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Sächsische vorszeitung Da- Vteuefte. Anläßlich der endgültigen Verabschiedung der wasserwirtschaftlichen Vorlage hat der Kaiser den Verkehrsminister von Budde durch die Verleihung des Schwarzen Adlerordens ausgezeichnet. In Deutsch-Südwestafrika haben neue Kämpfe gegen Hottentotten und HereroS stattgefunden Gestern erfolgte die Eröffnungsfeier des S implontunnels. In Warschau fand gestern abend ein Zu sammenstoß zwischen Militär und Sozialisten statt, wobei mehrere Personen getötet und viele ver wundet wurden. An der Front der russischen und der ja panischen Armee in der Mandschurei haben leichte Kavalleriegesechte stattgesunden. Die kretischen Aufständischen lehnten die Aufforderung des Kommandanten der Truppenkorps zur Auflösung ab und beschlossen, den Truppen passiven Widerstand entgegenzusetzen. Heute soll ein neuer Vergleichsversuch unternommen werden. Nachbestellungen auf unser Blatt für das 2. Vierteljahr 1905 werden noch jederzeit entgegengenommen von den Postanstalten, Land briefträgern, unseren Ausgabestellen sowie der Geschäftsstelle dieses Blattes. Politische Weltscha«. Deutsches Reich. Der Kaiser, welcher am Sonnabend Gibraltar wieder verließ, sandte von dort aus anläßlich der Annahme der wasserwirtschaftlichen Vorlage auch im Hrrrenhause an den Staatsminister v. Budde ein Danktelegramm mit der Mitteilung, daß er ihm den Schwarzen Adlerorden verliehen habe. Die Kaiserin befindet sich in Taormina wohl auf. Die Meldungen, daß ihr dort ein Unfall zuge stoßen sei, werden als unrichtig bezeichnet. Der genaue Inhalt der Kaiserlichen Ansprache an die Vertreter der deutschen Kolonie in Tanger läßt sich wie folgt mitteilen: Der Kaiser führte aus. er freue sich, die Pioniere Deutschlands in Marokko kennen zu lernen und ihnen saaen zu können, daß sie ihre Pflicht getan hätten. Sie sollten einig bleiben und in der Pflichterfüllung fortfahren unter dem Schutze des Kaisers. Deutschland habe große HandelSinteressen in Marokko, sein Handel nehme einen erfreulichen Auf schwung. Er werde es sich angelegen sein lassen, diesen Handel zu fördern, was nur unter der Voraussetzung der Gleichberechtigung aller Mächte und unter der Souveränetät des Sultans und der Unabhängigkeit des Landes möglich sei. Sein, des Kaisers Besuch, sei die Anerkennung dieser Unabhängigkeit. Der Kronprinz und Prinz Joachim Albrecht wohnten am Sonnabend in Hamburg dem vom Ham burger Poloklub veranstalteten Ooneours kippiqu« bei. Die ersten HochzeitSgäste des Kron prinzen. Wir aus Tokio gemeldet, haben der japa nische Prinz und Prinzessin Arisugawa mit Gefolge die Reise nach Deutschland angetreten, um der Hochzeit des deutschen Kronprinzen beizuwohnen. Die Tokioer Presse drückt die Hoffnung aus, daß der Besuch das gegenseitige Gefühl deS Vertrauens und der Achtung der beiden Länder stärken wird. Der 90. Geburtstag des verewigten Fürsten Otto von BiSmarck ist am Sonnabend überall im Deutschen Reiche und weit über seine Grenzen hinaus in würdiger Weise gefeiert worden. In Berlin wurden die Huldigungen durch einen Festkommers zum Ausdruck gebracht. Im BiSmarck-Mausoleum zu FriedrichSruh fand eine schlichte und ergreifende Gedenkfeier statt. Die Vertreter von 2l nationalen Vereinen und studen tischen Verbindungen legten Kränze am