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le/egramm-ttdr.: Vorfzeituig vrerd««. 67. Jahrgang. Dresden, Donnerstag, den 6. April IY05. M. 80. Bezugsbedingungen: vtt „vorf^wt»^ «Ichei«» i«d«« w«ch««t«, I Uhr «it de« Vatu» de» folge«ix« la,«. DU v«i>»a»-«bühr beträgt 1^0 INart „«rteijährUlh »der b0 pfg. für jede« »««al. vt« varf;ett»»g- tft zu beziehen darch die kaiserliche» pa!>e»ft«lten, di« caadbriesträger ««d dnrch aaferevote«. vei frei« Lieferrtpg in, ksan» erheb« ti« Pest noch di« 2nstellnng»gebühr von «S pf^ Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Vlatt" Amtsblatt für dieNgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Nadebeul. Anzeigen-Preise: vi« einspaltig« Seil« 18 pfg.. unter „Eingesandt" «0 pfa Nnjetgen-tinnabme «rfolgt bi» mittag» 12 Uhr. — «nnahneeitellen Nnd: Unser« »eschäftrstell«, klein« Meibner Gais« Nr. «, Snvaltdendank, Kaasenstein »Vogler, 8ud Moss«, G. L. Vaud« » Co. in Leipzig, Zrankfurt a M ; ». Kohl in Uejsel^on; Hugo Müchler in «Stzschen- broda, Vtto vinr'ch in Neltzendorf, yugo Dpitz in t>lidnitz.N,uosira,rmilNu!!au in Nadebeul.««» Grimm in vrerden-lvdlfnttz, Friedrich S.ucher- t« Lessebaud«, Neinh. wottlx i« lNoritzbarg, Dtto uunath in Cotta, Max Zeurich in Loscheottz. Telephon: Dresden, Nr. 2916. 2^«» ? >r«ü' »T .,6 l ^',o 18 m»o ' -ff Sächsische vorszeitung Das dteueste. Der Semaphor von Maddalena, Sardinien, signali sierte gestern abend die Durchfahrt der „Hamburg", die mit dem Kaiser an Bord nach Neapel geht. Reichskanzler Graf Bülow sandte zur Ander- sen-Feier in Odense auf Fünen ein Telegramm, in dem er die Bedeutung des Dichters für Deutschland hervorhob. Nach einer Erklärung des Staatssekretärs von ßtengel wird die Reichsfinanzreform dem Bundes rat vor der Sommerpause und im Herbst dem Reichs tage zugehen. Die RevisionSfumme beim Reichsgericht wurde von der Reichstagskommission zur Vorberatung der Zivilprozeßordnungs-Novelle von 1500 M. auf 2500 M. heraufgesetzt. Aus Südwestafrika wird gemeldet, daß der Bandenführer Abraham Morris gefallen, der Häuptling Morenga nach Olifantkloof entkommen ist. In den beiden italienischen Kammern wurde gestern die Programmerklärung des Ministeriums Fortis verlesen. Die Gesamtverluste der russischen Armee in den 14 Monaten des Krieges werden nach amtlichen Angaben auf 430,000 Mann berechnet.. Zur Finanzpolitik des Reiches. Der Reichstag hat sich zwar nicht dazu bewegen lassen, von der Erhöhung der ungedeckten Matrikular- umlagen auf 80 Millionen Mark für das laufende Rechnungsjahr Abstand zu nehmen, gleichwohl wird man sich der Hoffnung hingeben dürfen, daß die bedeut same Erklärung, welche der Finanzminister zum Schluffe der Etatsberatung über diese Finanzierung des Reichs haushalts abgegeben hat, wenigstens für die Zukunft ihre Wirkung nicht verfehlen wird. Denn die Gründe, die für die Verwahrung der verbündeten Regierungen gegen die bei der Feststellung des laufenden Reichs haushalts betätigte Finanzpolitik des Reichstages er hoben wurden, sind so schwerwiegender Natur, daß sich ihnen bei unbefangener Erwägung auch die Reichstags mehrheit auf die Dauer nicht wird verschließen können. Mit vollem Recht hob der Finanzminister bei Einlegung dieser Verwahrung hervor, daß selbst die Finanzen Preußens trotz ihres verhältnismäßig