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Sächsische vorszeitung 102,-» lelegramm-Adr.: vorszeitung Dresden. Telephon: Dresden, Nr. 3916. 106,-« lOS,-« 102,-« Bezugsbedingungen: vk „vorfzrku»^ «Ichetiü jede« w,ch,«ta, eachmtttag» S Uhr mit dem Votum di folgend« Log« vi« v«;ug»grbühr beträgt I« Mart i^rtUjLhrlich »der b0 Pf,. für f^»« Monat. Vt« .verfzettung" ist zu bezieh« durch dt« katferlich« postanstalt«, di« Landbrtesträger und durch «str« Voten, vei freier Lieferung in» kfau» erhebt K, Past noch dir Lufteliung»gebühr von «d pfg. Anzeigen-Preise: Vt« «tnfpaltig« Seil« l» Vf-., unter »Lingesanüt" 40 Pf, Knzeiaen.Unnahm« erfolgt bi» mittag» >2 Uhr. — «nnahmeltellen lind: Unser« Gelchastrstell«, Nein« Mahner Lais« Ur. 4, Invalidendank, Kaasenstetn 8» voaler, Nud Moss«, O. L. Vaub« 8- Lo. in Leipzig, Frankfurt a M . <b kohlink,Nel»-orr; kiugo Müchlerin Kötzschen- broda, Otto vtttrtch I» Kettzendorf, lsugo tvp'tz in Leubnitz-lleuostra, tmil Nollau in Nadeb«!, Mtd. »rimm in vrlden.Wölfnitz, Friedrich leuchert tu toisebaud«, ketnh. wotth« in INvrttzbnrz Otto Ku nach tu Loria. Max Zeurtch in L» schwitz. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags »Blatt" Amtsblatt für die Rgl. Rmtshauptmannschasten Vresden-Rltstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. 67. Jahrgang. Dresden, Sonntag, den 23. April 1905. Nr. 94. 101«« Ä-» Das dteueste. Die Beisetzung des verstorbenen Reichsgerichts- Präsidenten Br. Gutbrod hat gestern nachmittag in Stuttgart stattgefunden. Prinz Karl Anton von Hohenzollern ist am Donnerstag vom mandschurischen Kriegsschauplatz nach Japan zurückgekehrt. Die gesamten Gebäude der deutschen Dampf fischerei-Gesellschaft „Nordsee" in Nordenham sind gestern niedergebrannt. Das Agitationskomitee der italienischen Eisen bahnangestellten beschloß, den Ausstand einzu stellen. Wie es heißt, hat der französische Minister des Aeußeren, Delcassö, die Absicht geäußert, zurück zutreten. O st e r n. Es ist wieder Ostern geworden, das Fest der Auf erstehung ist herangebrochen und freudigen Herzens vereinigt sich die Christenheit zu seiner Feier. Tenn Ostern ist ein Fest der Freude und ein Fest des Triumphes; der Sieg des Lebens über den Tod, des Lichtes über die Finsternis ist seine Bedeutung, und darum mischt sich der Jubel der Menschen in das Ge läute der Osterglocken, und darum erwacht überall neue Hoffnung und frischer Tatendrang. Alle Verzagtheit schwindet, aller Kleinmut weicht vor der Osterbotschaft: Christ ist erstanden aus der Verwesung Schoß; reißet von Banden freudig Euch los! Und diese Botschaft im Herzen werfen auch wir getrost in voller Zuversicht unser Panier auf und fürchten uns nicht, es muß uns doch gelingen. Sowohl das Passah der, Juden, aus dem unser Ostern hervorgegangen, sowie das der alten germanischen Göttin Ostera geweihte Fest, von dem es den Namen erhalten, waren ursprünglich Frühlingsfeiern, das Fest der Frühernte bei den Juden, das Fest der neu er standenen Sonne bei den Germanen. Das Christentum hat diese ursprüngliche Bedeutung des Festes niemals verleugnet. Auch für uns ist Ostern noch das Fest des Sieges der Frühlingssonne über des Winters Macht, des neu erwachenden Lebens aus Winters Schlaf, auch wir feiern Ostern, abgesehen von seiner spezifisch kirch lichen Bedeutung, gern als das Fest der wieder er wachenden Natur, der Osterspaziergang ist ein not wendiges Requisit dieser Feier. Und seitdem Goethe diesen Osterspaziergang mit dem ganzen Zauber der Poesie