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Land- und Volkswirtschaftliches. — Das Königliche Statistische Bureau zu Berlin ver öffentlicht den Saatenstandsbericht Preußens für Mitte April unter Zugrundelegung folgender Bedeutungen: 1 ---- sehr gut, 2 --- gut, 3 -- mittel, 4 --- gering, 5 --- sehr gering. Winterweizen 2,6, Winterspelz 2,3, Winter roggen 2,5, Klee 3,2, Luzerne 2,8, Bewässerungswiesen 2,5, andere Wiesen 3. Und die Welt war um ein glückliche- Paar, da» sich nun nach mancherlei Irrungen verstehen gelernt hatte, reicher. Pie Osterbotschast: „Auferstanden'." hatte da- anscheinend Unmögliche -vollbracht. wir aus Älter» in der Handel, Industrie «nd Verkehr. 8 Treuhand-Bank fürSachsen, A.-G.» Dresden. In der Generalversammlung wurde die Dividende auf 7 Prozent (i. V. 4 Proz,) festgesetzt. In vertraulicher Besprechung wurde die Frage einer Kapitalserhöhung um 300,000 M. ventiliert. Die Modalitäten sind noch nicht festgelegt. Das neue Geschäftsjahr soll sich nach Mit teilung der Direktion sehr günstig angelafsen haben. Die bekannte Angelegenheit mit der in Liquidation befindlichen Dresdener Kreditanstalt wurde diesmal gar nicht erwähnt. Tages-Ereignisse. — Hagen. "Hier wurde ein angeblicher Feldkornet der Buren verhaftet, der im Jndustrtebeztrk Vorträge über den Burenkrieg hielt und nunmehr als Schwindler ent larvt wurde. ! — Düsseldorf. Der Kopf zerquetscht wurde auf dem hiesigen Preß- und Walzweck dem Maschinisten Breuer, indem er in eine Maschine geriet. Der Tod des Manne» trat auf der Stelle ein. — Hannover. Im September v. I. wurde in» Ricklinger Holze an einem Knaben ein Verbrechen verübt. Der Täter blieb unentdeckt. Jetzt hat der Gemeindepoliztst von Ricklingen in den beiden Mördern Büther und Paul die Personen ermittelt, die an dem betreffenden Tage in jenem Holze umherschweiften und zwar Büther in der Uniform eines Postbeamten. Der Knabe hat Paul al ben Täter erkannt. Beide Angeschuldigte leugnen. — Hamburg. Der Dampfer „Castilia" von hier ist auf der Fahrt nach Palermo mit 39 Mann Besatzung untergegangen. — Bremen. Infolge von Lohndifferenzen hat die Bremer Schiffbauwerft Aktiengesellschaft „Weser- ihren sämtlichen Arbeitern, etwa 3000, zum nächsten Donnerstag gekündigt. — Bremen. Boesmanns Telegraphisches Bureau meldet, die gesamten Anlagen der Deutschen Dampffischerei- Gesellschaft Nordsee in Nordenham stehen in Flammen. Man befürchtet, daß sie vollständig niederbrennen werden. Die Dampfer und das Segelschiff Union konnten rechtzeitig aus dem Hafen geholt werden und sind gerettet. Menschen find nicht verunglückt. Der Brand ist heute morgen 7 Uhr entstanden. Nach weiteren Meldungen find sämt liche aus leichtem Material errichtete Gebäude in Flammen aufgegangen; nur die Pieranlagen konnten durch da rechtzeitige Eintreffen der Feuerwehr und eine- von Bremerhaven zur Hilfe geeilten Spritzendampfers gerettet werden. — Wien. Auch ein Wohltäter der Menschheit, der Friseur Eduard Liska, dem Unzählige zu großem Danke verpflichtet sind, ist hier gestorben. Es ist der Erfinder der Bartbinde! — Rom. Dem Journalisten Or. Weiße wurden auf der Straßenbahn 30,000 Mark in barem Gelde und Wechseln geraubt. — Huddersfield. Ein von Bradford kommender Zug fuhr gestern nachmittag auf einen hier haltenden Zug, wobei vier Peiffonen gelötet und sieben verletzt wurden. „Osterglocken klingen leise Ueber Feld und Flur dahin; Muntrer Sänger Frühlingsweise Labt aufs neue Herz und Sinn ; Ihrer Grüße ersten sandten Wald und Feld und Wiesenplan: Auferstanden! Auferstanden! Jauchzt die Losung himmelan!" .. . Gern hätte die