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Sette 2. — „Sächsische Dorszeitung." — 25. März 1905. Aus Dresden und Umgegend zu dem vorliegenden Etat steht. Man nahm auch Stellung zu den einaebrachten Resolutionen Brockhausen, betreffend weitere Ausgestaltung des direkten Bezuges landwirtschaftlicher Erzeugnisse von den Produzenten, und Etowerg über Revision des Gesetzes über die Naturalleistungen. Die beiden Direktoren im Kriegs ministerium , Generalleutnants Sixt v. Arnim und Gollwitz, beschränkten sich auf kurze Erklärungen; Kriegsminister v. Einem erschien erst nach der Bei- setzungSfeier für Minister v. Hammerslein. Etwas Leben in die Debatte brachte wiederum der Pole Mielzynski, den der vorgestrige Hieb des KrieHSministerS zu sehr schmerzte, als daß er : " zugehen. Fast zog er sich dabei einen Ordnungsruf zu. Die Rechte nahm die Ausführungen des polnischen Grafen mit lautem Gelächter auf und unterstützte den Kriegsminister in seiner schlagfertigen Erwiderung durch lauten Beifall. Gegen Schluß der Besprechung über den Titel „Gehalt des Kriegsministers" kam eS aber mals zu einer Debatte über die Judenfrage. Lieber mann wurde abgelöst durch Böckler, der so scharf ins Zeug ging, daß ihm ein Ordnungsruf erteilt werden mußte. Sonst war Böckler aber in seinen Aus führungen recht geschickt und wußte sogar die letzte Bremer Kaiserrede seinen Zwecken dienstbar zu machen. Eine Erwiderung Eickhoffs veranlaßte den Kriegsminister, seinen Standpunkt dahin zu präzisieren, daß die jüdische Religion niemals der Grund sein könne, jemand von der Beförderung auszuschließen. Um 7'/, Uhr war die Rednerliste erschöpft. Die Resolution Stolberg wurde auS Geschäftsordnungsgründen zurückgezogen. Die Ab stimmung über den vorliegenden Teil des Etats und die Weiterberatung erfolgen heute. XIX. (2. K. S.) Armeekorps kommandiert. Den Majoren: Allmer, Adjutant der 4. Dtv. Nr. 40, Brückner, beim Stabe des 1. Ulan.-RegtS. Nr. 17, Ludewig, Abteilung-. Kommandeur im 7. Feldart.-Regt. Nr. 77, — Patente ihres Dienstgrades verliehen. Die Hauptleute: Pechmann, Komp.-Chef im 6. Jnf.-Regt. Nr. 105, Thewalt, aggr. dem 12. Inf -Regt. Nr. 177, Stephani, aggr. dem 9. Jnf.-Regt. Nr. 133, — zu überzähligen Majoren be- fördert. — Abschiedsbewilligung: Richter, General- major und Kommandeur der 7. Jnf.-Brig. Nr. 88, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension und der Hieb des KrlegSmmlsterS zu sehr Erlaubnis zum Forttragen der Generalsuniform, zur nicht versucht hätte, die erhaltene Disposition gestellt. — Herr Generalmajor z. D. Richter er- bfuhr abzuschwächen und selbst zum Angriff über- hielt das Komturkreuz 2. Klaffe des Verdienstordens verliehen. ' — Personalien. Am 1. April d. I. feiert Se. Exzellenz der Herr General der Infanterie Wilhelm v. Minckwitz, Generaladjutant weiland Sr. Majestät des Königs Albert, sein 50 jähriges Dienstjubiläum. — Dem Hafenmeister Strohbach in Dresden ist das Verdienst- keuz verliehen worden. — Das Königliche Ministerium des Innern hat in Ergänzung der Verordnung vom 29. September 1869, den Einfluß der Gewerbeordnung für den Norddeutschen Bund auf die Gesetzgebung usw. über die Tierheilkunde betreffend, folgendes angeordnet: Alle Arzneien und Arznei- stoffe, welche die Tierärzte für die in ihrer Behandlung befindlichen Tiere selbst dispensieren, dürfen nur aus deutschen Apotheken und nicht von Drogisten und anderen Händlern bezogen werden. