehen durch di« kaiserlichen Postanitalien, di« Landbriefträger und durch unf«« Voten. Sei freier Lieferung in» Hau» erhebt zt« poft noch di« Suft«llung»g«dühr von 4Ü Pi». lelegramm-Kdr.: vorfzeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ngl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Anzeigen-Preise: vt« rinipaltige Seil« IS psg„ unt«r „«»gesandt- 40 pfo Nnzeioen.Nnnahm« erfolgt bi, mittag» 12 Uhr. — iinnahmestellen lind: Unser« »<ichaft»ft«ll«, kl«ine Meißner Lols« Nr. 4, Znvalidendank, Haasenftrin t> Vogler, klud Moss«, E. L. vaub« Le Lo. in Leipzig, Frankfurt a M.; <b Kohl in Nessel »darf; Hugo Müchlerin Kötzschen- broda, DNo vittrich in Nettzendorf, Hugo <l>pch in Lrubnitz-Neuostra, Lmtl Nollau in kiad«beul,ku» ibrimm in vrerden-wölfnitz, Zrirdrich Ieucher, in LoNebaud«, lletnh. lvottb« in Moritzburg, ivtto Nunath in Lott», M<q Seurich in Loschwitz. Telephon: Dresden, Nr. 291 k. 67. Jahrgang. Dresden, Mittwoch, den 24. Mai 1905. Nr. N9. Das Neueste. Zur Hochzeit des drutschen Kronprinzen wird nach der „Nordd. Allg. Ztg." keine Amnestie er lassen werden. In Stuttgart ist gestern der Ausschuß des Deutschen Landwirtschaftsrats zusammengetreten. Der König von Schweden wird Ende dieser Woche die Regierung wieder übernehmen; der schwedische Reichstag ist geschlossen worden. Das serbische Kabinett Pa sch itsch Hatwiederum seine Entlassung eingereicht. Der amerikanische Staatssekretär Shaw hat in einer Rede, die er in Cleveland gehalten hat, damit gedroht, Amerika würde den Ländern, die Amerika nicht an allen Handelsprivilegien, die sie anderen gewährten, teilnehmen ließen, mit einer Er höhung der Zölle antworten. Auf der Insel Maui (Hawaii-Inseln) wurden die Weißen von 2300 ausständigen japanischen Arbeitern belagert. Ein Dampfer nnt amerika nischen Miliztruppen und Polizeimannschaften ist von Honolulu abgegangen. Sozialdemokraten als Arbeitgeber. Es ist wiederholt auf den großen Unterschied auf merksam gemacht worden, der in der Sozialdemokratie zwischen Lehren und Handeln besteht. Ganz besonders haben da, wo die Sozialdemokraten als Arbeitgeber auf- ireten, ihre Forderungen und Grundsätze keine Gültig keit. So ist neuerdings am Neubau des sozialdemo kratisch geleiteten Konsumvereins Leipzig-Plagwitz, eines der größten und reichsten Deutschlands, die Bausperre verhängt worden, weil der Unternehmer nicht 48 statt 45 Pf. Stundenlohn zugestanden hat Die Leitung des Vereins ist deshalb der Zielpunkt scharfer und er regter Angriffe in „Eingesandts" der sozialdemokratischen „Leipz. Volksztg.", in denen ihr vorgeworfen wird, nicht von vornherein verhindert zu haben, daß bei einem Konsumvereinsbau die organisierten Arbeiter sich die geforderten Löhne erst erkämpfen müßten. Welche Gefühle müsse ein Arbeiter als Mitglied dieses „so prächtigen und berühmten" Vereins haben (die meisten Ausständigen seien Mitglieder), wenn er um ein paar Pfennige streiken müsse bei einem Unternehmen, dem er selbst als Mitglied angehöre! Der Geschäftsführer des Vereins habe in Gegenwart des Unternehmers und der Arbeiter gesagt, "'dieselben Arbeiten würden anderwärts für 38 Pf. gemacht; wenn es nach ihm ginge, bekäme keiner einen'Pfennig mehr. Unlängst hat sich auch im Dresdner Konsumverein, der bei einem Umsätze von sechs Millionen Mark