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Zächsische Vorszeitung Vezugskxdingnngen: «1ch«i», I«d«, w»ch«»Iag s Uhr mtt dem Votum d« svlgeotxx vu v»Mg»-«bü!;r d«tr«,t IHV M-r« ^rWtzLtzrlüh oder t>ü Ptgfür ,«««» MoiuU. vt« V^ttwng' ist p» bezieh«, durch di« kaiserlich«» rostllnstr"- dir cauddrirstriiger u»d durch Setfreierlleferan,tu»hau»erche« W, poft »och bi« Lutt«Nmv»a«dahr «m 4L Pf» LUr-ramm-kdr.. vorfzeitun, Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der V.U«ge: ^INustriert« Sonntags-VIatt" Amtsblatt für die Rgl. Nmtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Zorstrentämter vrerden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul Anzeigen-Preise: vi< «inspoldis« -etl« I» pfg., >v,»«r .«ug«p>,dt» «vpfg uhttu «r-oi^I bt, «Maa» 12 Utz». — «»»ahmestelle» Md: Umfer« »«ichÜtaftoll«, N«in« Mrltzner Gai« Ur «, InvaUdrndonk, kaafenftei, d Vogler, Rud Mo!s«, ». c. Vaud« L to. d> Letp^g. 5»G«j»r» » m r G. Uohl tu ««llelrdorf; Hugo Mückler t» Uötzsche». broda, Gtt» vilrrich tu Reihr-d^rf, yugo MtU t» Lruimltz-Neuoltra, L«tl Nollau tu »rrtoviid Md «brtwm t, vr«»d<n.wölf»ttz, Znedoch Leuch,^ i» Lott^baude, ltetnh. lvöithe tu Moritzburg. Otto Nunath tu Loti», M«U Zürich t» LosMUtz. Telephon: vrerden, Nr. S916. m. 63. 67. Jahrgang. Dresden, Donnerstag, den 16. März 1905. Das -Neueste. DieLotterieverträge Preußens mit den beiden Mecklenburg und Lübeck wurden am Dienstag vom preußischen Abgeordnetenhause genehmigt. Der Studententaq in Eisenach sprach den konfessionellen Korporationen die Existenzberechtigung eh studentische Körperschaften ab. t e Rach den,,Times" beschloß der russische Kriegs rat die Mobilisierung des Grenadierkorps und zweier Armeekorps, die wahrscheinlich Gripenberg unterstellt werden. Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß die maze donischen Bulgaren sich in Philippopel ver sammelten, um im'Frühjahr die Türkei zu überfallen. Der Hauptteil der ersten Armee Kuropatkins soll Tieling erreicht haben. Die meisten auswärtigen Attaches bei der russischen Armee, darunter ein britischer und zwei amerikanische Offiziere, fielen bei Mulden in die Hände der Japaner. Oesterreichs Zukunfts-Aussichten. Eine alte Weisheit, die schon seit Jahren auf allen Gassen seilgeboten wird, ist die, daß Oesterreich dem nächst auseinanderbrechen müsse. Die Lust am Prophe zeien liegt einmal tief in der menschlichen Natur. Wir möchten alle so gern den Zivfel des Schleiers heben, der uns die Zukunft verdeckt hält. Aber leider ist die Zahl der großen Propheten immer recht klein gewesen. Selbst ein Mann wie Napoleon I., eines der größten politischen Genies, die die Welt je gesehen, hat sich als ein falscher Prophet erwiesen, als er auf St. Helena sagte, in dreißig Jahren werde Europa entweder eng lisch oder kosakisch sein. Er irrte, weil er annahm, daß mit seinem Ausscheiden, mit dem Niederbr.chen der französischen Vormacht, die er verkörperte, Rußland und England als die einzigen wahrhaften Großmächte in Europa zurückblieben und der Ausgang ihrer Rivalität über das Schicksal der Welt entscheiden müsse. So ist es einmal: unsere Befürchtungen wie unsere Hoffnungen sind der mütterliche Schoß unserer Prophezeiungen. Was sie fürchtet, was sie hofft, wirft uns unsere Phan tasie als Bild der Zukunft auf unser inneres Sehfeld. Unsere Prophezeiungen haben