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Seite 7 „Sachfische Dortzeitunq." 17. März 1905. beikommende Hafenpolizeipatrouille, den Pumpendampfer „Sonnin" herbeizuholen, dem es gelang, den Kahn so lange über Wasser zu halten, bis seine Ladung zum größten Teile in Schuten entlöscht war Ohne den Traum des Schiffers wäre der Kahn wahrscheinlich gesunken und die im tiefen Schlaf liegende Besatzung ertrumen. * Sprachenfrage in Kamerun. In Nr. 46 der „Tägl. Rundschau" wird mitgetetlt, daß auf Veranlassung des Gouvernements Buea demnächst von Berlin aus mit der Oberleitung der Basler Missionsgesellschaft Verhand lungen angeknüpft würden über die Frage, ob das Duala Schuliprache in Kamerun bleiben oder ob die deutsche Sprache au seine Stelle treten soll. Bon solchen Ver handlungen weiß man in Basel noch nichts^ aber soviel ist in« voraus sicher, daß es sich niemals um die Er setzung des Duala im Elementarunterricht durch die deutsche Sprache handeln kann. Denn der erste Unterricht muß, wenn er überhaupt verstanden werden und einen Grund für die folgende Schulbildung legen soll, in der Landes sprache gegeben werden. Nun ist aber die Dualasprache die herrschende Sprache im Küstengebiet von Kamerun und so blieb der Basler Mission auf Grund ihrer geschichtlichen Entwickelung gar nichts anderes übrig, als sich des Duala zum ersten Unterricht zu bedienen. Damit ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß in anderen Teilen der Kolonie eine andere Sprache des Landes zum ersten Unterricht Ber- Wendung finden könne. Im übrigen ist bekannt, daß die Basler Mission die deutsche Sprache fleißig Pflegt, nach- dem die Kinder die elementaren grammatikalischen Begriffe in ihrer Muttersprache erfaßt haben. * Das kochende Meer. Schiffe, die das südliche Kykladen-Meer durchfahren, passieren gelegentlich das Ge- wässer in der Nähe eines Platzes, der mit Recht den Namen Buleanos führt. Dort besitzt das Wasser eine auffallend goldgelbe Farbe und scheint zu kochen. Die Segelhand bücher empfehlen den Schiffen, geradezu durch diesen Meeres teil zu fahren, wenn der Schiffsrumpf sich sehr mit Muscheln und allerhand Getier bedeckt hat. Es genügt dann nämlich, sich eine Viertelstunde in diesem Wasser zu bewegen, um alle Austern, Schnecken und anderen Tiere, die sich am Schiffsrumpf angehäugt haben, völlig zu beseitigen. Die Muscheln werden tatsächlich in jenem Wasser gekocht und fallen dann ab. Man hält das kochende Meer von Bul- canos, dessen Farbe übrigens von einem starken Eisengehalt herrührt, für eine Art von Sicherheitsventil eines Vulkans. Mit dieser Auffassung stimmt die Wahrnehmung überein, daß sich in der Umgebung immer Erderschütterungen be merkbar zu machen pflegen, wenn der gelbe Fleck im Meer rinnial verschwindet. * Aus der Welt der Artisten. Die letzte Stei gerung ist jetzt bei den halsbrecherischen Looping the Loop- Fahrten erreicht worden. In Paris fährt ein Artist namens Kawlm eine steile Bahn herunter, die von ihrer tiefsten Stelle nur noch wenige Meter aufwärts steigt, so daß die Schleife fast ganz offen ist. Zuerst fuhr man durch die geschlossene Schleife, dann wurde sie halb geöffnet und jetzt ist sie beinahe ganz offen, so daß der Fahrer seinen Kreis fast ganz in der Luft beschreibt. * Saltomortale eines Brautpaares. Indem Dorfe Neu-Werbig bei Brandenburg a. H. herrscht noch die alte märkische Sitte, daß beim Ausfahren der Hoch zeitskutsche aus dem Dorf quer über den Weg eine Leine gezogen wird, die erst dann von den jungen Leuten des Dorfes in die Höhe gezogen wird, wenn sich der Bräutigam durch ein Geldgeschenk loskauft. Diese Sitte verursachte jüngst eine Tragikomödie, der das Brautpaar Höpfer zum Opfer fiel. Es wollte mit einem Trauzeugen von Neu- Werbig nach Gräben zum Standesamt fahren. Der Kutscher hatte den Auftrag, bei der Leine anzuhalten. Die Pferde gingen aber durch und kamen selbst unangefochten durch die Leine ebenso der Lutscher, der sich schnell bückte. Das Brautpaar aber, mitsamt dem Trauzeugen, wurde von der Leine erfaßt, arg