guten Standes durch die nachträgliche Erhöhung der Matrikularumlagen auf den hohen Betrag von 80 Millionen Mark in Ver wirrung zu geraten drohen, denn in dem preußischen StaatshaushaltSetat konnte naturgemäß für die Deckung rines so beträchtlichen Mehrbedarfs an Matrikular umlagen aus dem Grunde nicht Vorsorge getroffen werden, weil der preußische Etat bereits festständ, ^lS dieser Mehrbedarf im Reichstage beschlossen wurde. Verläuft daher das Rechnungsjahr 1905 für die preußi schen Finanzen so, wie es in dem Staatshaushalts pläne in Aussicht genommen ist, so wird tatsächlich nichts übrig bleiben, als den Mehrbedarf an Matrikular umlagen durch Anleihe zu decken. Indem der Reichstag den Anleihebedarf des Reiches zu Lasten der Bundes staaten vermindert hat, wird er alsdann tatsächlich nichts andere- erreicht haben, als die Verschiebung des An leihebedürfnisses an eine andere Stelle. Müßte man in Preußen auch über das Jahr 1905 hinaus mit einer ähnlichen Inanspruchnahme für die Ausgaben des Reiches rechnen, so würde dadurch zwar daS Gleichgewicht im Staatshaushalte noch nicht gestört werden, aber die Aufrechterhaltung desselben würde sich nur auf Kosten der Erfüllung der Kulturaufgaben des preußischen Staates vollziehen lassen. Welche Wirkung es aber auf die Landesvertretung und die Bevölkerung haben müßte, wenn die Befriedigung dringlicher Kulturbedürfniffe, so lebhaft sie gewünscht wird, abgelehnt werden müßte unter dem Hinweise darauf, daß die hierzu erforder lichen Mittel vom Reiche für seine Zwecke mit Beschlag belegt würden, bedarf der näheren Darlegung nicht. So ungünstig die Finanzpolitik des Reichstages auch auf die Finanzen Preußens und auf die Reichs freudigkeit der Bevölkerung Preußens wirken müßte, so ist die- doch noch verhältnismäßig wenig im Vergleiche zu den geradezu verheerenden Wirkungen, die eine so beträchtliche Vermehrung der Matrikularumlagen in den Finanzen der meisten anderen Bundesstaaten anrichten muß. Selbst die größeren unter ihnen, wie die König reiche Sachsen und Württemberg, haben sich zur Be streitung ihres gegenwärtigen Au-gabebedarfS bereits genötigt gesehen, die Steuerschraube auf das äußerste anzuziehen und insbesondere das Einkommen noch er heblich stärker zu besteuern, als dies in Preußen der Fall ist. Für sie würde eine weitere so starke In anspruchnahme für Reichszwecke wie für das laufende Rechnungsjahr nicht bloß die Sistierung jeden Kultur fortschritts, sondern auch die unbedingte Notwendigkeit bedeuten, schon zur Deckung der laufenden Staats ausgaben regelmäßig den Staatskredit in Anspruch zu nehmen. Eine solche Pumpwirtschaft schlimmster Art ist aber der Anfang vom Ende. Man tritt damit auf die schiefe Ebene, die unaufhaltsam zum finanziellen Niederbruche führt. Noch ungünstiger ist schließlich die Lage der leistungsschwächsten Kleinstaaten. Sie werden unmittelbar in eine solche verderbliche Finanzwirtschaft hineingetrieben, obwohl es für sie die äußersten Schwierig keiten bieten wird, auch nur für einige Zeit den dann zur Erhaltung des Gleichgewichts in ihrem Haushalte erforderlichen Kredit zu erlangen. Es bedarf der näheren Darlegung nicht, daß eine Finanzpolitik, die in so ver derblicher Weise gerade die schwächeren und schwächsten Bundesglieder belastet, von diesen als