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Seite 6. — „Sächsische Dvrfzettuug." — 17. März 1905. Töchterchen in unzulässiger Weise gezüchtigt zu haben und behauptet, daß von Mißhandlungen keine Rede sein könne. Die Aussagen der Zeugen widersprechen einander. — Magdeburg. Eine Bärenjagd in der Altmark hat dieser Tage stattgefunden. Ein Marineoffizier hatte einen Bären aus Mexiko mitgebracht, der in einem Käfig gehalten wurde, zuletzt aber bösartig wild geworden war. Das Tier wurde nun in seinem Behälter nach Kattwinkel bei Osterberg befördert und im Walde in Freiheit gesetzt, wo Meister Petz laut brummend auf eine Eiche kletterte. Schützen und Hunde waren gxfolgt, und mehrere Kugeln machten dem Bären den Garmr-. — Erfurt. Der Deutsche Radfahrer-Bund hält sein diesjähriges BuudeSfest vom 1b. bis .17. Jrlli in Erfurt ab. — Oss,ssl. Redakteur Müller vom BolkSblatt für Hessen-Waldeck wurde wegen Beleidigung des Pfarrers Armbröster, des Schreinermeisters Damm und de- Fried hofswächters Wiederecht von der hiesigen Strafkammer zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte hatte den Genannten in mehreren Zeitungsartikeln vorgeworfen: Durchstechereien, Wiederausgrabung der Leiche des Kauf manns Lipphardt, Vertauschung des kostbaren Sarges mit einem Arwensarg usw. Die umfangreiche Zeugenvenrehmung erwies die völlige Unwahrheit der Behauptungen Müllers. — Köln. Nach 45 jähriger Gefangenschaft im Zucht hause zu Siegburg ist die Witwe Meder aus Ehrenbreit stein durch einen Gnadenakt des Kaisers dieser Tage der Freiheit zurückgegeben worden. Frau Meder war am 15. September 1860 vom Schwurgericht in Neuwied wegen gemeinschaftlich mit dem Privatlehrer Keller zu Koblenz begangenen Gattenmordes zum Tode verurteilt worden, welche Strafe später in lebenslängliches Zuchthaus umgetvandelt wurde. — Trier. Wegen Ermordung des Bauers Zeimet in Nittel wurden vom Schwurgericht in Trier der Fabrik arbeiter Hellriegel zu 15 Jahren Zuchthaus und der Tage löhner Kares zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. — Essen. Das Schwurgericht verurteilte zwei Feuer wehrleute der Rüttenscheider Freiwilligen Feuerwehr wegen versuchter Brandstiftung zu drei bezw. zwei Monaten Ge fängnis. — Hannover. Der mit Reparaturarbeiten in der elektrischen Zentrale des Peiner Walzwerkes beschäftigte 24 jährige unverheiratete Schlosser Otto Richey aus Vöhrum geriet an die mit einer Spannung von 10,000 Bolt ge ladene Sammelschiene der Jlseder Leitung und erlitt so arge Verbrennungen, daß er sofort tot war. — Königsberg i. Pr. Das Schwurgericht zu Allenstein verurteilte dm Besitzerssohn Radzick aus dem Abbau Willenberg wegen Vatermordes zum Tode. — Wien. Die Polizei verbot das Auftreten der Traumtänzerin Madeleine im Etablissement Ronacher, weil der Somnambulismus nur zu Heilzwecken, nicht zu öffent lichen Vorstellungen verwendet werden dürfe. — London. Heftige Stürme, die namentlich bei den britischen Inseln herrschten, verursachten in der letzten Nacht telegraphische Störungen. Eine Anzahl Schiffe trieben vor Anker. — London. Nach einer bei Lloyds aus Smnen (Cornwall) eingegangenen Depesche ist das englische Schiff „Khyber", von Melbourne kommend, an der Küste von Cornwall gestrandet und total verloren; 23 Mann der Besatzung sind ertrunken, 3 gerettet. «Handel, Industrie und Verkehr. 8 Dresdner Straßenbahn. Die ordentliche Generalversammlung, auf derm Tagesordnung auch der bekannte Antrag auf Verstadtlichung des Unternehmens zur Beschlußfassung steht, wird für den 7. April d. I., vor mittags */,1O, nach dem Saale der Dresdner Börse, Waisenhausstraße 23, einberufen. 8 Ein Konsortium, bestehend aus der Sächsischen Bank in Dresden, der Dresdner Bank in Dresden und dem A. Schaaffhausenschen Bankverein in Berlin übernahm 10 Millionen Mark 3*/, prozentige Leipziger Stadtanleihe von Jahre 1904, die demnächst zur öffentlichen Subskription ausgelegt werden sollen. 