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 150 M. oder mit Haft bestraft. — Das Reichspostamt hat jetzt die Oberpost, direkttonen ermächtigt, Zivilanwärter für die mittlere Laufbahn des Reichspost- und Telegraphendienstes bis auf weiteres bereits bis zum vollendeten 16. Lebensjahre, und wenn diese Anwärter als Postgehilfen eintreten wollen, noch bis zuni Ablauf des 21. Lebensjahres anzunehmen. — Die Kaufmannsgcrichte in Sachsen Bis Dresden, 24. März. — Se. Majestät der König nahm heute vormittag militärische Meldungen entgegen und hörte dann die Bor- träge der Herren Staatsminister und des Königl. Kabinetts- fekretärs. Mittags 2/41 Uhr empfing Se. Majestät die Mitglieder des Vorstandes des Sächsischen Gemeindetages unter Führung des Vorsitzenden Oberbürgermeisters Geh. Finanzrat Beutler in Audienz. — Des Königs Dank! Herr Kreishauptmann Schmiedel gibt folgendes bekannr: Se. Majestät der König haben bei dem Besuche der Stadt Meißen mit hoher Befriedigung die Huldigungen entgegengenommen, welche von der Stadtvertretung, der Einwohnerschaft der Stadt und der näheren, zum Teil auch entfernteren Umgebung durch festliche Schmückung der Häuser und Straßen, sinnige und erfreuende Veranstaltungen, allgemeine festliche Teil- nähme und laute herzliche Kundgebungen Ihnen dargebracht wurden und als aufrichtiger Ausdruck begeisterter Anhäng- lichkeit und Treue sich erwiesen. Allen, die an diesem festlichen Verlaufe in irgendwelcher Art beteiligt waren, lassen Se. Königliche Majestät Allerhöchstihren wärmsten Dank aussprechen. — Das Königl. Sächs. Militär-Verordnungsblatt veröffentlicht unter anderem folgende militärische Er- Nennungen, Beförderungen und Versetzungen: Wahle, Generalmajor und Kommandeur der Pioniere, zum Kommandeur der 7. Jnf.-Brig. Nr. 88 ernannt. Krahl, Major und Kommandeur des 2. Pionier-Bataillons Nr. 22 mit Wahrnehmung der Geschäfte des Kommandeurs der Pioniere beauftragt. Die Majore: Riecke, beim Stabe des 1. Pionier-Bataillons Nr. 12, zum Kommandeur des 2. Pionier-Bataillons Nr. 22 ernannt, Löffler, im Generalstabe, kommandiert zum Königl. Preuß. Großen Generalstabe, vom 1. April d. I. ab zum Generalstab des jetzt sind in Sachsen 12 Kaufmannsgerichte errichtet worden und zwar für die Städte Dresden, Leipzig, Freiberg, Chemnitz, Zwickau, Plauen, Reichenbach i. V., Crimmitschau, Glauchau, Bautzen, Meerane, sowie für den Bezirksverband der Amtshauptmannschast Chemnitz, einschließlich der Städte Limbach und Stollberg, mit dem Sitze in Chemnitz, zer- fallend in die Kammern Chemnitz, Limbach und Stollberg. — Das Sommcrsemester der Technischen Hoch- schule zu Dresden nimmt am 1. Mai seinen Anfang. — Der Technischen Hochschule in Dresden über wies der berühmte Techniker Friedrich Siemens-Dresden 100,000 M. zu Reisestipendien. — Auf der Internationalen Kochkunst- und Fachausstellung für das Gastwirtsgewerbe in Leipzig haben folgende Dresdner Firmen ausgestellt: Florida Oel Comp. Behrcnd L Smets; I)r. Klopfer, Nahrungs mittelfabrik; C. Robert Kunde, Kochmeffer; Max Elb, Chemische Fabrik; Vereinigte Eschebachsche Werke, Koch- Herde; Radebeuler Feigcnkaffeefabrik, Beruh. Schwenke; Gottfr. Ziegler, Kühlschränke; R. Neumann, Trockenluft- Kühlanlagen: Donaths Obstkelterei; Dresdner Frutilwerk; Georg Kothe L Ko., alkoholfreie Biere, in Tolkewitz; Robert Weber, Weinhandlung; Louis Paul L Ko., Eisenwerk, Radebeul; „Sanitor", Luftreiniger; Fach- und Fortbildung schule des Vereins Dresdner