schwarzgekleidete Frau, di-. Lum yrterkrte vor. Bon Alwin Römer/ (Nachdruck vei boten.) leaen, zumal, wenn auch da» weibliche Element nickt fehlte, und je ungezwungener eS da herging, um so übermütiger sprudelte seine Laune hervor. Meta, eine Me, zurückgezoaene Satin, die an dem lauten Trei ben keinen Gefallen fand und in der Hauptsache, lagen lden, um nach Verlust pxr und nächsten Anverköandten nichtganz vereinsamt Welt dazustehen, dem jüngeren Manne die Hand zum Bunde fürs Leben gereicht hatte, Meta trug daS alles resigniert; ein leuchtender Blick, ein zärtliches Wort, das war alles, womit sie, aber leider vergeben», auf den anders gearteten Gatten einzuwirken suchte, laute vorwürfe kamen nix über ihre Lippen. Und wie über glücklich hätte er sie machen können! Das sah man da mals, als die „Harmonie," der ihr Gatte als Gründungs mitglied angehörte, ihr Sommerfest feierte. Als sie da im Tanze an der Seite ihres Gatten wie eine Sylphide dahinschwebte, da strahlte Helle Glückseligkeit aus ihren Augen, und man merkte ihr eS an, wie sonnenhell es in ihrem Innern sein mußte. Und wie war sie doch bei dem gemeinsamen Ausfluge nach der „ Walkmühle, wo ein lustiges Picknick im Grünen stattfand, für jede recht selbstverständliche Aufmerksamkeit ihres Gatten von Herzen dankbar, gleich als böte er ihr etwas, worauf sie eigentlich keinen Anspruch hätte! Das waren einige jener seltenen Lichtblicke in diesem sonst so freudenarmen Familienleben. Da, endlich schien eS, als sollte Glück und Zufriedenheit auch hier dauernd Einkehr halten. Ein allerliebstes Töchterlein ward dem Elternpaar geschenkt. Im ersten Ueberschwung der Gefühle schlug der glückliche Vater vor, es „Konkordia" zu nennen. „Konkordia soll ihr Name sein," rezitierte er beim festlichen Schmause frei nach Schiller, „zur Eintracht, zum herzinnigen Vereine ver sammle fortan uns die liebe Kleine!" Und Meta nickte freudestrahlend dazu. Anfangs ging auch alles gut, und Karl mußte wohl hie «nd da bereits Hmvürfe einiger feiner unverheirateten Kollegen und Kolleginnen hören, die ihn einen „hoffnungsvollen Pantoffelhelden" schalten. Doch darüber lachte er nur . . . Rur wenn die Kleine allzukräftige Lungenübungen machte, litt e- ihn nicht daheim. „Das beleidigt mein musikalisches Gehör!" rief er wohl scherzweise aus, um sich dann in die alten liebgewordenen Kreise zurückzuziehen. „Gesang in Moll-Dur" nannte er wohl auch Konkordias Gesangsproben. „Wenn sie so forkfährt, kann sie'» weit bringen als Sängerin." .... Nun aber kam die Katastrophe. Eine auswärtige Künstlerin war in der kleinen Stadt aufgetreten und hatte im Fluge die Herzen eines kunstsinnigen Publikums gewonnen. Das war aber nicht allein die „Macht des Gesanges" gewesen. Auch ihr Aeußeres sprach ein gewichtiges Wort dabei mit. Kurz und gut — eines schönen Morgens rief man sich's laut im Städtchen zu, daß Karl Frerich mit der fremden Künstlerin — verschwunden sei! Wohin? wußte niemand aenau anzugeben. Das war ein harter Schlag für die so plötzlich Vereinsamte! Aber es sollte noch schlimmer kommen. Das Töchterchen, die einzige Freude der Verlassenen, siechte allmählich dahin, und eines Tages stand sie in unaussprechlichem Schmerze an der Leiche des geliebten Kindes .... Sollte da nicht ein Mutterherz brechen müssen? Zwar hatten mitleidige Anverwandte ihr nach Kräften über die ersten schweren Wochen und Monde hinwegzuhelfen gesucht — aber heute, am sonnigen Ostermorgen, als alles rings umher Licht, Leben und Liebe predigte, da war ihr, als brächen die kaum vernarbten Wunden von neuem auf, als lastete der doppelte Verlust, den sie