ausgeschmückt hat, ist er uns eine wahre Herzens sache geworden. ..Sie feiern die Auferstehung des Herrn. Denn sie sind selber auferstanden, aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, aus Handwerks- und Ge- werbesbanden . . . sind sie alle ans Licht gebracht." Und gerade in diesem Jahre, in dem der Winter ein oft scharfes und langes Regiment geführt hat, mög'n wir uns der Frühlingssonne doppelt freuen. Sind es auch erst die ersten Sprossen und Keime, die sie heraus zulocken vermochte, so ist damit immerhin die Bürgschaft gegeben, daß es doch Frühling werden muß. Aber Ostern ist nicht nur das Fest der wiederer wachten Natur, es ist zugleich die Feier des Sieges der Wahrheit über die Lüge, des Geistes über den Buchstaben, der Freiheit über die Fessel. So wie die Grabesmauern den Gottessohn nicht gefangen zu halten vermochten, lo läßt sich auf Erden der göttliche Funke nirgends ersticken. Es mögen Strömungen und Wand lungen auftreten, wie sie auch wollen, das Gute und Wahre läßt sich nicht aufhalten oder unterdrücken, ihm wohnt die Äuferstehungskraft des Gottessohnes inne, es siegt über die Macht der Finsternis. Wir alle, die wir Ostern feiern, dürfen dieser Tatsache gewiß sein. Schauen wir die Geschichte der Völker, in die Geschichte unseres eigenen Volkes, überall bewährt sich dieser Glaube an die Slegeskraft des Guten über das Böse, dcs Göttlichen über das Ungöttliche. Wie bange auch die Frager- Wer wälzet uns den Stein von des Grabes Tür? je un^ je aufgeworfen sein mag, sie hat ihre wunderbare Lösu».^ empfangen, wenn sie nur aus einem auf alles Gute geachteten Herzen entsprang. Und das ist denn auch hw Hauptbedeutung des Osterfestes, daß wrr sel»^ Aufe^tehung halten in unserem Geiste und in unserem Herzen, daß wir allen edlen und guten Regungen den Sieg verschaffen über alle Fehler und Mängel, die uns anhaften, daß das Gute in uns Gestalt gewinne und den Sieg davon trage. Das Osterfest, das Fest her Auferstehung des Herrn, ist wie kein anderes geeignet, uns zu solchem Kampfe Mut und Kraft zu verleihen, und darum wollen wir es nicht vorübergehen lassen in Schlaffheit und Gleichgültigkeit, sondern wollen es zum Ausgangspunkte neuen Ringens mit uns selber machen. Werdet selbst nur besser, bald wirds besser sein. Das ist ein wahres und gerechtes Wort, dem wir nachstreben wollen. Dann ist die Osterbotschaft nicht umsonst erklungen, dann sind die Osterglocken nicht nutzlos verhallt; dann wird das Fest vielmehr ein Quell des Segens für jeden einzelnen von uns, für unser geliebtes deutsches Volk und endlich für alle Völker auf Erden. Politische Weltscbau. Deutsches Reich. Das Kaiserpaar blieb mit den Prinzen am Donnerstag an Bord der vor Giardini liegenden „Hohenzollern" und nahm gestern an dem Gottesdienste teil, den Militär-Oberpfarrer Goens abhielt. Das Wetter ist schön, doch besteht starke Dünung. Die Postverbindunq erleidet noch immer Ver zögerungen. Es bestand die Absicht, die Dacht „Hohen zollern", den Kreuzer „Friedrich Karl" und das Torpedo boot „Sleipner" heute früh um 5 Uhr nach Messina in See gehen zu lassen. Neichsapanage für den Deutschen Kron prinzen. Gutem Vernehmen nach, so wird offiziös geschrieben, liegt der Anregung einer Apanage für den Deutschen Kronprinzen nur ein wenig taktvoller Miß griff ihres Urhebers, der „Staatsbürger-Zeitung" zu grunde. Dieses Blatt hat die Vermögensverhältnisse des Kronprinzen in ganz unrichtiger Weise geschildert. Die Einkünfte von Oels sind sehr beträchtlich; sie