Gastwirte. — Dem christliche Verein junger Männer in Dresden wurden zu einem künftigen Bereinshause 42,000 M. von Frau Oberbürgermeister verw. Stübel - Dresden über wiesen. — Nächsten Sonntag, mittags 12 Uhr, wird die feierliche Einweihung und Uebergabe des vom Dresdner Spar- und Bauverein erbauten Reichs- erbbaublocks in Dresden-Löbtau, Crispiplatz 6, erfolgen. — Als Hauptgeschworene für die im Monat Mai beginnende dritte diesjährige Sitzungsperiode des hiesigen königlichen Schwurgericht- wurden gestern u. a. auSgelost die Herren . Rentner, Ort-- und Friedensrichter Franz Lothar Schroth in Dresden-Naußlitz, Rentner Otto Zeidler in Blasewitz, Gemeindevorstand Friedrich Ernst Schroth in NiederhäSlich, Hauptmann a. D. Alexander v. Abendroth in Kötzschenbroda, Generalmajor z. D. Bern- Hard Woldemar Weigel in Radebeul, Hauptmann z. D. Gustav Hetzer m Dresden, Kaufmann Alfred Samillo Beutler in Dresden, Rentner Franz Richard Zangenberg in Blasewitz, Rentner C. Richard Wolf in Niederlößnitz, Fabrikbesitzer und Konsul Fritz Stalling in Dresden, General- bevollmächtigter Otto Paul Dittmann in Dresden, Oberst a. D. Christoph Otto Heinrich v. Egidy in Loschwitz, Ingenieur Hermann Gustav Böhme in Blasewitz, Maschinen fabrikant Julius Oskar Vogel in Dresden, Kaufmann Max Stäglich in Deuben, Fabrikbesitzer Hugo Zeppernick in Dresden, Kaufmann und Fabrikbesitzer Emil Ernst Robert Böhme in Blasewitz, Generalleutnant z. D. Exzellenz Richard Adolf v. Schulz in Dresden, Apotheker Friedrich Gustav Stresemann in Dresden, Rentner Karl Julius Schröter in Radebeul und Regierungsbaumeister, Stetnbruchsbesitzer Alfred Paul Gustav Roscher in Dresden. ) Aus der LötzM, 24. März Am morgenden Sonnabend nachmittags 4 Uhr veranstaltet die Radebeuler Musikschule von Fräulein Kamilla Popp im „Albert- schlößchen" eine Musikaufführung. M Radebeul, 24. März. Der Landwirtschaftliche Verein für Lößnitz und Umgegend hält am nächsten Sonntag nachmittags 5 Uhr im Hotel Lechla Hierselbst seine Jahre-- Versammlung ab. In derselben wird Herr Lehrer Bernhardt von hier einen Vortrag halten über landwirtschaftliche Verhältnisse in den Bereinigten Staaten von Amerika Radebeul, 24. März. Die Lößnitzer Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz, Rettungs-Gesellschaft e. B. hält ihre Hauptversammlung am 11. April, abends 8 Uhr, im Albertschlößchen Hierselbst ab. Die Tagesordnung für dieselbe befindet sich im Inseratenteile vorliegender Nummer. (:) Blastwitz, 24. März. Im Saale des Hotel- „Bellevue" beendete gestern das Bürger-Kasino unter regn Beteiligung der Mitglieder die Reihe seiner sich großer Beliebtheit erfreuenden Wintcrvergnügen. Instrumental- Konzert, unterbrochen von den durch Mitglieder untn anzuerkennender Leitung aufgeführten einaktigen Lustspielen „Spottvogel in der Schlinge" und „Ein Toilettengehcimnis oder Du bist blaß, Luise" bildeten den einleitenden Teil, welchem sich ein Tänzchen, dem allseitig eifrig gehuldigt wurde, anschloß. X Borsberg, 24. März. In der letzten Ber- sammlung des Ortsvereins wurde bestimmt, in welchem Umfang für unfern Luftkurort annonciert werden kann. Da der Verein sich noch andere Aufgaben gestellt hat und dabei seine ihm zu Gebote stehenden Mittel nicht überschreiten darf, so sind nur zwei größere Zeitungen hierfür in Aus sicht genommen worden. Es wurde weiter mitgeteilt, daß die Genehmigung zur Aufnahme des Gedichtes „die Nymphe vom Borsberg" in die geplante Empfehlungsschrift