8 Sächsische Vieh-Versicherungs-Bank in Dresden. In der am 15. d. M. abgehaltenen 32. or dentlichen Generalversammlung wurde der Rechenschafts bericht per 1904 einstimmig genehmigt, ebenso die übrige Tagesordnung glatt erledigt. Das Bersicherungskapital betrug 26,516,768 M., die Prämieueinnahme 942,790 M., die höchste seit Bestehen der Bank und die Schäden inN. Erlös 835,200 M. Seit nunmehr 24 Jahren wuicken die Schäden ununterbrochen ohne Reduktion der Eut- schädigungsquote reguliert und im ganzen bisher sür Schäden netto 12,281,157 M. vergütet. Am 31. Dezember 1904 standen außer dem Garantiefonds von 66,000 M. rund 300,000 M. für künftige Schäden zur Verfügung. Die Bank versichert nur zu festen Prämien; Nachschüsse oder Erhöhungen sind ausgeschlossen. Limd- und Volkswirtschaftliches. — Die Reiser von Kernobstsorten lassen sich, wenn sie alsbald zur Veredelung Verwendung finden, noch bis in den April hinein schneiden, nur muß darauf geachtet werden, daß die Augen noch nicht ausgetrieben haben. Reiser mit vorgeschrittener Knospenentwickelung wachsen höchst selten an. — Die Rotlaufseuche (Stäbchenrotlauf) der Schweine kann wegen ihres rapiden Verlaufes in den seltensten Fällen geheilt, jedoch fast immer durch die heutigen Schutzmittel (Impfungen) verhütet werden. Wohl wird jeder vernünftige Schweinezüchter, dem die Krankheit in den Stall gekommen ist, nie versäumen, aus freien Stücken von dem Tierarzt die Schutz-Impfung zu verlangen und so größerem Unheil zur rechten Zeit noch vorbeugen. Leider geschieht das viel zu wenig und nicht selten muß der Tierarzt dem mißtrauischen Besitzer die Impfung der Schweine förmlich aufdrängen. — Hochstämmige Stachel- und Johannis beeren sehen sehr hübsch aus und lassen sich deshalb auch ganz gut in kleineren Hausgärten, wo jeder Raum nutz bringend verwendet werden soll, als Schmuckstücke ver wenden. Ein hübscher gerader Pfahl, woran sie befestigt sind und eine gut geformte, mit Früchten behangene Krone werden diese Hochstämme in jedermanns Augen als voll wertige Zierde gelten lassen. — Bepflanzung der Bienenhauswände. Wer seine Bienen in einer freistehenden Hütte untergebracht hat, versäume nicht, dieselbe noch in zweiter Hinsicht auszu nützen durch Bepflanzen derselben mit Spalieren. Solche mit Sorgfalt gepflegte Anpflanzungen bilden eine Zierde für das Bienenhaus, verhüten im Hochsommer das Ein dringen der übergroßen Hitze und lohnen des Eigentümers Mühen und Auslagen im Herbste durch rotbackige Früchte oder saftige Trauben. Gemeinnütziges. — Zur Schonung der Augen und zur richtigen Körperhaltung ist eine gute Beleuchtung durchaus not wendig! Es ist deshalb unstatthaft, Kinder in Zimmer zu fetzen, deren Fenster durch gegenüberliegende hohe Ge bäude, Mauern oder dichtstehendc Bäume vom Tageslicht mehr oder minder abgesperrt find. Das Kind soll in einem Hellen Raum einen solchen Platz erhalten, daß es ein Stück Himmel sehen kann. — Böhmische Schnitzel. Die von der Kalbs keule geschnittenen Schnitzel klopfe breit, snlze sie, wende sie in Mehl, dann in geschlagenem Eigelb, sowie geriebener, durchsiebter Semmel und brate sie in steigender Butter schön hellgelb. Danach fülle '/, Liter Sahne über, würze mit Paprika und laß die Schnitzel gar dünsten. >»' ' > M-.