geschunden und rücklings mit dem Wagensitz vom Wagen berabgerissen. In dem auf der Charffsee herrschenden Srymutz überschlugen sich alle mehrmals. Auch ein Hochzeitsvergnügen! * Der staat-gefährliche Esel. Im Zirkus zu Warschau auf der Ordinackastrahe führte ein Clown einen dressierten Esel vor. Nachdem Grauchen verschiedene Kunst stücke gezeigt, sollte er auch exerzieren. Auf das Kommando .Vorwärts" konzentrierte der Esel sich aber rückwärts. Je mehr der Dresseur „Vorwärts" rief, desto mehr eilte das Tier zurück. Darauf rief,der Clown: ^Aha, ich merke, Du bist Kuropatkin!" Dieser Scherz rief ein ungeheures Gelächter und einen stürmischen Beifall hervor. Auf polizeilichen Befehl wurde der Zirkus geschloffen und der Clown verhaftet. * Was Talent ist. Ein prächtiges Wort Moritz Schwinds erzählt Emil Kuh in einem seiner Briefe an Gottfried Keller, die soeben zum ersten Male im „Züricher Taschenbuche auf das Jahr 1905" (Fäsi und Beer, Zürich) veröffentlicht worden sind. Schwind hatte sich über einen Künstler in etwas heftigen Worten ausgelassen und bekam als Antwort zu hören: „Ja, aber er hat Talent." „Talent?" schrie da Schwind in seiner hitzig drastischen Weise den andern an: „wissen S', was Talent is? Die Fähigkeit, daß S' was lernen können — Talent is, daß S' kan Ochs sind! I' pfeif Ihnen aufs Talent!" * Frau Cassie Chadwick, die amerikanische Therese Humbert, über deren Millionen-Schwindeleien wir wieder holt berichteten, ist in Cleveland (Ohio) schuldig befunden worden, in sieben Fällen die Bank von Oberlin beschwindelt zu haben. Ihr Urteil ist noch nicht gesprochen worden, doch kann sie im Höchstmaße zu vierzehn Jahren Zuchthaus verurteilt werden. Inzwischen erfreut sich ihr Juwelenschatz der ganz besonderen Aufmerksamkeit der amerikanischen Be- Hörden, die ihn gar zu gern in ihre Finger bekommen möchten. Aber der größte Teil davon befindet sich in einem sicheren Versteck in Belgien, wo Frau Chadwick nach An nahme der Behörden auch gegen 1 Million Dollar in barem Gelbe sicher untcrgebracht hat. Die Behörden haben ihre Ankäufe von Juwelen und Schmucksachen genau verfolgt und haben zur Zeit allein aus Paris und Brüssel Quit tungen über gekaufte Schmucksachen im Werte von 122,000 Dollar in der Hand Dazu kommen noch ihre Einkäufe in Wien, Berlin, London, Genf, Venedig, Frankfurt a. M. usw, denen jetzt nachgespürt wird. In den Bereinigten Staaten hat sie gegen 150,000 Dollar in edlen Steinen und Perlen angelegt. Davon befinden sich Sachen im Werte von etwa 60,000 Dollar unter Beschlag, und den Rest hat sie als Sicherheit für verschiedene Anleihen verpfändet. Aus ihren beschlagnahmten Papieren geht hervor, daß sie in den letzten vier Jahren ihrer geschäftlichen Tätigkeit rund 1,539,000 Dollar (6,463,000 M.) zusammengeborgt hat. Davon hat sie für Schmucksachen 300,000 Dollar verausgabt, für Möbel und drie-L-brao 50,POO Dollar, für den Lebens unterhalt und Reisen 100,000 Dollar, für Rechtsanwalt- Gebühren 50,000 Dollar. Den Rest von einer Million hat sie in Sicherheit gebracht und zwar vermutlich in Brüssel, wo sie sich niederzulassen gedachte. Es ist fest gestellt worden, daß sie bei ihrer letzten Anwesenheit in der belgischen Hauptstadt einige der besten Rechtsanwälte konsultierte und von ihnen erfuhr, daß Belgien auf Grund des bestehenden Vertrages sie wegen der von ihr verübten Schwindeleien nicht ausliefern würde. Sie schickte dann ihren Gatten und ihre Tochter dorthin in der Absicht, ihnen zu'folgen, sobald ihr ein letzter Coup, der ihr eine halbe Million einbringen sollte, geglückt wäre. Da kam der Zusammenbruch der Bank in Oberlin, und ihre Verhaftung warf dann alle ihre Pläne über den Haufen. * Kasernenhofblüte. Wachtmeister (zum Ein jährigen) : „Sie passen zur Kavallerie, wie eine Studenten kneipe in eine Molkerei." Letzte Ttachrichteu. — Vom KönigShofe. Se Majestät der König empfing heute mittag '/,l Uhr Se. Erlaucht den Grafen zu SolmS-WildenfelS und den Erbgrafen zu SolmS- WildenfelS im Palais am Taschenberg. Nachmittags 4 Uhr besichtigte