zü er- warten steht. Verschiedene Druckereien haben sich um dir Anfertigung der Broschüre in Erinnerung gebracht, doch läßt sich zurzeit noch nichts darüber bestimmen, weil die Klischees sowohl als auch der Text vor Monat Mai nicht druckfertig werden. Es wurde beschlossen, die Ruhebänke Anfang April wieder aufstellen zu lassen. Die ersten Nach- fragen nach Sommerwohnungen waren eingegangen. Die Auswahl unter letzteren ist jetzt günstig. Es wurde freudig begrüßt, daß der Personenverkehr mittels Dampfschiff nach Pillnitz wieder eröffnet ist. Eine Dampfschiffahrt ermöglicht den freien Blick auf das herrliche Borsberggeländc und übt auf die meisten Fremden einen eigenartigen Reiz aus. Die nächste Monatsversammlung soll im Meißnerschen Gast hause in Borsberg abgehalten werden. s-s Cossebaude, 24. März. Der Wohltätigkeitsverein „Sächsische Fechtschulc" (Verband Coffebaude-Stetzsch) hält Kunst und Wiffenschafr. Literatur. f Königliches Opernhaus. In der Hauptrolle des „Postillon von Lonjumeau" gastierte gestern Herr Siewert vom Stadttheater zu Breslau auf Engagement. Noch immer fehlt an unserer Oper eine erste Kraft für das Fach des lyrischen Tenors, das zuletzt am besten noch durch Herrn Gießen besetzt war, deshalb geht man wieder auf die Suche. — Nach dem ersten Gastspiel zu urteilen, ist Herr Siewert allerdings nicht der Mann, den wir hier brauchen. Er würde nicht einmal für die zweite Besetzung als lyrischer Tenor unserer Oper genügen. Rein äußerlich fehlt ihm der Zauber der Persönlichkeit, der für lyrische Tenvre mehr als für andere Fächer Erfordernis ist. Seine stimmlichen Mittel würden vielleicht genügen, wenn Herr Siewert gelernt hätte, sie kunstgerecht zu behandeln, aber er singt naturalistisch, seine Tongebung ist gaumig und unausgeglichen, infolgedessen klingt die Stimme nicht vor nehm. Auch scheint die Stimme nicht derart beweglich zu sein, daß ihr Träger imstande wäre, Partien wie dem Almaviva und Georg Brown gerecht zu werden. Musikalisch war er sicher, bemühte sich auch, den Text recht deutlich zu sprechen, wobei er allerdings mit d und t arge Ver stöße unterlaufen ließ, aber man ward sein nicht froh. In der Darstellung war er auch nicht recht glücklich, als Chapelou war er zu derb, als St. Phar ließ er es an Vornehmheit und Eleganz fehlen. In Breslau und an Provinzbühnen mag Herr Siewert eine Größe bedeuten, in Dresden ist er „fehl am Orte". —e. s Im Residenztheater wird morgen Sonnabend abend OSkar Blumenthals Drama „Der tote Löwe" mit Herrn Hofschauspieler Gustav Starcke als Gast zum ersten Male wiederholt. f Im Residenztheater gab eS gestern abend wiederum eine Novität und zwar das vieraktige Drama „Der tote Löwe" von Oskar Blumentbal, das seine Ur aufführung vor einigen Monaten in Hamburg erlebte, für Berlin jedoch von der Theaterzensur verboten wurde. Von der großen Spannung, die seinerzeit der Urauf führung entgegengebracht morden ist, war hier nichts zu merken; das Theater war nur mäßig gefüllt, trotzdem auch noch ein beliebter Gast, Herr Hofschauspieler a. D. Gustrv Starcke, die Titelrolle des Dramas übernommen hatte. Dieses selbst stellt ein historisches Spiegelbild des Jahres 1890 dar, das „im Gewände einer fernen Zeit und in den Hüllen der Verssprache jene politischen Erinnerungen auf die Szene führen will", wie der Autor selbst sagt. „Der tote Löwe" behandelt Vorgänge, die unser Volk aufs tiefste bewegt haben, und berührt Wunden, die noch lange nicht