nur einen psychologischen Wert, sie sind Aeußerungen unserer Affekte — nichts weiter. Auch die Prophezeiung vom baldigen Zerfall der habsburgischen Monarchie hat keinen anderen Ursprung und keinen höheren Wert. Freilich, die heutige un garische Krisis scheint denen Recht zu geben, die wenig stens einen baldigen Zerfall des Dualismus als gewiß annehmen. Aber schon findet ein aufmerksamer Beobachter Anzeichen dafür, daß auch diese Krisis keinen tödlichen Verlauf nehmen wird. Die Tatsache, daß sie augen blicklich vollkommen stillsteht und niemand einen Ausweg weder vor- noch rückwärts weiß, gibt jedenfalls zu denken. Wenn die Scheidung von Tisch und Bett, der die Kossuthisten mit so heißem Begehren zustreben, so gar einfach ins Werk zu setzen wäre, warum ist sie denn nicht schon in die Wege geleitet, warum gibt es nicht wenigstens ein Ministerium in Pest mit diesem Programm auf seiner Fahne? Es ist wohlfeil, zu sagen, daß der zähe Widerspruch des alten Kaisers die Lösung der Krise in diesem Sinne hindert. Gewiß, Kaiser Franz Josef erweist sich in diesem Augenblick durchaus seiner Aufgabe gewachsen und verdient alle Bewunderung, aber wenn er dem Drängen des magyarischen nationalen Radikalismus zu widerstehen vermag — was anders gibt ihm die Kraft dazu als die einfache Tatsache, daß das Programm der Unabhängigkeitspartei sich schon jetzt als praktisch undurchführbar erwiesen hat. Richt einmal die wirtschaftliche Trennung» so scheint es, wird sich durchsetzen lassen, die doch jedermann nach dem Ausfall der Wahlen als selbstverständliche erste Etappe auf den '^en Wege, den die Dinge gehen würden, mit Gew^Hit voraussah. Ungarn, das ist niemals deutlicher zutage getreten als in diesem Moment, läßt sich einfach nicht von Oesterreich lostrennen und das Programm der Unabhängigkeitspartei, so groß seine werbende Kraft für die Zwecke der Agitation und Wahl mache war, ist absolut unfähig, eine Neuordnung der Dinge einzuleiten. Oesterreich und Ungarn, so wild sie sich jetzt gebärden mögen, sie können einmal nicht voneinander, denn sie sind mik ihren Lebensinterefsen aufeinander angewiesen. Totgesagte so heißt es, haben ein besonders zähes Leben. Wir wollen nun nicht auch unsererseits prophe zeien, wohl aber dem ehrlichen Wunsche Ausdruck geben, daß es mit der habsburgischen Monarchie so gehen möge. Denn das ist sicher: uns im Reich könnte kein härterer Schlag treffen als der Zerfall Oesterreichs. Es ist ein Unglück, daß unsere öffentliche Meinung das noch immer nicht begriffen hat. Politische Weltfcbau. Deutsches Reich. Der Kaiser unternahm gestern früh einen Spaziergang, empfing den Bildhauer Professor Manzel und hörte die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts und des Chefs des Admiralstabes der Marine. Später nahm der Kaiser militärische Meldungen entgegen. Zur Mittelmeerfahrt des Kaisers sind dem Vernehmen nach Staatsminister v. Budde, Oberpräsident Ur. v. Bethmann-Hollweg. Ministerialdirektor Althoff, Universitätsprofessor Ur. Schiemann, Herr v. Dresky- Ems u. a. eingeladen worden. Der Kaiser über die akademische Freiheit. Die ,,Kreuzzeitung" schreibt: Wie der Kaiser über die akademische Freiheit hochherzig denkt, geht aus einer Aeußerung hervor, die der Herrscher belegentlich einer Hoffestlichkeit zu dem Rektor der technischen Hochschule Charlottenburg getan