Sarkophag nieder. Kriegsgerichts rat vr. Reuter hielt einen poetischen Nachruf. Als Führer einer Abordnung de- Reichs- tagSwahlvereinS Hamburg hielt Professor Voller eine Ansprache, worauf die Kapelle deS 76. Infanterie- die StaatSsteueru sich ausschließlich der Leistungsfähig keit, die Gemeinde-Vorbelastung aber den besonders interessierten Personen Wzuwenden hat. Hiernach wandte sich der Herr Redner den ver schiedenen Gruppen der direkten Besteuerung, so der Einkommensteuer aus Grund, Vermögen und Renten, sowie aus gemischtem Einkommen zu und redete be sonder- der progressiven Einkommensteuer da- Wort, um die kleineren Einkommen weniger zu belasten bezw. zu entlasten. Ein wichtiger Unterschied sei auch der, ob der betreffende Zenfit verheiratet fei oder nicht, ein Unterschied, der noch nirgend- gemacht worden wäre. Ferner müßte die Pflicht der Steuererklärung noch Wetter nach unten ausgedehnt werden und überhaupt seien die kleineren Einkommen bester summarisch zu schätzen, um Zustände auszuschließen, die sich entgegen dem Geiste deS Gesetzes eingeschlichen haben. Neuerdings scheint man der Personal- und der Vermögenssteuer größere Aufmerksamkeit zu schenken; beide seien ja auch noch sehr ertragSfähig, doch hafteten ihnen auch mancherlei Mängel an. Drrse Unvollkommenheiten würden zu be seitigen sein, wenn man daneben noch eine Objektsteuer rinführte. Ebenso sei neben einer Vorbelastung des Grundbesitzes auch eine Vorbelastung des Gewerbe betriebes zu empfehlen, so daß also als gutes Steuer system für die Gemeinden I. eine die persönlichen Ver hältnisse berücksichtigende Personalsteuer, 2. eine Objekt- fteukr und 3. eine mäßige Gewerbesteuer in erster Linie in Betracht komme. Zum Schluffe verbreitete der Herr Redner sich noch eingehend über die Steuerverhältniffe der Stadt Frankfurt a. M. und schloß dann unter starkem Beifall seinen instruktiven Vortrag. ?. kl. Gemeindefterrerrecht. (Nachdruck verbolen.) Dieses Thema behandelte Herr Prof. vr. Gerlach aus Königsberg am vorigen Sonnabend abend in dem seitens der Gehe-Stiftuna im Bereinshause veranstalteten letzten dieswinterlichen Vortragsabende, der wegen ver schiedener anderer Veranstaltungen zu gleicher Zeit leider nicht den verdienten zahlreichen Besuch ge funden hatte. Der Herr Redner führte zunächst durch einen all gemeinen Ueberblick über die steuerpolitischen Verhält nisse der einzelnen Staaten den Zuhörer in die zu be handelnde Materie ein; er zeigte dabei an verschiedenen Beispielen, wie erheblich, vielfach geradezu erstaunlich die Besteuerung sowohl in den Staaten wie in den Gemeinden gestiegen sei und daß man meisten- von der Erhebung der einfachen Besteuerung hat abgehen und sich einem feineren, mit allen Techniken der Finanz wissenschaft ausgestatteten Steuersystem hat zuwenden müssen, um dem gestiegenen Finanzbedarf Rechnung zu tragen. So sei im Königreich Sachsen die Steuer für die politischen Gemeinden, Kirchen und Schulen von 1890 dis 1901 von 35'/„ Millionen Mark auf 64'/<z Millionen Mark oder um beinahe 82 Prozent gewachsen; in Preußen stieg der gleiche Bedarf in einem Zeiträume von vier Jahren um 42 Prozent und scheide man die Stadt Berlin aus und nehme man nur die Städte über 10,000 Einwohner, so betrage die Steigerung in dem eben genannten Zeiträume beinahe 50 Prozent. Das