binnen Jahresfrist erlitten, mit doppelter Schwere auf ihrem Herzen. Nur dunkle Gerüchte über den treulosen Gatten waren seither an ihre Ohren gedrungen. Es sollte ihm recht traurig ergehen draußen in der Fremde, von Selbstmord sprachen sogar die einen; aber in all' den bangen Zweifeln hielt sie die Hoffnung aufrecht, daß auch für sie noch schönere Tage, auch ihrem Herzen ein Ostern mit seiner lebendigen Auferstehungskunde kommen werde. So schritt sie sinnend und in sich gekehrt dahin, und bald stand sie vor dem kleinen Hügel, auf dem eben die ersten Veilchen und Krokus, die treuen Zeugen des auch im GrabeSschoße verborgenen Lebens, sie be grüßten. Mit zitternder Hand legte sie ihren Kranz aufs Grab und verhüllte daS bleiche Antlitz, um die quellenden Tränen zu verbergen .... Während sie so dastand, in sich versunken, hatte sie nicht bemerkt, wie ein Mann ihr gefolgt war und in einiger Entfernung, vom knospenden Gesträuch verdeckt, nun stehen blieb. Auf seinem von tiefem Gram gefurchten Antlitz zuckte es hin und wieder, wie wenn in der Brust verschiedene Entschlüsse kämpften. Endlich faßte er sich ein Herz. Rasch entschlossen näherte er sich der noch immer in stiller Trauer Dastehenden. „Meta, kannst du mir verzeihen?" so rang es sich von seinen zitternden Lippen los, und tränenden Auges hing er an ihrem Halse. Ihr stummer Blick sagte ihm genug. Und als vom fernen Turme die Osterglocken ihre Stimme von neuem erschallen ließen und in feierlichen Akkorden die Auferstehungskunde herübertrugen nach der friedlichen Stätte der Toten, da fanden sich ihre Herzen aufs neue und für immer in einem langen, innigen Kusse. Droben aber in den lauen, sonnigen Lüften jubelten die Lerchen ihre frohen AufcrstehungSlieder, und eS war, als ob auf ihren weihevollen Tönen der Ostergruß herabschwebte: -Auferstanden! O das tönet Mild wie Friedensglockenklang! Alle-, alles ist versöhnet, Seit der Held den Feind bezwang! Herzen, die sich wiederfanden, Ahnen Osterfeliakeit: Auferstanden! Auferstanden! Friede ward e» weit und breit!" (Ohne Gewähr der Innehaltung.) Königliche- Opernhaus (Altstadt). Sonntag, den 23. April: Die Foltunger. (Anfang 7 Uhr.) Montag, den 24. April: Der fliegende Holländer. DienStag, den 25. April: Der Freischütz. Mittwoch, den 26 April: N^rma. Donnerstag, den 27. April: Der König hat'S gesagt. Freitag, den 28. April: Figaro- Hochzeit. (Anfang 7 Uhr.) Sonnabend, den 29. April: Lohengrin. (Anfang 7 Uhr). Sonntag, den 30. April: Hänsel und Gretel. — Die Puppenfee. Königliches Schauspielhaus (Neustadt). Sonntag, den 23. April: Faust. 1. Teil. (Anfang 6 Uhr.) Montag, den 24. April: ^ima ruatsr. DienStag, den 2b. April: Der Privatdozent. Mittwoch, den 26 April: Brand. (Anfang 7 Uhr.) Donnerstag, den 27. April: Agnes Bernauer. (Anfang 7 Uhr.) Freitag, dm 28. April: Sappho Sonnabend, den 29. April: Jahrmarkt in Pulsnitz. Sonntag, den 3V. April: Nachm.: Maria Stuart. AbendS: Die Journalisten. Refideuztheater. Sonntag, den 23. April: Nachm.: Der Opernball.' Abends . Der Verschwend«^ Montag, den 24. April: Nachm.: Ali Heidelberg' AbendS: Der Ziqeunerbaron. DienStag, den 2b. April: Bruder Straubinger. . Eeutraltheater. Täglich Theater-Vorstellung. (AnfanH '/H Uhr.) Vittoria-Salou. Täglich variäts» Vorstellung. (Anfang ' »8 Uhr.) Die Dämmrung weicht... der Tag erwacht Bei einem ersten Lerchenpsalme, Und Frührotstrahlen küssen sacht Zum Leben Blumen auf und Halme. Im Weißdorn, dem sein schimmernd Kleid Bon Blüten schon der Lenz bescherte, Singt süß ihr Lied von Lust und Leid Die Nachtigall, die heimgekehck. Sonst noch kein Laut!... Tie wirre