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Zachsijche Vorszeitung Bezugsbedingungen: v», „vorszeitung- erschrint j«d«« woch«»t«, »chmtnag» r Uhr mtt dem Votum der solgrnten To,«, vt« v*zug»g«bühr beträgt 1^0 Mark ot«tMhrltch ob« bO psg. für j«b«n Monat- Vi« -VorfzUtung" ist zu bezirhen durch die kaiserlichen pAstanstalten, di« Landbriesträg« und durch unser« Voten. Sei frei« Lieferung in» lsau» «hebt di« post noch di« Susiellungogedühr von 4b pfg. ^rlegramm-Kdr.: vorszeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ugl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Dberlößnitz und Nadebeul. Anzeigen-Preise: vt« einspaltig« Seil« lb pfg^ unt« ,<i»g«sandt- 40pig. tinjrig«n.iinnal)m« «rsolgt bi» mittag» 12 Uhr. — Nnnahmestrllen find: Unser« <b*schäft»st«ll«, klein« M Nr. 4. Invalidendank, Kaas«nstein S-Vvglrr, kiud Moss«, <b. L. vaub« S> Lo. in Leipzig. >ia»lfurt a M ; <b tiohl in Uess«l»dork: kjugo Müchl«rin iiStzschen. broda, Otto VUtri-q in Neäütndi.is, ljngo Opitz in Leubnitz-Neuostra. Lnril Nollau in Nad«d«ui,Nud Grimm in vrerden-WSlfnitz, Zrtedrich lleuchert in Losseboud«, Neinh. wostk« in Moritzburg, Otto itunath in Lotta, Max Zeurich in Losch>otg Telephon: Dresden, Nr. 3916. Dresden, Mittwoch, den 26. April 1905. Nr. 95. 67. Jahrgang. Das Neueste. Das Kaiserpaar ist gestern nachmittag an Bord der „Hohenzollern" in Palermo eingetroffen. In der Schweiz herrschen Schneestürme und abnorme Kälte. In mehreren Ortschaften Englands wurden Erdbeben beobachtet. Die marokkanischen Stämme der Donkala, Dschiadma und Mtuga in der Nähe von Mogador sind in vollem Aufstande. Die Scheichs der beiden letzteren Stämme sind getötet worden. Nach den letzten in Saigon eingegangenen Nach richten wurde die russische Flotte 15 Meilen von der Küste Französisch-Jndochmas entfernt nordwärts fahrend gesehen. Wie der „Temps" aus Saigon meldet, wurde am Sonnabend abend von offener See vor der Kamranh- Bucht eine heftige Kanonade gehört. Vermutlich handelt es sich um ein Gefecht mit japanischen Auf klärungsschiffen. Das Inkrafttreten der neuen Handels verträge. Es herrscht vielfach noch Unklarheit über den Zeit punkt des Inkrafttretens der neuen ausländischen Zoll- larife. Im allgemeinen scheint angenommen zu werden, daß sämtliche ausländischen Zolltarife am gleichen Ter mine in Kraft gesetzt werden. Das ist ein Irrtum, so bedauerlich es auch im Interesse des auswärtigen Handels ist. Um beim deutschen Tarife anzufangen, iei an die kaiserliche Verordnung vom 27. Februar d. I. erinnert, worin das Inkrafttreten des Zolltarifgesetzes vom 25. Dezember 1902 auf den 1. März 1906 fest gesetzt ist. Das bedingt für die deutschen Einfuhrzölle, daß damit zugleich auch die aus den neu abgeschlossenen Handelsverträgen stammenden Aenderungen der Ein fuhrzölle des neuen Generaltarifes in Kraft treten. Im übrigen bestimmen schon die neuen Handelsverträge Deutschlands verschiedene Termine. Uebereinstimmende Festsetzungen über das Inkrafttreten enthalten nur die Handelsverträge Deutschlands mit Italien, Belgien und Rumänien, nämlich die Festsetzung, daß diese neuen Verträge nicht vor dem 1. Januar 1905, nicht nach dem 1. Juli 1906 in Kraft treten sollen. Der Vertrag mit Rußland setzt das Inkrafttreten nicht nach dem 1. Juli 1906 voraus. Der Vertrag mit Serbien nicht vor dem 1. Januar 1906, nicht nach