sind während der Kindheit des Kronprinzen nur zum aller kleinsten Teile in Anspruch genommen und im übrigen kapitalisiert worden. Der Gedanke der „Staatsbürger- Zeitung", daß von Neichswegen für eine Apanage des Kronprinzen Sorge getragen werden solle, ist vollends abgeschmackt. Der Grafregent von Lippe-Detmold hat eine Einladung des Kaisers zu den Vermählungsfeier- lichkeiken des Kronprinzen bedauernd abgelehnt. Die neuen Reichssteuerpläne. Der Staats sekretär des Reichsschatzamts Frhr. v. Stengel benutzt seinen Osterurlaub, um durch persönliche Fühlungnahme und Rücksprache mit den ihm aus der Zeit seiner früheren Amtswaltung als bayerischer Bundesratsbevoll mächtigter in Finanzsachen näher bekannten maßgebenden Persönlichkeiten und Kreisen in München eine Er leichterung seiner Aufgabe insoweit zu erzielen, als die Regierung des zweitgrößten deutschen EinzelstaateS das Zustandekommen der geplanten Steuerreform fördern will. Es fchweben zurzeit Verhandlungen wegen Ab schlusses eines neuen Handelsvertrares mit China. Am 25. d. M. beginnen in Berlin die Verhandlungen über ein neues handelspolitisches Abkommen mit Bul garien, demnächst wird auch der vorbereitende Schrift wechsel mit Portugal wegen eines neuen deutsch portugiesischen Handelsvertrages stattfinden; dagegen sind einleitende Schritte zu Vertragsverhandlungen mit den Vereinigten Staaten bisher nicht erfolgt und in nächster Zeit auch nicht zu erwarten. Der Reichstag wird sich mit den abzuschließenden neuen Verträgen voraussichtlich erst im Herbst zu befassen haben. Mit dem Dampfer „Lulu Bohlen" ist am Donnerstag ein Truppentransport von 528 Mann von Hamburg aus abgegangen. Generalleutnant v. Trotha hat einen herz lichen Dank für die den deutschen Truppen in Süd westafrika gesandten Liebesgaben dem * kaiserlichen Kommissar und Militär-Inspekteur der freiwilligen Krankenpflege Fürsten zu Solms-Baruth zugehen lassen. Dieser Dank, der jetzt bekannt gegeben wird, dürfte nicht verfehlen, die für unsere Truppen so erwünschte Hilfstätigkeit erneut anzuregen. Generalleutnant v. Trotha meldet aus Kub: Am 13. April wurde eine Kaffernbande von 15 Mann am Achoub südlich von Mauchas durch eine Bastard patrouille aufgehoben. Führer der Bande war Kapitän Jack, der im Oktober 1904 den Farmer Hermann er ¬ mordet hatte. Neun Kaffern sind gefallen. Gewehre und einiges Vieh wurde erbeutet. Die „Deutsche Kolonialzta." veröffentlicht einen Artikel des Reichskommissars für die Siedelungs- beförderung in Deutsch-Südwestafrika, Br. Mohrbach, über die Aufftandsverluste und die wirtschaft liche Zukunft Südwestafrikas, worin es unter anderem heißt: Ter Reichtum des Landes besteht hauptsächlich in Weide, die es ermöglicht, 2 Millionen Rinder und 10 bis 20 Millionen Stück Kleinvieh zu ernähren. Dem Wassermangel kann durch Brunnenbohrung usw. begegnet werden. Ferner ist eine Organisation der Zufuhr von Kapital und Menschen erforderlich. Es handelt sich dabei um die Bewilligung von jährlich 1 bis l'/, Millionen Mark auf ein hawes Menschen alter. Deutsch-Südwestafrika ist nach dem Urteil eines jeden Kenners des Blocks zwischen dem Atlantischen und Indischen Ozean, zwischen dem Kap und dem Sambesi nicht eins der schlechten, sondern ein- der besseren, ja besten Stücke. Als das Praktischste emp fiehlt es sich, daß die geschädigten Farmer sich genossen schaftlich für den Bezug von Rindern aus dem Kap- lande, Argentinien usw. zusammentun. Die Regierung will ein solches Beginnen durch liberale Beiträge zu den Transportkosten unterstützen. Allerdings ist es unumgängliche Voraussetzung hierfür, daß die deutsche Volksvertretung Mittel für die wirkliche und aus reichende Entschädigung für die Aufstandsverluste be willigt. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die „Frkf. Ztg." entnimmt dem Privatbriefe eines württembergischen Hererokämpfers folgendes: „Wie wir mit der Be kleidung bestellt sind, spottet überhaupt jeder Beschreibung, zerfetzt und zerlumpt! Am schlimmsten ist eS mit der Wäsche, die können verschiedene nicht mehr waschen, sonst hat man die Fetzen in den Händen." — Hierzu wird bemerkt, daß die nach Südwestafrika abgehenden Mannschaften bei der Ausreise u. a. mit folgenden Kleidungsstücken versehen wurden: Ein Kordwaffenrock, eine Kordreithose, eine lange Kordhose, drei Feldanzüge, ein Mantel, ein Paar Reitstiefel, ein Paar Infanterie stiefel, ein Paar Lederschnürschuhe, sechs Hemden, sechs Unterhosen, sechs Paar Strümpfe, zwei Handtücher, eine Leibbinde, sechs Taschentücher und vier wollene Decken. Außerdem steht der Truppe im Schutzgebiet zur Er gänzung defekt gewordener Stücke der volle etatmäßige Jahresbsdarf an Bekleidung und Ausrüstung zur Ver fügung. Italien. Da der Ausstand auf den Bahnen einen vollen Mißerfolg gehabt hat, beschloß eine sozialistische Versammlung in Rom, den Ausstand zu beenden. Der Personenverkehr wird auf allen Bahnen aufrecht erhalten. Frankreick. Zu den schweren Sorgen des Kabinetts, dessen Stellung nach der Marokko- Debatte keineswegs als gefestigt gilt, gesellt sich nun der aus Tokio angekündigte, hier allerdings noch nicht eingetroffene Protest gegen das allzulange Verweilen der russischen Flotte an der Küste von Cochinchina. Den formellen Text des Protestes soll der japanische Gesandte in Paris Motono bald erhalten. DelcassH ersuchte diesen, ihm das Telegramm sofort nach Emp fang vorzulegen, damit Motono in der Lage sei, un verzüglich nach Tokio zu kabeln, daß die dort verbreitete Version, Roschdjestwenski sei ermächtigt, bis zum 7. Mai in der Kamranh-Bai zu verweilen, um dort Nebogatows Geschwader zu erwarten, keineswegs richtig sei. In parlamentarischen Kreisen hat der Besuch des japanischen Gesandten beim Minister Delcass« ziemliche Beunruhiyung hervorgerufen. Die Humanitä de- Deputierten JauröS schreibt, gewisse politische Persönlichkeiten hätten die Nachricht erhalten, daß eine Schlacht zwischen der russischen und japanischen Flotte unmittelbar bevorstehe; wenn diese Schlacht in den indo-chinesischen Gewässern ausgefochten werden stllte und die russischen Schiffe genötigt sein sollten, in französische Häfen zu flüchten, könnte Frankreich wider seinen Willen plötzlich in den russisch-japanischen Konflikt hineingezogen werden. Rusiland. Unter den Arbeitern in Peters? bürg werden Aufrufe verbreitet, die zu einer bemass neten Demonstration am 1. Mai auffordern. Die Arbeiter boykottieren die staatlichen Branntweinbuden. In Warschau dauern die anarchistischen Zu stände fort, denen Polizei und Militär offenbar nicht 105,M« 88,50« 101.60« 106,80« 103,26»« S8H), SS,-» 101.60 b« 106.60 « 101,40 « 100,26»» 100,26» 101,60 « 100,50 b« 100.26 » 101.26 « SS,-» 102,'50 » 100,60» 108,60» 105,-» 102,26 » 104, '25 »» 104 50 » los!- » 102,- » 100,-» 100,90 6» 104'«0« 105, — » SS'25 » 103,-« 103'-» 101, — » 97,-» 105,40 v 102, - « S9,'b0 » 102,- » 102,— » 103^76 « ISS,46 « 20,'41« 81Z6« 86,30» 18^32» r»z«Uet ei»k» L»e ,«uuht ,t »eil »» »<» «, »»« «tch» irs« Mot ertöt