eine Dividende von acht v. H. erzielte, etwas Aehnliches ereignet. Dort erklärten die arbeitgebenden Genossen, als der Antrag auf Pensionierung der Beamten gestellt wurde: Wir haben keine Pension, da brauchen unsere Angestellten eine solche auch nicht. Diese Selbstsucht war dem sozialdemokratischen Abgeordneten Fräßdorf denn doch zu stark. Er veröffentlichte in der „Sächs. Arbeiterztg." einen Artikel, Arbeiter als Arbeitgeber, in dem gesagt wird, daß bei einem Umsätze von sechs Millionen Mark und Erhöhung der Dividende von sieben auf acht v. H. es Ehrenpflicht gewesen sei, die gewünschte und vom Konsumvereinsvorstande auch ge billigte Pension zu gewähren. Einige Mitglieder (Ar beiter) hätten aber, um die Sache zu Fall zu bringen, die „niedrigsten Leidenschaften" der Versammelten auf gerufen. Die Genossenschaften sollten in der sozialen Fürsorge für die Arbeiter und Angestellten nicht die Nachhut, sondern die Vorhut bilden. Der Abg. Fräßdorf hat gewiß recht; aber manchen sozialdemokratischen Konsumvereinen ist es nun einmal in erster Linie um die Herauswirtschastung möglichst hoher Dividenden »u tun. Die jahrelangen Kämpfe der Angestellten dieser Konsumvereine, insbesondere der Lagerhalter, um bessere Arbeitsbedingungen haben dies klar erwiesen. Bei einer in Halle abgehaltenen General versammlung der Lagerhalter und Lagerhalterinnen sozialistischer Konsumvereine wurde darüber geklagt, daß in diesen Vereinen die gewöhnliche Geschäfts- und Arbeitszeit von 61 bis 96 Stunden, also täglich bis zu 16 Stunden währte. In den sozialdemokratischen Konsumvereinen des Königreichs Sachsen mußte sogar, wie in einer Versammlung der Lagerhalter in Chemnitz bekannt wurde, wöchentlich bis zu 98 Stunden, d. h. täglich über 16 Stunden gearbeitet werden In einer Ende Januar 1901 veranstalteten Zusammenkunft der Konsumvereins-Lagerhalter der Provinz Brandenburg wurde festgestellt, daß die Arbeiter-Konsumvereine der Provinz durchschnittlich Stundenlöhne von 18 bis 23 Pf. zahlten. Ein Redner erklärte, daß sich ein Sturm der Entrüstung in der gesamten Arbeiterpresse erheben würde, wenn ein Privatunternehmer seine Angestellten so niedrig lohnen würde. Nicht anders wie mit den Löhnen ver hielt es sich mit den übrigen Arbeitsbedingungen. Die Zustände in den brandenburgischen Konsumvereinen waren so skandalös, daß die Angestellten, um die Auf merksamkeit darauf zu lenken, einen Aufruf im „Vor wärts" veröffentlichten, in dem über „unwürdige Be handlung, äußerst lange Arbeitszeit, minimale Bezahlung, Ausnutzung der Familienangehörigen usw." Beschwerde geführt wurde. So handeln die Sozialdemokraten als Arbeitgeber. Wie würde es nun erst un viel gepriesenen „Zukunfts staate" aussehen, wo. die sozialdemokratischen Führer überall die Herren sind? politische Weltfchau. Deutsches Reich. Der Kaiser arbeitete gestern vormittag in Wiesbaden allein. Nachmittags unternahm der Monarch eine Automobilfahrt nach Jagdschloß Platte, machte von dort aus einen Spaziergang nach der Eisernen Hand und kehrte darauf mit Automobil nach Wiesbaden zurück. Zur Abendtafel war General-Intendant von Hülsen geladen. Der Unfall der Kaiserin ereignete sich nach dem „Berl. Tgbl." folgendermaßen: Als die Kaiserin die Treppe des Schlosses hinaufging, trat sie auf ihr Kleid und kam zu Fall. Da