hat und die etwa folgenden Wort laut hatte: „Ich begreife gar uicht, wie unsere Studenten in einem Lande, dessen Herrscher selbst Student war und seine Söhne hat Studenten werden lassen, fürchten konnten, daß die akademische Freiheit angetastet werden könnte Für solche Besorgnisse liegt nicht der geringste Grund vor." — Das Telegramm, mit welchem Seine Majestät der Kaiser die von dem Studententag an ihn gerichtete Huldigungsdepesche beantwortete, hat folgenden Wortlaut: ,.Jch habe den Huldigungsgruß aus Eisenach gern entgegengenommen in dem Vertrauen, daß unsere Studenten stets bestrebt sein werden, die deutsche Geistes freiheit auch durch Achtung vor der Ueberzeugung anders Denkender hochzuhalten. Wilhelm >. kl." Die Lippische Thronfolge-Vorlage wurde bekanntlich von dem letzten Detmolder Landtage zurück- aestellt. Der neue Landtag hat zur Prüfung des Ge setzentwurfes eine Kommission eingesetzt, und diese hat nun der Vorlage eine etwas veränderte Fassung ge geben: „Der nach dem Schiedsvertraqe vom 5. resp. 8. November 1904 zwischen Sr. Durchlaucht dem Fürsten Georg zu Schaumburg-Lippe und Sr. Erlaucht dem Grafen Leopold Biesterfeld, Regenten des Fürsten tums Lippe, ergehende Schiedsspruch ist für die Thron folge im Fürstentum Lippe maßgebend. Auf die Ein setzung und Führung einer bis zur endgültigen Erledigung des zurzeit schwebenden Thronfolgestreites noch weiterhin notwendig werdenden Regentschaft finden die Bestim mungen der tztz 3 bis 9 des Regentschaftsgesetzes vom 24. April 1895 entsprechende Anwendung." Diesem Wortlaute des Gesetzes wird der Landtag voraussichtlich zusammen. Die Budgetkommrssion des Reichstags be gann gestern die zweite Lesung des Gesetzentwurfes betreffend die Friedenspräfenzstärke des Heeres. Rach längerer Debatte wurden die neuformierten 28 Eskadrons Kavallerie ohne Abzug bewilligt, also auch die vom Zentrum anfangs beanstandeten 10 EskadronS, nur daß diese nicht, wie die Regierung vorschlug, inner halb des Quinquennats, also bis Schluß des JahreS 1909, aber auch nicht, wie der Kompromiß-Antrag des Zentrums wollte, bis zum Schluß des Jahres I9l2, sondern bis zum Schluß des Jahres 1910 formiert werden sollen. Der kürzlich vom Bundesrat angenommene Gesetz entwurf, betreffend das Vereins- und Versamm- lungSrecht in Elsaß - Lothringen, scheint dazu bestimmt zu sein, auch in diesen Beziehungen den Be wohnern der Reichslande wesentliche Erleichterungen zu bringen. Die Erwartung, daß das neue Gesetz sich die vereinsrechtlichen Bestimmungen der vorgeschritteneren Bundesstaaten zum Muster nehmen werde, dürste nicht getäuscht werden. Wie uns nämlich ein Privattelegramm aus Straßburg meldet, entbindet der Gesetzentwurf von der Pflicht zur Einholung der behördlichen Genehmigung eines Vereins oder einer Versammlung; er gibt indessen dem Bezirkspräsidium und dem Ministerium die Be fugnis, einen Verein oder eine Versammlung aufzulösen, wenn Gefahr für de« öffentlichen Frieden und die Sicherheit droht. Die Ersparnis infolge der Eiseubahn- betriebsmittelgemeinschaft. Man schreibt aus Stuttgart: Em württembergischer Sachverständiger schätzt die gesamte Ersparnis, die durch eine Betriebsmittel gemeinschaft erzielt werden kann, auf 12 Millionen Mark, wovon ca. 400,000 Mark auf Württemberg entfallen sollen. Eine gleich hohe Ersparnis würden die gemein same