enorme Anwachsen deS Gemeinde-FinanzbedarfeS komme in der hohen Entwicklung der Gemeindetätigkeit der Gegenwart in beredtster Weise zum Ausdruck. Nun sei eS eine alte Regel, daß im Ausbau eines höheren Finanz bedarfes vor allem auf die verhältnismäßige Verteilung der Lasten besondere Rücksicht zu nehmen sei, ein Um stand, der bei geringerem Bedarf und bei der vielfach üblich gewesenen sogenannten Kopfsteuer Härten und einseitige Belabung genug ergab. Darum trete zurzeit bei dem Ausbau der kommunalen Besteuerung fast immer das Bestreben zutage, unter Verwerfung der rohen Steuern ein feinere- Finanzsystem zur Einführung zu bringen, da- frei von Härten, vor allen Dingen alle verhältnismäßig treffe. Hierin sei wohl auch der Grund für den Umstand zu suchen, daß man überall das Bemühen habe, die Gemeindebesteuerung auf Grund einer gesetzlichen Bast- auszubauen. Die Beweggründe dazu mögen wohl einerseits in den vielfach hervor getretenen und schon erwähnten Mißständen, anderer seits aber auch darin zu suchen sein, daß Staat und Gemeinden bei Benutzung derselben Steuerauellen sich trafen. Nachdem in Sachsen bereits die Möglichkeit gegeben war, die Einkommensteuer als Mittelpunkt der staatlichen Besteuerung anzusehen, zog Preußen die Konsequenz daraus und schuf ein Kommunalsteuer-Not gesetz, das den Gemeinden die Möglichkeit bieten sollte, den Bedarf an direkten Steuern zugunsten des Staates herabzumindern und das größere Gewicht auf die indirekte Besteuerung für den Gemeindebedarf zu legen. In gleicher Weise haben andere Staaten ihre Steuer verhältnisse geregelt bezw. gehen daran, sie in der be zeichneten Richtung auszubauen. Auch Sachsen plante durch Vorlage eines Gesetzes über die Gemeindesteuer- Reform im vorjährigen Landtage eine umfassende Regelung des Steuerwesens, und wenn auch das durch eine vortreffliche Denkschrift eingeleitete Vorhaben zu nächst roch in den Ständekammern vereitelt wurde, so steht doch außer Frage, daß man unter dem Druck der tatsächlichen Verhältnisse auf eine Steuerreform im ge dachten Sinne wird zukommen müssen. Nunmehr ging der Herr Redner dazu über, die Einzelheiten der Besteuerung in Verbindung mit den verschiedenen Systemen einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen. Danach sei das Gemeindesteuer-System vom Staatssteuer-System abhängig und vielfach werde ersteres als ZuschlagSsystem rur Anwendung gebracht. Eine der ersten und wichtigsten Fragen daber beziehe sich auf die Stellung der Gemeinden zum Staat und dann auf die Anwendung bezw Aufrechterhaltung der Gemeinde-Autonomie. Ueberblicke man die Steuersysteme der Gemeinden, so fallen als indirekte Abgaben be sonders auf und sind sehr beliebt: 1. die Verbrauchs abgaben, 2. die Aufwandbesteuerung, 3. die Lustbarkeits steuer und 4. die Besitzwechselabyaben. Die Steuer auf Verbrauchsabgaben besonders sei sehr beliebt, zumal sie mit der Vergrößerung der Gemeinden wachse und weil von ihnen der Steuerträger weniger merke als der Fabrikant und der Handel. Auf Grund bezüglicher ge setzlicher Bestimmungen fallen aber im Jahre 1910 eine Reihe von Abgaben fort und werden überhaupt nicht mehr erhoben, so daß die Gemeinden von jenem Zeit punkte ab sich anderweit zu decken genötigt sind. Die neuen Zölle lassen schon jetzt erkennen, daß sie eine starke Belastung der kleineren