dem 1. Juli 1906. Anders der Handelsvertrag mit der Schweiz, worin für das Inkrafttreten der Vertragsbestimmungen, soweit sie die schweizerischen Eingangszölle betreffen, ausdrück lich der 1. Januar 1906 als fester Termin bezeichnet ist. Ebenso ist im Handelsverträge mit Oesterreich als fester Termin ausdrücklich der 15. Februar 1906 an gesetzt. Angesichts dessen jedoch, daß Oesterreich mit den Beratungen des eigenen autonomen Zolltarifes noch keineswegs zum Abschluß gelangt ist, ist wohl an- runehmen, daß das Inkrafttreten vom 15. Februar schließlich doch wohl auf den I. März hinausgeschoben wird. In dem Handelsverträge zwischen der Schweiz und Italien ist festgesetzt, daß die italienischen Ein gangszölle, soweit sie durch diesen Vertrag eine Aenderung erfahren, bereits am 1. Juli 1905 in Kraft treten sollen. Für ihre eigenen Zölle behält sich die Schweiz wie oben den 1. Januar 1906 vor. Voraussichtlich wird sich das Bild also folgender maßen gestalten: Die aus dem schweizerisch-italienischen Vertrage herrührenden Aenderungen des italienischen Einfuhrzolltarifes treten am 1. Juli 1905 in Kraft. Sie gelten demgemäß auch für Waren deutscher Her kunft, vorausbesetzt, daß auf Grund des noch geltenden deutsch-italienischen Handelsvertrages diese Waren da durch keine ungünstigere Behandlung als bisher er fahren. Am 1. Januar 1906 tritt sodann der neue schweiierische autonome Zoll mit den au- den neu abgeschlossenen Handelsverträgen mit Deutschland und Italien herrührenden Aenderungen in Kraft. Mög licherweise — bisher hat noch nichts darüber verlautet — setzen an diesem Termine auch die Balkanftaaten, Ru mänien, Serbien und Bulgarien ihre neuen Tarife, nota bene natürlich mit den Aenderungen aus den Handelsverträgen, in Wirkung. Den Schluß dürften die, neuen Tarife Deutsch lands, Rußlands und Oesterreichs bilden, die voraus sichtlich sämtlich gleichzeitig am I. März 1906 mit den Bestimmungen des deutsch-belgischen Handelsvertrages in Kraft gesetzt werden. Diese kurze Zusammenstellung allein zeigt schon, wie notwendig es im Interesse unseres auswärtigen Handels wäre, wenn die Reichsregierung sich entschlösse, mit den Vertragsstaaten schon jetzt feste Termine für das Eintreten der neuen Zollregime festzusetzen. Die mehrfach geforderte und für den deutschen Tarif ja auch tatsächlich festgelegte, einjährige Uebergangsfnst bezog sich nicht allein auf den deutschen Tarif, sondern gerade auch auf das Inkrafttreten der ausländischen Tarife. Es kann nicht genügen, ein Vierteljahr vorher erst zu wissen, der und der Tarif tritt binnen hier und drei Monaten in Kraft, sondern es wäre wünschens wert, den genauen Zeitpunkt des Inkrafttretens der aus ländischen Tarife so rechtzeitig als irgend angängig den Interessenten mitzuteilen. Es ist an und für sich schon ein zweifelloser Mißstand, daß es nicht gelungen ist, einen einheitlichen Termin für das Inkrafttreten sämt licher neuer Tarife der Vertragsstaaten zu erzielen. Wenn nun aber erst gar womöglich knapp drei Monate vor dem mehr oder minder unverhofft gesetzten Termin die Interessenten Kunde von der bevorstehenden Aende rung erhalten, so dürfte das auf viele geschäftliche Kom binationen bezw. schon eingegangene Geschäfte direkt schädigen!) wirken. Es muß also unbedingt gefordert werden, daß die Reichsregierung möglichst bald die ge nauen Termine