Unterhaltung des Fuhrparks, die Beschaffung der neuen Fahrzeuge nach einlieitlichem Bau und der billigere Bezug der Betriebs- und Werkstattmaterialien im Gesolge haben. In den ersten Jahren werde sich allerdings noch kein greifbarer Ueberschuß ergeben, vielmehr dürften die Wohltaten, die aus der Gemeinschaft den Staats finanzen erwachsen, erst nach 5 oder 10 Jahren in die Erscheinung treten. Der Studententag in Eisenach faßte eine Resolution, in der den konfessionellen Korporationen die Existenzberechtigung als studentische Körperschaften abgesprochen wird. Im Jahre 1904 veranstaltete die Deutsche Land wirtschaftsgesellschaft eine Gesellschaftsreise durch Nordfrankreich. In entgegenkommender Weise wurden die Herren durch Vertreter der -Vssoeiation cks l'Orcki-e dlationnl ciu Klörito -Vgrieole durch Frankreich geleitet. Für den Sommer dieses Jahres haben nun französische Landwirte beschlossen, unter Leitung der genannten Gesellschaft einen Gegenbesuch in Deutschland abzustatten. Die Gesellschaftsreise wird sich in der Weise abwickeln, daß die Herren zuerst zur 19. Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts gesellschaft, welche in den Tagen vom 29. Juni bis zum 4. Juli stattfinden wird, nach München kommen werden. Sodann werden sie das Königreich Sachsen, darauf die Stadt Halle mit ihren land wirtschaftlichen Instituten und Sehenswürdigkeiten und die Altmark aufsuchen. Hierauf folgt ein Aufenthalt in Berlin zur Besichtigung der Stadt, des Maaervieh- hofs, der landwirtschaftlichen Institute, der Rieselfelder und der Stadt Potsdam. Alsdann geht die Reise gesellschaft nach Hamburg, von dort nach Bremen und ins Jeverland, sodann nach Hannover, um schließlich über den Rhein nach Frankreich zurückzukehren. Oesterreich-Ungarn. Großes Aufsehen erregt hier die römische Meldung, daß das italienische Kriegsministerium einen Rachtragskredit von 200 Mill. Lire für die Befestigung der Alpengrenze gegen Oesterreich verlangt. Frankreich. Im gestrigen Ministerrate teilte Delcaffö mit, daß der König von Spanien am 30. Mai in Paris eintreffen und dort bis zum 5. Juni verweilen wird. Die Meldung über die Verschiebung des Ab schlusses der russischen Anleihe wird dem Temps zufolge von den beteiligten Pariser Bankinstituten be stätigt. Eine hierüber von dem Blatte veröffentlichte Mitteilung lautet: Angesichts der Ungewißheit in welcher man sich bezüglich der militärischen Ereignisse in der Mandschurei sowie der Absicht der russischen Regierung inbetreff der Fortsetzung deS Krieges befindet, mar es sehr natürlich, daß die Pariser Banken und Kredit institute es ablehnten, einen Vertrag betreffend die neue Anleihe zu unterzeichnen. Dieser ist demgemäß auf geschoben, bis die Lage in Rußland sich geklärt und der französischen Finanzwelt und dem Publikum eine gewisse Beruhigung gewährt sein wird. Rußland. Die Bauernbewegung nimmt immer größere Ausdehnung an. Die Priester erklären bereits öffentlich, daß das Verständnis der Bauern sich in den letzten Jahren ungeheuer entwickelt habe; sie begönnen darüber nachzudenken, daß sie in jeder Hinsicht die Bedrückten seien, und daß die Re gierung stets auf feiten der Gutsbesitzer stände. Obgleich noch keine blutigen Exzesse unter der Landbevölkerung vorgekommen sind, so ist doch der materielle Schaden durch Plünderungen von Gütern, Brennereien und