Einkommen bringen, weniger dagegen den Mittelstand treffen werden. Davon seien wir überhaupt noch weit entfernt, daß die höheren Einkommen stärker herangezoqen werden. Dort, wo die unteren Klassen nicht von der Einkommensteuer getroffen würden, empfehle sich die Einführung einer Personal steuer, speziell in landwirtschaftlichen Gebieten, wo die Arbeiter mehr seßhafter seien, während in industriellen Bezirken, wo die Bevölkerung fluktuiere, mehr der Ver- brauchssteue^ das Wort zu reden sei. Wo diese Steuern eingrführt würden, da dürfte die Einkommensteuer erst bei 900 M.. ja sogar erst bei 1200 M. Einkommen beginnen. Die Aufwandbesteuerung müßte sich vor allem der Wagen, Fahrräder und Automobile annehmen und die Steuer darauf als eine Entschädigung für die Be nutzung der Straßen usw. angesehen werden. Die Lust- barkeitssteuer sei auch ganz zweckmäßig, nur müßte man sich dabei hüten, die unteren Bevölkerungsschichten noch mehr zu belasten. Die Steuer auf den Besitzwechsel in Verbindung mit der Grundsteuer bilde wohl für den Staatshaushalt die wichtigste, denn sie müsse tragfähig sein für den großen heutigen Bedarf, sie müsse so aus gebaut sein, daß sie gesteigert werden könne oder sich doch dem steigenden Bedarf anpassen und sie müsse endlich so elastisch sein, daß durch den Fortfall der einen oder anderen Steuer im Haushalte keine Störung eintrete. Bei der direkten Besteuerung gelte vor allem die Forderung der gerechten Belastung; sie sei besonders dazu geeignet und bei ihr lasse sich viel leichter be stimmen, wer sie zu tragen habe. Die direkte Be steuerung müsse darum l. allgemein sein und 2. be züglich der Lastenverteilung auf die Leistungsfähigkeit und das Interesse Rücksicht nehmen. Die öffentliche Tätigkeit werde vielfach durch einzelne Personen besonders in Anspruch genommen; da wäre es doch ungerecht, die Gesamtheit ohne Ausnahme zu belasten, vielmehr sei dabei die Verteilung der öffentlichen Lasten in bezug auf die Leistungsfähigkeit sehr am Platze Es ist daher ein ganz brauchbarer Grundsatz der neueren Zeit, daß Bezugsbedingungen: V ..vorst-istst," «rschestt t«d«* wochret«, ^chmtttatz» b Uhr mit dem Datum -«1 solg«*d«n läge». Vi« Vezugrgrbühr beträgt IUM Mari strrstljthrlich ober d0 pfg. für jede« Monat. Vst .vortztiwng" «st ZU bezieh«* -«sch di« koiferNchen p,st«,I«alltn, dt« (andbrieftrüger q*d durch «,ier« Voten, vet steter tieferung in, lfau, erhebt »i« Post noch bst SnstellungogebRhr »»* 4» pfg. . TeNtzNnnm-Kdr.: vorszeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ugl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Xgl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Nadebeul. Anzeigen-Preise: Vi« einspaltig« Seile IS unter „Eingesandt" «opftz anv^en tinnalsme «rfvlgt bst mittagL 12 Uhr. — nnpahmenell,* lind: tststn Giichüfstsstll«, tirine Mrihuer Gasse Ist. 4, Zuvalt-endank, v«ale*st«tn » Sooler, kiub. Stoss,, <k. t. Vaud« » Lo. in Leipzig, krankfurt a ln - « ttohU.X.Moborr, 0*«, Mitchler stUStzsttz«*. droba. DtU> vutrich m Ueitzenüorf. Hugo «Hstin Lrudnitz-Neuostra, EMtlNoilau stNotxbeuI Nut> »rtmm in Vre^b«*.tzMstM, Zrstdrich tz«*ch^! i* Lolseda*»«, n-sth. wottd« in Moritzburg, »tto n**ath in Lotto, Max Leurtch st cöschWitz Telephon: Dresden, Nr. 2916. Nr. 78. Dresden, Dienstag, den 4. 5lpril 1905. 67. Jahrgang