der König das Mühlenetabliffement von Bienert in Vorstadt Plauen. Zum Tee bei Sr. Majestät sind für heute abend Uhr Einladungen an Ihre Exzellenzen die Herren Staat-Minister v. Metzsch, l)r. v. Seydewitz und Ur. Rüger mit Gemahlinnen fr- gangen. — Aus Brüssel wird gemeldet, daß das Befinden Ihrer Majestät der Königin-Witwe Carola ein vortreffliches ist und dieselbe gestern Ihrer Kgl. Hoheit der Frau Herzogin von Bendüme in Paris einen Besuch abstattete. — Aus dem Polizeibericht. Heute früh gegen »/«7 Uhr ist in der Elbe in der Nähe der Herbststraße in Vorstadt Mickten ein Paket an da- Ufer gespült worden, das einen männlichen, dem Anschein nach aus getragenen Kinderleichnam enthalten hat. Dem An sehen nach kann der Leichnam nur ganz kurze Zeit im Wasser gelegen haben. Der Leichnam war in 2 Stücke gebrauchte Hemdenleinwand und in ein defektes weißes Handtuch eingehüllt; um dieses herum hat sich noch ein Bogen grauer Pappe befunden und alles zusammen ist mit Bindfaden verschnürt gewesen. Mitteilungen über die Herkunft des Leichnams werden an die Kriminal Abteilung erbeten. Die zum Einschlagen des Leichnams benutzten Gegenstände sind in dem, in dem Flur des Polizeigedäudes rechts befindlichen Kasten zur Ansicht ausgelegt. — Von einem etwa 20 jährigen Unbekannten ist vor kurzem eine unechte „Rubelnote" (Blüte) zur Ausgabe gelangt. Die Note ist täuschend nachgeahmt. Der Betrug gelang um so leichter, als der Geschädigte, ein Kellner, 15 M. beim Wechseln zu verdienen glaubte. Da weitere derartige Betrügereien nicht ausgeschlossen sind, wird vor der Falfchnote hiermit gewarnt. Theater-Repertoire. (Ohne Gewähr der Innehaltung.) Königliches Opernhaus (Altstadt). ireitaa, den 17. März: Sinfonie-Konzert. (Anfang 7 Uhr), ron nabend, den 18. März: Mignon. Königliches Schauspielhaus (Neustadt). reitag. den 17. März: Bmnd. (Anfang 7 Uhr.) ronnabend, den 18. März: Der Privardozent. Residenztheater. reitag, den 17. März: Der Wahrheitämund wnnabend, den 18. März: Der Familientag - Centraltheater. Täglich Banats-Vorstellung. (Anfang Uhr.) Bittoria-Salon. * Täglich Barists-Vorstellung. (Anfang '/H Uhr.) Jugendschön macht ein zartes, reines Gefickt, rosiges, jugendsrisches Aussehen, weiße, sammet- lvriche Haut und blendend schöner Teint. 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Pmnver das. ^45 L) — FI- Amalie 2mu.a Poller das. — Herr Mar Haffe da!. — Herr Falx Schroder daß — Herr Rich. Wolff in Raumburg a. d. S. Rachrichten vom Standesamt Leubnitz, Reuofira. (Monat Februar 1805.) Geburten. Ein Sohn: Bauarbeiter Theodor Max Hohenhausen hier — Fabrikarb. Hermaun Ma: Boigt in Prohli» — Maler Ernst Paul Gärtner hier — Zirgeleiarbriter Ernst Paul Kalauch in Reick — HaudelSgärtner Robert Rudolf Schön das. — GaSfabrikarb. Gustav Hermanu Droth hier. Eine Tochter: Handarb. Ferdinand Orth hier — Feuermann Karl Hermanu Höhne in Reick — Ziegeleiarb Hermann Wider« in Torna — Kutscher Paul Moritz Lehmann hier — Maurer Ernst Robert Ebert hier. Aufgebote. Maurer Emil Max Förster mit Emma Lin» Schröter, beide hier — HandelSgärtner Gattlob Arno Schmidt in Neucoswig mit Krida Rosa Ulbricht hier — Tischler Friedrich Otto Göbel in Wilsdruff mit Martha TheKa Saupe in Kauscha. Aufgebote auswärtiger Standesämter. Schriftsetzer Johann Georg Kurt Engelmann in Dresden mit Marie Hedwig Berthold hier. Pheschliehungen. Bauarb. Wilhelm Hermaun Reinhold Nüster mit Helene Junker, beide hier — Bauarb. Knrl Max Fischer* mit Karolina Brandl, beide in BauarbeiterSt. Helene Olga Bürger in Reick (7 L.) — vau.ud ^^chtnsrau Emilie Verla Gräfe geb. Böhme in Sobrigau (35 I. 3 «. 1» L.) — Maurer Karl Gottlieb Friede in Torna (69 I. 10 M. 28 L.) — Handarbeiteröt. Gertrud Kamilla Lern« in ProtzttS (4 M 11 L.) — Ge cwrrführerS-Hvillingöt. Elsa Emma Melzer hier (2K L.) — FabrikarbetterSf. Max Otto Hänsel hier (5 M 87 T.) - ScharwerkS- «aurerst. Linda Martha Baumgarten hier (6 M 13 T.) — Maurer Robert vernharb Rossig in Reick (49 I. 8 M. IST.)-K«el-i- arbetterSt. Martha Klara Wider« in Lormu (11 T.).