der schwerste Druck empfunden werden muß, und demzufolge geeignet ist, das Vertrauen der Bundesstaaten zum Reiche in einer vom deutschnationalen Standpunkte aus tief zu beklagenden Weise zu erschüttern. Die nachdrückliche Mahnung, die der Finanzminister an den Reichstag gerichtet hat, war daher gerade vom Standpunkte der inneren Festigkeit und Kraft des Deutschen Reiches nur zu berechtigt. Man wird er warten müssen, daß, wenn im nächsten Jahre die ver bündeten Regierungen mit Vorschlägen an den Reichs tag zur Vermehrung der eigenen Einnahmen des Reiches auf die Höhe seines Bedarfs herantreten, diese Vor- sch äge nach ihrem vollen Gewicht unbefangen gewürdigt und nicht etwa Partei- und Wahlrücksichten zum Schaden der gedeihlichen Entwickelung deS Verhältnisses zwischen dem Reiche und seinen Gliedern geopfert werden. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser wird am 10. d. M. in Korfu mit dem König von Griechenland zusammentreffen. Prinz undPrinzessin Heinrich von Preußen sind am gestrigen Dienstag vormittag in Zarskoje-Selo einqetroffen. Auf dem Bahnhofe waren zum Empfange erschienen der Kaiser und die Kaiserin von Rußland. Nach herzlicher Begrüßung und Vorstellung des Ge folges zog der Prinz den deutschen Botschafter Graf Alvensleben in ein längeres Gespräch. Sodann fuhr der Kaiser mit dem Prinzen und die Kaiserin mit der Prinzessin Heinrich nach dem Alexanderpalais, wo die Gäste Wohnung nahmen. Der Bundesrat stimmte in der gestriaen Sitzung einem Gesetzentwurf, betreffend Aenderung des Reichs beamtengesetzes, zu. Die Generaldebatte über die Militär-Pensions gesetze wurde gestern in der Budgetkommission zu Ende geführt. Der Kreuzer „Berlin" stellte gestern zu den Probefahrten in Dienst. Er wird den Kaiser auf der diesjährigen Nordlandfahrt begleiten. Gegen die Bewilligung weiterer Mittel zur Unterstützung von Baugenossenschaften wendet sich eine große Zahl von Petitionen, die dem Reichstage von deutschen HauS- und Grundbesitzer vereinen zugegangen sind. Auch aus Sachsen und Thüringen haben mehrere HauS- und Grundbesitzer vereine solche Petitionen beim Reichstage eingereicht. Wie sehr m der letzten Zeit die Löhne der Ar beiterbevölkerung gestiegen sind, ergibt sich u. a. aus einem Vergleiche der in den einzelnen Jahren auf die verschiedenen Lohnklaffen bei der Invalidenversiche rung entfallenden Wochenbeiträge. Im Jahre 1900 kamen von 1000 Wochenbeiträgen auf die erste Lohn klasse 177, auf die zweite 324, auf die dritte 243, auf die vierte 161 und auf die fünfte 95. Von da ab ver minderten sich von Jahr zu Jahr die auf die beiden ersten Lohnklassen entfallenden Wochenbeiträge, während die auf die drei letzten entfallenden ebenso stetig stiegen Im Jahre 1903 hatte sich daS Verhältnis so gestaltet, daß auf die erste Lohnklasse 137, auf die zweite 307, auf die dritte 262, auf die vierte 175 und auf die fünfte 119 entfielen. Besonders stark ist demnach die Steigerung bei der höchsten Lohnklaffe gewesen. Jeden falls geht auch aus einem Vergleich dieser Zahlen her vor, daß die Löhne der Arbeiter stetig steigen. Wie der Kaiserliche Generalkonsul in Kap stadt unter dem 4. d. M. mitteilt, ist nach einem Bericht der englischen Grenzpolizei Abraham Morris auf dem Rückzug gefallen; dagegen ist Morenga aus den Karas-Bergen