sie Papiere in der Hand trug, konnte sie das Kleid nicht raffen. Sie schlug mit dem Kopfe gegen eine eiserne Röhre und zog sich eine stark blutende, wenn auch nur leichte Verletzung zu. Begünstigt wurde der Unfall durch eine Schwäche des Fußgelenks, die die Kaiserin von einem früheren Un fälle zurückbehalten hatte. Die Kaiserin wollte die Ver letzung, die die rechte Stirnseite betrifft, erst selbst be handeln, doch wurde infolge des Blutverlustes ärztliche Behandlung nötig. Unter Vorbehalt teilt dasselbe Blatt nach einer zweiten Version über den Unfall der Kaiserin folgendes mit: Die Kaiserin soll auch am Bein verletzt sein. Sie zog sich eine Verrenkung des rechten Fußes und eine offene Fußwunde zu. Die Kopfverletzung ist nur eine Hautabschürfung. Schwestern vom Roten Kreuz pflegen die Kaiserin, die das Bett hüten muß. Die Abreise ist vorläufig bis Donnerstag verschoben. Das Geschenk, welches die Herzogin Cecilie, die Braut des deutschen Kronprinzen, vom Präsidenten Loubet erhielt, besteht in zwei Sevresvasen und einem Wandteppich aus der Fabrik von Beauvais. Zu dem Ausscheiden der Generale Menges und Keim aus dem Deutschen Flottenvereine glaubt die „Rh.-Wests. Ztg." versichern zu können, es bestätige sich, daß ein Telegramm des Kaisers die beiden Generale veranlaßt habe, ihr Amt niederzuleaen, im allgemeinen den Tatsachen entspricht. Das Telegramm sei indes nicht, wie behauptet war, eine Antwort auf Huldigungsgrüße und auch nicht an das Präsidium des Flottenvereins, sondern an einen der Herren persön lich gerichtet gewesen. Dem Reichstage ging der von Hompesch (Zen trum) beantragte Gesetzentwurf betreffend die Ab änderung der Gewerbeordnung zu. Der Entwurf beantraat mit Rücksicht auf den Bergwerksbetrieb zahl reiche Zusätze zu den Paragraphen 115, 134b, 6, b, 137 und anderen. Die neuen Bestimmungen betreffen unter anderem die Regelung von Lohnabzug für vor schriftswidrigen Inhalt der Fördergefäße unter Zu ziehung von ständigen Arbeiterausschüssen, ferner Geld strafen, andere Funktionen in der Organisation, Wahl der ständigen Arbeiterausschüsse; ferner soll die Arbeits zeit ab 1. Oktober 1905 8'/, Stunden, ab 1. Oktober 1908 8 Stunden nicht überschreiten, von Beginn der Seilfahrt bis Wiederbeginn; für die Betriebspunkte mit über 25 Grad Celsius und für nasse Arbeiten sind sechs, mit über 26 Grad sieben Stunden Maximum. Andere Bestimmungen regeln die Befugnisse der Ober bergämter, in Ausnahmefällen diese Arbeitszeit zu ver längern, den Beginn der neuen Arbeitszeitvorschriften hinauszuschieben, das Festsetzen und die Zulässigkeit von Ueberschichten, Nebenschichten usw. Frankreich und Deutschland. Der Pariser „Figaro" konstatiert mit Befriedigung, daß der deutsche Gesandte v. Tattenbach und der französische Gesandte Taillandier in Fez die besten Beziehungen unterhalten. — Der „Matin" meldet aus gut informierter Quelle, Frankreich, England und Italien beabsichtigten, unter einander ein Abkommen zu treffen, um die gegenseitigen Interessen in Abessinien zu sichern. Die Verträge be treffen ganz besondere Eisenbahnkonzessionen, welche die drei Mächte in Abessinien besitzen. Es wird versichert, daß das Abkommen die französischen Interessen voll befriedigt. Auf die Initiative der französischen Regierung hin werden die drei Mächte den