des Inkrafttretens der neuen aus ländischen Zollbestimmungen bekanntgibt. Politiscde Weltschau. Deutsches Reich. Die Kaiserfamilie hat diesmal das Osterfest in Messina verlebt, wo die „Hohen- zollern" am Sonnabend eingetroffen war. Am 1. Feier tage fand an Bord der „Hohenzollern" Gottesdienst statt. Danach begaben sich die Majestäten an Land. Unter den Blumenspenden befand sich ein Korb mit künstlerisch von den Damen der deutschen Kolonie bemalten Ostereiern, der mit von den Damen selbst gepflückten wilden Cyclamen und Alpenveilchen ge schmückt war, ferner ein vom Bürgermeisteramt ge spendeter Blumenkorb, sowie ein riesiges Osterei aus weißen Blüten, vom Klub „Cirolo della Borsa". Erstere beiden wurden im Speisesaal, letzteres im Vorsaal auf gestellt. Bei dem Besuche der Kaiserin im Ospedale civile waren die seitens der Stadt dort verpflegten weiblichen Findelkinder aufgestellt. Die Kaiserin be grüßte die kleinen Mädchen überaus freundlich, reichte ihnen die Hand und küßte mehrere. Gestern früh 8'/r Uhr verließ die „Hohenzollern" in Begleitung des „Friedrich Karl" und des „Sleipner" Messina bei schönem, wenn auch kühlen Wetter. Tie Schiffe passierten am Mittag die Liparischen Inseln und trafen nach prächtiger Fahrt um 5^/z Uhr nachmittags im Hafen von Palermo ein. Während der Fahrt hörte Se. Majestät der Kaiser den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts Grafen v. Hülsen-Haeseler und er ledigte Regierungsgeschäfte. Die Kaiserin ließ dem deutschen Generalkonsul Buenz in Nordamerika 51 Anerkennungsdiplome zu gehen, die der Generalkonsul den Pfleberinnen deS City-Hospitals aushändigen soll, die sich bei der Rettung und Hilfeleistung für die am 14. Juli 1904 verunglückten Passagiere des Vergnügungsdampfers „General Slocum" ausgezeichnet haben. Derjenigen Dame, die sich dabei am heldenmütiflsten gezeigt hat, widmet die Kaiserin eine goldene mtt Perlen besetzte Brosche. Nach der „Lipp. Ldzw." ist eine Einladung des Graf-Regenten von Lippe zur Hochzeit des deut schen Kronprinzen überhaupt nicht erfolgt. Die Meldung, der Graf-Regent habe die Einladung des Kaisers abgelehnt, ist also unrichtig. Vertagung oder Schluß des Reichstags? Die Frage, ob der Reichstag bei Beendigung der jetzigen «Session geschlossen oder vertagt werden soll, wird in der „Nordd. Allg. Ztg.* als „schwerlich jetzt schon spruchreif" bezeichnet, „wenn auch natürlich daran festzuhalten sei, daß die Vertagung deS Reichs tags über den Sommer eine Ausnahmemaßregel ist, die nur aus wirklich dringender Veranlassung berechtigt und zweckmäßig erscheint." Unsere Handelsbeziehungen zu den Ver einigten Staaten Die deutsche Regierung hat, wie die „Deutsche Tagesztg." meldet, den Vereinigten Staaten gegenüber kein Hehl daraus gemacht, daß eine Neuregelung der Handelsbeziehungen vor dem 1. März 1906 unumgänglich notwendig sei, und daß die Ver einigten Staaten auf eine Fortdauer der Meist begünstigung ohne entsprechende Gegenleistungen nicht würden rechnen können. Auch darüber dürste den Ver einigten Staaten kein Zweifel beikommen, daß das be stehende Meistbegünstigungsverhältnis seitens verdeutschen Regierung rechtzeitig gekündigt werden wird. Der Bund der Industriellen gibt seinen Mit gliedern bekannt, daß er ein Abkommen mit dem „Verein deutscher Arbeitgeberverbände" getroffen hat, wonach diese den Schutz der