vertrieben uno nach Olifantkloof bei Kunobis geflohen. lKunobis liegt auf deutschem Gebiet dicht an der Grenze nach Betschuanaland, ungefähr unter 22 Grad südlicher Breite, Olifantkloof liegt südwestlich davon in Betschuanaland.) Die Kapregierung hat sofort Patrouillen nach der Kalahari gesandt. Oesterreich - Ungarn. Die Regierung will den Deutschen in der böhmischen Landesverwaltung eine Vertretung gesetzlich sicherstellen. Die vorgestern von dem Deutschnationalen Verein veranstaltete Bismarckfeier war von 3000 Personen besucht und nahm einen glänzenden Verlauf. Die Gedenkrede hielt Liebermann von Sonnenberg, der bei seinem Erscheinen stürmisch begrüßt wurde. Die Rede war überaus wirkungsvoll und rief Stürme von Beifall hervor. In Ungarn ist nun eine völlige Stockung im politischen Leben eingetreten; ein Ministerium, das ver fassungsmäßig regieren könnte, existiert nicht, und die Bildung eines neuen Kabinetts ist für jetzt durchaus aescheitert. Kaiser Franz Josef kehrt nächster Tage von Budapest nach Wien zurück. Italien. In der Deputiertenkammer und im Senat hat der neue Ministerpräsident Fortis eine längere Erklärung abgegeben, die seine politische Richtung kennzeichnete. Schweiz. Der Bundesrat hat gestern folgen den Beschluß gefaßt: 1. Das Bundesgesetz, betreffend den schweizerischen Zolltarif, tritt mit den durch die Verträge mit den ftemden Staaten erfolgten Aende- rungen am 1. Januar 1906 in Kraft. 2. Unbeschadet der ihm nach den allgemeinen Bestimmungen jenes Gesetzes »ustehenden Befugnisse behält sich der Bundes - rat vor, die einzelnen Ansätze des neuen Generaltarifs, wenn die Umstände es erfordern sollten, schon vor dem genannten Zeitpunkte in Wirksamkeit zu setzen. England. Der Thronfolger hat sich einer Operation unterziehen müssen, die einen befriedigenden Verlauf nahm. Es mußte ein Geschwür beseitigt werden, das dem Prinzen Unbehagen bereitete. Türkei. In Mazedonien ist es zwischen türkischen Truppen und einer serbischen Bande zu einem Kampfe gekommen, in dem die Türken Sieger blieben. lArieckenland. Die griechische Regierung sandte an die Schutzmächte der Autonomie Kretas ein Zirkular, das die kretische Bewegung verwirft und die Unterstützung der Mächte zur Herstellung der Ordnung erbittet. Amerika. DemPräsidentenRooseveltwurde bei seinem Eintreffen in Louisville eine Adresse über reicht. Dann sang ihm zu Ehren der deutsche Gesang verein das Lied olck Lentuelc^ kome", wobei der Präsident entblößten Hauptes zuhörte. In einer Ansprache an die Sänger sagte Roosevelt: Der Teil unsere» Volkes, der deutschen Ursprungs ist, hat nach verschiedenen Richtungen hin viel dazu beigetrageu, nicht rum wenigsten zur Fähigkeit zu wissen, was der Froh sinn im Leben bedeutet. Es gibt im Deutschen ein Wort, von dem ich wünschte, daß es zu übersetzen möglich wäre. Da daS aber nicht möglich ist. wie eS ist — ich meine das Wort „Gemütlichkeit", daS ein mächtiger wertvoller Besitz ist. Doch ich hoffe. Sie werden als Sendboten in der Lage sein, uns zu lehren, was sie zu bedeuten hat und wie sie in allen Lebenslagen an zuwenden »st. Japan. Die japanische Zeitung „Nischi Nischi" antwortet jetzt auf die Rede Bülows im Reichstag am 15. März (in der der Reichskanzler von einem Telegramm des deutschen Gesandten in Japan, Grafen