Vertrag Deutschland unterbreiten, um die Zustimmung der deutschen Regierung zu erhalten und ähnliche Vorkomm nisse zu vermeiden, wie sie in Marokko sich ereignet haben. Zu diesem Zwecke seien bereits in Berlin Schritte eingeleitet worden. Deutscher Landwirtschaftsrat. In Stutt gart trat am gestrigen Montag unter der Leitung des Vizepräsidenten Frhrn. von Soden-Frauenhofen der Ausschuß des deutschen Landwirtschaftsrats zusammen. Minister des Innern von Pischeck begrüßte die Er schienenen im Namen der württembergischen Staats regierung. Die Versammlung befaßte sich zunächst mit der Frage der Verschmelzung der Arbeiterversicherungs gesetzgebungen und beschloß den Gegenstand auf die Tagesordnung der nächsten Plenarversammlung zu setzen. Freudig begrüßte der Ausschuß die Verhand lungen der deutschen Regierungen zur Einführung einer Eisenbahnbetriebsmittelgemeinschaft, denen er auch im Interesse der Landwirtschaft einen baldigen günstigen Abschluß wünschte. Schließlich wurde noch über die gesetzlichen Maßregeln gegen den Grundstückswucher beraten und beschlossen, auch diesen Gegenstand auf die Tagesordnung der nächsten Plenarversammlung zu setzen. Die „wissenschaftliche" Parteiliteratur der Sozialdemokratie wird in der „Leipz. Volkszeitung" folgendermaßen gekennzeichnet: „Man kann heute nur mit melancholischem Lächeln an die Klage denken, die Genosse Bebel vor etwa 10 Jahren — irren wir nicht, nach dem Frankfurter oder Kölner Parteitage — über die sinkende Richtung der wissenschaftlichen Parieiliteratur aussprach. Das waren noch goldene Zeiten gegen heute, wo wirklich manchmal zum Händeringen ist, was sich alles als „wissenschaftliche" Parteiliteratur unter dem Schutzmantel des „historischen Materialismus" präsen tiert. — Der Verfasser dieses Urteils ist „Genosse" Mehring, der über den Zustand der wissenschaftlichen Literatur seiner Partei wohl am besten Bescheid weiß. Oesterreich-Ungarn. GrafAndrassy hat die Aufgabe, das Programm der Koalition vor dem König zu vertreten, übernommen und reist heute zur Audienz beim König nach Wien. Frankreich. DerSpruch des Haager Schieds gerichtes in der Streitfrage zwischen Japan einerseits und Deutschland, Frankreich und Eng land andererseits wegen der in den ehemaligen Fremden niederlassungen erhobenen Gcbäudesteuern «st zugunsten der europäischen Mächte ausgefallen. Der erkennende Teil des Schiedsspruches befagt: Die Bestimmungen der Verträge und der anderen in den Protokollen des Schiedsgerichtes angeführten Vereinbarungen befreien nicht den auf Grund dauernder Pachtverträge von der japanischen Regierung oder in ihrem Namen abgetretenen Grundbesitz allein, sondern sie befreien außer den Grund stücken auch die Gebäude jeder Art, welche auf diesen Grundstücken errichtet worden sind oder noch errichtet werden könnten, von allen Steuern, Abgaben, Lasten, Kontributionen oder irgendwelchen Verpflichtungen anderer Art als denjenigen, die in den in Frage stehen den Pachtverträgen ausdrücklich festgelegt worden sind. Der Vertreter der japanischen Regierung, Botschafter Motono in Paris, erklärte vor der Unterzeichnung, seine Meinung stehe mit der der Mehrheit des Schieds gerichtshofes ganz und gar im Widerspruch, sowohl was die Begründung des Schiedsspruches als auch das Er kenntnis selbst betreffe.