vernarbt sind. Von der ersten Szene an hat man bereits das Gefühl, eine Photographie des Bismarckschen Lebens vor sich zu sehen. Da wird von dem greisen König gesprochen, unter dessen Regierung sich das Reich zu ungeahnter Blüte entfaltete, von dem allmächtigen Kanzler, dessen plötzlicher Sturz die Welt überraschte und seine Nation in Bestürzung versetzte, von dem jungen König, der sich von seinem treuen Berater lossagte, um dessen Amt selbst zu übernehmen, von dem Hofmann, der dem Kanzler die „seidene Schnur" überbringt usw. Da neben werden eine Reihe allgemein bekannter Vorgänge im einzelnen auf die Bühne gebracht und den Figuren historisch gewordene Worte in den Mund gelegt, die ihrer Zeit die Oeffentlichkeit stark bewegt haben. Der Inhalt des Dramas ist schnell erzählt. Der Herzog von Oliveto ist der Held des Dramas, das während seiner beiden ersten Aufzüge in einem reich ausgestatteten Empfangssalon, später im Parke des herzoglichen Jagdschloßes bezw. in einem Zimmer desselben spielt. Er will den jungen König Marco von Kastilien, der im 14. Jahrhundert herrschte, zu einer feind lichen Politik mit dem Nachbarvolke der Mauritanier ver anlassen. Die Jugcndkraft des Königs erwacht, er sieht ein, daß die Großtaten des Kanzlers den Thron über wuchsen und daß er selbst „kein gut regierender, nur ein gut regierter König" sei. Er ruft einen Thronrat zu- sammen und damit sinkt der Herzog von seinem hohen Piedestal und zieht sich grollend in sein Jagdschloß zurück. wo seine liebliche Tochter Blanka ihm die Lebenslust zu erhalten sucht. Der Gestürzte verliert den größten Teil seiner Anhänger, auch seine Getreuesten gehen in da königliche Lager über. Vergebens bemüht sich der König, der den Löwen in seiner Höhle aufsucht, eine Versöhnung zustande zu bringen. Der Herzog will den bitteren Kelch seines tragischen Geschicks bis auf die Neige leeren, er kann „nicht sinken, nur fallen", und den letzten milden Strahl in seinem Leben bildet die Vereinigung Blanka- mit seinem Vertrauten Don Manuel, ohne ihn jedoch das „große Lächeln" zu lehren. Das Drama führt mit seinen leicht dahinfließenden acht- und neunsilbigen trochäischen Versen eine bald anmutig gedankenvolle, bald geistreich zu gespitzte Sprache, die den spanischen Vorbildern mit Geschick nacheifert. Die Hauptwirkung des Werkes liegt am Ende des zweiten Aktes, wenn die plötzliche Entlastung de- Herzogs von Oliveto im Volk eine Revolution Hervorrufen will und dieser den König, der ihm den Todesstoß ver setzte, beschützt und „begnadigt". Am Schluffe wird nicht nur das Jagdschloß des Kanzlers, sondern auch die Hand lung des Stückes unter dem Schnee begraben, der von den kastilischen Bergen herüberweht. Die Aufführung war wohl vorbereitet und so kam es, daß dieselbe mit starkem Beifall entgegengenommen ward. Besonders wandte sich derselbe Herrn Hofschauspieler Starcke zu, der für die Rotte des Herzogs die entsprechende Würde der Repräsen tation und die Kraft der Sprache besaß. Auch ein mächtiger Lorbeerkranz mit Widmung und ein prächtiges Blumenbukett wurden demselben als Lohn seiner Mühen überreicht. Zu nennen sind dann noch der König des Herrn Willy Schröder, Don Manuel des Herrn Eivenack, Frl. Bohlmann als Blanka und der alte Köhler des Herrn Karl Bayer, der mit seiner Mischung von Weltverlorenheit, Menschenüberdruß und Todesbereitschaft dem Helden des Dramas das Bild seiner eigenen Zukunft mit ergreifender Wahrheit vorhält. k. ßü.