nicht organisierten Mitglieder des Bundes in Streitfällen übernimmt, die organisierten Mitglieder des Bundes aber dem „Verein deutscher Arbeitgeber verbünde" korporativ zugeführt werden. Von einer direkten Mitgliedschaft hat der Bund als solcher ab gesehen. Der diesjährige ordentliche Berufs gen o s s e n s ch a f t s t a g ist von dem geschäfts führenden Ausschuß zum Mittwoch, den 14. Juni, nach Lübeck einberufen worden. Der Deutsche Kriegerbund, der die Landes- Kriegerverbände der Norddeutschen Bundesstaaten und von Elsaß-Lothringen umfaßt, ist auch in den letzten Jahren wieder beträchtlich gewachsen. Nach dem 30. Ge schäftsbericht betrug die Stärke des Bundes am 1. Januar 1903 15,647 Vereine mit 1,354,195 Mitgliedern, am I. Januar 1904 16,164 Vereine mit 1,392,520 Mit gliedern, am 1. Januar 19>,'5 16,774 Vereine mit 1,449,173 Mitgliedern, am 1. April 1905 16,967 Ver eine mit 1,459,220 Mitgliedern. Hiervon waren, soweit dies durch die Veteranenstatistik hat festgestellt werden können, 271,826 also 18,8 v. H. Veteranen. Das Bautempo unserer Flotte. Aus wohl unterrichteter Quelle wird berichtet, daß die nächste Flottenvorlage Höchstwahrscheinlich auch die Forderung eines schnelleren Bautempos für unsere Schlachtschiffe und Panzerkreuzer enthalten wird. Es war vielfach in Wort und Schrift dafür eingetreten worden, daß die festgesetzte Zeitdauer für die Dienstzeit der Schiffe einer Verkürzung unterworfen werden soll. Dies wird jedoch nicht vorgeschlagen werden, sondern man gedenkt durch eine den Verhältnissen Rechnung tragende Be schleunigung der Schiffsdauten den Ausbau und die Schlagfertigkeit unserer Flotte zu erhöhen. Die in nächster Zeit auf Stapel zu legenden Linienschiffe und , welche noch zur Braunschweig-Klasse ge rechnet werden sollen, werden innerhalb dreier Jahre gebaut werden. Die in der neuen Novelle geplante Deplacementsvergrößcrung kommt für diese Panzer noch nicht in Anwendung, doch weisen sie einige Unterschiede im Vergleich zu den bisher fertiggestellten Linienschiffen der Braunschweig-Klasse auf. Außer der Erhöhung der Besatzung auf 700 Mann wird man die Panzer stärke auf 240 Millimeter bemessen und die Zahl der 8,8 Zentimeter-Geschütze auf 22 vermehren. Ebenso sind die Kohlenbunker vergrößert worden, so daß die Schiffe mit 1800 Tonnen Kohlen einen etwas erhöhten Aktionsradius erhalten Der Wert der Linienschiffe. Ein deutsches Blatt hat neulich behauptet, Geschwaderkämpfe von Linienschiffen kämen nicht mehr vor. So habe auch der russisch-japanische Krieg mehr über Kriegsschiffe berichtet, die durch Minen oder Torpedos in die Luft gesprengt seien. Da durch derartige Behauptungen offenbar der Wert der Linienschiffe gegenüber anderen Schiffsarten herabgesetzt werden soll, so sei an Aussprüche von einigen bekannten Staatsmännern und Fachleuten er innert, die sich mit den Lehren aus dem Seekriege in Ostasien beschäftigen. Präsident Roosevelt: Der Krieg in Ostasien hat gezeigt, daß das Hauptgewicht für jede Flotte, die dieses NamenS würdig ist, auf die^roßen Schlachtschiffe zu legen ist. Das amerikanische Marine amt: Der ganze Krieg beweist, daß die Seeaeltung ausschließlich auf den schweren Panzerschiffen beruht; hätte Admiral Togo 12 Schlachtschiffe statt 6 gehabt, so wäre Port Arthur schon im August gefallen. Der englische Admiral Seymour: Aus sämtlichen Kämpfen