Hast Des Werttags läßt sich nirgend spüren; Der Mühle Räder halten Rast; Verschlossen stehn der Werkstatt Türen; Kein Schlot gibt Rauch; kein Hammer dröhnt; Kein Pflüger zieht zum Acker heute... Doch durch den stillen Morgen tönt Nun froh der Glocken Festgeläute! So feierlich schallt's über- Feld, So freudekündend und voll Wonne: Erlöst ist wiederum die Welt, Vom Himmel strahlt die Ostersonne! Und was in dunklen Stunden kam Und dich umspann mit Zweifelssorgen, Fällt von dir als Karfrettagsgram An diesem jungen Ostermorgen! Zur Höhe drängt der Sonne Lauf, Wie auch die Nebel sie umjagen; Die Liebe höret nimmer auf, Ob Haß sie auch ans Kreuz geschlagen; Zuschanden wird ein feil' Gericht, Das argen Sinns die Unschuld kettel, Und strahlend ringt sich an daS Licht Die Wahrheit, schon ins Grab gebettet! . . . Drum stimme heut zu Preis und Dank Im Herzensgrund der Harfe Seiten, Von Glockenklang und Lerchensang Laß Dich zu frommer Andacht leiten; Und Frühlingszeit und Osterzeit, Die Dich in ihren Bann genommen, Heiß als Symbol der Ewigkeit Mit Hellem Jubel gleich willkommen! ... Aufe, standen! Novellette von Richard von Felsenegg. (Nachdruck verboten.) In ungetrübter Bläue lachte der reine Himmel auf die jungfräulich erneute Erde herab- überall ein Knospen und Sprossen an Baum und Strauch, auf Feld und Flur, und mit schimmernden Weidenkätzchen geschmückte Kinder zogen lachend durch die erwachenden Gefilde; hoch im Blauen aber wirbelten Lerchen ihre fröhlichen Auferstehungslieder, deren schmetternde Klänae sich mit den ernsten, weihevollen Akkorden des Fest geläutes, welche die weichen Lüste über die knospenden Fluren trugen, zu einer einzigen, wunderbar ergreifenden Harmonie vereinten: Ostern war gekommen, und in allen Herzen jubelte und jauchzte es laut, denn der Bann war gebrochen, die Fessel gesprengt, und frei atmete die Brust und sog gierig die milden Lenzeslüste ein, um zu genesen nach allem Harm und Leid eines unbarmherzigen Winters. Wie fühlt sich doch an solchem Tage das Menschenherz eins mit der allgü tigen Mutter Natur, mit ihr einzustimmen in den Jubelruf, der tausendchörig zum Himmel emporrauscht: „Sächsische Dorfzeitung." - 23. April 1905 Gern hätte die schwarzgekleidete Frau, di-, ein Kränzlein von Veilchen in der Rechten, einsam dem Friedhöfe zustrebt, eingestimmt in den Jubelruf der erwachenden Natur. Aber gerade heute war's ihr so weh, so unendlich weh ums Herz, und laut allfweinen hätte sie mögen vor Kummer und Herzeleid. War doch gerade ein Jahr verstrichen, seit ihr Gatte, dem sie da mals kaum drei Jahre angetraut gewesen war, sie schnöde Hals über Kopf verlassen hatte. Es war ja wahr: so recht herzeinig waren sie während ihres kurzen Ehestandes nie gewesen. Das lag eben daran, daß beide einander innerlich zu wenig verstanden. Er, Künstlerblut durch und durch, lebhaft, feurig, raschen Entschlusses, hatte sich nur widerwillig dem sansten Joche beugen wollen, das ein geordnetes Familien leben ibm auferlegte. „Frei" wollte er sein und blei ben, die alten Beziehungen sollten auch im Ehestande nicht unterbrochen werden, und da dies natürlich nicht ohne grobe Vernachlässigung feiner häuslichen und ehelichen Pflichten angängig war, so zog nur allzu bald Mißstimmung und Unfriede m das bescheidene Heim ein. Es war eben so, wie e- in ungezählten Fa milien noch heute ist: jedes ging seinen eigenen Weg. Karl Frerich, der ein vorzüglicher Geigenspieler, zu- gleich ein leidlicher Charakterdarsteller auf den Bret tern, welche die Welt bedeuten, war, fühlte sich am wohlften in lustiger Gesellschaft seiner leichtlebigen Kol-