— .... VernriictNrs * Auch au- einer „kleinen Garnif-on". In der heeresfeindlicheu Presse wird bekanntlich jeder Fall einer Soldatenmißhandlung in ungebührlicher Weise aufgebauscht mW verallgemeinert, selbstverständlich nicht aus Sorge um de- Heeres Tüchtigkeit, sondern um das so notwendige Vertrauensverhältnis zwischen Vorgesetzten und Mann- schäften zu untergraben. Umsomehr darf man sich freuen, wenn aus gelegentliche kleinen Vorkommnissen hervorgeht, daß jenes Vertrauensverhältnis doch noch nicht so rettungs los zerstört ist, wie sozialdemokratische Hetzer es dem deutschen Volke einveden möchten. Ein solches scheinbar unbedeutendes Vorkommnis, das aber doch als ein erfreu liches Zeichen gelten darf, schildert eine Zeitschrift der „Straßburger Post" au- der kleinen elsässischen Garnison Bischweikr also: „Heute nachmittag verließ Leutnant Sohn von der (hiesigen Abteilung des unterelsässischen Feld- Artillerieregiments Nr. 67, eiu Sohn des Senatspräsi denten am Oberlandesgericht in Kalmar, unsere Stadt, um sich nach dem Truppenübungsplatz in Münster und mit dem Transport am 28. Februar zur Schutztruppe nach Südwestafrika zu begeben. Im Osfizierskasiuo fand vorher eine einfache, aber sehr herzliche Abschiedsfeier statt, an der außer den Offizieren und Beamten der Abteilung, Freunde des Scheidenden aus bürgerlichen Kreisen, in denen sich Leutnant Sohu ebenfalls großer Beliebtheit erfreute, teilnahmen. Als Leutnant Sohn dann in der schmucken Uniform der Schutztruppe das Kasino verließ, spielte die Musik „Muß i denn, muß i denn, zum Städtli hinaus-, und zu seiner Ueberraschung hatten seine sämtlichen Re kruten vor dem Tor Aufstellung genommen, um ihm ein dreimaliges Hurra zuzurufen. ES war ein ergreifender Augenblick, als Leutnant Sohn jedem feiner Rekruten die Hand zum Abschiede reichte; gar manchem der jungen Soldaten standen die Tränen im Auge, als sie von „ihrem* Leutnant Abschied nahmen. Mehrere von ihnen haben sich ohne Aufforderung freiwillig zur Schutztruppe gemeldet und gebeten, mit ihrem Leutnant nach Afrika ziehen zu dürfen. Da- gesamte Offizierskorps gab dem Scheidenden bis zum Bahnhof das Geleite. Als der Zug abfuhr, hörte ich aus den zahlreich hinter der Bahnfperre »er- sammelten Leuten aus dem Volke eine schlichte, ältere Frau die einfachen, aber vielsagenden Worte äußern: „Ich Han e au gekennt; es isch e gar artlicher Herr gesinn!" Die sozialdemokratischen Blätter haben natürlich keinen Platz für solche Bilder vom „fluchwürdigen Militarismus". * Ein Traum als Lebensretter. Der mit seinem Kahn neben dem Kohlendampfer „Beneficent" im Hamburger Kohlenhafen liegende Oberländer Schiffer Emil Colter legte sich am Sonnabend spät abends mit seiner Mannschaft, nachdem man 4700 Zentner Kohlen aus dem Kohlendainpfer „Beneficent" eingenommen hatte, stark er- müdet zur Ruhe. Der Kahn sprang nun unbemerkt bald so stark leck, daß er zu sinken drohte. Gegen 12 Uhr nachts erhob sich der Schiffer, der geträumt hatte, der Kahn versinke, von seinem Lager und machte, trotzdem er dem Traum keine Bedeutung beimaß, sofort Licht. Wir erschrak er aber, als er die Kajüte sowie den ganzen Kahn zum Teil mit Wasser angefüllt fand. Er weckte seine im Nordteil schlafenden Leute und veranlaßte eine gerade vor- H'rivat -Bekanntmachungen. Günstiger Helegenheitskauf von original ostfriestschern Milchvieh. Am Dienstag, den 2 t. März, werden wir in Dresden im Milchviehhofr einen sehr großen Transport ganz vorzüglicher, original ostfriefift-er, hochtragender und frischnnlchender Kühe, sowie einige schöne, junge, sprungfahige Zuchtbullen zum Verkauf stellen. Die Kühe sind sämtlich jung, schwer und von milchreichsier Qualität und werden wir dieselben zu wirklich billigen Preisen abgeben. A. I. Stein, Kmöen (Mftiesland). WM" Das Vieh trifft am Montag, den 20. März, frühmorgens in Dresden ein. "WM D. D MlcLvisk-V srkLuk. Am Dienstag, den 2t d. M., stellen wir einen großen Transport bester, schwerer, junger Original-Wilsttrmarsch-Mhk und Kalben i w» schöne junge Zuchtbullen » DreSden Neustadt, Milchviehhof (Scheunnchöfe>, zu wirklich billigen Preisen zum Verkauf Außerdem stehen noch mit zum Verkauf: eine große Au-wahl Oderbrücher Raffekühe und Kalben, 'M! hochtragend und neumelkend. Bestellungen werden gern entgegengenommen. Achtungsvoll D'crul *Mnkus <L Go. aus -teuftovt b Chemnitz aus prima Stoffen 2« u. 28 M. 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